Schilddrüsen-OP

Hallo Medizin-Experten,

meine liebe Freundin, 73 Jahre alt, hat erhebliche gesundheitliche Probleme: Sie hat in der Schilddrüse einen sog. kalten Knoten. Weiterhin befindet sich auf der Schilddrüse ein Abzess. Im Krankenhaus hat man ihr heute zur OP geraten mit der Aussicht, daß ihre Schilddrüse entfernt werden muß. Davon hat sie zunächst Abstand genommen.

Kann man ohne Schilddrüse leben? Oder muß man ohne Schilddrüse lebenssänglich Medikamente nehmen? Besteht die Möglichkeit, nur einen Teil der Schilddrüse zu entfernen?

Meine Freundin hat eine Schwester, der die Schilddrüse bereits entfernt wurde. Daraufhin wurde sie unmäßig dick. Ist das eine zu erwartende Folge nach einer Schilddrüsen-OP?

Erschwerend kommt noch hinzu, daß meine Freundin bereits stark übergewichtig ist. Außerdem hat die Bluthochdruck und einen viel zu schnellen Puls.

Wer kann mir dazu etwas schreiben? Ich habe meiner Freundin geraten, auf jeden Fall eine 2. Meinung einzuholen. Als sie sich heute im Krankenhaus vorgestellt hatte, wollte man sie gleich holterdipolter aufnehmen und sie auch gleich zur OP drängen. So, wie sie mir die Vorgehensweise der Ärzte geschildert hatte, scheint es denen mehr ums liebe Geld zu gehen.

Liebe Grüße
Margitta

Hi Margitta,

das übliche Vorgehen bei einem kalten Knoten ist dass man durch eine Feinnadelbiopsie feststellt ob sich im Knoten bösartige Zellen befinden.
Jeder kalte Knoten ist Krebsverdächtig und muss genau untersucht und überwacht werden.
Eventuell hatten die Ärzte ja auch einen guten Grund deiner Freundin zur schnellen OP zu raten?

Man kann ohne Schilddrüse leben - die Schilddrüsenhormone werden medikamentös zugeführt. Wenn das richtig eingestellt und überwacht wird sollte es keinen großen Einschränkungen der Lebensqualität geben.

viele Grüße und alles Gute für deine Freundin

Susanne

Hallo,

Kann man ohne Schilddrüse leben?

Ja.

Oder muß man ohne Schilddrüse
lebenssänglich Medikamente nehmen?

Ja, man nimmt „künstliche“ Schilddrüsenhormone. Das ist aber eine sogenannte „Substitution“, also man nimmt etwas, was der Körper sonst selbst produzieren würde. Das ist deutlich unproblematischer als so manches Medikament und eigentlich keine große Sache.

Besteht die Möglichkeit,
nur einen Teil der Schilddrüse zu entfernen?

Ja, das ist aber oft nicht sinnvoll, je nach Größe der Knoten. Wird nur ein Teil entfernt, muss der Patient trotzdem Schilddrüsenhormon einnehmen, denn sonst würde es zu Hormonschwankungen kommen. Außerdem würde die Restschilddrüse zu vermehrter Tätigkeit angeregt, was wieder zur Knotenbildung führen kann.

Meine Freundin hat eine Schwester, der die Schilddrüse bereits
entfernt wurde. Daraufhin wurde sie unmäßig dick. Ist das eine
zu erwartende Folge nach einer Schilddrüsen-OP?

Nein. Eine Unterfunktion der Schilddrüse oder eine Unterdosierung der Schilddrüsenhormone kann zu Gewichtszunahme führen. Genauso kann eine Überdosierung zur Gewichtsabnahme führen. Es gibt noch 1000 andere Sachen, die passieren können, wenn Schilddrüsenhormone nicht richtig dosiert sind - die können auch bei vorhandener Schilddrüse auftreten, wenn diese nicht richtig arbeitet. Man muss richtig eingestellt werden und seine Tablette regelmäßig nehmen.

Erschwerend kommt noch hinzu, daß meine Freundin bereits stark
übergewichtig ist. Außerdem hat die Bluthochdruck und einen
viel zu schnellen Puls.

Das erhöht das OP-Risiko, welches die Ärzte sicherlich abwägen.

als sie
sich heute im Krankenhaus vorgestellt hatte, wollte man sie
gleich holterdipolter aufnehmen und sie auch gleich zur OP
drängen.

Wenn die Diagnose sehr eindeutig ist, gibt es kaum etwas zu diskutieren. Schilddrüsen-OP ist eine Routine-OP, wenn es keine Komplikationen gibt, ist die Sache innerhalb von wenigen Tagen vorbei.

So, wie sie mir die Vorgehensweise der Ärzte
geschildert hatte, scheint es denen mehr ums liebe Geld zu
gehen.

Als wenn man bei einem Kassenpatienten mit so einer Routine-OP großen Reibach machen könnte.

Leben ohne Schilddrüse ist kein Problem. Alle möglichen Sachen, die nach so einer OP auftreten könnten, kann Deine Freundin auch jetzt schon bekommen, weil ihre SD aufgrund der Knoten sowieso schon nicht mehr richtig arbeitet. Dazu kommt das Krebsrisiko. Wer weiß, vielleicht hat sie ja bereits eine Unterfunktion und es fällt ihr nach der OP leichter, etwas Gewicht zu verlieren.

Noch ein Tipp: es gibt bei der SD-OP 2 Risiken:

  1. Verletzung der Stimmbänder
    Aus diesem Grunde sollte man vorher zum HNO und sich die Gesundheit der Stimme bescheinigen lassen. So hat man es nachher leichter, falls doch irgendwas zurückbleibt.

  2. versehentliche Entfernung der Nebenschilddrüsen
    Diese sind für den Calciumhaushalt im Körper zuständig. Sie sind winzig klein und können versehentlich mit rausoperiert werden. Nach der OP sollte daher eine Blutuntersuchung gemacht werden, um zu prüfen, ob der Calciumspiegel OK ist. Das wird aber soweit ich weiß standardmäßig gemacht.

http://www.medizinfo.de/endokrinologie/anatomie/schi…

Gruß,

Myriam