Jahreszeiten auf der Südhalbkugel

Hallo,

meine Schwiegereltern riefen gestern aus Namibia an und berichteten, dass sie frieren, weil dort Frühling sei.
Ein paar Tage zuvor in Südafrika war ihnen heiß.

Ist es tatsächlich so, dass die Jahreszeiten auf der Südhalbkugel der Erde andere sind? Wer kann mir die Zusammenhänge ein wenig ausführlicher erläutern?

Herzliche Grüße

Thomas Miller

Moin,

das ist tatsächlich so, da die Erdachse gegenüber der Ebene, die die Erde mit der Sonne bildet geneigt ist.
Wenn bei uns Sommer ist, ist die Nordhalbkugel „näher“ an der Sonne als die Südhalbkugel. Dadurch gelangt mehr Energie in diese Teile der Atmosphäre und heizt diese auf. Die Unterschiede in den Jahreszeiten merkt man aber nur in den etwas höheren Breiten wirklich, so ab Mittelmeer denke ich.
Dabei sind die Temperaturunterschiede gerade in Südafrika nicht so extrem, weil Afrika nicht in die südlichen Breiten runterreicht, wie es die Kontinente auf der Nordhalbkugel tun.

Namibia liegt wenn ich mich jetzt nicht irre, im inneren des Kontinents. Die Temperaturen dürften dort deshalb nierdiger sein, weil Landmassen Wärme nicht so gut speichern können wie Wasser und dementsprechend schneller auskühlen. Deswegen solltes es dann in Namibia etwas kälter sein als in Südafrika.

Gruß
Detlef

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Vielen Dank, klar erläutert! owT.

Präzisierung
Tach,

das ist tatsächlich so, da die Erdachse gegenüber der Ebene,
die die Erde mit der Sonne bildet geneigt ist.

ok.

Wenn bei uns Sommer ist, ist die Nordhalbkugel „näher“ an der
Sonne als die Südhalbkugel.

Njet.
Die unterschiedliche Entfernung zur Sonne spielt bei der Entstehung der Jahreszeiten eigentlich keine Rolle, sondern die oben schon erwähnte Neigung.
Schön populärwissenschaftlich dargestellt (inkl. Abbildung) unter:

http://www.isoliert.de/jahreszeiten.htm

Wenn man sich die Energiestrahlung der Sonne mal idealisiert als parallel auf der Erde ankommende Strahlen vorstellt, wird klar, dass mehr energie pro flächeneinheit auf derjenigen Erdhalbkugel ankommt, die möglichst senkrecht zur Sonne orientiert ist. Auf der anderen Halbkugeln fallen die Strahlen flacher ein, und „verteilen sich somit auf eine größere Erdoberfläche“.

Unterschiede in den Jahreszeiten merkt man aber nur in den
etwas höheren Breiten wirklich, so ab Mittelmeer denke ich.

Am Äquator gar nicht, an den Polen extrem (halbes Jahr Sonne, halbes Jahr finster). Dazwischen ein Kontinuum. Zu merken ist das außerhalb der Wendekreise, also nördlich von 23.5° N und südlich von 23.5°S.

Dabei sind die Temperaturunterschiede gerade in Südafrika
nicht so extrem, weil Afrika nicht in die südlichen Breiten
runterreicht, wie es die Kontinente auf der Nordhalbkugel tun.
Namibia liegt wenn ich mich jetzt nicht irre, im inneren des
Kontinents. Die Temperaturen dürften dort deshalb nierdiger
sein, weil Landmassen Wärme nicht so gut speichern können wie
Wasser und dementsprechend schneller auskühlen. Deswegen
solltes es dann in Namibia etwas kälter sein als in Südafrika.

Der Unterschied liegt eher anderswo: Südafrika liegt in größerer Entfernung zum Äquator als Namibia, daher sind dort eigentlich die Jahreszeiteneffekte etwas stärker als in Namibia.

Das wird aber „kompensiert“ durch folgenden Sachverhalt:
Südafrika ist aber an drei Seiten von Ozeanen umgeben. Das bedingt ein sog. ozeanisch geprägtes Klima, d.h. die Temperaturamplitude wird gedämpft - weniger extreme Hitze, und weniger extreme Kälte.
Namibia (nur im Westen Küste) hat - zumindest in Küstenferne - ein etwas kontinentaleres Klima, d.h. stärkere Temperaturextreme. Im Sommer heisser, im Winter kälter.

Jetzt ist natürlich noch von Interesse, ob die besagten Schwiegereltern in beiden Ländern in gleicher Küstenentfernung und in gleicher Höhe über Meeresspiegel waren (nur dann wäre ansatzweise ein Vergleich der Klimate möglich).
Bei der Küstenentfernung in Südafrika spielt auch noch eine Rolle, ob sie näher an der Ost- oder Westküste waren.
Die Westküste bekommt ähnliche Luftmassen wie Namibia, an der Ostküste spielen völlig anders temperierte Luftmassen eine Rolle.

**gg** Man sieht: Klima und Witterung sind ein bisschen zu komplex, um ohne sehr exakte Angaben zur Lokalität die Frage zu beantworten:

Warum ist es heute in A kälter als letzte Woche in B?

Fröstelnde Grüße,

Hasta Lavista

PS: noch ein interessanter Link zu Jahreszeiten etc:

http://www.jgiesen.de/ErdeSonne/projekte/jahreszeite…

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Präzisierung von meiner Seite
Hallo,

erstmal schönen Dank auch dir - sehr erhellend, das Ganze (auch die Links)!

Jetzt ist natürlich noch von Interesse, ob die besagten
Schwiegereltern in beiden Ländern in gleicher Küstenentfernung
und in gleicher Höhe über Meeresspiegel waren (nur dann wäre
ansatzweise ein Vergleich der Klimate möglich).

Sie waren in Kapstadt und Johannesburg bzw. in Windhuk. Ist das vergleichbar?

Herzliche Grüße

Thomas Miller

Hi Thomas,

Sie waren in Kapstadt und Johannesburg bzw. in Windhuk. Ist
das vergleichbar?

Von den geografischen Daten her ist Johannesburg mit Windhuk vergleichbar, s. a. http://www.spiegel.de/almanach/laender/0,1518,153752…
bzw.
http://www.spiegel.de/almanach/laender/0,1518,153445…

Außer den genannten Gründen gibt es natürlich andere Klimafaktoren wie Höhe über Meeresspiegel, evtl. Meeresströmungen (das Beispiel Südengland und Normandie: Südengland ist wärmer aufgrund des Golfstromeinflusses) und auch mikroklimatischen Eigenheiten.

Übrigens, ein bißchen offtopic: auf der Südhalbkugel hat man auch umgekehrte Mondphasen, so daß dort die Eselsbrücken für zu- oder abnehmendem Mond nicht mehr helfen :smile:

Gruß

J.

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Danke sehr! owT.

Hallo !

Ich werde versuchen, Dir zu erklären, warum die Sonne für den Australier im Sommer im Norden steht. Warum für den Australier Norden das ist, was für uns temperaturmäßig der Süden ist.
Das Ganze gilt natürlich für alle Bewohner der Südhalbkugel!

Die Sonne steht in Sidney, der Hauptstadt im Süden Australiens, tatsächlich mittags im Norden.
Unsere Sonne geht für den Betrachter auf der Erde im Prinzip im Osten auf, erreicht mittags ihre höchste Position, um abends in etwa im Westen unterzugehen.
Die Ursache für diese „Bewegung“ der Sonne am Himmel ist eigentlich die Drehung der Erde um ihre eigene Achse. Wo nun die Sonne genau aufgeht, und wo sie ihre höchste Position am Himmel erreicht, hängt aber einerseits vom Standpunkt des Beobachters auf der Erde ab und andererseits von der Jahreszeit.
Das wiederum liegt an der Geometrie der Erdbewegung : Die Achse, um die sich die Erde selbst dreht, steht nicht senkrecht zur Bewegungsrichtung der Erde um die Sonne. Für die Menschen in unseren Breiten liegt der höchste Punkt der Sonne am Himmel im Sommer und im Winter in südlicher Richtung. Je mehr wir uns aber dem Äquator nähern, umso höher steigt der höchste Punkt der Sonne am Himmel und verschiebt sich in nördlicher Richtung.
Ein Beobachter am Äquator selbst sieht die Sonne mittags je nach Jahreszeit mal in südlicher, mal in nördlicher Richtung und an zwei Tagen im Jahr genau senkrecht über sich.
Bewegen wir uns auf der Erdkugel noch weiter in den Süden, wandert der höchste Punkt der Sonne weiter in den Norden, bis er ab einer bestimmten geografischen Breite nur noch in nördlicher Richtung zu sehen ist. Man kann diese Frage also nicht einheitlich für ganz Australien beantworten, da sich der Kontinent über viele Breitengrade erstreckt und so die Verhältnisse im Norden und im Süden Australiens im beschriebenen Sinn verschieden sind.

Grüße Max

Hallo Thomas,

das mit den Jahreszeiten hast Du ja schon aus anderen Zuschriften. Also Weihnachten fällt dort in den Hochsommer und jetzt, anfangs September ist so wie bei uns anfangs März, nur etwas wärmer, weil Deine Eltern wahrscheinlich nicht so weit vom Äquator weg sind als wir, wichtig ist noch die Seehöhe, auf der sie sich befinden.

Das was den Unterschied zwischen Süd-Afrika und Namibia betrifft, glaube ich nicht allzu sehr an die Theorien vom Landesinneren und der Beeinflussung durch das Meer.

Auch dort gibt es Temperaturunterschiede wie bei uns. Dazu kommt noch, daß es dort im Allgemeinen wesentlich wärmer ist als bei uns und daher die Bauwerke nicht so wärmedämmend erstellt werden als bei uns. Daher gilt (für mich galt) der Spruch: „Noch nie so gefroren wie in Afrika !“

Im September 1977 habe ich in Johannesburg meinen einzigen Schneefall erlebt (in 8 Jahren), bei dem der Schnee selbst auf den Straßen liegen geblieben ist und auf Grasflächen bis zum nächsten Morgen! Also von wegen, im September ist es in Süd Afrika wärmer als in Namibia.

Grüße, Rudolf