Ärztefeingefühl

Hi

Bekommen Ärzte mittlerweile eigentlich mal Stunden im Umgang mit Patienten? Mittlerweile ist ja gut bekannt, dass eine Anamnese wichtig ist etc. pp.

Heutiges Erlebnis:
Ich brauche eine Darmspiegelung, und zwar relativ zackig, ich wollte bereits ins Krankenhaus, habe aber noch einen Tipp bekommen für eine gute Praxis, wo auch noch Termine frei sein sollten.

Dort war ich heute zum Vorgespräch, statt zu dem Arzt zu kommen, bei dem ich dachte ich hätte einen Termin (es war von niemand anderem eine Rede), der Arzt der einen guten Ruf hat etc. kam ich zu einer jungen Ärztin.

Und obwohl die Frau noch so jung war verhielt sie sich schon wie der abgenudelste Arzt den ich je erlebt habe. Bei der Anamnese hörte sie schon nach einer halben Minute _sehr deutlich_ nicht mehr zu und studierte den Krankenhausbericht den ich mitgebracht hatte (wie angefordert), der aber nur zum Teil etwas mit meinen aktuellen Beschwerden zu tun hatte.

Ich schilderte ihr auch, dass ich momentan unter sehr starken Schmerzen leider (ich kann wirklich nicht mehr) und habe dabei wohl den Fehler begangen nicht in Tränen auszubrechen.

Jedenfalls meinte sie dann „Ich glaube ja sowieso nicht, dass wir da was finden.“

Super, dachte ich mir.
Wenn man das einem schmerzgeplagten Patienten, der schon jede andere Methode durch hat (Labor, Sonographie, Magenspiegelung etc.), dessen Ärzte nicht wissen _was_ es ist aber _das_ da was ist, und dem man nichtmal zuhören wollte, sagt, dann geht jener Patient (nämlich) ja auch BESTIMMT davon aus, dass die Ärztin bei der Untersuchung auch wirklich nachguckt.

Bin nur ich das oder würdet ihr euch nicht auch verarscht vorkommen?

Blöderweise habe ich keine Wahl, weil die Darmspiegelung wirklich zeitig sein muss und ich JETZT (da ich auf den Termin etwas warten musste) auch nicht mehr die Möglichkeit habe mal eben ins Krankenhaus zu gehen (ich muss ab Montag wieder arbeiten), abgesehen davon dass ich jetzt schon 8 Tage warten muss und kaum weiß wie ich die Zeit überstehen soll.

Allerdings kann ich das nicht vergessen und habe jetzt Angst, dass die Ärztin sich aufgrund ihrer vorgefertigten Meinung erst gar keine Mühe bei der Darmspiegelung geben wird.

Ich kann nur beten, dass sie das doch gar nicht so gemeint hat und auf eine sehr kühle und verquere Weise vielleicht beruhigend sein sollte.

Aber warum wird Ärzten nicht beigebracht, dass man die Patienten nicht so verunsichert? :confused:

lg
Kate

Tag,

doch das wird Ärzten beigebracht, aber das sind auch nur Menschen, das heißt wenn das Charakterschweinchen sind dann ändert das auch nichts dran.

Was die Zeit der Anamnese angeht, nun da können sich alle Patienten gerne bei der Ulla Schmid bedanken…Stichwort Gesundheitsreform…

Gruß und alles Gute

Hallo Kate,

Ich brauche eine Darmspiegelung

ein guter Hausarzt kann das durch einen Anruf bei einem Facharzt für Dich sofort erledigen, ich habe im letzten Jahr dadurch innerhalb von zwei Tagen einen Termin für ein Vorgespräch bekommen (eine Darmspiegelung bedarf einiger Vorbereitung > Abführmittel, „Ess“-verhalten vorher, dann zwei weitere Tage später die Spiegelung (merkt man nix von!)

Wenn man das einem schmerzgeplagten Patienten, der schon jede
andere Methode durch hat (Labor, Sonographie, Magenspiegelung
etc.), dessen Ärzte nicht wissen _was_ es ist aber _das_ da
was ist, und dem man nichtmal zuhören wollte, sagt, dann geht
jener Patient (nämlich) ja auch BESTIMMT davon aus, dass die
Ärztin bei der Untersuchung auch wirklich nachguckt.

ich gehe mal davon aus, das Du zu den Fachärzten, die diese Untersuchungen vorgenommen haben, auch von deinem Hausarzt überwiesen wurdest?

Dann trete ihm auf die Füße! ER kann wirklich einen schnellen Termin vereinbaren. Lass Dich nicht abwimmeln!

Allerdings kann ich das nicht vergessen und habe jetzt Angst,
dass die Ärztin sich aufgrund ihrer vorgefertigten Meinung
erst gar keine Mühe bei der Darmspiegelung geben wird.

Sie muss eine gründliche Untersuchung vornehmen, aber bist Du wirklich auf diese eine Praxis angwiesen??

Ich kann nur beten, dass sie das doch gar nicht so gemeint hat
und auf eine sehr kühle und verquere Weise vielleicht
beruhigend sein sollte.

mach Dich doch bitte nicht verrückt.

Aber warum wird Ärzten nicht beigebracht, dass man die
Patienten nicht so verunsichert? :confused:

tja, die Frage aller Fragen, solche Spezies gibt es leider auch.

Ich könnte fast ein Buch drüber schreiben, sag ich Dir…und verarschen bzw. schnell abfertigen lasse ich mich heute nicht mehr, hat aber auch einige Zeit gedauert, bis ich soweit war > auch Ärzte kochen nur mit Wasser, und genau das vergessen manche von ihnen oftmals.

Alles Gute
Kieki

ggf. hat auch deine krankenkasse einen facharztservice. die vereinbaren auch einen möglichst fixen termin für dich.

und nein, in tränen ausbrechen hätte auch nichts geholfen, glaub mir.

ein nettes zitat von vielen: sie sind nur der patient und halten jetzt mal die klappe! (ich wurde gefragt und gab nur eine möglichst kurze antwort!) immerhin hab ich studiert und nicht sie!

Es ist schön, wenn man auf Ärzte schimpfen kann, weil man sich nicht richtig behandelt fühlt.
Leider hören wir hier nicht die Stimme der Ärztin, sondern nur die Ihrige.
Genauso gut kann man unterstellen, daß Sie ein Mensch mit einer enormen Anspruchshaltung sind, der man nicht nachgekommen ist.

Hallo!
Geh zu einem anderen Arzt, die Ärztin scheint recht inkompetent zu sein.
Natürlich gibt es sehr viele Ärzte, die dem Patienten nicht zuhören, aber da ist die beste Lösung einfach nicht mehr zu dem Arzt gehen, dann wird er oder sie dann sehen, dass die Patienten ausbleiben.
Gerade sehr viele junge Ärzte werden sehr von Pharmafirmen manipuliert oder halten sich für „Götter in Weiß“, dabei ist der gepflegte Umgang und das Zuhören das A und O, gerade für eine gute „Compliance“.
Leider merkt man das immer wieder, dass viele junge Ärzte zu oft Dr. House und den ganzen anderen Mist im Fernsehn anschauen und dann meinen, dass sie dann auch so mit Patienten umgehen können.
In so einem Fall ist wie gesagt:

  1. nicht zu dem Arzt wieder gehen sondern zu einem anderen und
  2. wenn etwas wirklich nicht in Ordnung von dem/der Arzt/Ärztin war sich zu beschweren - es gibt immer eine höhere Instanz und die gibt demjenigen dann eines auf den Deckel, damit der/die Arzt/Ärztin wieder angemessen arbeitet.

Hi

Fühlst du dich als Arzt verletzt?

Ich habe überhaupt keine Ansprüche an Ärzte mehr, nach einer sehr langen Odyssee, bei der ich fast draufgegangen wäre.
Ich geh am liebsten GAR NICHT zum Arzt, leider habe ich mit meiner Gesundheit keine Wahl.

Ich verlange nur eins: Das ein Arzt seine Arbeit ansatzweise anständig durchführt. Ich habe nicht viel Ahnung von Medizin, von daher kann ich dem Arzt nur erzählen, was ich habe, und mich an Anweisungen halte, was ich grundsätzlich tue.
Ich habe die Ärztin extra gefragt wie ausführlich ich erzählen soll, sie hat mich auch nicht unterbrochen oder sonstetwas getan, erst später gemeint das x und y doch überflüssig gewesen seien, bin ich Hellseher?

Tut mir wirklich leid, dass ich die Ärztin nicht entführt, gefesselt und gezwungen habe für dich ihre Sicht der Dinge hier niederzuschreiben.
Ich kann dir ja ihre Telefonnummer geben und du kannst sie dann trösten, wie furchtbar mies sie von mir behandelt wurde, weil ich auf ihre Frage geantwortet habe und ihr meine Beschwerden nicht in den Kram passen.

lg
Kate

6 Like

Fühlst du dich als Arzt verletzt?

?

@ alle:
beklagt Euch bei der Krankenkasse, der kassenärztlichen Vereinigung, beim Gesundheitsminister etc., die Ärzten nur das Honorar für 8 min pro Patient zahlt, ab der 9. Minute legt der Arzt/die Ärztin zu…, da bleibt das „Feingefühl“ gern mal auf der Strecke (siehe Tatort vom Sonntag)
Gruß leloup

1 Like

Klick doch einfach mal seine Vika an?

lg
Kate

beklagt Euch bei der Krankenkasse, der kassenärztlichen
Vereinigung, beim Gesundheitsminister etc., die Ärzten nur das
Honorar für 8 min pro Patient zahlt, ab der 9. Minute legt der
Arzt/die Ärztin zu…, da bleibt das „Feingefühl“ gern mal auf
der Strecke

Feingefühl bedarf keiner „Minutenzählung“, wenn ein Arzt das nicht kapiert hat, hat er m.M. nach keine Daseinsberechtigung als Arzt.

Gruß

Kieki

1 Like

Hallo Kate,

die Einlassung von Priamos war sicher auch nicht sehr feinfühlig, aber du forderst im Grunde hier eine Verurteilung des Verhaltens nur auf Grundlage deines subjektiven Eindrucks. Der kann aber auch täuschen und die Situation aus Sicht der Ärztin oder wenn z.B. ich es beobachtet hätte, ganz anders ausgesehen haben.

Für Dich war die Situation sicher aufgeladen durch Erwartungen und Befürchtungen, mindestens das hat die Ärztin offensichtlich nicht gut aufgenommen. So wie du es schilderst hört sich das wirklich nicht gut an und mein Vertrauen wäre dann auch erschüttert.
Es gibt schließlich auch unter Ärzten gute und schlechte (wie überall), darum kann das ein Hinweis sein, dass du dort nicht gut aufgehoben bist.

Eine Gastroenterologin ist allerdings wohl weniger auf Psychologie geschult, darum sollte man hier allein vom Fachgebiet her nicht zuviel in dieser Richtung erwarten.
Das sagt aber nichts über die Kompetenz bei der Beurteilung deines Darmes aus. Wenn so jemand jede Woche in 20, 30 oder mehr Därme hineinsieht, dann spielen da persönliche Animositäten kaum eine Rolle.

Gruß
Werner

7 Like

Hallo,

ein guter Einwand.

Mein Kieferchirurg damals war ein arrogantes A***, aber eine Corifee auf seinem Gebiet. Mehr wollte ich nicht: Er sollte mich aufschneiden, seine Arbeit machen und wieder vernünftig zunähen: Ich wollte mit ihm keinen Kaffee trinken, sondern nur eine gute Behandlung. Das ist mein Anspruch an einen guten Arzt.

Natürlich hilft es, wenn der Patient keine Angst hat, aber wenn er am Ende gesund ist, hat der Arzt doch seine Arbeit getan.
Wenn man dann noch eingehend reden will, kann man sich an Freunde, Familie, Psychologen oder sonstwen wenden… Dafür sind sie da, nicht Gastroenterologen, Chirurgen, etc.

Außerdem sind das, was der Arzt macht, und was der Patient letzten Endes davon hält, oftmals zwei vollkommen unterschiedliche Dinge. Deswegen halte ich mich von einer Wertung des Verhaltens der Ärztin fern.
Ein befreundeter Unfallchirurg erzählte mir neulich von folgender Begebenheit:
Eine unglücklich gestürzte Patientin kam zu ihm. Er ließ kurz erzählen, was passiert war und wusste vom bloßen Anschauen sofort, was die Patientin hatte, ließ zur Kontrolle aber noch ein Röntgenbild anfertigen. Er freute sich, ihr schmerzhafte Untersuchungen erspart zu haben, stellte die richtige Diagnose und leitete die angebrachte Therapie ein.
Dieselbe Patientin beschwerte sich wenige Tage später, der Arzt habe ihr kaum zugehört und hätte sich noch nicht einmal die Mühe gemacht, sie eingehend zu begutachten, geschweige denn richtig zu untersuchen.

Also: Egal, was es ist, man soll als Arzt nicken, lächeln, dem Patienten das Gefühl geben, jedes noch so popelige Detail, von dem er erzählt (und wenn es der Stuhlgang von vor einem Jahr war) sei wichtig, und ein bisschen auf ihm rumdrücken. Dann fühlt sich der Patient wohl und man hat mit wenig Aufwand mehr bewirkt, als jemand, der rein zielführend arbeitet und seine Arbeit trotzdem gut macht.

Soweit ich weiß, gibt es größtenteils die freie Ärztewahl.

Grüße
Liete

4 Like

Hi Liete,

da kann man dir nur ganz uneingeschränkt Recht geben aus vollstem Herzen.

Also: Egal, was es ist, man soll als Arzt nicken, lächeln, dem
Patienten das Gefühl geben, jedes noch so popelige Detail, von
dem er erzählt (und wenn es der Stuhlgang von vor einem Jahr
war) sei wichtig, und ein bisschen auf ihm rumdrücken. Dann
fühlt sich der Patient wohl und man hat mit wenig Aufwand mehr
bewirkt, als jemand, der rein zielführend arbeitet und seine
Arbeit trotzdem gut macht.

Ja. Aber für sowas gibt es dann diese ganzen erleuchteten, eingeweihten Geistheiler, weise Frauen, Bachblütentherapeuten etc. Zum Händchenhalten und Aufdenarmnehmen. Da kriegen die auch richtig Schotter für und alle Welt latzt das mit Begeisterung hin.

Ich für meinen Teil bevorzuge richtige Hilfe. Jahrelang hatte ich mit meinen ganzen nervigen Hautmalässen eine grandiose Dermatologin, die guckte sich die juckenden Schrunden jedesmal eingehend an für ein paar Sekunden, nickte ernst, schrieb mir was auf zum Zusammenmischen in der Apotheke und gut war das für die nächsten paar Jahre. Hochprofessionell. Nie war ich länger als drei Minuten im Sprechzimmer und nie fühlte ich mich nicht ernstgenommen oder sonstewie schlecht behandelt.

Gibt aber unglaublich viele Patienten, die glauben nicht, dass sie davon gesund werden und dann werden sie es auch nicht, das ist ja leider das Problem. Die lassen sich dann lebenslang einreden, ihr seid alle gefühllose, korrupte Büttel der Pharmamultis. Sie übersehen da leider gerne geflissentlich, dass der milliardenschwere Markt der Wässerchen und Kügelchen nur die andere Seite exakt derselben Medaille ist.

Ach, eins hätt ich aber noch, Liete:

Räusper. Wie sag ichs jetzt nur?

*Ganzenmutzusammennehm und tieflufthol*

Wie schreibt man denn bittschön neuerdings Koryphäe??? Bitte sag, dass dir das im Moment entfallen ist und du hattest bloss keinen Bock nachzuschlagen. Büttäää!!

Beste Grüße

Annie

3 Like

doch das wird Ärzten beigebracht,

Nein, wird es gerade nicht! Gesprächsführung mit Patienten ist ein Thema, was generell in der Ausbildung mehr als stiefmütterlich behandelt wird! Es gibt nur wenige Unis, die inzwischen dabei sind, das zu ändern.

aber das sind auch nur Menschen,

Das ist ein prima Spruch, der gleich die Verantwortung weg nimmt, etwas anders machen zu können bzw. müssen.

Was die Zeit der Anamnese angeht, nun da können sich alle
Patienten gerne bei der Ulla Schmid bedanken…Stichwort
Gesundheitsreform…

Und das ist der zweite, noch beliebtere Spruch, das Totschlagargument schlechthin, das gleich jeglichen Bedarf im Keim erstickt, selber etwas ändern zu müssen oder sich als Berufsgruppe einzugestehen, dass die Ursachen ganz woanders liegen, nämlich in einer Denk- und Verhaltensänderung. Btw. warum eigentlich Ulla? Warum nicht Horst, Norbert, Philipp? Stimmt, wir haben das mit Ulla so lange so mantrahaft uns eingetrichtert, dass wir schon richtig dran glauben.

Sagt, der, der bei jeder sich bietender Gelegenheit auf Patienten schimpft und in dessen Vorstellungsvermögen es überhaupt nicht passt, dass ein Arzt sich auch einmal nicht richtig verhalten könnte. (Wenn hier ein Arzt über einen Patienten gejammert hätte, wäre garantiert nicht das Statement gekommen, dass man nur eine Seite kennt!)

Wenn der Arzt doch mal nicht ganz so korrekt gehandelt hat, war selbstverständlich der Patient Schuld, weil sein Anspruch zu groß war, oder der Gesetzgeber, oder die wirtschaftlichen Zwänge… und über den kleinen Rest, der vielleicht möglicherweise noch übrig bleibt, bei dem man doch mal etwas sagen dürfte, muss der Mantel des Schweigens gehüllt werden, das nuckelt der Arzt schon mit der Muttermilch.

Sich nicht einzugestehen, dass man Fehler machen könnte, ist nachweislich eine der größte Ursache für das Machen selbiger!

5 Like

ein guter Einwand.

ein sehr unzureichender Einwand, der am Kern des Problems vorbei geht.

Mein Kieferchirurg damals war ein arrogantes A***,

es geht hier nicht um Arroganz!

aber eine
Corifee auf seinem Gebiet. Mehr wollte ich nicht: Er sollte
mich aufschneiden, seine Arbeit machen und wieder vernünftig
zunähen:

Da sind wir beim Problem: Dich interessiert es erst ab dem Zeitpunkt des Aufschneidens? Was ist in der Phase vorher? Wenn es um die Amanmese geht? Wenn es darum geht, zu entscheiden, ob dieser Eingriff wirklich sinnvoll ist? Sinnvoll abgestimmt nicht nur isoliert betrachtet auf das einzelne Körperteil (den Kiefer), sondern den ganzen Menschen inklusive seiner Situation?

Es gibt ausreichend Studien, die belegen, dass die schlechte oder nicht vorhandene Gesprächsführung mit häufigste Ursache für überflüssige Behandlungen, Falschbehandlungen, nicht-Behandlungen ist und damit sowohl gesundheitlich als auch wirtschaftlich schädlich!

Die hier u.a. von dir vertretene Haltung, sobald das Stichwort Gesprächsführung zu schließen, das nur auf ein für die Behandlung nicht zwingend nötiges zwischenmenschliches Problem zu schieben, zeigt, wo es im Argen liegt in der deutschen Medizinerausbildung. Ärztelobby hat es über die Jahre sehr erfolgreich geschafft zu vermitteln, dass es Kommunikation mit dem (labernden) Patienten eigentlich nur Nettigkeit ist, die man vielleicht noch aus Freundlichkeit oder, im Fall der Omi, aus sozialem Engagement erträgt.

Natürlich hilft es, wenn der Patient keine Angst hat, aber
wenn er am Ende gesund ist, hat der Arzt doch seine Arbeit
getan.

Nein.

Wenn man dann noch eingehend reden will, kann man sich an
Freunde, Familie, Psychologen oder sonstwen wenden… Dafür
sind sie da, nicht Gastroenterologen, Chirurgen, etc.

Falsch, siehe oben.

Außerdem sind das, was der Arzt macht, und was der Patient
letzten Endes davon hält, oftmals zwei vollkommen
unterschiedliche Dinge.

Das ist richtig, allerdings ist es falsch, anzunehmen, dass das, was der Arzt meint, richtiger ist! Das impliziert nämlich, dass es immer nur eine richtige Lösung gibt. Es gibt nur wenige Ärzte, die ihre Patienten in den Entscheidungsprozess mit einbinden. Das geht schon bei der stärkeren Erkältung los: Welcher Arzt fragt denn nach der pers. Situation des Patienten und legt ihm die Optionen hin, z.B. weniger / keine Medikamente, dafür etwas Zeit zum Auskurieren lassen, anstatt Antibiotika (hier wirklich nur als simples Beispiel) - und lässt dann den Patienten entscheiden. Natürlich sind viele Patienten damit überfordert, manche erwarten es auch anders.

Aber Ärzteschaft hat es über Jahrzehnte erfolgreich geschafft, dem Patienten seine Mündigkeit auch abzuerziehen. Heute ist der mündige Patient dann ganz schnell der, der in Fachkreisen ja so beliebten Schublade des „schwierigen Patienten“ steckt.

Eine unglücklich gestürzte Patientin kam zu ihm…

Anstatt bei dir über den Vorfall „zu jammern“, nachdem er die Patientin bereits in die Schublade gesteckt hatte: Hat sich dein Chirurg nicht die Frage gestellt, was er hätte in der Kommunikation anders machen können, damit bei der Patientin dieses Gefühl nicht entsteht? Anders heißt übrigens nicht länger! Ich kenne eine Reihe exzellenter Mediziner, die das auch in meist knapper Zeit sehr gut schaffen. Warum? Ich denke, der Hauptgrund ist, dass sie diese Kommunikation überhaupt erst einmal als berechtigt (im Sinne des Patienten) und notwendig (im Sinne der Qualität der eigenen Arbeit) anerkennen.

Egal, was es ist, man soll als Arzt nicken, lächeln, dem
Patienten das Gefühl geben, jedes noch so popelige Detail, von
dem er erzählt (und wenn es der Stuhlgang von vor einem Jahr
war) sei wichtig, und ein bisschen auf ihm rumdrücken. Dann
fühlt sich der Patient wohl und man hat mit wenig Aufwand mehr
bewirkt, als jemand, der rein zielführend arbeitet und seine
Arbeit trotzdem gut macht.

Egal, man sollte als Patient bloss nicht von sich aus den Mund aufmachen, sondern nur dann, wenn man gefragt wird, und damit leben, dass manchmal der Durchfall vom vergangenen Jahr sehr entscheidend sein kann, nur weiß man das als Patient natürlich nicht immer, ist aber unterm Strich auch gleichgültig, weil, was zielführend in der Arzt-Patienten-Beziehung ist, entscheidet nur einer: der Arzt.

Boah! Das ist Kindergartenniveau!

Dass es, ich wiederhole mich, nachweislich durch dieses Verhalten zu sehr teuren Fehlern kommt, von denen manches faktisch auch Körperverletzung ist, weil vermeidbar, davon reden wir nicht. Auch nicht davon, dass dieses Verhalten nicht gerade zuträglich für das Vertrauensverhältnis zwischen Patient und Arzt ist, aber auch hier wäre es ja irrsinnig anzunehmen, da könnte eine Arzt mitverantwortlich sein, die Schuld an einem solchen schlechten Vertrauensverhältnis liegt natürlich wieder nur beim Patienten.

Soweit ich weiß, gibt es größtenteils die freie Ärztewahl.

Tja, und wenn die Patienten das tun, haben sie auch wieder den schwarzen Peter, weil sie Ärztehopper sind und damit die wahre Ursache für die Kostenexplosion im Gesundheitswesen. Es sind immer die anderen, nur nie die Ärzte.

4 Like

@ alle:
beklagt Euch bei der Krankenkasse, der kassenärztlichen
Vereinigung, beim Gesundheitsminister etc., die Ärzten nur das
Honorar für 8 min pro Patient zahlt, ab der 9. Minute legt der
Arzt/die Ärztin zu…,

Die Tatsache, dass der Zeitfaktor zu wenig berücksichtigt wird bei der Honorierung, liegt vorrangig in der Ärzteschaft selbst begründet und ist von ihr zu verantworten! Denn dort haben diejenigen die größte Lobby, die schicken Apparaten das höhere Gewicht beimessen.

Außerdem vergisst du bei deiner Berechnung, dass der Arzt 2 Patienten in 3 Minuten behandelt, 2 Patienten in 5 und für den fünften Patienten dann 24 Minuten hat, ohne auch nur einen Cent draufzuzahlen!

da bleibt das „Feingefühl“ gern mal auf
der Strecke (siehe Tatort vom Sonntag)

Der Tatort vom Samstag hat ein sicherlich ernstes Thema aufgegriffen, war aber mit dermaßen vielen sachlichen, sträflichen Fehlern behaftet, dass er leider unterm Strich nur einem gedient hat: Das Bild vom armen, armen Arzt. Genau dadurch werden die Probleme nicht gelöst, übrigens auch nicht zum Wohle der Ärzte.

Bekommen Ärzte mittlerweile eigentlich mal Stunden im Umgang
mit Patienten?

Nein, leider nicht standardmäßig.

Mittlerweile ist ja gut bekannt, dass eine
Anamnese wichtig ist

Das hat sich leider noch nicht in der Fachwelt ausreichend herumgesprochen, wie du an den hiesigen Beiträgen von Ärzten siehst.

Und obwohl die Frau noch so jung war verhielt sie sich schon
wie der abgenudelste Arzt den ich je erlebt habe. Bei der
Anamnese hörte sie schon nach einer halben Minute _sehr
deutlich_ nicht mehr zu und studierte den Krankenhausbericht
den ich mitgebracht hatte (wie angefordert),

Nicht zuzuhören bzw. nicht vernünftig zu kommunizieren und sich zu sehr auf Kollegenberichte zu verlassen, gehört zu den häufigsten Ursachen für Fehldiagnosen. Dadurch wird auch der Fehler fortgepflanzt: Der erste Arzt kommunizert nicht richtig und stellt eine Diagnose. Kleiner Einschub: Er könnte das auch als Verdachtsdiagnose stellen, wenn er den Patienten weiterleitet, dass wird aber viel zu selten gemacht. Mit dieser möglicherweise unzureichenden oder Fehler behafteten Diagnose schickt er den Patienten weiter. Der nächste Kollege liest, hört wieder nicht zu und nun sind es schon 2 Kollegen, die die gleiche Meinung vertreten.

Welcher Patient und welcher nachfolgende Behandler geht dann noch davon aus, dass vielleicht schon am Anfang etwas nicht gestimmt hat?

Ich schilderte ihr auch, dass ich momentan unter sehr starken
Schmerzen leider (ich kann wirklich nicht mehr) und habe dabei
wohl den Fehler begangen nicht in Tränen auszubrechen.

Das ist in der Tat ein Problem. Es gibt Patienten, die bereits für geringe Schmerzen ein großes Fass aufmachen, bei anderen ist es umgekehrt. Das verlangt Einfühlungsvermögen, Erfahrung und … Kommunikation.

Jedenfalls meinte sie dann „Ich glaube ja sowieso nicht, dass
wir da was finden.“

Die Äußerung an sich ist Mist, so ihr keine Erklärung folgt. Das, was dahinter steckt, muss allerdings nicht fachlich falsch sein. Hier hättest du nachhaken müssen! Wenn sie der Meinung ist, dass man dabei nichts findet, muss sie eine andere Ursachentheorie haben. Dann stellt sich die Frage, ob eine Darmspiegelung die (zur Zeit) richtige Untersuchungsmethode ist.

Ich würde noch einmal in der Praxis anrufen und der Ärztin genau diese Fragen stellen. Geht sie nicht darauf ein, dann den Praxisinhaber fordern. Geht der auch nicht darauf ein, würde ich mich nach einer anderen Praxis umgucken. Da wäre mir dann auch egal, wenn ich dadurch persönlich / beruflich etwas in Bredouille gerate.

Ich kann nur beten, dass sie das doch gar nicht so gemeint hat
und auf eine sehr kühle und verquere Weise vielleicht
beruhigend sein sollte.

Nur beten ist so ziemlich das bescheuertste, was du machen kannst! Du bist als Patient auch mit verantwortlich für das, was mit dir passiert. Du hast berechtige Sorgen, dass da gerade etwas nicht richtig läuft. Mach was draus.

Nachtrag
Um Missverständnissen vorzubeugen, gerade weil Kommunikation das Thema ist :wink:

Wenn ich das Wörtchen „fordern“ geschrieben habe, dann heißt das natürlich nicht, dass die Empfehlung lautet womöglich rüpelig fordernd aufzutreten, wenn man noch einmal versucht mir der Ärztin bzw. dem Praxisinhaber zu reden. Basis sollte die Haltung sein: Deine Fragen und Sorgen sind berechtigt, umgekehrt kann es aber auch bei der Ärztin vernünftige Gründe geben, die sachlich in Ordnung sind, auch wenn die Kommunikation bescheiden war. Letzteres gilt es, herauszufinden, und möglichst auszuschließen, dass sie auch fachlich auf dem falschen Weg ist.