Servus,
aber Steuertechnisch bin ich echt kein Held
In dieser Branche sind die Helden auch nicht so dicht gesät. Vor vielen Jahren war ich mal fast einer, wenigstens in meiner Fantasie, als ich eine Sandkastenfreundin im Kampf gegen das FA Tübingen vor dem Bankrott bewahrt habe - aber knapp daneben ist auch vorbei. Und das ist auch in einem andren Jahrhundert gewesen.
Also ich hab dem Verkäufer 22000 Euro Netto bezahlt, dieser
hat sich die Differenz auf den Brutto Wert (19% 4180,-) dann
von seinem Finanzamt ausbezahlen lassen… ?
Der deutsche Verkäufer (falls es ein Unternehmer war) hat umsatzsteuerfrei geliefert, weil das Auto als innergemeinschaftliche Lieferung nach Österreich ging - das deutsche FA hat also nichts ausgezahlt, sondern an dem Umsatz nichts eingenommen. Und auf der österreichischen Seite war das ein steuerpflichtiger innergemeinschaftlicher Erwerb, gleichzeitig war die österreichische USt auf den Erwerb als Vorsteuer abziehbar, also plus/minus Null.
Ein österreichischer Unternehmer, der in Österreich ein Auto kauft, kann die USt aus der Rechnung als Vorsteuer von seiner USt-Zahllast abziehen; einer, der innergemeinschaftlich in Deutschland oder Polen oder Italien kauft, zieht bloß die Vorsteuer ab, die er gleichzeitig auf den Erwerb schuldet, also unterm Strich Nix.
Die Differenz der beiden USTs (4180 - 1400) wäre dann
€2780, werden diese dann einfach ins Wasser gekippt
Ja. Das ist sozusagen die USt, die auf den Wertverbrauch entfällt, während das Auto dem Unternehmen gedient hat. Zur Illustration: Wenn ein neu in A gekauftes Auto z.B. 30.000 € plus 6.000 € USt gekostet hat, der Unternehmer die 6.000 € Vorsteuer von seiner USt-Zahllast abgezogen hat, und es dann fährt, bis er es mit 370.000 km grad noch bis zum Autofriedhof schafft, bleiben die ganzen 6.000 € für den Fiskus sozusagen „verloren“. Mit der USt auf alle Verbrauchsmaterialien ist das genau so: Mit USt belastet ist letztlich nur der Konsum der Endverbraucher.
Wenn man sich bei Autos dort etwas umschaut bekommt
man wirklich Fahrzeuge die in DE zum Netto Preis verkauft
werden zu einem Brutto Preis (da kann doch was nicht stimmen)?
Das passt schon: Die Händler, die die Fahrzeuge ins Land bringen, führen die polnische und die slovenische USt ja auch (meistens…) ab. Umgekehrt können ihre polnischen und slovenischen Kunden, die die Fahrzeuge für ihre Unternehmen erwerben, auch wieder die USt als Vorsteuer abziehen. Solange die Fahrzeuge für Unternehmen genutzt werden, ist nichts davon mit USt belastet.
Dieses:
Beispiel:
EINKAUF NETTO: 10000
VERKAUF BRUTTO: 12000
KAUFVERTRAG oder RECHNUNG: 5000 + zB 19% = 950
ist allerdings eine Art Tschuschn-Rechnung, weil die Rechnung und der tatsächliche Verkaufspreis nicht den gleichen Betrag ausmachen.
Die polnischen Steuerbehörden (ich hatte damit mal in 2004 zu tun) sind übrigens knallhart, die haben nach 1990 eine Mischung aus westdeutscher Bürokratie und traditioneller stalinscher Gummiknüppelwirtschaft aufgezogen. Da würde ich nur etwas probieren, wenn ich felsenfest davon überzeugt bin, dass der Leiter der Betriebsprüfung ernsthaft hinter meiner Schwester her ist und sie unbedingt haben will. Rumänien geht da vielleicht noch eher, aber da ist man einer umso gnadenloseren Staatsgewalt ausgeliefert, wenn ein Deal nicht klappt.
Mit Gebrauchten kann man insgesamt nicht sehr viel machen, weil es überall ähnliche Listen gibt wie Schwacke und Töpfer in D - der Marktpreis eines Gebrauchten lässt sich ziemlich genau ermitteln, und jede Abweichung nach unten muss im Zweifelsfall belegbar sein: Unfall mit deutlicher Wertminderung ist immer mit irgendeiner Art von Schriftverkehr verbunden - Polizei, Versicherung, Abschleppdienst, Werkstatt usw. Wenn da überhaupt nichts ist, muss man schon eine ziemlich gute Legende parat haben. Und wenn das das fünfte Mal im gleichen Jahr ist, braucht man schon einen ganz direkten Draht zum lieben Gott oder zur Vatikanbank, damit da noch irgendwas halbwegs Glaubhaftes auf den Tisch zu bringen ist.
Die Abgänge von Fahrzeugen und generell alles, was den Fuhrpark betrifft, sind nicht umsonst ein wichtiges Thema bei allen Betriebsprüfungen in kleinen und mittleren Unternehmen. Ich habe einen Betriebsprüfer erlebt, der tagelang den einzelnen PKWs aus einem Fuhrpark nachgefahren ist, nur um zu sehen, welches Auto abends vor welcher Adresse geparkt wird…
Schöne Grüße
MM