Zeckenimpfung und Erkältung

Hallo!

Ende dieser Woche ist meine zweite Zeckenimpfung fällig. Bei der ersten Impfung hat mich mein Arzt ausdrücklich gefragt, ob ich erkältet sei, was ich zu der Zeit nicht war. Inzwischen habe ich mir aber einen Schnupfen eingefangen und frage mich jetzt, ob das für die zweite Impfung eine Rolle spielt. Ich fahre nämlich am Samstag in Urlaub in ein FSME-Gebiet und wollte eigentlich mit dieser zweiten Impfung dann schon geschützt sein. Kann und darf man diese Impfung machen, wenn man erkältet ist?

Gruß, Annegret

Hallo Annegret,

harmlose, nicht fieberhafte, sog. „banale“ Erkältungen, abklingende Infekte, sind i.d.R. kein Grund zum Aufschub einer Impfung.
Erst Fieber stellt einen Ausschlussgrund (Kontraindikation) für eine Impfung dar. Gewöhnliche Erkältungen ohne Fieber sind hingegen kein Hinderungsgrund.

Die aktive FSME-Impfung besteht aus drei Injektionen (Grundimmunisierung). Die ersten beiden im Abstand von einem bis drei Monaten und eine dritte Impfung nach neun bis zwölf Monaten (Monate 0, 1-3, 9-12).

Wenn es schnell gehen muss, kann man auch zwei Impfungen im Abstand von einer Woche geben und eine dritte zwei Wochen später (Tage 0, 7, 21).

Der Impfschutz beginnt ungefähr 14 Tage nach der zweiten Impfung und hält drei bis fünf Jahre an, bei dem beschleunigten Impfschema allerdings nur 12 Monate.
Die passive Immunisierung (greift nach 24 Std., hält aber nur 4 Wochen) wird vom RKI für FSME nicht empfohlen, wegen der Möglichkeit des beschleunigten Impfschemas.

Zweite Impfung + 14 Tage = erst mal besteht ein Impfschutz, - das wird bei dir knapp.

Aber auch wegen einer Ansteckung mit Borrelien (Spirochäten/Bakterien) sollte man Zeckenbisse ohnehin vermeiden. 75% der Infizierten entwickeln eine Wanderröte (Erythema migrans). Borrelien können überall sein, für sie gibt es keine Gebietsbeschränkungen!

Prophylaxe:
Durch hohes Gras, Wälder mit niedrigem Bewuchs (Farne, etc.) nur mit langer Hose, geschlossenen Schuhen gehen, evt. vorher Autan anwenden. Zu Hause (im Hotelzimmer) sollte man (sich gegenseitig) nach Zecken absuchen. Denn die anhaftenden Zecken beißen nicht sofort an Ort und Stelle. Sie suchen erst einmal nach einer für sie gut geeigneten Stelle zum Blutsaugen. Das kann zwischen 6 und 12 Stunden dauern. So lange stellen sie noch keine Gefahr für uns dar. Die festgesaugte Zecke greift man mit Daumen und Zeigefingernagel (Pinzette) und zieht sie mit etwas Gefühl heraus und vernichtet sie!
Ein steckengebliebener Kopf ist ohne den Körper allein nicht infektiös. Sollte aber vollständig entfernt werden, um Entzündungen zu vermeiden (notfalls Arzt aufsuchen).

Gruß, Renate

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Hallo Renate
kleine Ergänzung

Die festgesaugte Zecke greift
man mit Daumen und Zeigefingernagel (Pinzette) und zieht sie
mit etwas Gefühl heraus und vernichtet sie!

Der Stech-Saugapparat von Zecken ist mit scharfen Widerhaken besetzt.
Damit sich die Widerhaken an den Saugrüssel anlegen, müssen die Zecken nach links oder rechts gedreht werden. Dann kann versucht werden, den Stechapparat samt Zeckenkörper aus der Haut zu ziehen.
Wird lediglich gezogen, ohne zu drehen, dann spreizen sich die Widerhaken und verhaken sich noch mehr.
Gibt das Gewebe nicht nach, dann reißt der Kopf ab und bleibt in der Stichstelle.

Ein steckengebliebener Kopf ist ohne den Körper allein nicht
infektiös. Sollte aber vollständig entfernt werden, um
Entzündungen zu vermeiden (notfalls Arzt aufsuchen).

Auf jeden Fall ,das kann zu hässlichen Abszessen führen.
Gruß
Rainer

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Hallo Renate,

vielen Dank für deine ausführlichen Informationen!

harmlose, nicht fieberhafte, sog. ?banale?
Erkältungen, abklingende Infekte, sind i.d.R. kein Grund zum
Aufschub einer Impfung.
Erst Fieber stellt einen Ausschlussgrund (Kontraindikation)
für eine Impfung dar. Gewöhnliche Erkältungen ohne Fieber sind
hingegen kein Hinderungsgrund.

Gut zu wissen, dann kann ich die Impfung also bedenkenlos durchführen lassen (habe zwar einen gewaltigen Schnupfen, aber kein Fieber).

Die aktive FSME-Impfung besteht aus drei Injektionen
(Grundimmunisierung). Die ersten beiden im Abstand von einem
bis drei Monaten und eine dritte Impfung nach neun bis zwölf
Monaten (Monate 0, 1-3, 9-12).

Wenn es schnell gehen muss, kann man auch zwei Impfungen im
Abstand von einer Woche geben und eine dritte zwei Wochen
später (Tage 0, 7, 21).

Der Impfschutz beginnt ungefähr 14 Tage nach der zweiten
Impfung und hält drei bis fünf Jahre an, bei dem
beschleunigten Impfschema allerdings nur 12 Monate.
Die passive Immunisierung (greift nach 24 Std., hält aber nur
4 Wochen) wird vom RKI für FSME nicht empfohlen, wegen der
Möglichkeit des beschleunigten Impfschemas.

Zweite Impfung + 14 Tage = erst mal besteht ein Impfschutz, -
das wird bei dir knapp.

Hm, das wundert mich jetzt aber. Als ich vor einem Monat wegen der Impfung zum Arzt bin, hab ich gedacht, dass nur noch die beschleunigte Version geht, aber er hat gemeint, da wir den Mindestabstand von 1 Monat noch einhalten können und nach der zweiten Impfung schon ein Schutz besteht, könnten wir auch die normale Impfung machen. Von diesen 14 Tagen Wartezeit hat er nichts gesagt.

Aber auch wegen einer Ansteckung mit Borrelien
(Spirochäten/Bakterien) sollte man Zeckenbisse ohnehin
vermeiden. 75% der Infizierten entwickeln eine Wanderröte
(Erythema migrans). Borrelien können überall sein, für sie
gibt es keine Gebietsbeschränkungen!

Und gegen Borrelien kann man nicht impfen?

Prophylaxe:
Durch hohes Gras, Wälder mit niedrigem Bewuchs (Farne, etc.)
nur mit langer Hose, geschlossenen Schuhen gehen, evt. vorher
Autan anwenden. Zu Hause (im Hotelzimmer) sollte man (sich
gegenseitig) nach Zecken absuchen. Denn die anhaftenden Zecken
beißen nicht sofort an Ort und Stelle. Sie suchen erst einmal
nach einer für sie gut geeigneten Stelle zum Blutsaugen. Das
kann zwischen 6 und 12 Stunden dauern. So lange stellen sie
noch keine Gefahr für uns dar. Die festgesaugte Zecke greift
man mit Daumen und Zeigefingernagel (Pinzette) und zieht sie
mit etwas Gefühl heraus und vernichtet sie!
Ein steckengebliebener Kopf ist ohne den Körper allein nicht
infektiös. Sollte aber vollständig entfernt werden, um
Entzündungen zu vermeiden (notfalls Arzt aufsuchen).

Okay, ich wollte mich vor Wanderungen etc. sowieso mit Autan versorgen, weil es laut Aussagen von Leuten, die dort schon waren, jedes Jahr eine Mückenplage gibt - und da Mücken mich immer für einen Leckerbissen halten…

Die Impfung lohnt sich aber sowieso für mich, da ich im Schwarzwald wohne und auch immer wieder Waldspaziergänge und -wanderungen mache - und hier gibt es ja auch ein FSME-Risiko…

Gruß, Annegret

Hallo Annegret,

Und gegen Borrelien kann man nicht impfen?

Bisher leider nicht, weil es in Mitteleuropa mehrere Borrelienstämme (Genospezies von Borrelia burgdorferi) gibt, wovon drei Stämme bisher nachweislich menschenpathogen sind. Der zu entwickelnde Impfstoff muss alle diese pathogenen Stämme abdecken.

Anders sieht es aus, in den USA. Hier gibt es unter den verschiedenen Borrelienstämmen nur einen menschenpathogenen Stamm, gegen den seit kurzem ein Impfstoff auf dem dortigen Markt ist.

Eine effiziente Prophylaxe gegen Zeckenbisse ist also vorerst noch das Beste, zumal Zecken (unterschiedliche Arten) auch noch Erreger anderer Erkrankungen übertragen können, die unser Immunsystem aber, wenn es gut funktioniert, eliminieren kann (z. B. Ehrlichiose, Babesiose).

Gruß, Renate

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Hallo Rainer,

Hallo Renate
kleine Ergänzung

Die festgesaugte Zecke greift
man mit Daumen und Zeigefingernagel (Pinzette) und zieht sie
mit etwas Gefühl heraus und vernichtet sie!

Der Stech-Saugapparat von Zecken ist mit scharfen Widerhaken
besetzt.
Damit sich die Widerhaken an den Saugrüssel anlegen, müssen
die Zecken nach links oder rechts gedreht werden. Dann kann
versucht werden, den Stechapparat samt Zeckenkörper aus der
Haut zu ziehen.
Wird lediglich gezogen, ohne zu drehen, dann spreizen sich die
Widerhaken und verhaken sich noch mehr.
Gibt das Gewebe nicht nach, dann reißt der Kopf ab und bleibt
in der Stichstelle.

Danke, genau, die Drehbewegung hatte ich nicht erwähnt. Dass die Widerhaken der Grund dafür sind, habe ich jetzt neu gelernt. Wenn man die Hintergründe kennt, ist man auch eher bereit, dies zu tun.
Das Fachbuch „Lyme-Borreliose und Frühsommer-Meningoenzephalitis“ von Science UNI-MED Verlag hat dies nicht so gut erklärt.

Gruß, Renate