Stockflecken und Schimmel

Zwei Gemälde (Acrylfarbe auf Kunststoffgewebe) lagerten zusammengerollt hinter einem Schrank an einer kalten Wand, an der sich Feuchtigkeit niederschlug, so daß dort die Wand schwarz verschimmelte. Nun sind die Bilder verstaubt, sind voller Spinnweben und haben an der Rückseite Stockflecken. Die Farben sehen unverändert aus.
Nun möchten wir die Gemälde im Wohnzimmer aufhängen.
Wie reinige ich sie? Sind sie mit Sporen des schwarzen Schimmels verseucht?

Hallo erstmal …

Zwei Gemälde (Acrylfarbe auf Kunststoffgewebe) lagerten
zusammengerollt hinter einem Schrank an einer kalten Wand, an
der sich Feuchtigkeit niederschlug, so daß dort die Wand
schwarz verschimmelte.

an solchen Orten bewahrt man Bilder ja auch nicht auf. Ganz davon abgesehen solltest Du dringend etwas gegen den Zustand der Wand tun.

Nun sind die Bilder verstaubt, sind
voller Spinnweben und haben an der Rückseite Stockflecken. Die
Farben sehen unverändert aus.
Nun möchten wir die Gemälde im Wohnzimmer aufhängen.
Wie reinige ich sie? Sind sie mit Sporen des schwarzen
Schimmels verseucht?

Stockflecken kriegt nur der Fachmann raus.

Stockfleckige Leinwand riecht auch im trockenen Zustand ganz köstlich mufflig. Wenn die Bilder groß genug sind, kannst Du das Raumklima damit olfaktorisch auf alt trimmen. Ich nehme an, Du verstehst, was ich meine.

Natürlich sind die Bilder mit Schimmelsporen verseucht. Wenn Ihr bisher noch keine Gesundheitsprobleme hatte - bitte, Ihr habt ab dem Aufhängen der Bilder im Wohnzimmer die Möglichkeit, Eure Empfindlichkeit in dieser Beziehung zu testen.

Fazit: ich rate dringend davon ab, dass Ihr Euch die beiden Schadenfälle in Euer Leben holt. Geht zu einem guten Museumsrestaurator und lasst Euch beraten. Falls sie zu retten sind, wird das Zeit und Geld kosten.

viele Grüße
Geli

Schimmelentferner und Chlorreiniger?
Danke, Geli, für Deine Auskunft, Warnung und unterhaltsame Antwort.

an solchen Orten bewahrt man Bilder ja auch nicht auf. Ganz
davon abgesehen solltest Du dringend etwas gegen den Zustand
der Wand tun.

Du hast recht. Beim Auszug sah ich, daß die Wand hinter dem Schrank schwarz verschimmelt war.

Die Arbeit eines Fachmannes ist teurer als der Wert der Bilder. Dann habe ich nichts mehr zu verlieren.
Ich versuchte chlorfreien Schimmelentferner, DanKlorix und Äthanol (als Ersatz für Sagrotan, enthält Isopropanol). Sie lösen oder verfärben die Farbe nicht. Das Gewebe wurde etwas sauberer.

Mein Einfall:

  1. Ich dusche ein Bild, um den Staub zu entfernen.
  2. Ich lasse es im Garten auf einem Wäscheständer trocknen.
  3. Dann wasche ich von hinten mit Schimmelentferner.
  4. Wenn das Gewebe nicht heller wird, dann wasche ich mit Äthanol.
  5. Wenn das auch nichts hilft, dann verwende ich den Chlorreiniger.
    Ich nehme an, daß die Schimmelsporen so entfernt oder zumindest inaktiviert werden. Ich kann zum Schluß das Bild mit Sagrotan abwischen.
    Vielleicht bleibt die Rückseite fleckig, aber sie dürfte nicht mehr muffelig riechen.

Gibt es einen Einwand? Warnung? Lob?

Hallo T… (oder lieber Christian?),

Die Arbeit eines Fachmannes ist teurer als der Wert der
Bilder. Dann habe ich nichts mehr zu verlieren.
Ich versuchte chlorfreien Schimmelentferner, DanKlorix und
Äthanol (als Ersatz für Sagrotan, enthält Isopropanol). Sie
lösen oder verfärben die Farbe nicht. Das Gewebe wurde etwas
sauberer.

aha - also schon alles Mögliche ausprobiert.

Mein Einfall:

  1. Ich dusche ein Bild, um den Staub zu entfernen.

schlecht. Du sprichst davon, dass es gerollt war. Daraus schließe ich, dass Du es zum Aufhängen irgendwie wirst spannen müssen (Keilrahmen), damit es nicht wie eine Rombe aussieht. Gewebe verzieht sich, wenn es nass wird. Wenn Du danach neu spannst und womöglich noch feucht, platzt die Farbe, aber nicht vor Freude. Die ist nämlich ihren alten Zustand an Fadenspannung gewöhnt.

  1. Ich lasse es im Garten auf einem Wäscheständer trocknen.

wenn schon, dann bitte aufhängen. Auf einem Wäscheständer kriegt das Teil Wellen, nämlich genau dort, wo die Schnüre sich von unten in die feuchte Leinwand drücken. Darum auch nicht an zwei Wäscheklammern, sondern an viele und von unten Gegengewichte dran.

Ich würde aber nur die Vorderseite des Bildes vorsichtig feucht abwischen. Nimm einen Spritzer Spülmittel ins Wischwasser und drück den Lappen sehr gut aus.

  1. Dann wasche ich von hinten mit Schimmelentferner.

Nicht waschen. Sprühen! Und lieber mehrmals.

  1. Wenn das Gewebe nicht heller wird, dann wasche ich mit
    Äthanol.

In Schimmelentferner ist bereits Chlor. Äthanol bleicht nicht, es desinfiziert nur. Das dürfte aber nach Schimmelentferner überflüssig sein. Außerdem haben Bakterien anderer Art in einer verschimmelten Leinwand ohnehin keine Chance. Schimmelpilze bringen Bakterien um, das wusste bereits die Ärzte im Mittelalter, allerdings nicht die christlichen.

  1. Wenn das auch nichts hilft, dann verwende ich den
    Chlorreiniger.

genau, gib’s der Leinwand so richtig. Wenn Du es oft genug versuchst, zerfrisst sie das Chlor.

Ich nehme an, daß die Schimmelsporen so entfernt oder
zumindest inaktiviert werden. Ich kann zum Schluß das Bild mit
Sagrotan abwischen.

jetzt schüttelt es mich aber wirklich. Du hast bereits auf Chlorgerucht Äthanol draufgesetzt, jetzt kommst Du noch mit einem Desinfektionsmittel. Nimm wenigstens zwischen all diesen Behandlungsphasen viel frische Luft.
Oder versuche es mal mit einem Brei-chen, angerührt aus Oxiclean. Das ist jede Menge Chemie drin, die Sauerstoff frei setzt. Macht der Leinwand auch zu schaffen, killt aber tatsächlich Gerüche. Und Wäscheparfüm ist auch noch drin. Dürfte kurzfristig in einem Wohnzimmer besser kommen.

Vielleicht bleibt die Rückseite fleckig, aber sie dürfte nicht
mehr muffelig riechen.

Wenn das Bild das alles tatsächlich unbeschadet überlebt, verdient es, etwas riechen zu dürfen.

Gibt es einen Einwand? Warnung? Lob?

… soeben von mir erhoben. Und natürlich auch ein Lob: meine Güte, ich würde mir die Mühe nicht machen. Allerdings habe ich es gut. Wenn mir ein Bild kaputt geht, male ich ein neues. ;:smile:

viele grüße
geli

Ja, Verzug des Gewebes
Hallo Geli!

Nochmals Danke!

Ich hatte nicht daran gedacht, daß sich das feuchte Gewebe verziehen kann bzw. beim Trocknen wellt.
Also werde ich ein Rahmen basteln, an den ich das Gewebe tackere.

Mein Schimmelentferner ist chlorfrei.
Alkohol benutze ich als Reinigungsmittel, weil er ein gutes Lösungsmittel ist, nicht als Bleichmittel.

genau, gib’s der Leinwand so richtig. Wenn Du es oft genug
versuchst, zerfrisst sie das Chlor.

Die »Leinwand« ist kein altes Linnen mit Knochenleim, sondern ein Kunststoff.
Gewiß habe ich Bedenken, den Chlorreiniger zu verwenden. Deshalb steht er am Ende der Behandlung, wenn die anderen Mittel erfolglos waren. Versuche kann ich am Rande, den ein Rahmen bedecken wird, durchführen, bevor ich das ganze Bild mißhandle.

jetzt schüttelt es mich aber wirklich.

Hihihi. Ich gebe zu, daß es ein Testballon war, um zu sehen, welche Erwiderung kommt.

Ich versuche es, und zwar im Garten.
Und wenn das Bild sauber und schadlos ist, dann kleckst mir vielleicht ein Vogel darauf.

Das Ergebnis
Die Bilder sind sauber und haben meinem Angriff standgehalten.
Der Inhalt meines Arbeitsberichtes:

  1. Rahmen
  2. Verbrauchsmaterial
  3. Säubern
  4. Ergebnis

Arbeitsbericht

1. Rahmen
Ein Rahmen ist wichtig.
Vermutet wurde, daß das Gewebe beim Trocknen sich zusammenzieht, so daß die Farbe abplatzt. Deshalb bastelte ich einen Rahmen, der Spannung aufnehmen kann.
Beim Säubern und Trocknen beobachtete ich jedoch keine nennenswerte Spannung. Ich bemerkte jedoch anderes, das ein Rahmen erforderlich macht:
:black_small_square: Auch wenn die Acrylfarbe und die Grundierung der Leinwand vertragen, daß das Bild zusammengerollt ist, so mögen sie aber keine Änderung: Schnell zeigen Risse Ermüdungsbruch an. Folgerung: Wenn ein Bild nicht auf einen Rahmen gespannt ist, dann verursacht jede Bewegung Änderungen der Krümmung (Dellen, Wellen), die das Material rasch ermüden.

Der Rahmen soll rundherum 1 cm größer sein als die Leinwand. Wenn er zu klein ist, dann muß die Leinwand um den Rand herumgewickelt werden. Nachteile:
:black_small_square: Materialermüdung an der Knickkante, vielleicht Risse.
:black_small_square: Der Rand läßt sich schlechter säubern.

In einem Baumarkt kaufte ich gehobelte Leisten: 30×10 mm² Querschnitt, Kiefer.
Ich verband die vier Seiten und den Mittelholm jeweils mit den Breitseiten nach vorne und hinten,
:black_small_square: damit das längere Maß des Querschnittes in der Richtung der zu erwartenden Spannung liegt und
:black_small_square: damit man bequem die Leinwand mit Klammern befestigen kann.
Ausreichend lange Schrauben sind im allgemeinen zu dick für das schmale Holz. Deshalb muß man entweder dickere Leisten oder Holzbolzen mit Leim wählen. Der Leim wurde durch den Chlorreiniger gelöst.
Ein Metallkreuz eines Ikea-Regales schraubte ich an, damit der Rahmen gegen Scherung versteift ist.

Die Bilder befestigte ich mit Heftklammern, die noch ein wenig aus dem Holz ragten, so daß sie sich leicht greifen ließen, um sie herauszuziehen.

2. Verbrauchsmaterial je Bild
(Ein Bild ist 102×70 cm² groß.)
40 ℓ Wasser
⅓ ℓ chlorfreien Schimmelentferner
⅓ ℓ chlorhaltigen Sanitärreiniger
½ Kappe Allzweckreiniger

3. Säubern
An der frischen Luft stellte ich einen Wäscheständer auf. Vorteile:
:black_small_square: Dämpfe kratzen mir nicht in der Lunge oder stinken in der Wohnung.
:black_small_square: Wasser kann leicht abfließen.
:black_small_square: Bequemere Arbeitshöhe, Platz.
Sonnenschein, ein leiser Windzug.
3.1 Die Vorderseite wusch ich mit Seifenlauge und einem weichen Schwamm. Eine halbe Stunde trocknen (die Oberfläche erscheint trocken).
3.2 Ich sprühte Schimmelentferner auf die Vorderseite. Nach etwa zehn Minuten entfernte ich ihn mit reichlich Wasser und dem Schwamm. Zwei Stunden trocknen (alles fühlt sich trocken an, das Gewebe ist aber nicht steif, wie wenn es richtig trocken ist).
3.3 Ich löste die Heftklammern, wechselte die Seite und befestigte das Bild wieder mit Klammern.
3.4 Die Rückseite sprühte ich mit reichlich Schimmelentferner ein. Nach etwa einer halben Stunde entfernte ich ihn mit viel Wasser. Eine Stunde trocknen.
3.5 Einen Topfschwamm tränkte ich mit Sanitärreiniger, um den Reiniger auf der Rückseite des Bildes aufzutragen. Binnen zweier Minuten verblichen fast alle Stockflecken. Eine Viertelstunde lang ließ ich den Reiniger wirken; danach spülte ich ihn mit sehr viel Wasser fort.
3.6 Zwei Stunden trocknen. Dann löste ich die Klammern. Auf einem Teppich in der Wohnung ließ ich die Bilder über Nacht weiter trocknen.

4. Ergebnis
Das Gewebe ist nun weiß; nur wenige helle Flecken, die aber nicht wie Stockflecken aussehen, blieben auf den Rückseiten übrig.
Die Bilder riechen nach Chlor wie eine Badeanstalt, wenn man an ihnen schnuppert.
Die Acrylfarbe auf der Vorderseite sieht unverändert aus.
Jeweils zwei kleine Risse durch Ermüdungsbruch sieht man
:black_small_square: im ebenen Bild nur, wenn man weiß, wo sie sind,
:black_small_square: oder im gekrümmten Bild gegen das Licht.
Diese Risse können auch vorher gewesen sein.

Super…
…find ich klasse, dass du hier dein Ergebnis reingestellt hast! :smile:
Mich persönlich betrifft es zwar nicht, aber so können Menschen mit ähnlichen Problemen nachvollziehen, ob’s denn was bringt!

Klasse! :smile: