Pratchett: Geas (engl.) = Geis (deutsch)

Hallo,

wiedermal eine Übersetzungs(neugiers)frage:
In „Sourcery“ von Terry Pratchett (Der Zauberhut) gibt es eine Diskussion zwischen Rincewind und Nijel (dem Helden-Lehrling).  Es geht um eine Schatzsuche/Gralsuche (= quest).  Nijel bringt den Ausdruck „geas“ ins Spiel, was zu folgendem Austausch führt:

„To be a proper hero it says you’ve got to labour under a geas.“
Rincewind’s forehead wrinkled.  „Is it a sort of bird?“
„I think it’s more a sort of obligation, or something,“ said Nijel, but without much certainty.
„Sounds more like a kind of bird to me,“ said Rincewind, „I’m sure I read it in a bestiary once. Large. Couldn’t fly. Big pink legs, it had.“

Das englische Wortspiel geas = (sounds like) geese = Gänse ist im Deutschen nicht möglich.
Eine Möglichkeit wäre vielleicht Geiß = weibliche Ziege.

Hat jemand das Buch und könnte nachsehen, wie das in der deutschen Übersetzung gelöst ist?  Falls jemand eine andersprachige Übersetzung hat, wäre ich über einen Hinweis, wie das Wortspiel aufgelöst wurde, ebenfalls dankbar.

Siboniwe

Hallo,

In „Sourcery“ von Terry Pratchett (Der Zauberhut) gibt es eine
Diskussion zwischen Rincewind und Nijel (dem
Helden-Lehrling).  Es geht um eine Schatzsuche/Gralsuche (=
quest).  Nijel bringt den Ausdruck „geas“ ins Spiel, was zu
folgendem Austausch führt:

kannst Du ein wenig einschränken, wo im Buch sich diese Passage befindet? Ich schaue dann mal nach.

Gruß
C.

Hallo C-Punkt,

du hast recht, das hätte ich gleich dazuschreiben sollen. Es wäre echt nett, wenn du dir die Mühe machen würdest.

In meiner (amerikanischen) Ausgabe findet sich die Stelle auf S. 154 von 260 Seiten. Rincewind hat sich mit Nijel gerade aus der Schlangengrube befreit und sie sind wieder auf Conina gestoßen. Rincewind will die beiden einander vorstellen, aber die zwei sind dabei sich auf den ersten Blick zu verlieben. Nach zwei, drei Seiten Geplänkel kommt dann dieses Auslassung über „geis“. (Zur Einordnung: der Abschnitt danach handelt vom Reisekoffer (? The Luggage?), der sich im Fluss Tsort treiben lässt und die dortige Tierwelt trifft.

Siboniwe

Hallo,

der Abschnitt war gar nicht leicht zu finden. Du wirst gleich lesen, warum:

Als er argwöhnte, daß solche Dinge selbst auf angehende Helden nicht sehr reizvoll wirkten, fügte er hinzu: „Bei einem Abenteuer“.
In Nijels Augen funkelte es.
„Es muß ein Hut gerettet werden?“
„In gewisser Weise.“
„Geht es darum um irgendwelche Bökke?“
„Wie bitte?“
„Es steht im Buch. Cohen schreibt an einer Stelle, man müsse ein Bokk sein, um bei Frauen Erfolg zu haben.“
Rincewind runzelte die Stirn. Er glaubte, diesen Begriff schon einmal gehört zu haben. „Meinst du ein Tier?“
„Es scheint mir eher eine Art Leistungsvesrpflichtung zu sein“, erwiderte Nijel unsicher.
„Für mich klingt das eher wie ein Tier“, murmelte Rincewind. „Wenn ich mich recht entsinne, habe ich in einem Bestiarium darüber gelesen. Ein recht störrisches und aggressives Geschöpf. Neigt dazu, mit dem Kopf durch die Wand zu gehen. Oder so.“

Die Schreibweise von „Bokk“ habe ich natürlich aus dem Buch übernommen.

Gruß
Christian

Hallo Christian,
Und ich will mich ja gar nicht aufregen. Aber wenn ein Wortspiel mit den (beinahe) Homonymen geas / geese gemacht wird, und es im Deutschen dazu das Fremdwort geis gibt (das im Übrigen auch im Englischen kein verbreitetes Wort ist), und sich das (beinahe) Homonym Geiß anbietet, warum bringt man dann einen Bokk (?) ins Spiel?
Noch dazu dann eines was der Geiß ähnlich beschrieben wird und nicht der Gans!

Die Frage ist natürlich rhethorisch, denn du kannst ja mal gar nichts dafür. Danke für deine Mühe. Auch wenn ich jetzt mit Rauch aus den Ohren zu kämpfen habe.

Gruß
Siboniwe

Hallo, Elke,
könnte da vielleicht das Gälische „geas“ = charm / enchantment / spell hineinspielen.
Dann würde „labour under a geas“ mit „an einer Verzauberung leiden“ zu übersetzen sein.
Gruß
Eckard

Hallo Eckard,

ja, das war’s. Allerdings ging es hauptsächlich darum, wie die Wortspielerei Pratchetts geas = geese ins Deutsche übertragen wurde. Das ist, meiner Meinung nach eben nicht gelungen, wenn man die Chance Geis=Geiß nicht ergriffen hat.

Siboniwe

Hallo, Siboniwe,
dann wäre allerdings „geas“ vs „Gans“ sinnvoller gewesen - das hätte den Verdacht auf „Vogel“ besser wiedergegeben. Sei’s drum. Die armen Übersetzer unserer Verlage sind, wie wir ja wissen, termingeplagte und wenig bezahltegeachtete Wesen, so dass gerade für Wortspielereien keine Zeit bleibt tiefer einzudringen. Und dass ein englisch-deutscher Übersetzer auch gälische Wörter erkennt, wäre doch wohl ein wenig viel verlangt.
Lieben Gruß
Eckard

Hallo,

dann wäre allerdings „geas“ vs „Gans“ sinnvoller gewesen - das
hätte den Verdacht auf „Vogel“ besser wiedergegeben.

Kennst du das Buch bzw. die Stelle? Vogel ist wirklich wurscht, es geht nur darum, dass ein Möchtegern-Held immer von seinem „geis“ redet und weil das Wort so ungewöhnlich ist, wird immer nachgefragt: Das ist ein Vogel, oder? So in etwa. Da kann es dann egal, was für ein Tier sein und wie gesagt, geis/Geiss bietet sich an.
Wie du von geas auf Gans kommst, sehe ich nicht ganz.

Sei’s
drum. Die armen Übersetzer unserer Verlage sind, wie wir ja
wissen, termingeplagte und wenig bezahltegeachtete Wesen, so
dass gerade für Wortspielereien keine Zeit bleibt tiefer
einzudringen.

Bei Scheibenweltromanen sehe ich nur den Zeitdruck. Gerade bei solchen Bestsellern mit einem solchen treuen Fankreis (der immer öfter zum englischen Original greift, aber dann eben doch auf die deutsche Übersetzung zurückkommt, weil man für viele Anspielungen doch sehr gut Englisch sprechen können muss) glaube ich, dass die Bezahlung / bzw. auch das Renommee des Übersetzers verhindert, dass schlampig gearbeitet wird.

Und dass ein englisch-deutscher Übersetzer auch
gälische Wörter erkennt, wäre doch wohl ein wenig viel
verlangt.

Bei Pratchett muss ich da wiedersprechen. Da gibt es zuviele Fansites etc. wo so etwas eben Aufmerksamkeit erregt.

Lieben Gruß

Dir auch.
Siboniwe

Eckard