PSA Selbsterfahrung

Gruss an alle,
Als selbst Betroffener und „pensionierter“ Arzt habe ich natürlich das Internet gründlich durchforstet, um mich auf den neuesten Wissensstand zu bringen… Nach Entfernung einer damals gutartigen vergrösserten Prosta glaubte ich, das Kapitel sei erledigt. Nun insistierte mein Hausarzt aber auf neue PSA Bestimmung. Die Werte waren erhöht und stiegen an. Eine Biopsie brachte nur minime Grüppchen von atypischen Zellen zutage. Das ist der Hintergrund. Meine Kommentare:

  • Die Aerzte (Internist und Urologe) waren eindeutig darauf bedacht, gute Arbeit zu leisten, vor allem nichts zu übersehen. Dies dürfte auch bei ihrem Arzt der Fall sein.
  • Die wissenschaftliche Literatur zeigt Uebereinstimmung darüber, dass die PSA Bestimmung (als Screening) nur bis zum
    Alter von 70, höchstens 75 Jahren einen Sinn hat. Der Hinweis auf das Alter war deshalb berechtigt.
  • Es ist norwendig auf genügender Erklärung zu beharren. Man muss auch die Aerzte erziehen. Zu einer Staatsaffäre braucht das deshalb nicht anzuwachsen.
  • Einer Behandlung würde ich nur mit viel Zurückhaltung zustimmen, jedenfalls keiner weiteren Operation.
    -Ich überlege mir sogar, schon jetzt (ausser bei Beschwerden) alle weiteren Untersuchungen abzulehnen. Der Prostatakrebs wächst sehr langsam.
    Tamaro

Hallo Tamaro (ich sage einfach mal ‚Du‘),

  1. Es haben fast alle Männer im fortgeschrittenen Lebensalter (und ich bin mir nicht ganz sicher, ob dies Dir bewußt ist) Atypien in der Prostata. Ein Krebs ist das (dies nur als Erklärung für unsere Mitlesenden) noch nicht, aber wahrscheinlich ein Krebsvorläufer. Bis zum manifesten Krebs dauert es bei den meisten sehr lange (wird nicht mehr erlebt), bei anderen sehr schnell. Eine sichere Prognose (und das ist der Knackpunkt) ist nicht möglich.

  2. Es stellt sich (und dies wiederum nur als Erklärung für unsere Mitleser) die Frage, wo - nach Prostataentfernung - das viele PSA (und es steigt noch weiter an) herkommt. Vielleicht liegt eine weitere Bedingung vor (Entzundung der Restprostata etc., rektale Untersuchung direkt vor Blutentnahme…) welche den Wert erklärt. Ansonsten wäre es denkbar, daß ein Karzinom vorliegt, daß in der Biopsie nicht getroffen wurde. Und wie schnell das wächst, kann keiner sagen. Eine weitere Ausschälung ist kein Rieseneingriff und könnte (in Abwesenheit von Streuung zu den Lymphknoten) die Sache heilen.

alles Gute jedenfalls, ob mit oder ohne Prostata :wink:

Oliver

Hallo Tamaro, hallo Oliver,

von meinem Vater (77) weiß ich, wie enorm belastend (psych. u. physisch) die Operation der Prostataausschälung sein kann. Die Rekonvaleszenz hat letztlich Monate gedauert, vor ca. 8 Jahren.

Als Anmerkung muss ich noch einmal bekräftigen, was Oliver schon gesagt hat: Während der fachärztlichen Untersuchung MUSS die Blutentnahme für PSA VOR der Prostatatastuntersuchung liegen, da hierdurch erhöhte Werte induziert würden.

Bei meinem Schwiegervater hingegen, wurde vor 2 Jahren, mit 79 ein Prostatakrebs diagnostiziert. Eine OP stand angeblich nicht zur Diskussion. Chemo oder Bestrahlung lehnete er ab.
Er entschied sich zur Hormontherapie.

Heute setzt man anstelle der Operation meist antihormonell
wirksame Medikamente ein.
Der Effekt ist die Hemmung der Testosteronbildung in den Hoden. Das Zwischenhirnhormon LHRH regt auf dem Weg über die
Hirnanhangsdrüse die Bildung von Testosteron in den Hoden an.
LHRH-Analoga, dem natürlichen LHRH ähnliche synthetische
Substanzen, bewirken, wenn sie als Medikament verabreicht werden, das Gegenteil: Sie bringen die Hormonproduktion zum erliegen. Die Wirkung hält nur so lange an, wie die Behandlung fortgeführt wird.
Testosteron fördert das Wachstum eines bereits vorhandenen Prostatakrebses.

Die LHRH-Analoga werden heute in der Regel als Depotpräparate
verabreicht, die den Wirkstoff langsam und kontinuierlich abgeben. Eine Depotspritze unter die Haut in monatlichen bis dreimonatlichen Abständen ersetzt die früher nötige tägliche Anwendung als Nasenspray.

Seit ca. 2 Jahren erhält mein Schwiegervater nun alle 2 Monate die Anti-Testosteron Depotspritze. Sein Befinden ist unverändert - gut, bis auf die Kurzatmigkeit.
Nebenwirkung der Hormontherapie: kann zur Anämie führen, u. a. Kurzatmigkeit, was durch Gabe von EPO kompensiert werden kann.

Alles Gute und beste Grüße

Renate

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