Expressionismus - Kurgeschichten - Literatur

Guten Tag,

ich suche kurze Texte aus der Federn der expressionistischen Autoren, die sehr kurz sind, die die Haltung des Expressionismus widerspiegeln und die für Nicht-Muttersprachler keine große Herasuforderung darstellen. Auch einfache Gedichte würden mich interessieren. Ob du etwas in diese Richtung empfehlen würdest.

Vielen Dank

Moin,

Auch einfache Gedichte würden mich interessieren.

da gibt es doch einen Klassiker:

Gottfried Benn

Kleine Aster
(aus: Morgue, Gedichte, 1912).

Ein ersoffener Bierfahrer wurde auf den Tisch gestemmt.
Irgendeiner hatte ihm eine dunkelhellila Aster
zwischen die Zähne geklemmt.
Als ich von der Brust aus
unter der Haut
mit einem langen Messer
Zunge und Gaumen herausschnitt,
muß ich sie angestoßen haben, denn sie glitt
in das nebenliegende Gehirn.
Ich packte sie ihm in die Brusthöhle
zwischen die Holzwolle,
als man zunähte.
Trinke dich satt in deiner Vase!
Ruhe sanft,
kleine Aster!

Oder Gedichte von Georg Trakl oder Else Lasker-Schüler

Gandalf

Hi, Nadja,

zwei Gedichte:

Georg Trakl

Verfall (1913)

Am Abend, wenn die Glocken Frieden läuten,
Folg ich der Vögel wundervollen Flügen,
Die lang geschart, gleich frommen Pilgerzügen,
Entschwinden in den herbstlich klaren Weiten.

Hinwandelnd durch den dämmervollen Garten
Träum ich nach ihren helleren Geschicken
Und fühl der Stunden Weiser kaum mehr rücken.
So folg ich über Wolken ihren Fahrten.

Da macht ein Hauch mich von Verfall erzittern.
Die Amsel klagt in den entlaubten Zweigen.
Es schwankt der rote Wein an rostigen Gittern,

Indes wie blasser Kinder Todesreigen
Um dunkle Brunnenränder, die verwittern,
Im Wind sich fröstelnd blaue Astern neigen.

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und ein Herbstgedicht von Georg Heym

Und die Hörner des Sommers verstummten…

Und die Hörner des Sommers verstummten im Tode der Fluren,
In das Dunkel flog Wolke auf Wolke dahin.
Aber am Rande schrumpften die Wälder verloren,
Wie Gefolge der Särge in Trauer vermummt.

Laut sang der Sturm im Schrecken der bleichenden Felder,
Er fuhr in die Pappeln und bog einen weißen Turm.
Und wie der Kehricht des Windes lag in der Leere
Drunten ein Dorf, aus grauen Dächern gehäuft.

Aber hinaus bis unten am Grauen des Himmels
Waren aus Korn des Herbstes Zelte gebaut,
Unzählige Städte, doch leer und vergessen.
Und niemand ging in den Gassen herum.

Und es sank der Schatten der Nacht. Nur die Raben noch irrten
Unter den drückenden Wolken im Regen hin,
Einsam im Wind, wie im Dunkel der Schläfen
Schwarze Gedanken in trostloser Stunde fliehn.

An Dichtern (Lyrik) könntest du dich noch umschauen bei:
Gottfried Benn und Else Lasker-Schüler,
was Kurzgeschichten betrifft könntest du bei Döblin und bei Robert Musil fündig werden.

Gruß, Maresa