Hallo,
ich möchte mich gerade über den Import einer
Kinderbekleidungsmarke informieren.
Also kommt Kinderkleidung hier an?
Der Sitz der FIrma ist in den USA, aber die Ware wird in China
produziert und von dort versendet.
Der Sitz der Firma interessiert nicht, auch nicht von wo aus versendet wird. Entscheidend ist welchen Ursprung die Ware hat. Wenn sie in China hergestellt wurde gilt China als Herstellungs-/Ursprungsland. Das bliebe auch so wenn dieselbe Ware aus den USA geschickt wird, denn sie ist ja weiterhin in China produziert worden.
- Bei Luftpost kommt das Paket direkt zu mir - die
Zollgebühren werden normalerweise per Nachnahme gezahlt,
richtig?
Gewerbliche Einführer, insbesondere dann wenn sie öfter Waren empfangen, haben einen Vertrag mit dem Paketdienst und bekommen dann einmal monatlich eine Rechnung über die angefallenen Einfuhrgebühren (welche Aus Zoll und Einfuhrumsatzsteuer bestehen. Es kann sein dass der Paketdienst auch eine Gebühr für die Abwicklung der Zollformalitäten verlangt. MAnchmal kann man sich diese abziehen wenn man innerhalb einer bestimmten Frist zahlt).
Nachnahme ist eher für Privatpersonen oder Firmen, die nur alle Jubeljahre mal einen Import haben. Ansonsten lohnt es sich mit dem Paketdienst über eine monatliche Rechnung zu reden. Vorteil dabei, für beide Seiten, ist auch dass Du in deinen Kundenstammdaten vermerken lassen kannst dass jede Sendung deines Lieferanten direkt verzollt werden soll. Ansonsten wird dich der Paketdienst immer wieder aufs Neue avisieren und eine (schriftliche) Bestätigung, dass er in deinem Auftrag verzollen darf, anfordern.
Wenn Du mehr als 3x im Jahr importierst brauchst Du eine „Kundennummer“ beim Zoll. Sie nennt sich ATLAS-Zollnummer und kann einfach unter http://www.zoll.de/a0_aktuelles/sonst_zollnummer/ind… beantragt werden.
- Wie lange liegt so ein Paket normalerweise am Zoll, wenn
der Hersteller sagt, dass der Versand 3 Tage dauert?
Ich weiß nicht wie andere Paketdienste das handhaben, aber bei UPS wird eine Rechnungskopie eingescannt sobald das Paket im Abgangsland aufgegeben wird. Die Rechnung wird dann nach Deutschland gefaxt und hier findet damit die Zollanmeldung statt obwohl das Paket noch auf dem Weg hierher ist. Im Idealfall gibt es die Zollfreigabe dann schon wenn das Paket landet und es kann ohne jede Pause sofort weiter transportiert werden.
Ausnahme: der Zoll ordnet eine Beschau an, es müssen Originaldokumente eingereicht werden (Ursprungszeugnisse oder so…) oder irgendwelche Unregelmäßigkeiten.
- Ist es ok, wenn ich die Zollgebühr mit 10% veranschlage für
Bekleidung?
Ich war auf der Seite des Zollamts, doch das ist ja der
wahnsinn, wie es sich da in alle Details aufteilt…
Das mit dem Wahnsinn stimmt. Zoll ist nix anderes wie die Steuer bei Inlandsgeschäften, naja, so in der Art. Jedenfalls kaum weniger komplex und völlig übertrieben kompliziert.
Die Zollsätze ergeben sich aus dem elektronischen Zolltarif EZT http://ec.europa.eu/taxation_customs/dds/cgi-bin/tar… und Bekleidung findest Du im Abschnitt XI. Je nachdem um welche Kinderkleidung es sich handelt geht’s dann weiter in die Kapitel, vermutlich fällt das meiste ins 61er und dort wieder 6111.
Bekleidung liegt normalerweise bei 12% Zoll, aber vergiß nicht dass zusätzlich 19% Einfuhrumsatzsteuer dazu kommen und dass das alles nicht nur auf die Ware selber, sondern auch den größten Teil der Transportkosten gerechnet werden muß!
- Wann und an wen zahle ich dann die Einfuhrumsatzsteuer? Auf
der Rechnung des Herstellers ist diese ja nicht ausgewiesen-
Die wird zusammen mit dem Zoll bezahlt, da mußt Du also nicht eigens nochmal tätig werden. Für einen Gewerbetreibenden ist die EuSt ein durchlaufender Posten.
- kommt die auch per Nachnahme?
s.o.
- Diese wird auf den Komplettenrechnungsbetrag erhoben, oder
nur auf die Zollgebühr?
Auf Warenwert, den größten Teil der Versandkosten und auch den Zollbetrag.
- Muss ich die Ware dann vom Hafen abholen oder kommt es
auch vor die Haustür?
Das hängt davon ab wie der Versender es arrangiert. Es gibt dazu die sog. INCO-Terms, die definieren wann und wo der Übergang der Verantwortlichkeiten und der Ware stattfindet. Relativ üblich ist FOB (free on board), damit sorgt der Versender dass die Ware an Bord des Schiffes oder Flugzeugs kommt, und nach der Landung mußt Du selber weitersehen.
Bei Luftfracht wird normalerweise der Paketdienst alles weitere übernehmen, also Verzollung und Weitertransport, bei Seefracht üblicherweise eine von dir beauftragte Spedition.
Du kannst letztlich mit dem Versender absprechen nach welchem INCO-Term die Ware versendet werden soll.
- Würdet ihr von SchiffVersand abraten?
Ich denke dass es auch eine Preisfrage ist, und zwar nicht nur der Transportkosten an sich, sondern die werden ja zu großen Teilen auch mit verzollt und versteuert. Hohe Transportkosten wirken sich also gleich doppelt auf die Gesamtkosten aus weil sie auch Zoll und EuSt nach oben drücken.
Andererseits kommt es drauf an wie schnell Du die Ware brauchst. Wenn Du Zeit hast ist Schiffstransport kein Problem, wenn es schnell gehen muß bleibt nix anderes übrig als teure Luftfracht.
Je nachdem ob der Paketdienst die Verzollung als Service begreift und kostenfrei durchführt, oder ob es etwas kostet, soeilt auch das eine Rolle. Beim Seetransport wirst Du fast immer eine Spedition beauftragen müssen, die die Zollformalitäten erledigt und den Transport zu deiner Haustür arrangiert. Je nachdem wie teuer das wird hätte man auch gleich Luftfracht nehmen können und die Ware dreimal schneller vor der Tür gehabt - für’s gleiche Geld.
Aber das hängt stark davon ab wie die ganzen Preise und Konditionen aussehen, man kann das schlecht pauschal beantworten. Mußt Du dich bei Speditionen etc. informieren…
Und bevor ich den Großhandel mit der Marke vorrantreibe, muss
ich bestens informiert sein.
Klar. Wie sieht’s aus mit Ursprungszeugnissen und solchem Kram? Falls die vorliegen müssen geht beim Zoll nix ohne dass sie tatsächlich da sind. Steht dein Produzent auf einer Liste von Firmen, die nicht in die EU importieren dürfen, wegen Kinderarbeit oder was auch immer?
Ansprechpartner für solche Fragen ist deine zuständige Industrie- und Handelskammer, bei denen Du auf jeden Fall mal anklopfen solltest wenn Du in großem Stil in ein solches Geschäft einsteigen willst. Ich bemühe mich zwar dir zu helfen, aber das ist im Netz doch noch anders als wenn man einen realen Ansprechpartner vor der Nase hat und derjenige konkret zu deinen Belangen Auskunft geben kann.
Gruß,
MecFleih