Strahlenschädigung nach 30 Jahren, Bestrahlung und Chemo wegen M. Hodgkin

Hallo,

vor 30 Jahren wurde ich wegen eines Morbus Hodgkin bestrahlt, auch eine Chemo habe ich bekommen. Nun bauen sich seit ca. 2 Jahre die Muskeln an meiner rechten Hand ab. Der kleine Finger steht ab, die Kraft zwischen Daumen und Zeigefinger ist stark gemindert. Die restlichen Finger kann ich nur noch auf und ab bewegen. Die Haut spannt und brennt leicht. Schmerzen habe ich nicht.

Meine Frage, die Ärzte (Neurologe, Radiologe, Onkologe) die ich aufgesucht habe, sind sich da nicht ganz einig:

Kann die Symptomatik auf eine Strahlenschädigung zurück geführt werden?

Eine ALS ist nicht ganz ausgeschlossen, da aber in den anderen Körperteilen nichts festzustellen ist, ist sie eher unwahrscheinlich. Eine Tumor oder sonstiges drückt auch nicht auf die Nerven, zumindest war beim MRT nichts zu sehen.

Vielen lieben Dank im Voraus.

Hallo,
im Prinzip sollte in erster Linie an eine Strahlenschädigung z.B. des Plexus gedacht werden, wenn der Armplexus rechts im Bestrahlungsfeld gelegen hat.
Ansonsten sollte durch eine genaue klinische und nachfolgend elektrophysiologische Untersuchung (ENG, EMG, EVOP) sollte das Muster und damit die wahrscheinliche Ursache zu klären sein.
Eine ALS erscheint mir bei einem über 2-jährigen Prozeß, der nur einen Arm betrifft, eher unwahrscheinlich.

Gruß greenlander

Hallo May-Maria, ich habe im Moment groesse Schwierigkeiten mit meinem IT.
Ich werde in einer laengeren Nachricht am Montag/ Dienstag vom IT-Kaffee Deine
Anfrage sehr ausfuehrlich beantworten. Gruesse aus Schleswig Thomas

Hallo May-Maria,
die Ansicht, dass Deine Beschwerden eine Spaetfolge der Bestrahlung seien, kann ich mich
nicht anschliessen: Wenn es narbige Bindegewebsumhuellung der „Nerven“ gegeben haette, dann waeren diese >= 28 Jahren aufgetreten.
Bist Du Dir sicher, dass das „Brennen“ an Fingern/Hand KEINE Nerven-Sensibilitaets- stoerungen sind ?!! Ein motorische Ausfaelle geben neurologisch einfach keinen Sinn, denn: Die Stoerung muesste entweder in den Vorderhornzellen (Stichwort ALS) oder in dem kurzen Abschnitt dessen Axone/Fasern bis zur Vereinigung mit den sensiblen Anteilen „des“ Nervens; und das dann saeulenartig von Hoehe C5 - C8.
Wie greenlander denke ich auch, dass eine Schaedigung des Armplexus vorliegt:
Hast Du vor 2 Jahren einen Unfall gehabt, bei den der Plexus gezerrt, gedrueckt worden
sein koennte?
Die uebliche Diagnostik sollte so ablaufen:
Mit den „Motorisch Evozierten Potentialen“ (MEPs) zu ALLEN Kennmuskeln der Wurzeln
C5 - C8 lassen sich recht empfindlich ueber Leitungsverzoegerungen Nervenschaedigungen diagnostizieren; aber nur solche, bei denen die Huellzellen geschaedigt sind; die Amplitudenbeurteilung ist immer so eine Sache: Kontinuitaetsunter-
brechungen der einzeln Axonen.
Diese lassen sich aber auch recht empfindlich durch EMGs (Nadel in den Muskel: tut nicht
weh) feststellen: „Spontanaktivitaet“. Auch hier muessen alle Kennmuskeln (minderstens
1* !!) untersucht werden.
Durch beide Untersuchungen zusammen kann man ggf. die ALS, die sicherlich nicht vorliegt, ausschliessen/ bestaetigen.
Die motorische Nervenleitgeschwindigkeits-Messungen (NLG) der 3-4 Armnerven ist
abgesehen der F-Wellen eher Europaeische Luxusmedizin: Es ist sehr unwahrscheinlich,
dass diese Nerven ZUSAMMEN geschaedigt wurden…
Fuer die Untersuchung der sensiblen Anteilen sieht’s eher duester aus; wenn die
Wurzel-SEPs von C5 - C8; aufwendig, und diese zeigen „nur“ Stoerung des Vibratioins-
Empfindens an.
Wenn Du noch Fragen hast, dann werde ich versuchen, diese bestens zu beantworten.
Ich bin natuerlich brennend daran interessiert, wie es we4iter gegangen sein wird.
       Gruesse aus dem abendlich-kuehlen Schleswig   Thomas

Lieber Thomas,

vielen Dank für deine ausführliche Antwort.

Wenn es dich interessiert, kann ich dir auch meine Befunde zukommen lassen.

Ich kann aber nicht erwarten, dass du dich so eingehend mit mir beschäftigst.

Wie es mit mir weiter geht: Mein Neurologe meint, ich soll einfach abwarten. Wenn in einem Jahr in den anderen Körperteilen keine Beschwerden auftauchen, kann man die ALS ausschließen. Für mich ist das aber nicht leicht, da ich doch vor der ALS Angst habe. Eine Neurologin hat gesagt: Bei einer ALS sind mehrere Nerven geschädigt, bei mir jedoch bloß einer. Im letzten Befundbericht, wieder von einem anderen Neurologen, von Professor Dr. Bischoff aus München, er soll sehr gut sein, steht aber, dass er davon ausgehe, dass nicht nur der sulcus ulnaris geschädigt ist. Das beunruhigt mich auch.

Viele Grüße und vielen lieben Dank für deine Hilfe

Maria

Hallo,
gelegentlich gibt es solche Spätfolgen, wobei man sicherlich in 6-10 Monaten  je nach Fortschreiten
erneut eine staionär neurologische Diagnostik durchführen sollte

gruß

Hallo Maria, der Regensburger Abschlussbericht ist sehr, sehr kompenent geschrieben: Selten und super. Wenn Du Dich nicht an eine moeglice Armplexus-Schaedigung erinnerst, wird die Ursache unklar bleiben(dann melde Dich!). Ein Lymphom/Tumor im Plexusbereich ist ausgeschlossen, und das ist fuer Dich wichtig. Wenn Du magst, dann sende mir den Bericht ueber die „Brustlaesion“ einmal zu. Gruesse aus dem herbstlich kuehlen Schleswig Thomas