Wahre Liebe - Gibt es die in der Realität?

Hi,

der Begriff „Wahre Liebe“ hört sich ja schon irgendwie dämlich an. Meine ich mal.

Das „Glück“ - oder Unglück - der wahren Liebe hat mich nie (leider/den Gottern sei Dank?) getroffen. Vieleicht habe ich da aber auch etwas wesentliches versäumt?

Meine Partnerinnen haben es mit mir leider nur maximal drei Jahre ausgehalten. Die Frauen waren irgendwie zu gut für mich, bzw. ich zu schlecht. Irgendwann haben die das dann auch gemerkt die Frauen. ;o-(( 

Ach ja, theoretisch bin ich auch seit fast dreißig Jahren - glücklich ;o-)) - verheiratet. Meine Frau lebt in den USA, ich in Deutschland. Wir sehen uns nach Bedarf oder maximal (E-Mail dauernd) alle zwei Monate bis drei Jahre bei Beerdigungen von Angehörigen oder mal zwischendurch wenn unsere Töchter zum dritten oder x-mal mal heiraten bzw. wenn es neue EnkelIn gibt. Witzigerweise sind meine Frau und ich ziemlich gute Kumpel, waren wir auch immer.

Aber es gibt sie wohl die wahre Liebe in nahen Beziehungen:

Johnny Cash & June Carter (35 Jahre), Charles Chaplin & Oona O’Neill (34 Jahre), Hape Kerkeling & Angelo Colagrossi (28 Jahre).

Fast alle waren aber irgendwie „späte“ Lieben, bis auf Hape Kerkeling. Mehr Beispiele fallen mir momentan nicht ein. 

Aus meinem Bekanntenkreis kenne ich auch keine langen „zufriedenstellenden“ Verbindungen. Meine Eltern waren über dreißig Jahre verheiratet, leider sehr unglücklich.

Kennt ihr Beispiele wo es jemand mit seinem PartnerIn lange - glücklich - ohne gesellschaftlichen Zwang und Drogen ausgehalten hat? Und warum?

lg Schoorsch

Tut mir leid wenn der Text vom Format so komisch aussieht. Die „neuen“ Macher von www haben in Punkto Copy & Paste (Formatierung) wohl noch immer nichts begriffen.

Hallo Schoorsch,

Johnny Cash & June Carter (35 Jahre),

Ich antworte nur deshalb, weil es gerade passt. Gestern hatten mein Mann und ich den 35. Hochzeitstag. Als wir heirateten war er 28, ich 20 (also nix: spät gefunden). Ob es sich um wahre Liebe handelt, käme auf die Definition an. Wir haben uns jedenfalls noch immer gern, machen sehr viel zusammen, und vertragen uns auch ganz gut. Er ist, auch wenn das nach Klischee klingt, definitiv mein allerbester Freund (und natürlich noch viel mehr).

Manchmal denke ich, dass sich unsere lange Zeit zusammen auch dadurch erklären lässt, dass wir das nie sehr hoch gehängt haben: unsere Entscheidung für die Ehe war zu dem damaligen Zeitpunkt eher rational begründet, wir haben nie von dem anderen als unserem „soul mate“ gsprochen, uns nie als die einzig möglichen Partner gesehen (in der Theorie), das nicht überhöht, immer die Möglichkeit des Scheiterns akzeptiert, aber aktiv dagegen gearbeitet.

Siboniwe

Wahre Liebe ist Realität!
Moin!

der Begriff „Wahre Liebe“ hört sich ja schon irgendwie dämlich
an. Meine ich mal.

Warum eigentlich?
Ich finde, dass „Ware Liebe“ komisch klingt. Was soll aber an wahrer Liebe dämlich sein?

Das „Glück“ - oder Unglück - der wahren Liebe hat mich nie
(leider/den Gottern sei Dank?) getroffen. Vieleicht habe ich
da aber auch etwas wesentliches versäumt?

Ja, vermutlich erstmal selbst zu lieben.

Die Liebe „trifft“ einen nicht, wenn man ihr keinen Boden bereitet.

Wer sich selbst nicht liebt, der kann auch andere nicht lieben.
Wie soll jemand, der Liebe anzweifelt, echte Liebe empfinden können?

Ist Liebe nicht etwas, was man auch gibt und nicht nur empfängt?

Meine Partnerinnen haben es mit mir leider nur maximal drei
Jahre ausgehalten. Die Frauen waren irgendwie zu gut für mich,
bzw. ich zu schlecht. Irgendwann haben die das dann auch
gemerkt die Frauen. ;o-(( 

Ich hab ja schon vermutet, dass du dich selbst nicht für liebenswert genug hältst, wie sollen andere es dann tun?

Das hat auch viel von einer selffulfilling prophecy, was du über deine Beziehungen schreibst.

Ach ja, theoretisch bin ich auch seit fast dreißig Jahren -
glücklich ;o-)) - verheiratet. Meine Frau lebt in den USA, ich
in Deutschland. Wir sehen uns nach Bedarf oder maximal (E-Mail
dauernd) alle zwei Monate bis drei Jahre bei Beerdigungen von
Angehörigen oder mal zwischendurch wenn unsere Töchter zum
dritten oder x-mal mal heiraten bzw. wenn es neue EnkelIn
gibt. Witzigerweise sind meine Frau und ich ziemlich gute
Kumpel, waren wir auch immer.

Du merkst selbst, dass du auch hier nicht von Gefühlen oder gar Liebe sprichst?
Mein Freund lebt in Südafrika, ich weiß also, was ne Fernbeziehung ist.
Ich in ihm trotzdem nah

Aber es gibt sie wohl die wahre Liebe in nahen Beziehungen:

Johnny Cash & June Carter (35 Jahre), Charles Chaplin
& Oona O’Neill (34 Jahre), Hape Kerkeling & Angelo
Colagrossi (28 Jahre).

Fast alle waren aber irgendwie „späte“ Lieben, bis auf Hape
Kerkeling. Mehr Beispiele fallen mir momentan nicht ein. 

Und das soll heißen was?

Aus meinem Bekanntenkreis kenne ich auch keine langen
„zufriedenstellenden“ Verbindungen. Meine Eltern waren über
dreißig Jahre verheiratet, leider sehr unglücklich.

Also war das schon ein abschreckendes Ehebeispiel für dich. Wie hättest du also lernen sollen, wie man miteinander umgeht, damit die Liebe auch lange hält?
Vielleicht hast du dir deshalb eine Ehefrau in den USA gesucht, weit genug weg…

Um eine Liebe am Leben zu halten, muss man sich um sie kümmern.
Sie kommt vielleicht aus heiterem Himmel, aber sie geht nicht einfach so, es ist kein „Schicksal“, das man erfährt oder nicht.

So wie man eine Freundschaft pflegt, so muss man auch die Liebe pflegen. Nur weil der andere bereit war, mich zu heiraten heißt das nicht, dass ich mir seiner sicher sein kann und mich benehmen kann wie die Axt im Walde.

Das enge Zusammensein führt bspw. oft dazu, dass man Stress und Gereiztheit am Partner auslässt.
Wenn einen der Alltag und die Sorgen auffressen, vergisst man schonmal, dass man die Beziehung nicht darunter leiden lassen soll.
Wenn man Kinder hat, sollte man sich nicht mehr nur als Eltern begegnen, sondern auch immer wieder mal etwas zu zweit, als Paar machen. usw.

Kennt ihr Beispiele wo es jemand mit seinem PartnerIn lange -
glücklich - ohne gesellschaftlichen Zwang und Drogen
ausgehalten hat? Und warum?

Ja, kenne ich.

Weil sie sich tatsächlich geliebt haben.
Weil sie den Respekt voreinander nicht verloren haben.
Weil sie sich immer wieder umeinander bemüht haben.

Ich kenne auch eine Beziehung, die nach 13 Jahren Ehe doch auseinander ging - allerdings trotz allem in freundschaftlicher Liebe. Die Lebenswege gingen einfach auseinander, aber die Liebe zum anderen ist halt immer noch da. Am Tag der Scheidung haben sie sich beieinander bedankt für die schönen Ehejahre.
Warum geht sowas? Weil sie sich selbst lieben, weil sie den anderen lieben und ihn nicht für enttäuschte Erwartungen verantwortlich machen.

Wie auch immer: Guck bei dir, wieviel Liebe du überhaupt empfinden kannst, für dich und für andere.

Gruß, Fo

N’abend!

der Begriff „Wahre Liebe“ hört sich ja schon irgendwie dämlich
an. Meine ich mal.

Stimmt … als ob es eine „unwahre Liebe“ gäbe.
Oder als ob die Liebe der Wahrheit bedürfte …

Ach ja, theoretisch bin ich auch seit fast dreißig Jahren -
glücklich ;o-)) - verheiratet. Meine Frau lebt in den USA, ich
in Deutschland. Wir sehen uns nach Bedarf oder maximal (E-Mail
dauernd) alle zwei Monate bis drei Jahre bei Beerdigungen von
Angehörigen oder mal zwischendurch wenn unsere Töchter zum
dritten oder x-mal mal heiraten bzw. wenn es neue EnkelIn
gibt. Witzigerweise sind meine Frau und ich ziemlich gute
Kumpel, waren wir auch immer.

Na, nenn doch das eine Form der „wahren Liebe“ und gut ists.
Ihr habt offenbar genauso eine für euch beide passende Form der Nähe zueinander gefunden wie die vielen Nähebedürftigeren, die das Leben nur als Doppelpack ertragen können.
Es gibt überhaupt keinen Grund, weshalb das bei denen eine „wahrere Liebe“ wäre als bei euch beiden.

Aus meinem Bekanntenkreis kenne ich auch keine langen
„zufriedenstellenden“ Verbindungen.

Doch, ich schon.
Aber auch die Länge einer Paarbeziehung ist aus meiner Sicht kein gutes Kriterium, um die Liebe zur „wahren Liebe“ zu machen.
Schließlich gibts ja auch genug Beispiele, in denen zwei Menschen es gar nicht erst schaffen, eine stabile Paarbeziehung einzugehen, denen man aber dennoch ein Gefühl der Liebe zueinander unterstellen darf.

Kennt ihr Beispiele wo es jemand mit seinem PartnerIn lange -
glücklich - ohne gesellschaftlichen Zwang und Drogen
ausgehalten hat? Und warum?

Ein Beispiel von einem Kollegen aus der Paartherapie:
Er und Sie, über 15 Jahre zusammen ohne je genitalen Geschlechtsverkehr gehabt zu haben, weil Sie den Geschlechtsverkehr seit ihrer Vergewaltigung mit 16 Jahren nicht ausführen kann. Er hielt trotzdem all die Jahre fest zu ihr, ist niemals fremd gegangen, trägt sie auf Händen, dachte nie daran, sie deshalb zu verlassen usw.
„Wahre Liebe“, oder?

Psycho- und paardynamisch hat sich dann gezeigt, dass die beiden durch den Vaginismus der Frau ihre jeweiligen Ängste gut abwehren konnten:
Sie die Erinnerung an die Vergewaltigung (und zudem tiefsitzende irrationale Schuldgefühle, weil sie eigentlich ein Junge hätte werden sollen), und Er seine tiefsitzenden Versagensängste, die er von Anfang an im sexuellen Bereich hatte.

Wo kein genitaler Sex, da keine Angst und kein Zwang, sich der Angst zu stellen, was ja gar nicht so leicht ist.
Beide konnten damit 15 Jahre lang gut leben.
Und wenn Sie nicht kurz vor Torschluss nicht doch noch hätte schwanger werden wollen, dann würden die beiden heute noch damit gut leben.
Gelungenes „psychosexuelles Arrangement“ oder „wahre Liebe“?
Einerlei!

Cheerio

Hallo,

ich vermute, es gibt sowas. Aber dann müssen beide Partner die Typen dafür sein und das passende Gegenstück finden.

Man kann auch gut ohne zufrieden sein, ab etwas höherem Alter zumindest.
Gute Freunde und Familie, dazu ein pelziges Haustier und sinnige Arbeit und mir gehts prima. War nie so ausgeglichen, wie unter diesen Bedingungen.

Aber da gehen die Meinungen sicher sehr auseinander, die Leut sind halt verschieden.

Gruß, Paran

Hallo Schoorsch,

wie kommst du darauf, dass „wahre Liebe“ gleichbedeutend mit „langer Beziehung“ ist?

Natürlich kann das theoretisch zusammentreffen, aber ich vermute sehr stark, dass es sehr viel häufiger vorkommt, dass man eine Beziehung aus Gewohnheit, Angst vor dem Alleinesein, sozialem Druck oder was auch immer aufrecht erhält als aus großer, wahrer Liebe.

Und dass die wahre Liebe nie oder nur kurzzeitig Erfüllung findet, hat auch nicht ohne Grund für viele Regalmeter an mehr oder weniger großer Literatur gesorgt.

Beste Grüße

=^…^=

PS: In meinem Leben gibt es die wahre Liebe. Nächstes Jahr werde ich ihn nach einem Vierteljahrhundert das erste Mal wiedersehen. ;o)

Hallo,
was ist schon wahre Liebe? Jedenfalls nicht unbedingt von der Länge der Zeitspanne abhängig, die man miteinander verbringt.
Langjährige Beziehungen mit Liebe - klar gibt es die…
Vielleicht seltener als früher, weil die Selbstverwirklichung in unserer heutigen Zeit mehr im Mittelpunkt steht und Krisen leichter durch Trennung beendet werden können.
Aber ich kenne durchaus mehrere Paare (inkl. mich selbst mit meinem Mann), die mehr als 20 Jahre zusammen sind und immer noch glücklich (was zwischenzeitliche Krisen nicht ausschließt, aber man hat sie gemeistert und ist in der Beziehung geblieben).

LG Beatrix

Hallo KamikazeKatze,

wie kommst du darauf, dass „wahre Liebe“ gleichbedeutend mit
„langer Beziehung“ ist?

Das ist (natürlich) ein Trugschluss.

Natürlich kann das theoretisch zusammentreffen, aber ich
vermute sehr stark, dass es sehr viel häufiger vorkommt, dass
man eine Beziehung aus Gewohnheit, Angst vor dem Alleinesein,
sozialem Druck oder was auch immer aufrecht erhält als aus
großer, wahrer Liebe.

Aber warum müssen deshalb Beziehungen, in denen es geklappt hat, die Liebe über die Jahre zu erhalten, deshalb verunglimpft und ins Reich der Theorie verwiesen werden?

Siboniwe

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Moin auch,

Kennt ihr Beispiele wo es jemand mit seinem PartnerIn lange - glücklich - ohne gesellschaftlichen Zwang und Drogen ausgehalten hat?

Meine Großeltern. Nach 61 Jahren Ehe ist sie an Krebs gestorben.

Und warum?

Nach eigenen Angaben haben sie sich in den ganzen Jahren nur ein einziges Mal gestritten. Und das war kein Streit: Sie hat einfach kein Wort mehr mit ihm geredet, bis er einverstanden war. Das hat 5 Tage angedauert und war, Zitat Opa: „Die schlimmste Zeit in meinem Leben“.

Ralph

Ohai,

Natürlich kann das theoretisch zusammentreffen, aber ich
vermute sehr stark, dass es sehr viel häufiger vorkommt, dass
man eine Beziehung aus Gewohnheit, Angst vor dem Alleinesein,
sozialem Druck oder was auch immer aufrecht erhält als aus
großer, wahrer Liebe.

Aber warum müssen deshalb Beziehungen, in denen es geklappt
hat, die Liebe über die Jahre zu erhalten, deshalb
verunglimpft und ins Reich der Theorie verwiesen werden?

wo habe ich das getan? „Häufiger“ ist doch nicht gleichbedeutend mit „ausschließlich“.

Allerdings kenne ich persönlich keine einzige langjährige Beziehung näher, bei der es etwas anderes als Gewohnheit, Angst von dem Alleinesein und/oder sozialer Druck ist - teilweise konnte ich live und in Farbe miterleben, wie die jeweilige Beziehung fast auseinanderbrach und das Zusammenraufen genau aus den genannten Gründen stattfand, obwohl zumindest einer der Partner mir gegenüber klar äußerte, dass die Liebe schon lange weg war - sofern sie jemals wirklich vorhanden war.

Da ich aber grundsätzlich ein optimistischer und fürchterlich romantischer Mensch bin (und hoffentlich ja auch noch ein paar Jahrzehnte vor mir habe), möchte ich nicht ausschließen, dass es die echte, wahre, große Liebe auch in langjährigen Beziehungen geben mag. ;o)

Beste Grüße

=^…^=

PS: Und ob Liebe überhaupt die beste Grundlage für eine langjährige glückliche Beziehung ist, ist noch eine ganz andere Frage… :smiley:

Hai,

Natürlich kann das theoretisch zusammentreffen, aber ich
vermute sehr stark, dass es sehr viel häufiger vorkommt, dass
man eine Beziehung aus Gewohnheit, Angst vor dem Alleinesein,
sozialem Druck oder was auch immer aufrecht erhält als aus
großer, wahrer Liebe.

Aber warum müssen deshalb Beziehungen, in denen es geklappt
hat, die Liebe über die Jahre zu erhalten, deshalb
verunglimpft und ins Reich der Theorie verwiesen werden?

wo habe ich das getan? „Häufiger“ ist doch nicht
gleichbedeutend mit „ausschließlich“.

„können theoretisch zusammentreffen“ ist doch, etwas in das Land der Theorie verweisen, oder nicht? Ich habe das „häufiger“ im Nebensatz durchaus registriert, aber wollte mich auch einmal dagegen wehren, dass ich meine Beziehung davor bewahren muss, dass ihr die innewohnende Liebe abgesprochen wird und sie auf Gewohnheit, Angst vor Veränderungen, etc. reduziert wird.

Da ich aber grundsätzlich ein optimistischer und fürchterlich
romantischer Mensch bin (und hoffentlich ja auch noch ein paar
Jahrzehnte vor mir habe), möchte ich nicht ausschließen, dass
es die echte, wahre, große Liebe auch in langjährigen
Beziehungen geben mag. ;o)

Vielleicht auch nur eine Frage der Definition. Meine persönliche Meinung, was die hohe Trennungsrate angeht, ist, das Verwechseln von Liebe und Verliebtsein, dieser ganze Absolutheitsanspruch. Auch weiß ich nicht, ob meine Beziehung von außen von solchen Absolutheitsfanatikern als Gewohnheitsverbindung angesehen wird. Wie in meinem ersten Beitrag erwähnt: ich halte nichts von deart hochgehängten Idealismen.

PS: Und ob Liebe überhaupt die beste Grundlage für eine
langjährige glückliche Beziehung ist, ist noch eine ganz
andere Frage… :smiley:

Auch hier: wahrscheinlich zu allererst eine Frage der Definition.

Siboniwe

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Moin,

Aber es gibt sie wohl die wahre Liebe in nahen Beziehungen:

ein Beispiel hatte ich in meinem Verwandtenkreis.
Sie waren rund 60 Jahre ein Paar, stritten und liebten sich und was wohl noch wichtiger war, sie achteten einander, gingen respektvoll miteinander um und sorgten dafür, daß die Beziehung nicht langweilig wurde, bis zu seinem Tod. Sie neckten sich, ohne zu beleidigen, waren auch im hohen Alter zärtlich miteinander, respektierten die Macken der/des anderen und ließen sich ihre Freiheiten.

Irgendwie scheint das eine mögliche Formel für eine gute Beziehung zu sein.

Gandalf

Hallo,

ich muss auch sagen, dass deine Beschreibung nach „bewusst missverständlich“ riecht, und schon etwas unterstellend daher kommt. Und wenn Du solche Beziehungen nicht kennst, dann mag das zwar sein, sollte aber keinesfalls einen entsprechenden Absolutheitsanspruch dahingehend begründen, dass es dies nicht geben würde/eine lange Beziehungsdauer zwar durch alles mögliche bedingt sein könnte, nur ausgerechnet nicht durch Liebe.

Ich hingegen kenne im Umfeld durchaus diverse sehr langfristige Beziehungen, die auch im hohen Alter und insbesondere in schweren Zeiten von Pflege, Siechtum, Tod (und darüber hinaus) sehr deutlich zeigen, wir groß die Liebe zwischen den Beteiligten ist.

Dabei würde ich allerdings auch deutlich zwischen teenager-mäßiger Verliebtheit und einer „gereiften“ Liebe unterscheiden, in der die Zahl der wöchentlichen Kopulationen nicht mehr das entscheidende Maß der Dinge ist, in der man sich durchaus auch mal häufiger und deutlicher in die Flicken bekommen kann, aber die eben so tiefgründig in den Partnern verwurzelt ist, dass eher die Hölle zufrieren würde, als dass so eine Beziehung beendet würde.

Die „wunderbare“ neue Welt, in der zum Glück immer weniger Partnerschaften Zweckgemeinschaften und Absicherungsgeschäfte sind, hat als Kehrseite leider eine schwindende Beziehungsfähigkeit mitgebracht, die heute dazu führt, dass immer weniger Menschen einen Wert in einer ganz konkreten Beziehung und einem bestimmten Partner an sich sehen, und damit die Austauschbarkeit von Partnern zunehmend um sich greift. Dies allerdings per se als positiv zu betrachten, und sogar spöttisch auf Menschen herab zu sehen, die es auch heute noch schaffen langfristige Partnerschaften zu leben, hat für mich eher den Geschmack der Trauben, die für manchen eben zu hoch hängen.

Es mag übrigens durchaus sein, dass Partnerschaften von Dritten durchaus kritischer betrachtet werden, als es die Partner selbst tun, weil bestimmte negative Auffälligkeiten natürlich deutlich schneller und stärker gegenüber Dritten hervortreten, als das ganz stille, tiefe Einvernehmen der Partner, für die all diese nach außen tretenden Dinge eigentlich nur Peanuts sind.

Zwei mir näher bekannte Paare haben es auf über 40 Jahre Ehe gebracht, die durch Pflege von Angehörigen, chronischen Krankheiten, beruflichen Stress, anstrengende Kinder, Umzüge über große Entfernungen, starke Charaktere, … oft genug Anlass für ein Ende der Beziehung geboten hätten. Die eine Ehe endete dann mit wochenlangen 24h-Schichten der Ehefrau am Bett ihres komatösen Ehemanns. Die andere nach jahrelangem Kampf gegen den Krebs des Ehemanns. Beide starben im Beisein ihrer Ehefrauen, die nie viel von den ständigen Friedhofsgängern hielten, bis sie dann selbst betroffen waren. Beide Witwen stehen heute, Jahre später, voll im Leben, haben Spaß mit Kindern, Enkeln und Freunden, sind alles andere als verhärmte, alte Frauen, und gehen trotzdem noch fast jeden Tag zum Friedhof, und kommen da oft genug noch mit Tränen zurück.

Gruß vom Wiz, der langsam auf 15 Jahre Ehe zusteuert

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Hallo nochmal,

ich spreche doch nur von meinen persönlichen Erfahrungen und nicht über deine, mir völlig unbekannte Beziehung. Auch habe ich weder die Möglichkeit des Vorhandenseins von Liebe in einer langjährigen Beziehung negiert (auch nicht in meinem ersten Post) noch habe ich Anspruch auf den Besitz der alleinigen Wahrheit erhoben, sondern habe im Gegenteil meine Aussage expressis verbis als bloße Vermutung bezeichnet.

Spannend finde ich allerdings, dass du dich auf eine allgemein gehaltene, sich noch nicht einmal auf alle Langzeitpaare beziehende Vermutung hin so persönlich angesprochen fühlst, dass du meinst, dich und deine Beziehung verteidigen zu müssen. Da drängen sich mir schon wieder Vermutungen auf - aber die breite ich mal lieber nicht aus. :oP

Beste Grüße

=^…^=

Hallo Wiz,

das bewusste Missverständnis scheint hier eher auf Seiten des Lesers als auf der des Verfassers zu liegen, denn ich habe keineswegs langjährige Lieben ausgeschlossen und meine Äußerung deutlich als persönliche Vermutung gekennzeichnet.

Und ich bin ja jetzt nicht mehr ganz taufrisch und alles andere als modernheitsbessesen, und da ich aus einer über mehrere Generationen sehr großen Familie in dörflicher Umgebung stamme, habe ich auch etliche Ehen erlebt, die erst vom Tod geschieden wurden, inkl. langjähriger Pflege, Siechtum und Grabgang. Und ganz ehrlich: Da gab es alles Mögliche zu sehen, aber Liebe war da eher der Ausnahmefall. Teilweise haben sich die Eheleute sogar das Leben zur Hölle gemacht bzw. sich gegenseitig nur noch Antipathie entgegengebracht - aber selbstverfreilich hat frau den erkrankten Partner zu Hause gepflegt. Was die Leute sonst gedacht hätten… Ebenso mit der Grabpflege - das ist eine Pflichtübung, die mit echtem Schmerz und Trauer wenig bis gar nichts zu tun hat. Gerade diese „alten“ Ehen aus Zeiten, in denen es unüblich bis unmöglich war, sich zu trennen, waren teilweise nachgerade gruselig.

Ich denke auch nicht, dass ich es überkritisch sehe, wenn mir jemand über Monate und Jahre hinweg sein Leid klagt, mir gegenüber dabei selbst sagt, dass da keine Liebe mehr ist (bzw. niemals wirklich welche war, sondern vielmehr Torschlusspanik), und schließlich den Entschluss, in der Ehe zu verbleiben, mit abzuzahlendem Haus, den Kindern und der Aussicht, keinen anderen Partner mehr zu finden, begründet.

Genauso wenig, wie man Verliebtheit und Liebe verwechseln sollte, sollte man Dauer mit Qualität gleichsetzen.

Grüße

=^…^=

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Spannend finde ich allerdings, dass du dich auf eine allgemein
gehaltene, sich noch nicht einmal auf alle Langzeitpaare
beziehende Vermutung hin so persönlich angesprochen fühlst,
dass du meinst, dich und deine Beziehung verteidigen zu
müssen.

Das ging ja nicht direkt auf dich. Sondern auf immer wieder geäußerte Behauptungen, du warst da nur exemplarisch.

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Hallo Gandalf,
so erlebe ich auch meine Eltern!
Beide haben ihre Partner früh verloren, haben aber inzwischen längst die Silberhochzeit hinter sich.
Die haben sich im Laufe der Zeit total aufeinander eingespielt.
Für mich wünschen sie das auch, aber generationstechnisch und anhand der persönlichen Geschichte ist das nicht so einfach übertragbar.
Allerdings habe ich noch Kontakt zu meiner ersten großen Liebe (Ich war Teenie…) Das ist auch schön!
LG

so erlebe ich auch meine Eltern!

Hallole,

ich glaube, die perfekte Liebe kommt nur bei den Anderen vor. Vielleicht weil es nur ein Traum ist, der in der heutigen Zeit durch kitschige Filme genährt wird.

Scheene Kriesse

vV

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Liebe ist Prozess und nicht Zustand
Hallo Schoorsch

„Wahre Liebe“ - Was ist wahr? Für jeden Menschen ist wahr, was ihm seine Wahrnehmung vormacht. Und über Wahrnehmung, ihre Grenzen, ihre Fehlleistungen könnte eine grössere Abhandlung geschrieben werden.

Liebe verändert, entwickelt sich - Menschen und Umgebung verändert sich ständig.

Ich bin gut 44 Jahre verheiratet. Die Liebe ist heute anders als vor 44 Jahren - zurück möchte weder meine Frau noch ich.

Was ist Liebe? Kürzlich habe ich über Liebe gelesen:
Liebe ist langmütig und freundlich, die Liebe eifert nicht, die Liebe treibt nicht Mutwillen, sie bläht sich nicht auf, sie verhält sich nicht ungehörig, sie sucht nicht das Ihre, sie lässt sich nicht erbittern, sie rechnet das Böse nicht zu,
sie freut sich nicht über die Ungerechtigkeit, sie freut sich aber an der Wahrheit;
sie erträgt alles, sie glaubt alles, sie hofft alles, sie duldet alles. 8 Die Liebe hört niemals auf.

Danke für Deine Frage, welche zum Nachdenken anregt.

Urs Peter

Hi Siboniwe,

da bist Du (und dein Gefährte) wohl eine zu beneindende Ausnahme im „Krieg“ der Geschlechter. Glückwunsch.

lg Schoorsch