Sehen und doch nichts sehen

Ein freundliches Hallo an alle,

ich hoffe, dass ich hier im Medizinbrett richtig bin, sonst bitte verschieben.

Folgendes Beispiel: In einem Gewerbegebiet wird ein neues Restaurante gebaut, wo ich in der Woche mehrmals vorbei fahre aber:

ich sehe es nicht. Es fällt mir in keinster Weise auf, obwohl es ein richtig großes Gebäude ist. Sämtliche Leute reden davon und ich frage ganz erstaunt: Wo ist denn da ein Restaurante?

Anderes Beispiel: Mein Mann hat in unserem Garten etwas verändert, was jedem sofort auffällt nur mir nicht.

Ich könnte Euch zig Beispiele nennen, aber das würde den Rahmen sprengen.

Es ist wirklich kein böser Wille von mir und ich bin auch ganz unglücklich!!

Gibt es eine Erkrankung die mein Problem erklärt?

Dankeschön für Antworten und allen ein schönes und harmonisches Weihnachtsfest!

Maria

Moin,
erst mal würde ich eher an eine andere Aufmerksamkeit denken. Vielleicht hast du eine bestimmte (unbewusste) Erwartung, wie z.B. ein Restaurant auszusehen hat. Wird die nicht erfüllt schlägt der Vergleich zwischen ‚was ist‘ und ‚was erwarte ich‘ fehl. Oder du bist mit deinen Gedanken wo anders und achtest nur wenig auf die Umgebung.
Schau dir z.B. mal dieses Video an.

Es gibt zwar Krankheiten, bei denen das Gesehene nicht mehr interpretiert werden kann, allerdings sind die recht selten. ‚Sehen‘ tut man nicht mit den Augen, sondern letztlich mit dem Gehirn. Die Signale werden in verschiedenen Sehzentren ver- und bearbeitet, da sind Probleme möglich.

Falls du das Gefühl hast, es beeinträchtigt dein Leben über Gebühr geh zum Hausarzt und lass dich evt. zum Neurologen überweisen.
…lux

Hallo Maria,
ich denke, das hat eher mit Wahrnehmung als mit Sehen zu tun. Du hast all das sicher gesehen, aber nicht bewusst wahrgenommen.
Die Wahrnehmung ist bei jedem Menschen unterschiedlich - obwohl alle über die gleichen körperlichen Voraussetzungen verfügen.
Es gibt Menschen, deren optische Wahrnehmung sehr ausgeprägt ist, denen jede noch so kleine Veränderung in ihrer Umgebung sofort auffällt. Andere sehen zwar dasselbe aber ihre Wahrnehmung filtert die Eindrücke anders, darum können sie sich unter Umständen dann nicht daran erinnern.
Es kommt auch immer auf die Situation an, ob z.B. andere Eindrücke die Aufmerksamkeit ablenken. Wenn du also an dem Restaurant vorbeifährst, aber dabei auf den Verkehr achten musst, dann lenkt der dich evtl. so ab, dass du es einfach übersiehst.
Vielleicht erinnerst du dich besser an Geräusche oder bestimmte Gerüche?
Eine Erkrankung würde ich dahinter nicht vermuten.
Viele Grüße!
florestino

Hallo,

was du beschreibst kommt mir bekannt vor.

Jemand den ich gut kenne litt auch unter diesem Phänomen.

Ich versuch es mit einfachen Worten zu erklären, weil ich die Fachausdrücke nicht mehr kenne.

Normalerweise arbeiten beide Gehirnhälften miteinander, eine ist für die visuelle Beobachtung, die andere für die Berechnung.

Bei dir ist die visuelle Seite mehr ausgeprägt. Nicht alles was du siehst wird berechnet und für dich sichtbar. Der Arzt bei meinem Patenkind umschrieb das so, „du siehst zwar den Wald, aber den einzelnen Baum nicht“.

Das kann man aber ändern und antrainieren. Du solltest erstmal mit deinem Hausarzt darüber reden.

Das alles war jetzt sehr laienhaft formuliert.

lG
pue

Tunnelblick? oder noch mehr?
Servus Maria !

Willkommen im Club. Kenne das Phänomen nur zur Genüge. Konnte als Kind schon „nichts finden“ (z.B. meinen Füller auf dem Schreibtisch) und das zieht sich durchs ganze Leben. Kann z.B. mir keine Gesichter merken (und jeder zweite Mensch kommt mir deshalb bekannt vor…), oder stehe z.B. im Supermarkt vor einem Regal mit 400 Sorten Joghurt und suche eine bestimmte Marke. Geht nur, wenn ich jeden Becher quasi einzeln „abscanne“ und geistig bewußt als falsch abhake. Manchmal mache ich eine „Herausforderung“ daraus und frage meine Frau: „Steht das Salz auf dem Tisch? Sag nichts, ich möchte es selber finden.“ Klingt bescheuert, ist es wohl auch, macht aber nichts; habe mich mehr oder weniger daran gewöhnt.
Eine medizinische Erklärung habe ich zwar nicht, aber ein paar Vermutungen, denen ich das Phänomen vermutlich zuschreiben kann.

  1. Stress. Bin momentan permanent mit meinen Gedanken woanders, so dass das „Sehen“, „Erkennen“ und „Einordnen“ irgendwo unterbrochen wird. Damit auch verbunden
  2. Grundsätzliche geringe Konzentrationsfähigkeit.
  3. Tunnelblick. Habe offensichtlich (sic) einen gewissen Tunnelblick, so dass ich Dinge nur bewusst wahrnehme, wenn ich sie auch zielgerichtet fokussiere. Z. B. auch wenn ich meine Wohnung „gut kenne“, kann es mir passieren, dass ich zu früh in ein Zimmer „abbiege“ und mit der Schulter an den Türrahmen stoße, weil er aus meinem eingeschränkten peripheren Gesichtsfeld entschwunden ist.
    Vielleicht kannst Du ja Deine „Fehlsichtigkeit“ auch solchen oder ähnlichen Punkten zuordnen.
    Beim Tunnelblick weiß ich nicht, ob da eher ein Neurologe oder Augenarzt zuständig wäre, letzterer wäre aber für mich die erste Anlaufstelle.

Hoffe, das kann Dir etwas weiterhelfen.
Grüße aus Wien
Helmut

Selektive Wahrnehmung
Hallo,

frag google danach oder im Brett Psychologie.

Gruß
Otto

Hallo Maria,

wenn man bekannte, befreundete oder gar verwandte Mitmenschen nicht erkennt, dann gibt es dafür einen Namen: Prosopagnosie.
Wie dein Nichterkennen von Gebäuden oder Gartenteilen heisst, weiss ich nicht. Vielleicht hift dir bereits der Fachausdruck, mit dem du im Suchprogramm deines Vertrauens genaueren Aufschluss finden wirst.

Viel Erfolg
Bernd

Hallo Maria,

ich habe mal nachgeschlagen. Du solltest unbedingt dich in neurologische Behandlung begeben und dem Arzt deines Vertrauens das Stichwort „Simultanagnosie“ geben, welches ein Symptom innerhalb des Balint-Syndroms beschreibt.
Natürlich habe ich meine beiden Einlassungen ohne Gewähr geschrieben.

Gute Besserung
Bernd