Hallo Frank!
ein Mieter erhält für die letzten 6 Monate (erste Zeit seiner
Anmietung einer Wohnung, ca. 120qm, Altbau, :insgesamt 3 Wohnungen,
Ölzentralheizung) die Heizkostenabrechnung und staunt über stolze
1.800 Euro :Heizkosten.
Nehmen wir ein Haus aus den 70ern. Dabei ist ein Energiebedarf von 300 kWh pro qm und Jahr normal, bei noch älteren Häusern können auch 500 kWh pro qm und Jahr entstehen und bei feuchtem Gemäuer ist dem Energiebedarf keine Grenze gesetzt. Bei 120 qm Wohnfläche und dem Standard der 70er kommt man auf 36.000 kWh nur für die Heizung. Läuft auch die WW-Bereitung ganzjährig über die Heizungsanlage, steigt der Energiebedarf. 36.000 kWh erzeugt man aus 3.600 l leichtem Heizöl. Bei einem Durchschnittspreis von 60 Cent/Liter kostet der fragwürdige Spaß 2.160 € pro Heizperiode. Ist die Heizung ganzjährig für die WW-Bereitung in Gang, können daraus ohne weiteres 2.500 € werden. Bei manchem mit heißer Nadel genähten 50er-Jahre-Bau, wo feuchtes Gemäuer zum Normalzustand gehört, kann man glatt den doppelten Betrag einplanen. Du bist also mit 1.800 € bestens bedient, wenn Du berücksichtigst, daß der Winter in diesem Jahr sehr lange dauerte und es bis April lausig kalt war.
In der kommenden Heizperiode mußt Du mit höheren Kosten rechnen, denn für 6 Cent pro kWh gibt’s keine Energie mehr. Du mußt mit 7 bis 8 Cent pro kWh rechnen. Wenn Du mit ein paar hundert € Heizkosten übers Jahr kommen willst, mußt Du in ein zeitgemäß isoliertes Haus ziehen, Baujahr nicht wesentlich früher als 2000 oder in einen sachgemäß isolierten und sanierten Altbau. Nur neue Fenster und ein paar Eimer Farbe auf die Fassade reichen aber nicht.
Ist das womöglich als Mangel der Wohnung zu sehen?
Bei einem Altbau sind die entstandenen Heizkosten kein Mangel, sondern normal und für einen harten Winter sogar eher niedrig.
Mit solchen Extrakosten hatte der Mieter nicht gerechnet…
Am Mieter kann doch die jahrelange Diskussion um energiesparende Bauweisen nicht spurlos vorbei gegangen sein. Zeitweise beherrscht das Thema seit Jahren sämtliche Medien. Die alten Energieschleudern sind keine Hirngespinste von Ökofreaks, sondern sündhaft teure und umweltschädigende Realität, für deren Betrieb sogar Kriege geführt werden und Menschen krepieren. Als betroffener Mieter bist Du kein Einzelfall. Der weit überwiegende Teil unseres gesamten Gebäudebestands besteht hinsichtlich des Energiebedarfs aus Katastrophen. Auch die Entwicklung von der Wärmeschutzverordnung bis zur Energieeinsparverordnung ist zwar ein wichtiger und richtiger Schritt, aber nur ein Anfang. Belüftung mit Wärmerückgewinnung ist sogar bei Neubauten immer noch kein Standard. Es wird wohl noch eine Generation dauern, bis sich Haustechnik nicht mehr in ein paar eingegipsten Strippen erschöpft.
…dann hätte er die Wohnung nicht genommen. Als er danach fragte, wurde ihm eine Vorauszahlung von 100 € pro :Monat genannt, die würde ausreichen.
In einem milden Winter und wenn der Mieter mit 19°C Raumtemperatur zufrieden ist, wird der genannte Betrag reichen, aber nicht, wenn wir monatelang Temperaturen zwischen -10 und -20°C haben.
Was hat es z.B. mit dem „Energiepass“ auf sich, den ein Mieter angeblich vom Vermieter verlangen kann? Bringt :das was oder sind das nur unnötige Kosten für den Vermieter?
Der Energiepaß ist noch nicht eingeführt. Damit ist erst im Laufe des Jahres, vielleicht auch erst 2007 zu rechnen. Viele Vermieter stänkern mit den seltsamsten Argumenten gegen den Energiepaß, weil objektive Kriterien für den Energiebedarf die Vermietbarkeit von Häusern auf unzeitgemäßem Stand erschweren. Die Kosten des Energiepasses sind verschwindend gering. Der Energiepaß kostet 200 bis 300 € für ein EFH und in Mehrfamilienhäusern umgerechnet auf die einzelne Wohnung noch geringere Beträge. Für den Mieter geht es beim Vergleich von überalterten und zeitgemäßen Wohnungen um jährlich 1.000 € Betriebskosten oder mehr.
Gruß
Wolfgang