Dreifacher Kieferbruch und komische Geschichten

Moin,

meine Freundin hat sich während eines stationären Krankenhausaufenthalts den Kiefer dreifach gebrochen. Sie befindet sich dort in Therapie um Angstzustände zu behandeln. In diesem Zusammenhang hat Sie Beruhigungsmittel bekommen damit Sie besser schlafen konnte. Nach Einnahme am Abend ist ihr komisch geworden, was Sie auch dem Personal gemeldet hat. Nachts ist Sie dann aufgewacht, wollte auf Toilette. Dort ist sie ohnmächtig geworden und vermutlich aufs Waschbecken gefallen. Der Unterkiefer war dreifach gebrochen - jeweils direkt vor den Aufnahmen in den Oberkiefer und direkt unten in der Mitte.

Daraufhin wurde die Therapie zunächst unterbrochen und Sie wurde in ein anderes Krankenhaus verlegt hier in Hamburg. Dort wurde 3 Tage später der Kiefer operiert. Sie erhielt Schienen auf den Zähnen oben und unten und mit Gummis wurden die Kiefer fixiert. Der Bruch unten mittig ist mit einer Platte gefixt worden. Nach 2 Wochen sind die Gummis an einem Freitag entfernt worden. Die Ärztin die dies durchführte meinte, wir sollten darauf achten, das der Biss voll geschlossen werden kann und am folgenden Montag wieder vorstellig werden. Montags waren wir dann wieder da - der untersuchen Arzt meinte es wäre alles okay. Wur sollten nochmal 2-3 Wochen warten und dann wieder vorstellig werden um die Schienen rauszunehmen. In der Zwischenzeit waren wir noch einmal am Wochenende dort, weil eine Klammer der unteren Schiene in die Mundraumschleimhaut gebohrt hat. Der untersuchende Arzt hat das gefixt und sonst nichts weiter angemerkt. Diesen Mittwoch waren wir dann wieder im Krankenhaus gewesen, da eine Plastikummantelung der oberen Schiene abgegangen war und die Schiene ins Zahnfleisch schnitt. Der untersuchende Arzt meinte die Schiene könnte jetzt auch rausgenommen werden (4 Tage bevor 3 Wochen rum gewesen wären) und hat außerdem den Oberarzt geholt. Der diagnostizierte einen massiven „offenen Biss“. Wir hatten das auch bereits bemerkt - dachten jedoch das dies an den Schienen liegen würde. Die Schienen wurden entfernt und wir gingen direkt anschließend in die Kieferorthopädie um das dort untersuchen zu lassen.

Dort wurden neben diversen marginalen Fehlstellungen auch vor allem der offene Biss bestätigt. Durch die Rekonstruktion des Kiefers sind hier massive Veränderungen zu dem vorherigen Stand fest zu stellen. Das geht so weit, das meine Freundin jetzt stark lispelt - dies war vorher nicht so und liegt wohl daran das der Freiraum für die Zunge zu klein geworden ist. Es wurde uns mitgeteilt, das meine Freundin mindestens 2 Jahre eine feste Klammer tragen muss und mit ziemlicher Sicherheit eine weitere OP auf Sie zukommen wird. Darüber hinaus muss Sie zum Logopäden.

Nun stellen sich uns einige Fragen:

  • Ist es normal, das nach einer Kiefer-OP solche Folgeschäden auftreten? Ist das Pech/Schicksal, oder kann man hier von einem Fehler in der OP ausgehen? Oder in der anschließenden Versorgung?
  • Wie sieht es mit der Haftung aus? Ist eines der beiden Krankenhäuser unter bestimmten Konstellationen in der Haftung für das Thema?
  • Wir kennen nur Brackets als feste Klammer. Gibt es hier andere Methoden, die dem Träger möglichst viel Komfort bieten?
  • Meine Freundin hat ein wenig Angst (halt auch bedingt durch die Angstsörung) das Sie nun 2 Jahre nur Brei essen kann? Wie stark sind die Einschränkungen mit einer festen Klammer wirklich?

Viele Fragen - vielleicht hat ja jemand von Euch ein paar Infos für mich/uns.

Ansonsten schöne Pfingsten Euch,
Grüße,
ivo

Servus Ivo!

Ist ja eine schlimme Sache die da passiert ist. Eine Verkettung von besch… Umständen.

Ich kann dir da mal aus österreichischer Rechtssicht was sagen.
Bei uns gibt es einen Patientenanwalt (Patientenombudsmann). In so einem Fall würde ich auf jeden Fall die Sache genauer untersuchen lassen. Speziell wegen der Haftung. Aussderdem gehts ja da auch um nicht unwestentliche Heilkostenersätze, Verdienstausgänge, Schmerzensgeld. Aber wie gesagt die Sache mal genauer unter die Lupe nehmen.

Wegen dem Fehlbiss -das sollte sehr wohl nach der 1.chirurgischen Fixierung gemerkt worden sein.(Kontrollröntgen, Begutachtung…) Weiters dann doch bei den Folgeversorgungen. (Bissprobe)

Wünsch deiner Freundin alles Gute!

Andy

Hallo Sven,

das ist ja eine üble Geschichte!

  • Meine Freundin hat ein wenig Angst (halt auch bedingt durch
    die Angstsörung) das Sie nun 2 Jahre nur Brei essen kann? Wie
    stark sind die Einschränkungen mit einer festen Klammer
    wirklich?

Zu deinen anderen Fragen kann ich nichts sagen, dazu weiß ich zu wenig. Aber ich habe zwei Jahre lang wegen einer Kieferfehlstellung (Überbiss) eine feste Klammer mit Brackets getragen. Ich kann deine Freundin beruhigen - so schlimm sind die Einschränkungen nicht! In den ersten Tagen nach dem Anbringen tut einem schon der Kiefer weh und man wird in dieser kurzen Zeit auch hauptsächlich Brei und Suppe essen, das ist richtig. Aber danach ist es überstanden! Bis auf extrem klebrige Sachen (Storck Riesen z.B.) kann man danach alles essen wie vorher auch. Eine winzige Einschränkung gabs noch: Pfeifen ist mir in dieser Zeit schwer gefallen. Aber ich denke, damit dürfte deine Freundin zurecht kommen.

Gute Besserung für deine Freundin!

Viele Grüße,
Annegret

Servus Ivo!

Shit happens kann ich da nur sagen…
Eine Sache zur Beruhigung: bei Unfällen in einem Krankenhaus springt die Berufsgenossenschaft ein (BG-licher Unfall), da jedes Kankenhaus in der BG versichert sein muss; die zahlen die Behandlungskosten und ggf. auch weitere Ausfallskosten. Zu den weiteren Problemen würde ich einen Gutachter über die BG bestellen
Ansonsten viel Erfolg wünscht Synapse

Hi,

das habe ich auch schonmal gehört. Ich habe jetzt mal in dem KKH wo der Unfall mit dem Kiefer passiert ist angerufen und habe mich da erkundigt und die meinten, es gäbe keine Extraversicherung? Also meine Freundin wäre ganz normal versichert?

Allerdings hatte ich auch das Gefühl, das die mich nicht richtig verstanden haben - die hatten wohl eher das Gefühl ich wollte sie verklagen oder sowas in der Art.

Wie kann ich das denn mal genauer prüfen?

Grüße,
ivo

Eine Sache zur Beruhigung: bei Unfällen in einem Krankenhaus
springt die Berufsgenossenschaft ein (BG-licher Unfall), da
jedes Kankenhaus in der BG versichert sein muss; die zahlen
die Behandlungskosten und ggf. auch weitere Ausfallskosten. Zu
den weiteren Problemen würde ich einen Gutachter über die BG
bestellen
Ansonsten viel Erfolg wünscht Synapse

Wie kann ich das denn mal genauer prüfen?

Hallo Sven, schau mal hier http://www.bmgs.bund.de/download/gesetze_web/sgb07/s… bei 15. a)

Ich hoffe, dass dir das etwas hilft.

MfG

Hi,

1000 Dank - das trifft es dann ja genau.
Und das Sie dadrunter fällt bedeutet auch, das sämtliche Behandlungskosten darüber abgedeckt sind?

Muss ich, bzw. meine Freundin, darauf die Krankenkasse hinweisen, oder merken die das selber? Bin mir da ein wenig unsicher, wie das genau vor sich geht.

Grüße,
ivo

Hallo Sven, schau mal hier
http://www.bmgs.bund.de/download/gesetze_web/sgb07/s…
bei 15. a)

Ich hoffe, dass dir das etwas hilft.

MfG

1000 Dank - das trifft es dann ja genau.
Und das Sie dadrunter fällt bedeutet auch, das sämtliche
Behandlungskosten darüber abgedeckt sind?

Hallo Ivo, so genau weiß ich das gar nicht, aber schau mal hier http://www.bmgs.bund.de/download/gesetze_web/sgb07/s… unter den §§ 27, 33 und 34

(ich wusste ehrlich gesagt nicht mal, dass man im Krankenhaus versichert ist)

Muss ich, bzw. meine Freundin, darauf die Krankenkasse
hinweisen, oder merken die das selber? Bin mir da ein wenig
unsicher, wie das genau vor sich geht.

Ich kenne das Procedere dazu auch nicht, aber schaden kann ein Hinweis an die Krankenkasse ja nichts. Vielleicht sollte man (ist nur die Frage wie) aucherst mal die zuständige BG rausfinden (könnte - bin mir nicht sicher!!! - die Gemeindeunfallversicherung sein. Die ist zumindest für Unfälle im Kindergarten/Schulen zuständig. Bei google find ich dazu noch nichts)

MfG

ein paar Gedanken…
Tag,

Und das Sie dadrunter fällt bedeutet auch, das sämtliche
Behandlungskosten darüber abgedeckt sind?

was jetzt kommt sind nur so ein paar Gedanken.
Geht es denn wirklich nur um die direkten Behandlungskosten?
Die zahlt doch eh die Krankenkasse und die holen sich die dann im Zweifel von wo anders wieder - sollen sie tun oder nicht. Scheint mir ihre Sache.
Geht es denn nicht womöglich auch darum, das bei einem eventuellen Behandlungsfehler deine Frau/Freundin
(ich erinner das gerade nicht genau) länger und schwerer krank ist und deshalb z.B. Rezeptgebühren, Praxisgebühren, Heilmittelkosten und andere Zuzahlungen anfallen, die bei korrekter Behandlung nicht angefallen wären? Wer zahlt die? Ihr oder die BG?
Und wie wäre es mit Schadensersatz oder Schmerzensgeld? Wenn das ganze lange dauert oder noch was übrig bleibt, was sie gar nicht gehabt hätte, wenn am Anfang besser auf sie aufgepaßt worden wäre,sodaß es gar nicht zum Bruch kommt, bzw. sie besser/richtiger behandelt worden wäre.

Wie gesagt - alles nur so ein paar Gedanken, vielleicht hab ich das ja auch alles falsch verstanden.

Gruß
Kerstin

Hi!

Ich weiß ja nicht, was für eine Art Klinik das war, in der sich Deine Freundin aufhielt, als der Sturz geschah.
Normalerweise ist das Vorgehen aber dieses, daß bei Stürzen im Krankenhaus ein Protokoll zu erstellen ist und insbesondere (wie beim Berufsunfall) eine Untersuchung durch einen von der BG ermächtigten Arzt (= D-Arzt) mit Bericht zu erstellen ist. In Akutkliniken ist das normalerweise die unfallchirurgische Abteilung. Alle weiteren Maßnahmen werden dann automatisch mit der gesetzlichen Unfallversicherung abgerechnet.
Ist das nicht geschehen, so wird eine kurze Nachfrage bei der Krankenkasse sicher dazu führen, daß sich die Krankenkasse einschaltet, um die sicher beträchtlichen Kosten auf die gesetzliche Unfallversicherung abzuwälzen.
Was die Folgekosten bzw. späteren Ansprüche angeht, sowie die Beseitigung etwaiger Komplikationen, ist Deine Freundinn jedenfalls idR wesentlich besser gestellt, als wenn sie zu Hause auf dem Weg zum Klo gefallen wäre.
Gruß
Peter

Servus Ivo,
IMO ist da mehr ‚shit‘ passiert, als auf eine geduldige oder ängstliche Kuhaut geht! Wie war es mit dem offenen Biss vorher? War der Biss normal? Zum Zeitpunkt der Diagnose ‚offener Biß‘ spätestens mußte Deine Freundin aufgeklärt worden sein, über die Gründe für den offenen Biss, über die Behandlungsalternativen und über die Haftungs und Verantwortungsfragen aus Sicht der Behandler. Das war anscheinend nicht der Fall.
Ich hetze Patienten nicht gerne auf, aber hier ist ein Anwalt dringend anzuraten. Mögliche Behandlungsfehler, mögliche Verletzung der Aufklärungspflicht nach dem Kieferbruch. Mögliche Verletzung der Sorgfaltspflicht und der Erfolgsabwendungspflicht (sorry, heißt so) vor der Fraktur. Mögliche Spätfolgen mit ihren möglichen Kosten. Reicht das?
Nix anbrennen lassen! Nachdem jetzt erst mal Feiertage sind, den Fall mal in’s Juristenbrett befördern, die Feiertage nutzen, um sich nach einem Anwalt zu erkundigen. Schwellenangst und Beißhemmung überwinden. Ich bin übrigens kein Anwalt, ich bin Zahnarzt in Ruhestand. Nicht daß du denkst, daß die Streithanselreflexe mit mir durchgehen.
Es wäre auch keine schlechte Idee, dem (hoffentlich vorhandenen) Hauszahnarzt mit einzubeziehen.
Alles Gute!
Kai

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Hi Peter,

besten Dank - ich habe Dich mal privat angemailt.

Grüße,
ivo

Hi,

da haben wir auch schon dran gedacht - aber jetzt müssen wir uns erstmal um die eigentliche Behanldung kümmern; danach können wir uns dann überlegen ob wir es auf sowas ankommen lassen wollen,

Dank Dir für Deine Anregung,
Ivo

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klasse - besten Dank!

Grüße,
Ivo

Hallo Ivo, so genau weiß ich das gar nicht, aber schau mal
hier
http://www.bmgs.bund.de/download/gesetze_web/sgb07/s…
unter den §§ 27, 33 und 34

Hi,

Dank Dir für Dein Posting.
Ich habe mal gelesen das man mit Brackets zum Beispiel kein Brot etc. essen darf oder Fleisch - wie war das denn bei Dir? Keine Probleme? Hattest Du oben und unten eine Klammer?

Grüße,
ivo

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Hi Sven,

Ich habe mal gelesen das man mit Brackets zum Beispiel kein
Brot etc. essen darf oder Fleisch - wie war das denn bei Dir?

Ich habe alles gegessen wie vorher auch, inklusive Brot und Fleisch. Es hieß halt vom Kieferorthopäde, man solle mit Kaugummi und Storck Riesen und mit sehr harten Sachen aufpassen. Ein paar Mal ist mir auch tatsächlich eins von diesen Brackets abgegangen - das war aber auch kein Problem, das wieder anzukleben (eine Sache von 5 Minuten beim Kieferorthopäde). Worauf du achten solltest ist aufs Zähneputzen - an den Brackets bleiben leicht Speisereste hängen, die dann Karies verursachen können. Aber auch das ist machbar. Also keine Panik - eine feste Zahnspange ist zwar lästig, aber eigentlich kein größeres Problem. (Selbst knuspriges frisches Bauernbrot hat meine Zahnspange ausgehalten.)

Keine Probleme? Hattest Du oben und unten eine Klammer?

Oben und unten, jawohl.

Viele Grüße,
Annegret