Wunde am Bein heilt nicht (> 1 Jahr)

Hallo lieben Mediziner,

Mein Großvater (89 Jahre alt) hat am Bein eine ca. 5 DM-Stück-große Wunde, die trotz medizinischer Behandlung seit über einem Jahr nicht heilen will.

Zum Hintergrund:
Mein Opa hatte sich wenige Monate vor Entlassung aus russischer Kriegsgefangenschaft sein Bein an einem rostigen Eisenträger verletzt. Damals dauerte es ca. 3 Monate, bis das Bein wieder zu war. Leider bildete sich dort nur eine dünne Hautschicht mit kaum Fleisch drunter.

Vor gut einem Jahr bildete sich an dieser Stelle eine Wundrose, die dann aufplatzte. Und seither ist sein Bein offen. Er hat bereits mehrere Krankenhausaufenthalte hinter sich. Der letzte Arzt war sogar schon soweit, dass er das Bein amputieren wollte, weshalb mein Opa nun den Arzt gewechselt hat (wer sagt, dass ein Stumpf besser heilt als eine kleine Wunde, und da hat er dann doch lieber eine kleine, nicht heilende Wunde am Bein als einen nicht heilenden Stumpf!!).

Wer von Euch hat noch ein paar alternative Tips (momentan ist Puderzucker-Behandlung dran), die ihm weiterhelfen könnten? Es sollen natürlich nur Anregungen für den Arzt sein, der allmählich auch nicht mehr weiter weiß. Außerdem steht mal wieder ein Termin in einer Hautklinik vor der Tür (nächste Woche).

Was könnte da noch helfen?

Über Eure Hilfe würde ich mich sehr freuen.

Grüße, Nina

Hallo Nina,

leider ist es in der Tat so, daß Wunden bei Leuten in dem gesegneten Alter Deines Opas allgemein schlecht verheilen, was vor allem an der schlechteren Durchblutung (und somit Versorgung der Haut) und mangelnder Bewegung liegt. Aber das Bein amputieren??? Die Frage ist nun, wie die genaue Diagnose lautet: ist die Wunde eine Nachwirkung der Wundrose oder ist es Ulcus cruris (im Volksmund: ‚offenes Bein‘); eine zweite: ob Nebenerkrankungen wie Diabetes, etc., bestehen…

Puderzucker? Es wuselt heutzutage tatsächlich noch jemand mit Puderzucker bzw. Zuckerpaste herum? *staun* Klar, es gibt die Methode, sie dient allerdings weniger der Wundtherapie als solche sondern eher der Wundreinigung. Na jedenfalls haben wir die Zuckermethode schon vor ca. 15 Jahren nicht mehr angewendet, weil der Verbandswechsel recht schmerzhaft ist und man im schlimmsten Fall gleichzeitig mit dem Verband die frische Haut mit ‚runterruppt‘.

Alternativen hängen - wie gesagt - von der genauen Diagnose ab, aber zwei Methoden werden seit einigen Jahren sehr erfolgreich bei schlecht bzw. überhaupt nicht heilenden Wunden angewendet:

Maden
Klingt eklig, ist aber überaus wirksam, weil die Maden nur das nekrotische (= tote) Gewebe wegknabbern und das gesunde in Ruhe lassen; http://www.aerztezeitung.de/docs/1999/01/15/007a1301…

Shave-Therapie
Gerade bei Wunden, bei denen ums Verrecken keine andere Therapie wirkt bzw. wenn die Wunde nach einem Jahr nicht abgeheilt ist, interessant; http://www.aerztezeitung.de/docs/2001/03/19/051a1001….

Ein nicht zu unterschätzender Vorteil bei beiden Therapien: sie können ambulant erfolgen.

Gruß & gute Besserung für den Opa

Renee

Hallo Renee,

Die Frage ist nun, wie die genaue Diagnose
lautet: ist die Wunde eine Nachwirkung der Wundrose oder ist
es Ulcus cruris (im Volksmund: ‚offenes Bein‘);

Die Wunde stammt von der Wundrose. Ulcus cruris hat ja, wenn ich mich richtig informiert habe, was mit den Venen zu tun, und da gibt’s keine Probleme.

eine zweite: ob Nebenerkrankungen wie Diabetes, etc., bestehen…

Diabetes hat er nicht (wird auch regelmäßig nachgeprüft), auch so9nst ist er erstaunlich fit (vor allem in der Zeit vor der offenen Wunde). Er kochte, machte den Garten, ging einkaufen und versorgte meine Oma, was seither wesentlich schwerer ist, da er logischerweise ziemliche Schmerzen am Bein hat. Dennoch versucht er, möglichst viel selbständig zu erledigen.

Puderzucker? Es wuselt heutzutage tatsächlich noch jemand mit
Puderzucker bzw. Zuckerpaste herum?

Naja, wenn alles andere nicht hilft, versucht man es halt auch wieder mit solchen Methoden.

Maden
Klingt eklig, ist aber überaus wirksam, weil die Maden nur das
nekrotische (= tote) Gewebe wegknabbern und das gesunde in
Ruhe lassen;
http://www.aerztezeitung.de/docs/1999/01/15/007a1301…

Da müsste ich mal fragen, ob er das schon versucht hat. Bei den vielen Therapie-Ansätzen blicke ich nämlich schon lange nicht mehr durch.

Shave-Therapie
Gerade bei Wunden, bei denen ums Verrecken keine andere
Therapie wirkt bzw. wenn die Wunde nach einem Jahr nicht
abgeheilt ist, interessant;
http://www.aerztezeitung.de/docs/2001/03/19/051a1001….

Das gilt ja aber glaub ich nur für Ulcus cruris, oder irre ich mich da?

Ein nicht zu unterschätzender Vorteil bei beiden Therapien:
sie können ambulant erfolgen.

Das ist wirklich prima, denn sonst muss meine Oma wieder in Kurzzeitpflege, wovon sie nicht wirklich begeistert ist (aber wenn’s nicht anders geht…).

Gruß & gute Besserung für den Opa

Danke schön, werd ich weitergeben!

Vielen Dank für die schnellen Ratschläge!!

Renee

Grüße, Nina

Kuckuck, ich nochmal :wink:

Richtig, UC hat mit Gefäßveränderungen/-erkrankungen zu tun, aber das haben die meisten schlecht heilenden Wunden… Gröbstens ausgedrückt: wo kein Blut hinkommt, da kommen auch keine Phagozyten, die die Nekrose abtragen könnten, hin… Es gibt natürlich auch andere Ursachen; ich habe Dir noch einen Artikel zu dem Thema rausgesucht: http://www.aerzteblatt.de/v4/archiv/artikel.asp?id=2… (ganz unten findest Du eine Aufstellung Grunderkrankungen mit hemmendem Einfluss auf die Wundheilung mit dem Symptom „schlecht heilende Wunde“); der Herr Großpapa sollte diese Liste vielleicht mal den Docs unter die Nase halten. Tja: man kann nicht gescheit therapieren, wenn man bei der Anamnese und Diagnose geschlampt hat…

Er kochte, machte den Garten, ging einkaufen
und versorgte meine Oma, was seither wesentlich schwerer ist,
da er logischerweise ziemliche Schmerzen am Bein hat. Dennoch
versucht er, möglichst viel selbständig zu erledigen.

Rüstig, rüstig sage ich nur. Leute von diesem Schlag pfeifen ohnehin auf die Statistik und werden überdurchschnittlich alt… Meine Ur-Ur-Oma (als sie starb, war ich vier, deswegen weiß ich das meiste nur aus Erzählungen, aber ich habe sie kennengelernt und das kann heute nicht jeder von sich sagen) hat zwei Weltkriege überlebt, einen Hof bewirtschaftet, dabei mal eben im Vorbeigehen acht Kids allein großgezogen, trank täglich ihr Likörchen, fuhr mit 92 noch mit dem Fahrrad durch die Gegend und verabschiedete sich dann mit 96 Jahren im Schlaf.

Grüßle

Renee

2 Like

Hallo,
witerreichende Infos wären nicht schlecht.

Hat dein Opa Diabetes? Ist die Wunde nekrotisch oder infiziert? Wurde schon einmal ein Abstrich gemacht? Wurde schon einmal über eine Hauttransplantation nachgedacht? Es gibt einige Spezialpflaster auf dem Markt, die sich für schlechtheilende Wunden sehr gut eignen.

Gruß mic

[Bei dieser Antwort wurde das Vollzitat nachträglich automatisiert entfernt]

Hallo,

meine Eltern haben bis zu ihrer Pensionierung als Altenheimleiter
gearbeitet. Meine Mutter hat mal erzählt, daß man solche Probleme
schlicht und ergreifend durch tägliche Spülungen mit Leitungswasser

  • und das wochenlang - in den Griff bekommen hat.
    Genaueres weiß ich allerdings nicht (die Eltern sind zur Zeit im Urlaub,
    kann sie daher nicht fragen).

Vielleicht findest Du mit Google etwas?

Grüße vom T.

Hi,

es gibt bei nicht heilenden Wunden vor der Amputation auch die Möglichkeit einer hyperbaren Sauerstofftherapie, dh. die Person muss mehrfach in eine Druckkammer (da sitzen dann meist mehrere Personen drin). Durch den hohen Sauerstoffpartialdruck in der unter erhöhten Druck stehenden Luft wird das Gewebe optimal mit Sauerstoff versorgtm, was die Heilung auch als unheilbar angeshener Wunden ermöglicht hat.

Geht aber nur, wenn er sonst gesundheitlich halbwegs fit ist und obs die Kasse zahlt, weiß ich nicht ???

A.

Wurden schon spezielle Pflaster für schlechtheilende Wunden versucht. Die Therapie dauert zwar etwas, erzielt aber oft überraschende Erfolge.

Produkte, die ich kenne: Hydrosorb oder Hydrocoll (beides von Hartmann), wobei ersteres bei einer nicht stark sezernierenden Wunde zu bevorzugen wäre.

Gruß abi

Hallo,

ich habe mir jetzt nicht alle durchgelesen, doch ich werde mich mal dazu äußern.
Ein Bekannter von mir hat vor ein paar Monaten auch eine Wunde am Bein gehabt
und es hat 4-5 Monate gedauert, bis es wieder zu war. Er ist 14, also kann es
nicht am Alter liegen. Woran es liegt war sein Diabetis. Wurde schon
kontrolliert, ob es daher kommt? Dann gibt es bestimmt andere
Behandlungsmöglichkeiten. ich denke, die Untersuchung sollte es Wert sein,
oder???
Gute Besserung wünsche ich.

Sandra

Danke!!
Hallo zusammen,

vielen Dank für die vielen Ratschläge und Genesungswünsche.

Nun klappt es doch schon diese Woche mit der (anscheinend sehr guten) Stuttgarter Hautklinik. Mal sehen, was die jetzt so vorhaben. Ich werde auf jeden Fall Eure Tips mal an meinen Opa weitergeben. Dann kann er mal seinen (neuen) Hausarzt darauf ansprechen, falls wider Erwarten das Bein nun immer noch nicht heilen will.

Nochmals vielen lieben Dank.

Grüße, Nina