Hallo!
Bei der Homöopathie geht es meiner Kenntnis nach weniger um
einen Wirkstoff (niederige und hohe Potenzen), als mehr um
eine Art „physikalischen Effekt“. Denn die hohen Potenzen
sollen ja wirksamer sein, aber sie sind so stark verdünnt,
dass ja kein Wirkstoff mehr drin sein kann.
Irgendwie komisch, dass solche „physikalischen Effekte“ von Leuten postuliert werden, die sonst mit Physik nichts am Hut haben, während die Physiker in aller Welt sowas als völlig abwegig, absurd und gegen jede Physik verstoßend betrachten.
Fragt man sich,
was da wirkt?
Ja, das fragt man sich wirklich.
- Der Glaube versetzt Berge - und wenns doch hilft - was ist
dagegen einzuwenden?
Gegen was? Gegen den Glauben an etwas? Gegen den Einsatz von Homöopathika?
Bei behandlungspflichtigen Erkrankungen sind Therapien ohne Wirkungsnachweis keine Alternativen zu Standardtherapien mit Wirkungsnachweis. Dann sollten sie nämlich bestenfalls als adjuvante Therapien durchgeführt werden.
Wenn von einigen Seiten der falsche Eindruck einer nachgewiesenen Wirksamkeit verbreitet wird, so birgt das die Gefahr des Unterlassens einer notwendigen Therapie.
Und wenn Rat wegen behandlungsbedürftiger Erkrankungen gesucht wird und „Alternativen“ zu nachgewiesenermaßen wirksamen Therapien gesucht werden, so halten es einige für angebracht, immerzu und wieder ihre Bedenken zu äußern.
Besonders wenn Menschen für die Gesundheit anderer Verantwortung übernehmen. Seien es Kinder von Eltern, pflegebedürftige Verwandte von Ratsuchenden, Patienten von Tätigen in Heilberufen.
- Warum noch beraten lassen, wenn es doch eh keine Wirkung
zeigt? Dann kann man das Zeug ja lutschen wie Bonbons, oder?
Siehe oben.
Nebenbei:
Eine Placebowirkung ist eine Wirkung. Das bestreitet niemand.
Wenn ein Therapieprotokoll unter Placebogabe verändert wird, dann verändert sich auch der Placeboeffekt.
So helfen z.B. rote Placebos bei manchen Erkrankungen besser als blaue Placebos und Spritzen noch besser als andere Placebos.
Wenn jemand Placebos verschreibt - es gibt ja sogar Rezepte, wo Placebo draufsteht - und sagt dem Patienten, da ist nichts drin, was ihm „wirklich“ hilft, naja, dann wirkt der Placebo sicher nicht so gut.
Und zuguterletzt: Meine Mutter leidet unter Kniearthrose, seit
bestimmt 6 JAhren. Beid er Diagnosestellung sagte man ihr,
dass sie spätestens in zwei Jahren ein neues Kniegelenk
brauchen wird. Fortan nahm sie Teufelskralle ein, behandelte
sich mit slaben, Tees und… Globuli. Sie ist total fit und
fährt sogar wieder Rad!
In diesem Jahr habe ich Heuschnupfen bekommen. Auch habe ich dieses Jahr angefangen, regelmäßig Ginkotee zu trinken. Soll ich den Teehersteller verklagen?
Eine Verwandte von einer Freundin lebt seit mehreren Monaten mit einer schweren Erkrankung. Bei der Diagnosestellung wurde ihr noch höchstens eine Woche Überleben prognostiziert. Das ist fast ein halbes Jahr her.
Sie scheint keine besonders ungewöhnlichen Dinge zu tun, um den Krankheitsprozess aufzuhalten.
Wenn sie nach der Diagnose jeden Tag Ginkotee getrunken hätte, hätte das die hohe Wirksamkeit des Tees gezeigt?
Wenn sie jeden Tag irgendwelche Globuli genommen hätte, hätte das deren hohe Wirksamkeit gezeigt?
Was ich sagen will. Du kannst mit n=1 keine belastbare Aussage treffen, schon garnicht, wenn es keine wirklich guten Kontrollen gibt.
Viele Grüße,
Stefan