Aufgaben einer Notfallambulanz?

Hallo,

ein Autofahrer fährt einen Fußgänger an. Der Fußgänger stürzt. Der Fußgänger wird mit einem Krankenwagen in die Notfallambulanz gebracht.

Der Fußgänger hat mehrere Schürfwunden und Prellungen. Er klagt auch über „Druckschmerzen“ an mehreren Stellen des Körpers.

Der Fußgänger wird in der Ambulanz gefragt, ob er Tetanus geimpft ist. Diese Frage kann der Fußgänger mit „Ja“ beantworten. Die Schürfwunden werden ledglich mit Pflastern versehen, aber auch nur die größeren, ohne vorher gereinigt und desinfiziert worden zu sein. Es wird zwar mit Ultraschall überprüft, ob es innere Verletzungen gibt und es wird zwar die Halswirbelsäule abgetastet und auch überprüft, ob sich die Extremitäten bewegen lassen und ob dabei Schmerzen auftreten, aber so richtig wird auf die Klagen des Fußgängers nicht eingegangen.

Müsste in einem solchen Fall nicht mind. Röntgenaufnahmen angefertigt werden? Theoretisch könnte es ja sein, dass sich irgendwo ein „versteckter“ Bruch befindet oder irgendwelche Sehnen oder Bänder verletzt/angerissen sind, oder!?

Wie verhält es sich auch mit der Wundversorgung? Müssen z. B. Schürfwunden nicht gereinigt und desinfiziert werden? Auch, wenn eine aktuelle Tetanus-Impfung vorhanden ist?

Gruß

carle

Hi,

eine Notfallambulanz ist ja nun auch für „Notfälle“ da. Und nicht dafür jemanden der 100% ansprechbar ist und nur Schürfwunden hat 2 Stunden lang zu untersuchen ob man nicht doch noch irgendwo was findet.

Stell Dir doch mal vor Du kommst irgendwann nach einem schweren Verkehrsunfall da hin. Im Hubschrauber, intubiert, beatmet, sediert und musst noch 20 Min warten weil man ja dem Radfahrer noch seine Schürfwunden desinfizieren muss und noch 5 Röntgenbilder anfertigen muss ob sich nicht doch noch irgendwo ein „versteckter Bruch“ befindet.

Ja klar, man könnte VIEL mehr Personal in den Krankenhäusern einstellen - nur dann mault der Versicherte ja auch dass er immer mehr Beiträge zahlen soll. Geht also auch nicht.

Gruss
K

Die Notfall-Ambulanz deckt die Notfallversorgung ab und klärt akute Gefahren. „Versteckte Brüche“ wenn sie auftreten können problemlos später von regulären Ärzten behandelt werden.

Hallo carle,

wie bereits geschrieben: Notfallambulanz- das Wichtigste wird abgeklärt und behandelt.
Eine leichte Schürfwunde ist keine lebensbedrohliche Verletzung und bedarf zunächst auch keiner besonderen Behandlung

Bänder- und Sehnenrisse werden eher nicht duch Röntgenaufnahmen diagnostiziert. Ein verdeckter Bruch (was soll denn das sein?) würde sich durchaus durch entsprechende Schmerzen bemerkbar machen. Die Ärzte in der Norfallambulanz könnten das mit Sicherheit zuordnen.
Bleib cool - und gute Besserung!
Ma.

Hallo,

das meine ich jetzt nicht böse, sondern interessehalber: Mich würde interessieren, wer dir das so beigebracht haben mag, dass du der Meinung bist, bei einer völlig normalen Routineversorgung seien erhebliche Fehler geschehen…

Tetanusimpfung wurde abgefragt -> gut.

Schürfwunden sind oberflächliche Wunden, die bei ansonsten gesunden Menschen in aller Regel überhaupt keine Probleme bei der Wundheilung verursachen. Dabei ist es völlig egal, ob ich mir zu Hause ein Pflaster drauf klebe bzw. es „an der Luft“ heilen lasse oder ob da zufällig mal ein Arzt in der Ambulanz drauf geguckt hat.

Viele Röntgenbilder anzufertigen, hat nichts damit zu tun, ob ein Patient ernst genommen wird oder ob sich ein Krankenhaus gut kümmert. Bei allem technischen Fortschritt, sind Röntgenbilder mit einer Strahlungsbelastung verbunden. Demnach wird mit einer Anamneseerhebung und klinischen Untersuchung vorab entschieden, welchen Erkenntnisgewinn man durch Röntgenbilder zu erwarten hat. Wenn es extrem unwahrscheinlich ist, dass ein Bruch vorliegt, so sollte auf ein Röntgenbild verzichtet werden, wenn es dann mehr schadet als nützt.
Auch die Funktionalität des Bewegungsapparats (insbes. Bänder, Sehnen, Muskeln, Nerven) wird mit der klinischen Untersuchung besser untersucht als das ein Röntgenbild könnte.

Zu guter Letzt sollte man bei allem Patientenwohl auch die Gesundheitsökonomie und den Ressourceneinsatz im Auge behalten. Wenn sich Ärzte und Pfleger stundenlang mit Schürfwunden und zig Röntgenbildern befasst, ist schnell keine ausreichende Versorgung mehr für andere, ggf. schlimmer erkrankte/verletzte Patienten gewährleistet, die Geräte sind belegt, die Kosten steigen, das Personal reicht nicht mehr aus etc.
Weil die Leute einem mit immer mehr Kleinigkeiten die Not(!)aufnahme belegen (ich spreche jetzt nicht von dem angefahrenen Fußgänger, sondern von „Ich hab Schnupfen seit ner Woche“, „Ich hab gepopelt und jetzt Nasenbluten, ist aber wieder vorbei, ich wollte nur trotzdem mal gucken lassen…“, uswusf.), muss an zusehen, dass man seine Aufnahme schnell wieder frei bekommt, wenn nichts Schlimmes ist, damit sie weiterhin funktionieren kann.

Grüße
Liete