Was passierte mit impressionistischen Kunstwerken in Hitler-Deutschland?

Guten Tag!

Hitler verabscheute nicht nur den Kubismus und den Expressionismus, also Munch, Kandinsky usw. (Was hätte er dann wohl erst über Werke von de Kooning oder Meese gesagt?), sondern sogar den Impressionismus.

Wie wurde mit Werken aus dem Impressionismus in der Zeit zwischen 1933 und 1945 verfahren?

Mussten alle Impressionisten ihre Tätigkeit einstellen?

Wurden Kunstwerke vernichtet?

Servus,

Wie wurde mit Werken aus dem Impressionismus in der Zeit zwischen 1933 und 1945 verfahren?

Das Beschlagnahmeinventar „Entartete Kunst“ kannst Du hier konsultieren.

Mussten alle Impressionisten ihre Tätigkeit einstellen?

Nein. Wie Du weißt, waren die bedeutenden deutschen Impressionisten 1933 nicht mehr tätig, weil nicht mehr am Leben.

Die Behandlung derjenigen, die sich in den 1930er Jahren noch mit Malerei beschäftigten, die man in die Schublade „Impressionismus“ quetschen könnte, richtete sich danach, ob ihre Werke ausreichend blut- und bodenhaltig waren. Malverbote wurden übrigens immer nur individuell gegen eine Person verhängt, nicht pauschal gegen Schulen der Malerei.

So wurde z.B. Christian Rohlfs mit Malverbot belegt, aber z.B. Klaus Bemmer nicht. Am Beispiel dieser beiden Maler kannst Du übrigens auch sehen, wie kurz die Schubladisierung in „-ismen“ in der Malerei greift.

Wurden Kunstwerke vernichtet?

Das lässt sich weder positiv noch negativ rekonstruieren, weil - wie Du weißt - die Epoche des Impressionismus in der Hauptsache vorbei war, und sich von Gemälden, die sich in Privatbesitz oder Sammlungen befanden und heute verschollen sind, nicht erschließen lässt, wo genau sie abgeblieben sind und wie es dazu kam. Es ist eher zufällig, wenn man von dem einen oder anderen Werk sagen kann, dass es von der RAF oder der USAF mit Phosphor verbrannt worden ist.

Schöne Grüße

MM

Erst einmal vielen Dank für die Antwort!

Bestimmt wurden durch alliierte Bomber impressionistische Werke zerstört.

Ich habe mich unpräzise ausgedrückt: Wurden impressionistische Werke im Rahmen der Diffamierung als „entartete Kunst" von den Nationalsozialisten zerstört?

Servus,

anders als bei den Bücherverbrennungen wurde „Entartete Kunst“ nicht systematisch zerstört, sondern durch Beschlagnahmung den Museen und Sammlungen entzogen. Werke „Entarteter Kunst“ in Privatbesitz blieben unbehelligt, soweit ihren Eigentümern nicht ihr Vermögen auf irgendeine Weise entzogen wurde, z.B. anlässlich Emigration oder Deportation.

Das Schicksal der als beschlagnahmt inventarisierten und später verschollenen Werke ist in der Regel nicht aufgeklärt, so dass sich nicht entscheiden lässt, ob nachlässige Behandlung beim Transport der Wanderausstellung und bei der anschließenden Unterbringung oder unterbliebene oder nachlässige Luftschutzmaßnahmen mehr Schäden anrichteten.

Es ist übrigens nicht ausgeschlossen, dass einzelne der verschollenen Werke irgendwo auf der Welt in Privatbesitz hängen - die Lust an persönlicher Bereicherung durch Nutzung der offiziellen Funktion zog sich quer durch die ganze Partei.

Schöne Grüße

MM

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Rohlfs und Bemmer
Hi.

So wurde z.B. Christian Rohlfs mit Malverbot belegt, aber z.B. Klaus Bemmer nicht. Am Beispiel dieser beiden Maler kannst Du übrigens auch sehen, wie kurz die Schubladisierung in „-ismen“ in der Malerei greift.

Stilistisch liegen aber Welten zwischen beiden Malern. Dass Bemmer nicht geächtet war, überrascht angesichts der Konventionalität seiner Werke nicht, soweit mir diese aus dem Internet bekannt sind. Rohlfs wiederum war kein Impressionist, sondern ein Expressionist und damit ein Feindbild par excellence für die Nationalsozialisten.

Chan

Schubladisierungszwang
Servus,

dass man Maler und ihr Werk generell quält, wenn man sie in Schubladen quetscht, glaube ich bereits zum Ausdruck gebracht zu haben.

Einen hübschen Christian Rohlfs für Dich hab ich hier.

Wenn Du jetzt die These aufstellst, dass unter der „Entarteten Kunst“ keine Impressionisten zu finden seien, kannst Du gleich noch einen extra „- ismus“ für Lovis Corinth erfinden.

Schöne Grüße

MM

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Servus,

anders als bei den Bücherverbrennungen wurde „Entartete Kunst“
nicht systematisch zerstört, sondern durch Beschlagnahmung den
Museen und Sammlungen entzogen.

Und doch hatte ihre Vernichtung einen wesentlich konsequenteren Charakter. Bei Kunst ist weg nun mal weg. Bei Buch lässt sich das wieder drucken.

Und: Nach „entzogen“ und den entsprechenden Hetzausstellungen kam, wenn möglich, der Mammon. Deutschland brauchte Devisen, also wurden die Bilder verkauft. IdR in oder über die Schweiz. Deshalb hängen heute so viele schöne Impressionisten in Basel etc. Was sich nicht verkaufen ließ (unzählige Grafiken, Zeichnungen, Drucke …) wurde auch vielfach einfach verbrannt.

lg
Richard

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