ein guter Einwand.
ein sehr unzureichender Einwand, der am Kern des Problems vorbei geht.
Mein Kieferchirurg damals war ein arrogantes A***,
es geht hier nicht um Arroganz!
aber eine
Corifee auf seinem Gebiet. Mehr wollte ich nicht: Er sollte
mich aufschneiden, seine Arbeit machen und wieder vernünftig
zunähen:
Da sind wir beim Problem: Dich interessiert es erst ab dem Zeitpunkt des Aufschneidens? Was ist in der Phase vorher? Wenn es um die Amanmese geht? Wenn es darum geht, zu entscheiden, ob dieser Eingriff wirklich sinnvoll ist? Sinnvoll abgestimmt nicht nur isoliert betrachtet auf das einzelne Körperteil (den Kiefer), sondern den ganzen Menschen inklusive seiner Situation?
Es gibt ausreichend Studien, die belegen, dass die schlechte oder nicht vorhandene Gesprächsführung mit häufigste Ursache für überflüssige Behandlungen, Falschbehandlungen, nicht-Behandlungen ist und damit sowohl gesundheitlich als auch wirtschaftlich schädlich!
Die hier u.a. von dir vertretene Haltung, sobald das Stichwort Gesprächsführung zu schließen, das nur auf ein für die Behandlung nicht zwingend nötiges zwischenmenschliches Problem zu schieben, zeigt, wo es im Argen liegt in der deutschen Medizinerausbildung. Ärztelobby hat es über die Jahre sehr erfolgreich geschafft zu vermitteln, dass es Kommunikation mit dem (labernden) Patienten eigentlich nur Nettigkeit ist, die man vielleicht noch aus Freundlichkeit oder, im Fall der Omi, aus sozialem Engagement erträgt.
Natürlich hilft es, wenn der Patient keine Angst hat, aber
wenn er am Ende gesund ist, hat der Arzt doch seine Arbeit
getan.
Nein.
Wenn man dann noch eingehend reden will, kann man sich an
Freunde, Familie, Psychologen oder sonstwen wenden… Dafür
sind sie da, nicht Gastroenterologen, Chirurgen, etc.
Falsch, siehe oben.
Außerdem sind das, was der Arzt macht, und was der Patient
letzten Endes davon hält, oftmals zwei vollkommen
unterschiedliche Dinge.
Das ist richtig, allerdings ist es falsch, anzunehmen, dass das, was der Arzt meint, richtiger ist! Das impliziert nämlich, dass es immer nur eine richtige Lösung gibt. Es gibt nur wenige Ärzte, die ihre Patienten in den Entscheidungsprozess mit einbinden. Das geht schon bei der stärkeren Erkältung los: Welcher Arzt fragt denn nach der pers. Situation des Patienten und legt ihm die Optionen hin, z.B. weniger / keine Medikamente, dafür etwas Zeit zum Auskurieren lassen, anstatt Antibiotika (hier wirklich nur als simples Beispiel) - und lässt dann den Patienten entscheiden. Natürlich sind viele Patienten damit überfordert, manche erwarten es auch anders.
Aber Ärzteschaft hat es über Jahrzehnte erfolgreich geschafft, dem Patienten seine Mündigkeit auch abzuerziehen. Heute ist der mündige Patient dann ganz schnell der, der in Fachkreisen ja so beliebten Schublade des „schwierigen Patienten“ steckt.
Eine unglücklich gestürzte Patientin kam zu ihm…
Anstatt bei dir über den Vorfall „zu jammern“, nachdem er die Patientin bereits in die Schublade gesteckt hatte: Hat sich dein Chirurg nicht die Frage gestellt, was er hätte in der Kommunikation anders machen können, damit bei der Patientin dieses Gefühl nicht entsteht? Anders heißt übrigens nicht länger! Ich kenne eine Reihe exzellenter Mediziner, die das auch in meist knapper Zeit sehr gut schaffen. Warum? Ich denke, der Hauptgrund ist, dass sie diese Kommunikation überhaupt erst einmal als berechtigt (im Sinne des Patienten) und notwendig (im Sinne der Qualität der eigenen Arbeit) anerkennen.
Egal, was es ist, man soll als Arzt nicken, lächeln, dem
Patienten das Gefühl geben, jedes noch so popelige Detail, von
dem er erzählt (und wenn es der Stuhlgang von vor einem Jahr
war) sei wichtig, und ein bisschen auf ihm rumdrücken. Dann
fühlt sich der Patient wohl und man hat mit wenig Aufwand mehr
bewirkt, als jemand, der rein zielführend arbeitet und seine
Arbeit trotzdem gut macht.
Egal, man sollte als Patient bloss nicht von sich aus den Mund aufmachen, sondern nur dann, wenn man gefragt wird, und damit leben, dass manchmal der Durchfall vom vergangenen Jahr sehr entscheidend sein kann, nur weiß man das als Patient natürlich nicht immer, ist aber unterm Strich auch gleichgültig, weil, was zielführend in der Arzt-Patienten-Beziehung ist, entscheidet nur einer: der Arzt.
Boah! Das ist Kindergartenniveau!
Dass es, ich wiederhole mich, nachweislich durch dieses Verhalten zu sehr teuren Fehlern kommt, von denen manches faktisch auch Körperverletzung ist, weil vermeidbar, davon reden wir nicht. Auch nicht davon, dass dieses Verhalten nicht gerade zuträglich für das Vertrauensverhältnis zwischen Patient und Arzt ist, aber auch hier wäre es ja irrsinnig anzunehmen, da könnte eine Arzt mitverantwortlich sein, die Schuld an einem solchen schlechten Vertrauensverhältnis liegt natürlich wieder nur beim Patienten.
Soweit ich weiß, gibt es größtenteils die freie Ärztewahl.
Tja, und wenn die Patienten das tun, haben sie auch wieder den schwarzen Peter, weil sie Ärztehopper sind und damit die wahre Ursache für die Kostenexplosion im Gesundheitswesen. Es sind immer die anderen, nur nie die Ärzte.