Primär-, Sekundär-...und sonst?

Hallo,

also, meine Bachelorarbeit…jetzt ist sie bald wirklich fertig und es hakt im Moment nur noch am Literaturverzeichnis.

Ich habe über zwei Erzählungen geschrieben.
Die beiden tauchen im Literaturverzeichnis unter der Überschrift „Primärliteratur“ auf. Richtig?

Dann habe ich einen Stapel Texte über die eine oder die andere Erzählung oder über den Autor gelesen. Das fällt unter „Sekundärliteratur“. Richtig?

Dann habe ich aber auch noch

a) Texte von anderen Leuten, die explizit nichts mit meinen Primärtexten zu tun haben und auch keinen literaturwissenschaftlichen Charakter haben. Zum Beispiel Essays von Philosophen, die älter sind als meine Primärliteratur, oder auch Romane von anderen Autoren, die ich zu Vergleichszwecken herangezogen habe

und
b) Texte von meinem Autor, die nicht zu meiner Primärliteratur gehören: Briefe, andere Erzählungen, Autobiographische Kommentare etc.

Worunter sublimiere ich denn sowas? Tertiärliteratur ist der einzige begriff, der mir noch einfällt, und den habe ich ansonsten für Lexika verwendet. Was kann ich sonst drüber schreiben? Oder einfach alles in „Sekundärliteratur“ packen? Das klingt nicht gut…

Danke und Grüße
Sonja

Hallo Sonja,

ich weiß es nicht; aber

sublimiere

die Texte nicht, die werden lieber subsumiert!
Der Eifer des Gefechts?

Grüße,
MrsSippi

Hallo,

es hilft in solchen Fällen, sich an den Prof zu wenden oder andere Arbeiten im Studiengang anzuschauen. Ich kenne die von dir verwendete Methode mit der Unterscheidung nach Primär- und Sekundärliteratur überhaupt nicht, von daher solltest du dich immer danach richten, was dein Prof meint oder was die Uni/FH empfiehlt. Persönlich habe ich immer ein Literaturverzeichnis gemacht, dass nach Buch- und Web-Quellen sortiert war, und dort alles erfasst, was ich zitiert habe. Ich schätze nun, dass alles, was du in der Arbeit zitierst und was nicht die zwei beschriebenen Werke sind, Sekundärliteratur sein muss. Wenn es dir um Texte geht, die du nicht zitierst, sondern einfach „nur so“ zusätzlich gelesen hast, gibt es die Möglichkeit, diese am Ende als „Weiterführende Literatur“ o.ä. zu erwähnen. Auch hier gilt: schau, was man bei dir im Studiengang so macht :smile:

:wink:
Hallo,

eine Freudsche Fehlleistung nach 24 Stunden vor dem Rechner :wink:…unbewusst würde ich meine Literatur bestimmt auch ganz gerne einfach in einen gasförmigen Stoff verwandeln.
Oder ist das schon wieder die falsche Bedeutung? Ich bin mir heute bei gar nix mehr sicher…

Grüße
Sonja

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Hallo,

eine Freudsche Fehlleistung nach 24 Stunden vor dem Rechner
:wink:…unbewusst würde ich meine Literatur bestimmt auch ganz
gerne einfach in einen gasförmigen Stoff verwandeln.

Hab ich mir gedacht und kann’s mir vorstellen.

Oder ist das schon wieder die falsche Bedeutung? Ich bin mir
heute bei gar nix mehr sicher…

Darum kannst Du Dich kümmern, wenn Du mit Deiner Arbeit fertig bist. Bloß keine Seitenstränge einschlagen jetzt.

Ich bin neugierig, ob es sowas wie Quartärliteratur gibt.

Viel Glück!
MrsSippi

Am Schluss einer literaturwissenschaftlichen Arbeit feiner zu differenzieren als in Primär- und Sekundärliteratur, halte ich für wenig hilfreich. Wohin soll das führen? Dass man als Quintärliteratur alle Kinderbücher angibt, die man vorgelesen bekommen hat?

Im Ernst: Jeder Eingriff in den Text soll ein Dienst am Leser sein, und der erhofft sich eine möglichst einfache Strukturierung. Unter Primärliteratur führst du sämtliche Texte auf, bei denen es sich nicht um wissenschaftliche Untersuchungen handelt, sondern die Gegenstand ebensolcher geworden sind (oder werden könnten). Das sind – neben deinen zwei Erzählungen – die Romane anderer Schriftsteller und die philosophischen Essays (egal welchen Alters), aber auch Briefe oder Tagebücher von Autoren usw. Unter Sekundärliteratur listest du, einfach gesagt, den ganzen Rest auf, also Texte, in denen fremde Texte diskutiert werden. Das umfasst sowohl wissenschaftliche Veröffentlichungen als auch Zeitungsartikel. Auf den ersten Blick mag diese Unterteilung zu grob erscheinen. Allerdings sorgt die alphabetische Sortierung nach Autorennamen für die notwendige Feinstruktur. Ich würde selbst bei einer Dissertation oder Habilitation mit einer dreistelligen Anzahl zitierter Werke an der binären Trennung festhalten, wobei man dann darüber nachdenken kann, innerhalb der zwei großen Blöcke noch mal zu differenzieren.

Zweifelsfälle sind Nachschlagewerke – nicht im Hinblick auf die Zuordnung als Sekundärliteratur, sondern darauf, wie sinnvoll es überhaupt ist, sie in ein Literaturverzeichnis aufzunehmen. Lexika und Wörterbücher werden in der Regel nur dann genannt, wenn die Informationen, die du ihnen entnommen hast, über das hinausgehen, was man als Allgemeinwissen voraussetzen kann bzw. was fachspezifisch ohne Nachschlagen bekannt sein sollte. Hast du dich nur vergewissert, wo Kafka gestorben ist oder was ein literarisches Motiv ist, kannst du das für dich behalten. Wenn ich als Uni-Dozent Prüfer einer literaturwissenschaftlichen Arbeit wäre und mir würde jemand bei der Bachelorarbeit den Brockhaus zitieren, stellte ich schon den Sinn meines Wirkens in Frage.

Auch Selbstkommentare von Autoren können Schwierigkeiten bei der Einordnung bereiten. Die Tagebücher von Max Frisch oder die Briefe Italo Calvinos zum Beispiel würde ich als Primärliteratur einsortieren, auch wenn die beiden darin jeweils poetologische Äußerungen loswerden. Der Gesamtcharakter ist eher der eines dichterischen Werkes. Zahlreiche andere Autoren, die sozusagen nebenberuflich Philologen waren, haben sich in einem wissenschaftlichen Kontext zu eigenen und fremden Werken geäußert. Dazu zählen – in Buchform veröffentlichte – Poetikvorlesungen und Ähnliches. Das ist Sekundärliteratur. Neben der Konzeption des Werkes ist auch wichtig, wie du den betreffenden Text eingesetzt hast: In einer Untersuchung darüber, wie sich der Schreibstil Umberto Ecos seit den 60er Jahren entwickelt hat, wäre die Postille a ›Il nome della rosa‹ wohl eher als Primärtext einzuordnen, wenn man sich inhaltlich überhaupt nicht mit ihr auseinandergesetzt hat.

Ich hoffe, diese Anmerkungen verhelfen deiner Bachelorarbeit zum letzten Schliff.

Schöne Grüße
Christopher

Hallo,

Am Schluss einer literaturwissenschaftlichen Arbeit feiner zu
differenzieren als in Primär- und Sekundärliteratur, halte ich
für wenig hilfreich.

Na das ist doch eine klare Aussage…

Wohin soll das führen? Dass man als
Quintärliteratur alle Kinderbücher angibt, die man vorgelesen
bekommen hat?

Fände ich lustig - aber im Ernst, es taucht insgesamt natürlich nur Literatur auf, die ich nicht nur gelesen, sondern auch zitiert habe.

Unter Primärliteratur
führst du sämtliche Texte auf, bei denen es sich nicht um
wissenschaftliche Untersuchungen handelt, sondern die
Gegenstand ebensolcher geworden sind (oder werden könnten).
Das sind – neben deinen zwei Erzählungen – die
Romane anderer Schriftsteller und die philosophischen Essays
(egal welchen Alters), aber auch Briefe oder Tagebücher von
Autoren usw.

Okay.

Unter Sekundärliteratur
listest du, einfach gesagt, den ganzen Rest auf, also Texte,
in denen fremde Texte diskutiert werden. Das umfasst sowohl
wissenschaftliche Veröffentlichungen als auch Zeitungsartikel.

Okay, also das, was ich oben schon als „Sekundärliteratur“ bezeichnet habe, ist auch tatsächlich Sekundärliteratur, und der ganze andere Kram ist Primärliteratur…?

Auf den ersten Blick mag diese Unterteilung zu grob
erscheinen. Allerdings sorgt die alphabetische Sortierung nach
Autorennamen für die notwendige Feinstruktur. Ich würde selbst
bei einer Dissertation oder Habilitation mit einer
dreistelligen Anzahl zitierter Werke an der binären Trennung
festhalten, wobei man dann darüber nachdenken kann, innerhalb
der zwei großen Blöcke noch mal zu differenzieren.

Zum Glück befinde ich mich noch im zweistelligen Bereich…

Zweifelsfälle sind Nachschlagewerke – nicht im Hinblick
auf die Zuordnung als Sekundärliteratur, sondern darauf, wie
sinnvoll es überhaupt ist, sie in ein Literaturverzeichnis
aufzunehmen.

Einmal habe ich das gemacht (aber in einem anderen Fach): Einen Brockhaus-Artikel zitiert und unter Tertiärliteratur aufgeführt, und das war auch in Ordnung.
Andererseits würdest du dich wundern, was im Bachelorstudium noch so alles „in Ordnung“ ist; ich hab auch schon von Seminararbeiten ganz ohne Literaturverzeichnis gehört, die trotzdem eine Note bekommen haben.

Wenn ich als Uni-Dozent Prüfer einer
literaturwissenschaftlichen Arbeit wäre und mir würde jemand
bei der Bachelorarbeit den Brockhaus
zitieren, stellte ich schon den Sinn meines Wirkens in Frage.

Bei der Bachelorarbeit habe ich mir jede Art von Nachschlagewerk verkniffen.

Auch Selbstkommentare von Autoren können Schwierigkeiten bei
der Einordnung bereiten.

Ich glaube, nach deinen Ausführungen oben sind meine eindeutig Primärliteratur.

Ich hoffe, diese Anmerkungen verhelfen deiner Bachelorarbeit
zum letzten Schliff.

Davon gehe ich aus. Wenn ich die Note habe, gebe ich im Plauderbrett einen Sekt aus (wenn man das noch darf).

Grüße
Sonja

Hallo

Ich bin neugierig, ob es sowas wie Quartärliteratur gibt.

Guckst du bei Christopher: Es gibt sogar Quintärliteratur! :wink:

Viel Glück!

Danke!

Sonja