Was kann das sein? Übelkeit - Kreislauf - Panikzustände

Hallo! Vielleicht hat jemand einen Rat für mich oder hat schon mal ähnliches erlebt…

Mein Freund hat seit ca. 3 Jahren in unregelmäßig-regelmäßigen Abständen folgende plötzlich auftretenden Symptome: plötzliche Übelkeit mit Kreislaufbeschwerden, wie kalter Schweiß, geweitete Pupillen und Beklemmungsgefühl. Dazu noch das Gefühl, dass sein Rachen sich mit dem so genannten „Kloß“ im Hals zu setzt und es sich anfühlt, als wäre er total verschleimt. Sehr mysteriös an der Sache ist, dass diese Symptome am Anfang immer dann auftraten, wenn wir irgendwohin (extern) zum Essen eingeladen wurden. Sowohl bei Freunden, als auch in Restaurants. Es schien, als würde ihm die Ungewissheit auf das, was ihn vor Ort (oder zum Essen) erwarten würde, in Panik versetzen und die Übelkeit auslösen. Er konnte dann entweder erst gar keinen Bissen anrühren (obwohl er zuvor zu Hause noch ganz normales Hungergefühl verspürt hat) oder er stocherte im Essen rum und musste nach der Hälfte aufhören und ne Runde um den Block gehen, frische Luft schnappen.

Seit einigen Monaten gleicht das Phänomen eher klaustrophobischen Ängsten in Verbindung mit der Übelkeit und den Kreislaufbeschwerden. Erst gestern Abend trat es wieder mit voller Wucht auf; wir hatten Konzertkarten für ein Weihnachtskonzert, welche ich meinem Freund zum Nikolaus geschenkt hatte. Dies aber schon 3 Wochen im Voraus, das heißt, er war auf die Situation vorbereitet und hat nicht erst morgens erfahren, dass er abends zum Konzert geht. Wir haben zuvor noch zu Hause zu Abend gegessen und schon da merkte ich, dass er zwar normal aß, jedoch sehr verhalten und schweigsam wirkte. Nach dem Essen klagte er über starke Blähungen und er wisse gar nicht, woher die kommen. Wir machten uns fertig und liefen zu Fuß zur Veranstaltungshalle, welche nur 20 Minuten entfernt liegt. Schon auf dem Weg dorthin, bemerkte ich, wie er zwischendurch immer ganz tief ein- und ausatmete und weiterhin sehr schweigsam blieb. Ich habe versucht, mir nichts anmerken zu lassen und ihn nicht noch darauf hinzuweisen, sonst hätte er sich wahrscheinlich noch mehr hineingesteigert. Als wir dann vor dem Eingang der Konzerthalle ankamen, brach er endlich das Schweigen und sagte mir, dass er schon wieder „Kopfkino“ hätte. Er wüßte überhaupt nicht wieso, da er sich Tage vorher eigentlich sehr auf das Konzert gefreut hatte und auch die Halle kannte. Ihm saß schon wieder ein Kloß im Hals, er hatte Schweißausbrüche und quasi „Angst“ davor, die Halle zu betreten. Er wirkte total verunsichert, verängstigt und völlig entgeistert über sich selbst - so nach dem Motto: was passiert hier ständig mit mir und warum kann ich das nicht steuern, geschweige denn unterdrücken?! Ich bin schlussendlich allein in dieses Konzert gegangen und mein Freund ist wieder zurück nach Hause gelaufen. Er konnte sich einfach nicht überwinden. Und ich hab ihn natürlich auch nicht gezwungen oder krampfhaft versucht, zu überreden.

Was ich zum allgemeinen Gesundheitszustand meines Freundes sagen kann, ist, dass er sich in den letzten Monaten schon von diversen Magen-Spezialisten und HNOs hat durchchecken lassen, dabei kam nichts Gravierendes zum Vorschein. Was er schon seit Jahren weiß, ist, dass er konstant übersäuert ist, weswegen er auch regelmäßiger Konsument von Iberogast ist und Entsäuerungstabletten schluckt. Zudem hatte er vor etwa zweieinhalb Jahren eine Schilddrüsen-OP aufgrund eines kalten Knotens gehabt, wobei ihm etwa 2/3 seiner Schilddrüse entfernt wurden. Seitdem schluckt er regelmäßig Hormontabletten.

Außerdem war er 2010 für 8 Wochen in einer Klinik zur Burnout-Therapie. Dies hatte jedoch in erster Linie (wie so oft) Gründe, die in seiner hohen beruflichen Belastung lagen und zur Aufarbeitung seiner Kindheit mit einem sehr dominanten Vater. Die Therapie hat ihm damals sehr geholfen, so dass er heute wieder ganz „normal“ in seinem alten Job arbeiten kann, sich aber selbst nicht mehr so unter Druck setzt und „Mädchen für alles“ spielt. Hinzu kommt noch eine Flugangst, die er in etwa vor 12 Jahren bekommen hat. Da war er 36, heute ist er 48 Jahre alt. Davor ist er ständig und auch ohne Probleme geflogen…

Das klingt wirklich alles sehr konfus, wenn ich es so niederschreibe. Ich fürchte, er muss dazu einen Psychologen aufsuchen, der diese Blockade auflöst, die sich in den letzten Jahren (wodurch auch immer) aufgebaut hat. Verrückt ist, dass er seit 30 Jahren ohne Probleme zum Fußball geht und dort mit Tausenden von Menschen im Stadion nie Probleme hat! :frowning: ???

Ich freue mich sehr über Meinungen, Ratschläge oder ähnliche Erfahrungen von Euch! Danke vielmals.

Ich denke, dass das eine Agoraphobie ist. Hatte genau die selbe Symtomatik. Er soll sich unbedingt beim Neurologe vorstellen. Mir hat es geholfen.

Quelle: wikipedia ->

Als Agoraphobie bezeichnet man eine Angst bzw. ein starkes Unwohlsein an bestimmten Orten, die aus diesem Grunde gemieden werden. In schweren Fällen kann die eigene Wohnung nicht mehr verlassen werden. Eine Agoraphobie liegt auch dann vor, wenn Menschen weite Plätze (z. B. Marktplätze) oder weite Reisen allein vermeiden. Allen diesen Situationen ist gemeinsam, dass die Betroffenen befürchten, dass sie im Falle einer Panik oder potentiell bedrohlicher Körperzustände nicht schnell genug flüchten könnten, Hilfe nicht schnell genug verfügbar wäre oder sie in peinliche Situationen geraten könnten. Die Agoraphobie tritt in mehr als 95 % der Fälle gemeinsam mit einer Panikstörung auf

Moin!

Ich denke, dass das eine Agoraphobie ist. Hatte genau die
selbe Symtomatik. Er soll sich unbedingt beim Neurologe
vorstellen. Mir hat es geholfen.

Darf ich fragen, warum zum Neurologen?
Es handelt sich doch ganz offensichtlich um ein psychisches Problem.

Abgesehen davon erscheint mir der Fall aus dem Ursprungsposting eher so, dass es sich nicht um eine reine Agoraphobie handelt, sondern diese die Folge andere psychischer Belastungen ist.

Gruß, Fo

Moin!

Was ich zum allgemeinen Gesundheitszustand meines Freundes
sagen kann, ist, dass er sich in den letzten Monaten schon von
diversen Magen-Spezialisten und HNOs hat durchchecken lassen,
dabei kam nichts Gravierendes zum Vorschein.

Naja, es sieht ja auch ziemlich deutlich nach einer psychischen Problematik aus, weniger nach einer physischen.

Was er schon seit
Jahren weiß, ist, dass er konstant übersäuert ist, weswegen er
auch regelmäßiger Konsument von Iberogast ist und
Entsäuerungstabletten schluckt.

Das ist wohl eher ein Symptom als eine Ursache.

Zudem hatte er vor etwa
zweieinhalb Jahren eine Schilddrüsen-OP aufgrund eines kalten
Knotens gehabt, wobei ihm etwa 2/3 seiner Schilddrüse entfernt
wurden. Seitdem schluckt er regelmäßig Hormontabletten.

Was sagt die Packungsbeilage zu den Nebenwirkungen?

Außerdem war er 2010 für 8 Wochen in einer Klinik zur
Burnout-Therapie. Dies hatte jedoch in erster Linie (wie so
oft) Gründe, die in seiner hohen beruflichen Belastung lagen

Es gibt Menschen, die mit hoher Belastung klarkommen, insofern kann man nicht alles auf den Beruf schieben, sondern es gibt offenbar eine psychische Disposition für die Überlastung.

und zur Aufarbeitung seiner Kindheit mit einem sehr dominanten
Vater. Die Therapie hat ihm damals sehr geholfen, so dass er
heute wieder ganz „normal“ in seinem alten Job arbeiten kann,
sich aber selbst nicht mehr so unter Druck setzt und „Mädchen
für alles“ spielt.

Immerhin hat er in dieser Therapie gelernt in einem Teilbereich seines Lebens Ordnung herzustellen, auf sich zu achten, seine Kräfte einzuteilen. Ein Teilerfolg!

Hinzu kommt noch eine Flugangst, die er in
etwa vor 12 Jahren bekommen hat. Da war er 36, heute ist er 48
Jahre alt. Davor ist er ständig und auch ohne Probleme
geflogen…

Also verlagert er Symptome nun in andere Bereiche. Ein Hinweis darauf, dass er noch längst nicht alle Kindheitstraumata aufgearbeitet hat.

So etwas gelingt auch nicht in 8 Wochen. Dazu bedarf es oft jahrelanger Therapie.

Das klingt wirklich alles sehr konfus, wenn ich es so
niederschreibe. Ich fürchte, er muss dazu einen Psychologen
aufsuchen, der diese Blockade auflöst, die sich in den letzten
Jahren (wodurch auch immer) aufgebaut hat. Verrückt ist, dass
er seit 30 Jahren ohne Probleme zum Fußball geht und dort mit
Tausenden von Menschen im Stadion nie Probleme hat! :frowning: ???

Das ist kein Widerspruch. Vielleicht hat er an die Stadionsituationen gute Erinnerungen aus der Kindheit
(Beispiel: Der Vater hat ihm erlaubt zum Fussball zu gehen und dort hat er immer Unterstützung und Lob erfahren, konnte sich auf dem Platz behaupten und hat Lob geerntet für sein Talent. Dann wäre dieses Thema nicht negativ besetzt für ihn).

Es ist nicht deine und nicht seine Aufgabe herauszufinden, warum ausgerechnet Konzert- oder Restaurantbesuche diese heftigen Reaktionen auslösen. Es ist nur ziemlich offensichtlich, dass es psychische Ursachen gibt und er ein ziemliches Päckchen mit sich rumschleppt.

Er sollte sich wieder einen guten Therapeuten suchen und sich auf eine längerfristige Therapie freuen.

Es kann sich übrigens unter der Therapie zeitweise verschlechtern, wenn er nämlich alles raufholt, was er bislang gründlich verdrängt hat und das sich jetzt den Weg in Form der psychischen Probleme bahnt. Der Körper spricht mit ihm, und er sollte hinhören.

In einer Therapie erfährt man eine Menge über sich selbst, das ist immer spannend. Und es lohnt sich!

Viel Glück
wünscht
Fo

Das ich denke, dass der Neurologe oder Facharzt für Neurologie und Psychotherapie am besten raus findet. Ich habe es damal so gemacht und mir hat es geholfen. Bin kein Arzt, spreche nur aus Erfahrungen

Agoraphobie… Okay… Habe ich noch nie gehört, klingt aber plausibel. Herzlichen Dank schon mal für diesen neuen Denkanstoß!

Vielen Dank, Fo, für deinen ausführlichen Kommentar und den Versuch, die Verhaltensweisen zu analysieren. Ich denke auch, dass mein Freund eine weitere psychologische Therapie machen muss und vor drei Jahren in der Klinik nur einiges angestoßen, aber längst nicht alles aufgearbeitet würde. Inzwischen denke ich sogar, es hat eher noch einiges mehr an die Oberfläche befördert, was sich nun ein neues Ventil sucht… Ich hoffe, er ist noch ein 2. Mal bereit, den anstrengenden therapeutischen Weg erneut zu gehen. Herzliche Grüße, T.

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