Zeckenbiss

Mein Sohn wurde gestern von einer Zecke gebissen. Erst heute hat er sie bemerkt und sie entfernt. Muss er zum Arzt?
Oder: Bei welchen Anzeichen muss er unbedingt zum Arzt?

Danke für jeden Hinweis.
Vreni aus Paraguay

Mein Sohn wurde gestern von einer Zecke gebissen.

Hi

Kurze Frage, ist dein Sohn auch in Paraguay oder hier in Europa?

Grüße

Laralinda

Mein Sohn lebt in Zürich.
Gruss Vreni

Mein Sohn lebt in Zürich.
Gruss Vreni

Das macht die Sache etwas einfacher :wink:

Wenn sich um die Einstichsstelle in den nächsten Wochen (!) eine Rötung bildet, dann sofort zum Arzt.
Es handelt sich dann dabei vermutlich um Borreliose.

Ansonsten gilt es, bei irgendwelchen unerklärbaren Symptomen immer die Ärzte darauf aufmerksam zu machen, dass man mal von einer Zecke gestochen/gebissen wurde, denn gerade Borreliose und FSME äußern sich in den merkwürdigsten Symptomen und sind leider oftmals nicht anhand äußerer Dinge erkennbar.

Grüße

Laralinda

Vielen Dank für die wertvollen Hinweise. Ich werde sie an meinen Sohn weiterleiten und hoffe natürlich, dass es keine verseuchte Zecke war.

Liebe Grüsse
Vreni

Laralinda, Vreni,

leider muss ich mich wiederholen:

Die sogenannte Wanderröte tritt nur in etwa 40% aller Infektionen auf, die durch Zecken übertragen werden. Somit ist dies ein viel zu unsicheres Zeichen. Wenn diese Wanderröte allerdings auftritt, dann ist die Infektion mit Sicherheit da.

Aber eben: wenn die Wanderröte NICHT da ist, dann heißt das NICHT, dass keine Infektion vorhanden ist! Das ist das, was viele Laien und leider auch Ärzte immer wieder verwechseln.

Um sicher zu gehen, ist bei einem Zeckenstich immer als Prophylaxe eine Antibiotika-Therapie angesagt. In der Regel wird ein Mittel aus der Gruppe der Tetrycycline gegeben, oft Doxycyclin.

Zu beachten ist dabei, dass es in ausreichender Dauer und Dosierung verabreicht wird:

Vorausgesetzt es handelt sich um einen Erwachsenen oder zumindest Halbwüchsigen, so sollten es 4 Wochen sein (Dauer) und etwa 4 mg Wirkstoff je Tag und kg an Körpergewicht. Zwar muss man in dieser Zeit die Sonne meiden, fühlt sich vielleicht auch sonst nicht ganz so leistungsfähig wie sonst, aber diese Nebenwirkungen halte ich für vernachlässigbar im Vergleich zu den gravierenden Folgen, die eine nicht behandelte oder verschleppte Borreliose (zu kurze AB-Therapie, zu niedrig dosiert) mit sich bringt.

Mit Borre ist nicht zu spassen!

Vreni, bitte nimm den Zeckenstich ernst.

Auf dass keine bleibenden Schäden entstehen!

Das wünscht Deinem Sohn

mit vielen Grüßen

Alexander

[Bei dieser Antwort wurde das Vollzitat nachträglich automatisiert entfernt]

Die sogenannte Wanderröte tritt nur in etwa 40% aller
Infektionen auf, die durch Zecken übertragen werden. Somit ist
dies ein viel zu unsicheres Zeichen. Wenn diese Wanderröte
allerdings auftritt, dann ist die Infektion mit Sicherheit da.

Darum mein Hinweis darauf, dass wenn man irgend eine unerklärbare Krankheit hat, dem Arzt vom Zeckenbiss erzählt.

Um sicher zu gehen, ist bei einem Zeckenstich immer als
Prophylaxe eine Antibiotika-Therapie angesagt. In der Regel
wird ein Mittel aus der Gruppe der Tetrycycline gegeben, oft
Doxycyclin.

Dafür, dass nur etwa jede dritte Zecke Borreliose hat und das Ansteckungsrisiko auch bei einem Stich gering ist (allerdings mit der Stichdauer zunimmt), halte ich das ganze für etwas übertrieben…
So eine Antibiotika-Behandlung ist nicht ohne.
Wenn man Borreliose hat und es bricht aus, merkt man es, und sei es nur dadurch, dass man sich schlapp fühlt. Dann kann man zum Arzt und dann ist es noch nicht zu spät, mit Antibiotika zu behandeln.
In den meisten Fällen treten ziemlich heftige Krankheitssymptome auf, neurologische Störungen, die man nicht einfach auf eine Erkältung schieben kann.

Zu beachten ist dabei, dass es in ausreichender Dauer und
Dosierung verabreicht wird:

Darüber streiten sich sogar die Ärzte, was da „ausreichend“ ist…

Mit Borre ist nicht zu spassen!

Stimmt. Er könnte sich auch FSME eingefangen haben, und dann kann man garnix machen…

Grüße

Laralinda

Ich bin sehr froh um diese Hinweise und werde meinen Sohn entsprechend informieren.

Vielen Dank für die Hilfe und liebe Grüsse aus Paraguay
Vreni

Hallo,

Um sicher zu gehen, ist bei einem Zeckenstich immer als
Prophylaxe eine Antibiotika-Therapie angesagt.

Es gibt Menschen, die kaum mal eine Woche ohne Zeckenstich bleiben. Sollen die monatelang ohne genaue Indikation AB nehmen?

Dafür, dass nur etwa jede dritte Zecke Borreliose hat und das
Ansteckungsrisiko auch bei einem Stich gering ist (allerdings
mit der Stichdauer zunimmt), halte ich das ganze für etwas
übertrieben…

Ich auch, vor allem weil es ohnehin schon Probleme gibt, weil AB zu bedenkenlos gegeben wird.

Wenn man Borreliose hat und es bricht aus, …kann man
zum Arzt und dann ist es noch nicht zu spät, mit Antibiotika
zu behandeln.

Da irrst du etwas, denn der Erreger ist dann im Gewebe nur noch schlecht durch AB erreichbar.

Gruß Steffi

Larilinda, guten Abend,

Die sogenannte Wanderröte tritt nur in etwa 40% aller
Infektionen auf, die durch Zecken übertragen werden. Somit ist
dies ein viel zu unsicheres Zeichen. Wenn diese Wanderröte
allerdings auftritt, dann ist die Infektion mit Sicherheit da.

Darum mein Hinweis darauf, dass wenn man irgend eine
unerklärbare Krankheit hat, dem Arzt vom Zeckenbiss erzählt.

Ja, das ist ein guter Weg, um bei verantwortungslosen Ärzten eine Antibiotika-Therapie zu bekommen.

Um sicher zu gehen, ist bei einem Zeckenstich immer als
Prophylaxe eine Antibiotika-Therapie angesagt. In der Regel
wird ein Mittel aus der Gruppe der Tetrycycline gegeben, oft
Doxycyclin.

Dafür, dass nur etwa jede dritte Zecke Borreliose hat und das
Ansteckungsrisiko auch bei einem Stich gering ist (allerdings
mit der Stichdauer zunimmt), halte ich das ganze für etwas
übertrieben…

Da kenne ich aber andere Zahlen. Meines Wissens sind 75-85% aller Zecken deutschlandweit mit Borrelien oder Co-Erregern infiziert. Tendenz stark steigend (Als Grund wird die Klima-Erwärmung vermutet).

So eine Antibiotika-Behandlung ist nicht ohne.
Wenn man Borreliose hat und es bricht aus, merkt man es, und
sei es nur dadurch, dass man sich schlapp fühlt. Dann kann man
zum Arzt und dann ist es noch nicht zu spät, mit Antibiotika
zu behandeln.

Da muss ich heftig widersprechen: Je länger die Infektion her ist, um so schwieriger ist sie zu bekämpfen. Bei Chronikern (man schätzt deutschlandweit die Zahl der Borreliose-Chroniker aufgrund einer enorm hohen Dunkelziffer auf etwa 600.000 Menschen!) kriegt man sie oft gar nicht mehr in den Griff, die meisten von ihnen enden in der Berufsunfähigkeit.

In den meisten Fällen treten ziemlich heftige
Krankheitssymptome auf, neurologische Störungen, die man nicht
einfach auf eine Erkältung schieben kann.

kann sein, muss nicht sein. Dafür ist die Borreliose in ihrem Erscheinungsbild viiiiiieeeeeel zu verschieden bei den einzelnen Betroffenen.

Zu beachten ist dabei, dass es in ausreichender Dauer und
Dosierung verabreicht wird:

Darüber streiten sich sogar die Ärzte, was da „ausreichend“
ist…

Lieber zu viel und einen Tag infolge der Nebenwirkungen flach liegen als Resistenzen zu produzieren!

Mit Borre ist nicht zu spassen!

Stimmt. Er könnte sich auch FSME eingefangen haben, und dann
kann man garnix machen…

Auch hier muss ich widersprechen: wer an FSME erkrankt, der ist selber schuld. Entschuldigung, wenn ich das so hart sage. Denn gegen FSME (landläufig: „Hirnhautentzündung“) kann man impfen. Der Impfschutz hält einige Jahre und die Impfung selbst wird von den allermeisten Menschen gut vertragen. Natürlich wirkt die Impfung nur dann, wenn sie VOR der FSME-Übertragung stattgefunden hat. Meines wissens gibt es keine „Pille danach / Spritze danach“ für FSME.

Deutlich hinweisen möchte ich auch nochmals auf die Tatsache, dass man landläufig nur von „Borreliose“ spricht, dies aber (zwar medizinisch falsch, aber so doch) als Art Überbegriff verwendet wird für eine ganze Reihe von Krankheiten, welche durch Erreger verursacht werden, die durch Zecken übertragen werden. Derzeit sind ca. 20 verschiedene Erreger bekannt. Weitere werden vermutet. Erst vor ca. 3 Wochen wurde in den USA ein neuer Erreger (der von Zecken übertragen wird) entdeckt. Meines Wissens hat er noch keinen eigenen Namen und wird bisher als „Bartonellen-ähnlicher Erreger“ bezeichnet. Die bekanntesten Erreger sind Borrelien, Ehrlichien, Babesien, Rikettsien, Chlamydien, Yersinien, Bartonellen, EBV, Mycoplasmen etc.Es handelt sich überwiegend aber nicht ausschließlich um Bakterien. Daher sind nicht alle Erreger durch ABs therapierbar.

Ich bleib bei meiner Aussage: Um das Risiko von gravierenden Spätfolgen zu minimieren, sollte man nicht auf eine AB-Prophylaxe verzichten.

Viele Grüße

Alexander

Hallo Steffi,

wie wir wohl beide wissen, sind die Borreliose und die Co-Erreger-Erkrankungen bisher nur schlecht erforscht. Aber es gibt Hinweise, dass MANCHE Menschen offenbar eine gewisse „natürliche Immunität“ gegen diese Erreger haben. Wie das funktioniert, weiß man noch nicht. Man vermutet über die Gene. Andere dagegen, die haben einmal eine Zecke und gleich diese heimtückische Krankheit.

Ich persönlich kenne auch so eine Frau, die in ihrem mittlerweile fast 70jährigen Leben schon etliche Zecken gehabt hat aber noch nie an der Borre erkrankt ist und auch noch nie deshalb ABs genommen hat.
Aber meine Frau ist genau das Gegenbeispiel: Eine Zecke, sofort erkrankt. Und da die Symptome im Anfangsstadium oft sehr unspezifisch sind und die Ärzte sich obendrein mit der Krankheit so gut auskennen wie eine Kuh die Mathematik kennt (also gar nicht) ist sie als sie denn dann auf die Borre therapiert wurde anfangs auch noch völlig unterdosiert und viel zu kurz darauf therapiert worden. Und jetzt ist sie halt schon seit über 2 Jahren Chronikerin ohne Aussicht auf jedwede Besserung!

Die Borre ist leider soooo vielfältig und äußert sich bei jedem Menschen so völlig anders, dass man einfach nicht alle Menschen über einen Kamm scheren kann. In der Regel ist jeder für seinen eigenen Körper sein eigener und bester Spezialist, so dass er einschätzen kann (oder zumindest können sollte), was er für sich als richtig und notwendig erachtet.

Leider ist die Borre sehr heimtückisch und somit kann es auch Personen erwischen, die sonst durchaus fit sind (so wie es meine Frau bis zur Erkrankung war!).

Nochmals: Mit der Borreliose (und den Co-Erreger-Erkrankungen) ist nicht zu spassen!

Auf dass Ihr alle nicht an dieser Krankheit leidet!

Einen schönen Abend

Alexander

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Hallo allerseits

Nun, Vrenis Sohn ist in Zürich, und er wird hier keinen Arzt finden, er ihm prophylaktisch Antibiotika verschreibt. Die gängige Meinung und Vorgehensweise unter den hiesigen Medizinern ist die von Laralinda beschriebene: Bei einer Rötung ab zum Arzt, denn dann ist die Borreliose sicher. Ohne Wanderröte kann ebenfalls eine Borreliose vorliegen, nur erkennt man die dummerweise nicht sofort. Daher den Zeckenbiss in die Agenda eintragen und bei unklaren Erkrankungen daran denken.

Meiner persönlichen Meinung nach ist diese Vorgehensweise vernünftig. Wenn ich daran denke, wie viele Menschen pro Tag allein in der Schweiz eine (sich im Nachhinein als harmlos entpuppende) Zecke erwischen und was für einen flächendeckenden, ständigen Antibiotikaeinsatz sich daraus ergäbe… mit all den Auswirkungen bezüglich Resistenzbildung und Rückständen in der Umwelt. Ich selber müsste ca. alle zwei Jahre mal ein paar Wochen Antibiotika nehmen. Dabei habe ich trotz der regelmässigen Bisse bisher glücklicherweise keine Borreliose erwischt.

Es ist aber völlig klar, dass sich die Sichtweise ändert, wenn man einen Fall von verschleppter und chronifizierter Borreliose in der Familie hat. Und ebenfalls klar ist, dass der Streit um die richtige Vorgehensweise und das auch unter Ärzten noch verbreitete Unwissen in erster Linie zu Lasten der Betroffenen gehen :frowning:

Liebe Grüsse
Ursula

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