Warum waren (sind) Bäckereien so häufig neben dem Friedhof?

Die besten Brötchen bei uns im Dorf gab es immer beim Bäcker direkt neben dem Friedhof.
Einen Ort weiter gibt es einen alten Bäcker; direkt gegenüber vom Friedhof.
Im nächsten Ort lautet die Adresse des Dorf-Bäckers ‚Am alten Friedhof‘…

Nun war ich neulich in der Stadt unterwegs. Ich stand an einer Ampel,
direkt neben einem Friedhof und sah mich um. Dort gab es zwar weit und breit
keinen Bäcker, dafür aber an einem alten Haus direkt gegenüber ein uraltes Schild
mit Bäcker-Brezel-Symbol.

Im nächsten Ort gab es in Nähe des Friedhofes zwar auch keinen Bäcker,
dort erzählte man mir aber ebenfalls, dass es dort damals sehr wohl einen
gegeben hätte und das Brot dort das Beste weit und breit gewesen sei.

Weiss von euch jemand, wieso scheinbar die meisten (und besten) Bäcker
immer direkt am Friedhof gelegen waren?

Hallo
Das ist doch ganz einfach . Da die Leute früher oft auf den Friedhof gingen kamen sie immer an der Bäckerei vorbei und haben gleich ihre Einkäufe getätigt . Die hatten dadurch immer ein gutes Geschäft . Heute gehen nicht mehr so viele Leute auf den Friedhof und deshalb ist es egal wo die Bäckerei ist ,deshalb verdient er nur noch gut wenn er gute Artikel verkauft .
viele Grüße  noro

Hallo!

Du vermutest einen Zusammenhang ?

ich glaube, es gibt keinen. Es ist schlicht Zufall.
Man könnte anfügen, Bäcker waren mitten im Ort, nicht am Rand oder außerhalb. Und mitten im Ort war auch die Kirche und örtlich oft auch der Friedhof. Sicher nicht in Städten(Platzmangel !)
Der Bäcker war also dort wo auch die Menschen lebten. Übrigens waren dort auch Wirtshäuser.

Und was den Geschmack und die Qualität der Backwaren früher angeht, so ist das einfach aus der Erinnerung her begründet. Früher war alles besser.
Man verband positive Erlebnisse mit dem frischen Brot und Brötchen, wie toll es schmeckte.
Und vergleicht es mit heutigen.
Objektiv stimmt das aber nicht generell. Wir empfinden es nur so. Unsere Erinnerung trügt.

Es ist so wie mit Urlaubserlebnissen „Die Pizza, die wir da gegessen haben, war einmalig, habe ich nie mehr woanders gegessen“.
Hätte man der Vergleich, dann wäre sie vergleichbar bis durchschnittlich.

Es sind psychologische Gründe, die es uns so empfinden lassen. Weil der Urlaub sehr schön war, man viel schönes erlebt hatte, das Ambiente dort stimmte, die Gerüche, das Meer ,die Luft ,die Abendstimmung …

Alles das wird man dann zuhause in der Pizzeria nicht so vorfinden oder empfinden. Dann schmeckts auch gefühlt nicht so wie dort im Urlaub.

MfG
duck313

Hi und vielen Dank für die rasche Antwort! :smile:
Ja, irgendwie schon. Zumindest finde ich es merkwürdiger Weise
besonders auffällig und jedes Mal, wenn ich ältere Leute aus der Umgebung
dazu befrage, machen sie Witze über besonders gutes Grundwasser. -.-

Das mit der „Dorfmitte“ bestehend aus Wirtshaus, Kirche, Friedhof,
Bäcker als zentraler Punkt des gesellschaftlichen Lebens, dachte ich
mir auch, jedoch fragte ich mich, ob nicht vielleicht doch noch
etwas mehr dahinter steckte.
In „meinem“ Ort war es so, dass sich der Friedhof ab 1867,
wie ursprünglich üblich, als „Kirchhof“ natürlich um die Kirche herum befand.
Gegenüber gab es ein Wirtshaus, und fußläufig erreichbar einen Bäcker,
ab 1892 einen zusätzlichen Lebensmittelhändler: der Ortskern.
Irgendwann um 1937 wurde der Begräbnisplatz jedoch unabhängig vom
Standort der Kirche vom Mittelpunkt des Ortes nach ausserhalb verlagert.
Dort am Ortsrand ist er auch heute noch und daneben gibt es nichts,
mal abgesehen vom Bäcker.

Vielleicht ist es tatsächlich auch nur mein persönliches Empfinden,
aber es scheint, als müsste ich nur nach einem Friedhof Ausschau halten,
jedes Mal, wenn ich nach einem Bäcker suche.

Aber jetzt, wo du’s sagst: stimmt… Besonders hier in der dörflichen Gegend
könnte man auch heute noch von jeder alten Kirche gleich direkt ins Wirtshaus fallen… :smiley:

Mahlzeit,

Weiss von euch jemand, wieso scheinbar die meisten (und
besten) Bäcker
immer direkt am Friedhof gelegen waren?

nun habe ich die mir bekannten Bäckereien, hier im Dorf, in den Nachbardörfern, meiner Heimatstadt und unserer Nachbarstadt durchs Gedächtnis gehen lassen, allein, es ist mir keine ein- und aufgefallen, die neben einem Friedhof liegt.

Also nichts mit ‚die meisten‘.

Oder wie definierst Du Nähe?
Hier im Dorf ist die dem Friedhof am nächsten gelegene rund einen halben km entfernt.

Gandalf

Hallo 1985,

Weiss von euch jemand, wieso scheinbar die meisten (und
besten) Bäcker
immer direkt am Friedhof gelegen waren?

ob das wirklich so ist oder nur dein persönlicher Eindruck, müßte durch eine großangelegte Studie geklärt werden :smile:

Ein Grund warum für Bäcker die Nähe zum Friedhof vorteilhaft sein könnte ist der Brauch, nach einer Beerdigung zu einer Zusammenkunft mit Kaffee und Kuchen zu bitten. Was läge näher, als den nächstgelegenen Bäcker damit zu beauftragen. Noch günstiger, wenn auch das Wirtshaus gleich nebenan ist. Falls man das Kaffeetrinken zu hause abhielt, konnte man den Kuchen gleich auf dem Weg vom Friedhof mitnehmen.

Ich kenne Butterkuchen und Streußelkuchen deshalb auch als „Beerdigungskuchen“.

Gruß
MissSophie

Sind oder waren sie das denn?
Servus,

jetzt hab ich grad mal meine letzten 14 Wohnadressen durchgezählt - das sind diejenigen, von denen ich sicher sagen kann, wie die Umgebung der Friedhöfe beschaffen ist oder war - für keine trifft zu, dass in der Nähe von Friedhöfen Bäckereien oder besonders gute Bäckereien gewesen wären. Für die jetzige lässt sich allerdings sagen, dass in dem Stadtteil, in dem der Hauptfriedhof liegt, außer dem großen Friedhof, einer großen Brauerei und einem Zeitungsverlag eigentlich nichts ist.

Mit Bezug zur Brauerei lässt sich also immerhin (frühere) Verarbeitung von Getreide in der Nachbarschaft des Friedhofs verorten. Böse Leute behaupten allerdings, dass es der Brauerei bei ihrem Umzug an den Friedhof vor ungefähr hundert Jahren um ein aromatischeres Brauwasser gegangen sei.

Awwer jetzt hab ich einen, dazu noch einen recht guten: - Der Ehrat in Elmstein sitzt ungefähr 300 Meter vom Friedhof entfernt. Dort hat das aber einen eher banalen Grund: Nur ganz wenig in Elmstein ist mehr als 300 Meter vom Friedhof entfernt, so dass das keine besondere Eigenschaft für einen Bäcker ist.

Schöne Grüße

MM

Hallo,

in diese Richtung geht auch meine Idee zum Thema. Es geht hier weniger um die Bäckerei als vielmehr um das damit oft in Zusammenhang stehende Café. Für das kann die Friedhofsnähe tatsächlich ein interessanter wirtschaftlicher Faktor sein, der schon alleine dessen Betrieb lohnenswert machen kann. Gestorben wird immer, die Beerdigungen laufen jeden Tag (oft sogar mehrere), und damit kann man den ein oder anderen Gesellschaftsraum wunderbar ggf. sogar mit mehreren Sitzungen am Tag bespielen.

Und der Gang zum Friedhof lässt sich so natürlich auch versüßen. Gerade wenn sich die klassischen Witwenzirkel bilden, profitiert ein Café in Friedhofsnähe davon sicherlich nicht ganz unwesentlich.

Gruß vom Wiz

Hallo,
deine Wahrnehmung ist empirisch, wie Du vielleicht schon an den Vorpostern gelesen hast, nicht so ganz ersichtlich.

Allerdings gibt es eine einfache Erklärung *für einen Teil* der Friedhöfe aus dem Landschafts- und Planungsrecht: In dörflichen Strukturen lagen die Friedhöfe (zumindest solange es der Platz zuließ) immer in unmittelbarer Nähe der Kirchen. Und die waren der Mittelpunkt des Gesellschaftlichen Lebens. Es war da ganz normal, dass sich rund um diese das Dorfleben abspielte und sich dort auch die typischen dörflichen Berufe ansiedelten.

Mit der zunehmenden Urbanisierung reichte der Platz der Friedhöfe zum einen nicht mehr aus und zum anderen waren die „Innenstadtlagen“ rund um die Kirchen einfach viel zu lukrativ, um sie als Friedhöfe zu nutzen. Die Friedhöfe wurden an den Stadtrand verlagert oder diejenigen außerhalb liegenden, wo das nicht zutraf, vergrößert. Letztere waren dann ggf. wieder alte Dorffriedhöfe, deren Zentren durch Eingemeindung an Bedeutung verlor. Die Bäckereien blieben dann - ebenso wie die Kirchen - ggf. noch dort, alles andere eher selten.

Insgesamt wurde diese Entwicklung aber in den großen Ballungsräumen mit der Industrialisierung und der Einführung konfessionsfreier Kommunalfriedhöfe mehr und mehr aufgeweicht.

Gruß vom
Schnabel

Friedhofsanlagen des 14. Jahrhunderts
Hallo Schnabel.

außer dem klassischen Kirchhof (inner- und außerorts) und dem modernen Friedhof am Ortsrand gibt es auch noch den weitergeführten Pestfriedhof, der außerhalb des Ortes (wo Hügel verfügbar sind, „über einen Hügel weg“ wegen der Vorstellung, Pest und andere Krankheiten kämen aus der Luft) liegt.

Wie häufig oder selten diese Anlagen nach dem ersten Pestzug weitergeführt wurden, weiß ich nicht.

Schöne Grüße

MM