Dramatischer Muskelschwund

Liebe Experten,

der Sohn Andy (15 Jahre) meiner langjährigen Freundin klagte vor ca. 4 Wochen über etwas wenig Kraft in den Beinen beim Treppen steigen. Schon 1 Woche später sprach er von einem deutlichen Kräfteverlust.

Wir gingen mit ihm zum Hausarzt, welcher einen Bluttest vornehmen wollte. Infolge Praxisurlaub zu Ostern war der nächste Termin dafür allerdings erst in fast 2 Wochen.

Da sich die Muskelschwäche beinahe tagtäglich verschlimmerte, haben wir letztes Wochenende (Ostern) den Notdienst kontaktiert. Der zuständige Arzt schickte uns sofort in die Kinderklinik nach Darmstadt. Die dortige Ärztin meinte aber, die Muskelschwäche käme mit Sicherheit von mangelhafter Ernährung und zu wenig Flüssigkeitsaufnahme. Wir sollten den Sohnemann sozusagen mit kalorienreicher Kost und viel Flüssigkeit wieder aufpäppeln. Auf unsere Frage nach einem Bluttest sagte sie das wäre sinnlos und würde nicht bringen.

Also haben wir Andy seit fast einer Woche mit einem Multivitamin-Mineralstoff-Präparat, sowie extra Calcium und Magnesium „vollgestopft“. Zudem achteten wir darauf, dass er wenigstens 2,5 Liter Flüssigkeit am Tag zu sich nimmt.

Die Symptome haben sich allerdings trotz unserer Bemühungen weiter verschlechtert. Heute ruft mich meine Freundin total aufgelöst an. Ihr Sohn ist nach dem heutigen Arztbesuch zusammengebrochen, da er nicht mehr die Kraft hat 1 Minute stehen zu bleiben.

Die Ergebnisse des Bluttestes sind angeblich morgen Nachmittag da. Höchstwahrscheinlich wäre ein Klinikaufenthalt unvermeidlich, hat der Hausarzt gesagt.

Da meine Freundin momentan ziemlich fertig ist und auch ich echt beunruhigt bin wäre es echt suuuuper, wenn mir jemand erst mal sagen könnte ob es auch bei einer solch kurzen Krankheitsdauer - von nur 4 Wochen - um eine neurologische Erkrankung (Sklerose etc.) handeln könnte. Was wir als medizinisch interessierte Laien für eine der schlechtesten Diagnosen erachten würden.

Zudem sind wir natürlich auch für jede Diagnose-Vermutung oder jeden Therapie-Tipp dankbar. Insbesondere wenn es sich vielleicht um eine recht seltene Erkrankung handeln könnte, welche unter Umständen von manchen Ärzten nicht erkannt wird.

Im Voraus schon mal vielen, vielen herzlichen Dank!!!

Heinz

Hallo,

auf jeden Fall würde ich schauen, dass der Junge stationär aufgenommen wird. Es muß ja nicht diese (Kinder)-klinik sein.

Da sich die Muskelschwäche beinahe tagtäglich verschlimmerte,
haben wir letztes Wochenende (Ostern) den Notdienst
kontaktiert. Der zuständige Arzt schickte uns sofort in die
Kinderklinik nach Darmstadt.

Wißt Ihr vielleicht noch, wer das war?

Die Symptome haben sich allerdings trotz unserer Bemühungen
weiter verschlechtert. Heute ruft mich meine Freundin total
aufgelöst an. Ihr Sohn ist nach dem heutigen Arztbesuch
zusammengebrochen, da er nicht mehr die Kraft hat 1 Minute
stehen zu bleiben.

Warum sind sie dann nicht sofort wieder zurück zum Arzt, damit dieser sieht (und handelt) wie schlecht es dem Jungen geht?

Die Ergebnisse des Bluttestes sind angeblich morgen Nachmittag
da. Höchstwahrscheinlich wäre ein Klinikaufenthalt
unvermeidlich, hat der Hausarzt gesagt.

Dann möchte er bitte umgehend die Einweisung fürs KH fertig machen.
Wenn er das nicht macht würde ich heute Abend zum Notdienst gehen und schauen, dass ich dort eine Einweisung bekomme.

Eine Diagnose mag ich hier noch nicht mal vermuten, aber ich würde darauf drängen, dass der Junge auf den Kopf gestellt wird.
Eine weitere Möglichkeit wäre den Jungen direkt beim Neurologen vorzustellen. Nicht anrufen, sondern gleich hingehen.

Gruß und gute Besserung
Maja

Hi,

das:

Also haben wir Andy seit fast einer Woche mit einem Multivitamin-Mineralstoff-Präparat, sowie extra Calcium und Magnesium „vollgestopft“.

ist nicht das:

Die dortige Ärztin meinte aber, die Muskelschwäche käme mit Sicherheit von mangelhafter Ernährung und zu wenig Flüssigkeitsaufnahme. Wir sollten den Sohnemann sozusagen mit kalorienreicher Kost und viel Flüssigkeit wieder aufpäppeln.

Belegte Brote, ein SChnitzel mit Kartoffeln und Gemüse, Nachspeise hinterher, Vorspeise vorher, Stück Kuchen zum Nachspülen :wink:
Als Nichtmediziner gehe ich angesichts des Alters undGeschlechts davon aus, dass sich da ein kräftiger Wachstumsschub ankündigt. Magnesium, Calcium, Multivitamin sind weder energiereich noch baustof(= eiweiß-)reich.

Als MS-Kranke klingt mir das nciht nach MS, und den Ärzten auch nciht (dann gäbe es ein MRT und Liquorpunktion zusätzlich zum BLuttest). Die Ärzte sind hinter dem Blutzucker und den Spurenelementen im Blut her (= Fütterungszustand).
Bei MS in der schubförmigen Variante tauchen die Symptome von einer Sekunde zur anderen auf und werden dann langsam besser. Bei MS in der schleichenden Form tauchen die Symptome langsam auf, aber auch wesentlich langsamer als bei dem jungen Mann beschrieben. Selbst wenn: man kann damit exzellent leben, und die meisten tun das auch - auffallen tun immer nur die (prozentual gesehen) ganz wenigen, denen es sehr schlecht geht.
Vor 5 Jahren wurde meine MS mit einer SEhnerventzündung diagnostiziert, die hat sich wieder beruhigt. Mein GEsichtsfeld auf dem linken Auge ist um ein Drittel reduziert, merkt aber keiner, meistens nicht einmal ich selber. Ansonsten bin ich auf Arbeit eine der KollegInnen mit den wenigsten Fehlzeiten.

Aber den jungen Mann würde ich erstmal auf ne Pizza einladen. Manchmal ist es einfach das naheliegendste, was wahr ist.

Die Franzi

Hallo,

Die dortige Ärztin meinte aber, die Muskelschwäche käme mit ::Sicherheit von mangelhafter Ernährung und zu wenig ::Flüssigkeitsaufnahme.

Das halte ich für Unsinn, den Ärzte manchmal so von sich geben, wenn sie nicht wissen, was Sache ist. Sicher kann mangelhafte Ernährung zu Muskelschwäche führen - aber nicht so, dass man keine fünf Minuten mehr stehen kann und beim Arzt umkippt, und das, obwohl der Rat der Ärztin ja schon beachtet wurde mit dem mehr trinken und so. Und unterernährt ist in Deutschland auch niemand mehr.

Bei MS in der schubförmigen Variante tauchen die Symptome von
einer Sekunde zur anderen auf und werden dann langsam besser.

Das kann man so nicht sagen. Bei mir treten sie meist im Verlauf mehrerer Tage in Erscheinung, sind manchmal stärker, manchmal schwächer, gehen aber nie ganz weg, bis man dann doch zum Arzt geht und wieder mal Cortison tankt.

Selbst wenn: man kann damit exzellent leben, und
die meisten tun das auch - auffallen tun immer nur die
(prozentual gesehen) ganz wenigen, denen es sehr schlecht
geht.

O ja, ganz exzellent ist das. Bei mir ist es jedenfalls so, dass ich mich nicht überfordern darf , sonst kommt die Quittung. Deshalb ist spätestens um 21:30 Feierabend, egal wie viel Arbeit sich stapelt. Wenn ich nicht alles schaffe, muss ich eben etwas liegen lassen und von einem Tag auf den anderen immer wieder verschieben. Das passt mir zwar nicht, aber einfach mal ranklotzen geht nicht.

Vor 5 Jahren wurde meine MS mit einer SEhnerventzündung
diagnostiziert, die hat sich wieder beruhigt. Mein
GEsichtsfeld auf dem linken Auge ist um ein Drittel reduziert,
merkt aber keiner, meistens nicht einmal ich selber. Ansonsten
bin ich auf Arbeit eine der KollegInnen mit den wenigsten
Fehlzeiten.

Bei mir ist’s auch 5 Jahre her. Ich hatte inzwischen 5 oder 6 Schübe, und mein Hirn sieht im MRT aus wie ein Schweizer Käse. Noch komme ich überall zu Fuß hin, auch bis auf ca. 1600 m Höhe in den Alpen - aber es gab auch mal eine Zeit, als die 500 Meter zur U-Bahn weit für mich waren.

Aber den jungen Mann würde ich erstmal auf ne Pizza einladen.

Pizza, Schnitzel … wie wäre es mit einem leckeren Vollkornbrot mit Tofu und frischen selbst gezogenen Sprossen?

Schnitzel würde ich sowieso vom Speiseplan streichen. Braucht kein Mensch.

Ach ja: Was da Sache ist, sollte man neurologisch abklären lassen. Ich glaube nicht, dass derartige Symptome einfach daher kommen, dass man zu wenig gegessen hat.

Schöne Grüße

Petra

3 Like

Hallo

danke für Eure schnellen Antworten! :smile:

Ich habe bei meinem Posting vergessen mitzuteilen, dass wir Sohnemann nicht nur mit Vitaminpillen etc. therapieren sondern er auch die besagte Pizza bis hin zur Vollwertkost - letzteres mit etwas Nachdruck :wink: - angeboten bekommt. Sein Appetit ist allerdings gedämpft.

Zudem hätte ich wohl auch sagen sollen, dass Andy die letzten Monate (oder waren es Wochen?) um etliche Zentimeter gewachsen ist. Könnten fast 10 cm gewesen sein.

Viele liebe Grüße an alle!!

Heinz

Hi,

ich wollte niemandem zu nahe treten, falls das trotzdem geschehen ist, bitte ich um Entschuldigung.
Dass es den meisten Menschen mit MS vergleichsweise gut geht, bedeutet nicht, dass es allen gut geht. Und dass kein Verlauf dem anderen gleicht, muss ich dir dann nciht mehr sagen. Ich weiß auch, dass viele MS-Patienten vor ihrer Diagnose ine wahre Ärztreodyssee hinter ich haben und keinem Arzt mehr über den Weg trauen. Vielleicht war das bei dir so, bei mir nicht. Und ich bin auch sonst selten auf unfähige Ärzte getroffen. Gehen wir doch mal davon aus, dass die Ärztin, die ihn gesehen hat, schon richtig geguckt hat. Ein Fass aufmachen kann man später immer noch.
Nur: vergessen wir nicht, dass bei dem jungen Mann noch gar nichts diagnostiziert ist. Dass sich die Beschreibung Deiner Symptome sehr wohl von dem unterscheidet, was über den jungen Mann berichtet wird, ist auch klar (einzelsymptome sind dabei weiniger wichtig als der prinzipielle Verlauf - bei dir wie bei mir schwankt es innerhalb von Stunden oder Minuten, bei ihm wird es innerhalb von Wochen schlechter).
Alle meine Schilderungen hinsichtlich MS sollten nur dafür sorgen, dass er nicht gleich die Pferde scheu macht, so lange nichts klareres diagnostiziert ist.
Ich halte nach wie vor einen mangelnden Ernährungszustand für das allernaheliegendste und auch am leichten überprüfbarste. Ob er nun Pizza ist oder Volkornbrot mit Frischkäse - egal, lass mich halt flapsig sein. Aber eine Zufuhr von Magnesium, Calcium und Vitaminen erhöht die Kalorienzufuhr nicht wesentlich.
GRund für die Mangelernährung kann sein, dass er ein rel schlechter Esser ist, sich in einem Wachstumsschub befindet und dem Körper jetzt die Energie fehlt. Da hilft Essen innerhalb weniger Stunden. Das kann man ganz leicht austesten, während man auf die anderen Untersuchungsergebnisse wartet.
Alternativ, etwas exotischer: es gibt auch magersüchtige Jungs, oder Jungs die hungern um schlank zusein / bleiben / werden und „nur“ auf dem Weg in die Magersucht sind. Das sind dann Leute, die in Deutschland leben und unterernährt sind.

Die Franzi

2 Like

Hi,

das interpretiere ich dann jetzt malals gute nachricht. Was ich nciht entscheiden kann, ist, inwieweit Wachstum, Appetit und Energiebedarf parallel verlaufen oder vielleicht das eine dem andern hinterherhinkt oder vorauseilt. Kannst ja da mal beim Doc genau danach fragen, auch das mit dem Wachsen erzählen :smile: (10cm in gefühlten paar wochen, das ist anstrengend. Ich glaube, ich bin in meinem ganzen leben nie 10cm gewachsen :wink: … bin jetzt 1,63m)

Die Franzi

Hallo Heinz,
schön, dass Du Dir so viele Gedanken um Deinen Stiefsohn machst; natürlich sollte man auch eine MS ausschließen, aber es gibt noch hunderte von anderen Möglichkeiten.
Ich vermute mal, dass der junge Mann eher schlank und groß ist statt klein und pummelig. Treibt er Sport?
Das Ganze erinnert mich an eine „orthostatische Dysregulation“, will sagen: der Kreislauf kommt mit dem enormen Wachstumsschub nicht mehr mit und deshalb die enorme Schlappheit und der Kollaps. Schon erwähnt: genügend trinken (2l Wasser und mehr), Bewegung, Bewegung und nochmals Bewegung (auch im Liegen oder Sitzen).
Und natürlich abklären lassen, z.B. Kreislauftest beim guten alten Hausarzt, dort bekommt man (außer im Urlaub natürlich) ganz schnell einen Termin, und dort kann man auch die Schilddrüse abklären lassen, ehe Andy zum Neurologen geht…
Berichte mal, wie es weitergeht und gute Besserung für Andy,
synapse

2 Like

Hallo!

Eins vorweg: Ich bin kein Experte auf diesem Gebiet.

Eine Diagnose mag ich hier noch nicht mal vermuten, aber ich
würde darauf drängen, dass der Junge auf den Kopf gestellt
wird.

Das würde ich auch tun!

Eine weitere Möglichkeit wäre den Jungen direkt beim
Neurologen vorzustellen. Nicht anrufen, sondern gleich
hingehen.

Ein Neurologe ist schön und gut. Aber was, wenn die Ursache ganz woanders liegt?

Bei uns im Verein gab es mal eine Sportkameradin, Leistungssportlerin, 18 Jahre alt, die auch plötzlich schlapp machte.

Bei ihr war es eine Thrombose in einer Bauch-Arterie. Man hat es im letzten Moment bemerkt und sie operiert. Hätte man sie erst mal gefüttert, zu diversen Neurologen oder sonst wohin geschleppt, würde sie heute nicht mehr leben.

Sie ist übrigens wieder gesund geworden, muss aber Blutverdünner einnehmen und musste deshalb den Leistungsport aufgeben.

Eine andere, Breitensportlerin, 26 Jahre, bekam auch eine Thrombose. Die wurde zu spät bemerkt, sie bekam eine Lungenembolie und starb. Ich bin keine Ärztin und weiß nicht, ob so etwas bei Jungen in dem Alter auch auftreten kann. Aber ich würde ganz schnell zum Internisten o.ä. gehen.

Viele Grüße

Anne

Hallöchen,

ich habe unter http://www.medizin-forum.de/phpbb/viewtopic.php?p=40… eine sehr interessante Antwort von einem Arzt bekommen, die ich Euch auf keinen Fall vorenthalten wollte.

Gerade der Zeitraum von 4 Wochen in welchem angeblich 98% aller Erkrankten auf dem Tiefpunkt der Erkrankung angekommen sind, stimmt genau mit dem Krankheitsverlauf bei Andy überein.

Heute ist er in die Klinik gekommen. Halte Euch selbstverständlich auf dem Laufenden.

Viele liebe Grüße

Heinz


Antwort des Arztes:

Lieber Heinz,

was Sie schildern, muss man sehr ernst nehmen!

Andy sollte unbedingt heute noch eine Klinik aufsuchen. Er sollte ganz konkret folgende Erkrankung ansprechen:

Guillain-Barre-Syndrom

Schauen Sie einmal hier: http://www.guillainbarre-syndrom.de/

Die Krankheit tritt in seltenen Fällen nach einer harmlosen Infektion auf und ist charakterisiert durch auftretende Lähmungen in einem Zeitraum von vier Wochen. Da in 20% der Fälle eine Atemlähmung auftreten kann, ist also eine Überwachung auf einer Intensivstation erforderlich!

Da ich von natur aus neugierig bin, wäre es nett, wenn Sie gelegentlich berichten, was aus Andy geworden ist.
_________________
Alles Gute
Ralf Tillenburg
Arzt für Allgemeinmedizin
www.info-medico.de