Blutverdünnung

Ein Bekannter von uns bekam vor Jahren eine neue Herzklappe,und seit dieser Zeit nimmt er Marcumar
sein INR ist bei 1,9
Vor 4 Wochen bekam er noch einen Apoplektischen Insult.
Nun verlangt der Neurologe das er zuisätzlich Aspirin nehmen soll.Der Kardiologe sagte nein zu Aspirin wegen der Herzklappe.
Marcumar und Aspirin gleichzeitig ist ja doppelt „gemoppelt“ oder wie versteht ihr das? Spricht etwas gegen diese Anordnungen das Neurologen?

Guten Tag,

also ich würde mich in diesem Fall an die Anordnung
des Kardiologen halten. Diesen aber über die Verordnung des Neurologen informieren. So kann man nichts falsch machen.

Hallo,

durch die unterschiedlichen Wirkprinzipien von ASS und Marcumar kann es in Sonderfällen notwendig sein, dass man beide Medikamente einsetzen muss. Dazu bedarf es aber einer genauen Indikationsstellung. Deshalb sollte sich der Kardiologe mit dem Neurologen unterhalten. In der Regel kommen die auf einen gemeinsamen Nenner.

Liebe Grüsse

Anja

Hallo,

Anja hat schon das wichtigste gesagt.

Wenn das professionell geschehen sollte, dann sollte man zuvor auch z.B. den PFA-100 (platelet function assay) machen um sicherzugehen, dass der Patient auch auf ASS entsprechend reagiert. Soweit mir bekannt sind ca. 5% der Menschen „immun“ gegen die antikoagulierende Wirkung von ASS.
…und die beruht auf anderen Mechanismen als Marcumar, wesewegen der Rat insgesamt für mich nachvollziehbar ist.

(Bin kein Med, aber Blutkrebsbetroffener, daher unüblichere Detailkenntnisse)

hth,

Stefan

o.T. - der Vollständigkeit halber
Hallo,

dem Status als Expertenforum geschuldet hier der Hinweis:
Blutverdünnung ist hier eine Analogie, die wohl die Einsicht in die Notwendigkeit der Behandlung fördern soll.
Aber auch wenn es üblich ist den Patienten gegenüber von Blutverdünnung zu sprechen, sollte klar sein, dass tatsächlich dadurch das Blut nicht dünnflüssiger wird, sondern die Fähigkeit zur Gerinnung herabgesetzt wird, bei gleichbleibender Viskosität.

Gruß
Werner

Hallo Werner,

ja, das ist ein insgesamtes Problem in der Medizin, zumindest vom naturwiss. Standpunkt betrachtet, dass mit den Begriffen nicht sorgsam umgegangen wird.
Daher volle Zustimmung, was die Beschreibung dessen betrifft, was eigtl. passiert (was vom naturwiss Standpunkt aus kaum bekannt, aber hochkomplex ist).
Aber woher kommt Deine Aussage zur Viskosität? Meint: mich interessiert, wie das untersucht wurde um zu Deiner Aussage zu kommen.

Als Hintergrund: Ich bin krankheitsbedingt regelmässigen mit meinen Blutwerten in Kontakt. Auch bei mir ist Überprüfung einer ausreichend guten Mikrozirkulation wichtig mit dem Ziel Thrombosen etc. zu verhindern. Dass man so etwas komplexes wie Blut hinsichtliche seiner Viskosität zuverlässig überprüfen kann finde ich daher spannend…

Stefan

Hallo,
leider überinterpretierst du hier meine Aussage.
Es gibt zwar verfahren zur Viskositätsmessung, ich kenne aber auch keine Studie speziell derveränderten Viskosität unter Gerinnungshemmertherapie.
Meine Aussage beruht auf dem Wirkmechanismus der eingesetzten Medikamente, der an den Gerinnungsfaktoren ansetzt und nicht zu einer Vermehrung des Wassergehaltes im Blut oder einer Verringerung von festen Bestandteilen oder Kolloiden führt (jedenfalls nicht jenseits einer vielleicht vorhandenen Begleitwirkung - von der ich diesbezüglich aber auch noch nicht gehört habe).

Gruß
Werner

Aber woher kommt Deine Aussage zur Viskosität?

Es müsste (ich bin aber kein Experte) dazu Literatur unter den Begriffen Rheologie und Blut zu finden sein.
Udo Becker

Aus der Diskussion mit (zugegeben nur einem) Hämatologen der einer der weltweiten Experten für (m)eine Form von Blutkrebs ist behaupte ich reichlich un-investigativ: sowas wird’s kaum geben.

Aber es gibt wohl Dissertationen die sich mit rheologischen Messungen an Blut beschäftigen (u.a. bei o.g. Prof.). Und es gibt Gerätehersteller die versuchen Messegeräte für derlei Einsatzzwecke herzustellen. Hier ist es aber immer ein Problem Reproduzierbarkeit zu gewährleisten. Blut ist eine sich über die Zeit stark verändernde Substanz. Es kommt also schon darauf an unter welcher Raumtemperatur wieviele Sekunden nach der Blutentnahme und unter welchen der 100 weiteren Einflußgrößen diese Messungen durchgeführt werden.

Und die gemessene Eigenschaft hängt natürlich nicht so einfach wie in den Materialwiss. von den Materialparametern der untersuchten Substanz ab. Dort kann man zB. oft zumindest eine Korrelation zB der Dichte der gelösten Teilchen mit der Viskosität herstellen. Im Blut sind die „Teilchen“ aber je nach Randbedingung unterschiedlich „aktiv“, haben andere Oberflächenstruktur etc. Linear-einfache Zusammenhänge sind da nicht zu erwarten…