Nochmal suicide belt

Hallo!
Diesmal rein interessehalber: Dem Autor ist als falsches Bild und ytechnisch falsch angekreidet worden, dass er seine Protagonistin denken lässt, wenn ich gleich den Sprengstoff zünde, wird mein Körper in Stücke gerissen und meine Knochensplitter werden als Schrapnell durch die Gegend spritzen, um so viele Ungläubige wie möglich zu töten. Man erfährt späterhin, dass der Sprengstoff ohnehin mit kleinen Plastikkügelchen versehen war (vom Detektor nicht zu entdecken), um so viel Schaden wie möglich anzurichten. Geht bei den Leuten, die Selbstmordattentäter/innen anwerben, die Propagando so ins Detail, dass man ihnen ausmalt, wie ihre Knochen herumfliegen? Ist das in etwa glaubwürdig vom Autor nachempfunden? Oder reine Dekoration?

Die erwähnte Kritik wendet ein, nicht die „herumfliegenden Knochensplitter“ wären tödlich, sondern die Kraft des Sprengsatzes. Doch alles, was dem Sprengstoff beifügt, verursacht, wie auch Wikipedia sagt, umso größeren Schaden. Knochen aber würden pulverisiert?

Gruseliges Thema, ich weiß, trotzdem würde ich mich über Antworten freuen. Evtl. an meine Mail-Adresse, um hier niemanden zu erschrecken.

Danke & Gruß,
Eva

Gruß,
Eva

Hallo!

Geht bei den Leuten, die Selbstmordattentäter/innen anwerben, die
Propagando so ins Detail, dass man ihnen ausmalt, wie ihre
Knochen herumfliegen? Ist das in etwa glaubwürdig vom Autor
nachempfunden? Oder reine Dekoration?

Wie bei allen „Werbern“ für irgendwelche kriegerischen Handlungen kann ich mir ÜBERHAUPT nicht vorstellen, daß jemand da diese plastischen Bilder des tatsächlichen Grauens in den Vordergrund stellt!
Bei Anwerbungen von Soldaten hat man doch eher die große Sache, Heldentum, Abenteuer betont und nicht die abfaulenden Gliedmaßen in irgendeinem Schützengraben.

Genauso würde ich davon ausgehen, daß bei Anwerbung eines Selbstmordattentäters das Paradies, die Jungfrauen und die Ehre betont werden und nicht die völlige Verstümmelung des eigenen Körpers.

Die erwähnte Kritik wendet ein, nicht die „herumfliegenden
Knochensplitter“ wären tödlich, sondern die Kraft des
Sprengsatzes. Doch alles, was dem Sprengstoff beifügt,
verursacht, wie auch Wikipedia sagt, umso größeren Schaden.
Knochen aber würden pulverisiert?

Ausschliessen würde ich nicht, daß jemand von einem Knochensplitter mit passender Geschwindigkeit verletzt werden könnte, aber davon gehört habe ich noch nie.

Ausserdem: Die Splitter werden ja im genannten Beispiel nicht dem Sprengsatz beigefügt, sondern müssen erst durch die Explosion aus dem Körper des Attentäters gelöst werden und begeben sich dann „auf den Weg“ zum theoretischen 2. Ziel.
Kann mir nicht vorstellen daß da dann noch genügend Energie drin sein soll um ernsthaft jemanden zu verletzen.

Gruseliges Thema, ich weiß, trotzdem würde ich mich über
Antworten freuen. Evtl. an meine Mail-Adresse, um hier
niemanden zu erschrecken.

Sehr grusliges Thema, aber wer in Militärhistorie mitliest weiss im Normalfall, daß hier des öfteren „schwere Kost“ durchgekaut wird.

Gruß
Nick

P.S.: die Anzeichen verdichten sich, daß das zu übersetzende Buch wohl eher als B-Movie verfilmt wird!:wink:

Hallo Eva

Diesmal rein interessehalber: Dem Autor ist als falsches Bild
Knochensplitter werden als Schrapnell durch die Gegend
spritzen, um so viele Ungläubige wie möglich zu töten. Man
erfährt späterhin, dass der Sprengstoff ohnehin mit kleinen
Propagando so ins Detail, dass man ihnen ausmalt, wie ihre
Knochen herumfliegen? Ist das in etwa glaubwürdig vom Autor
nachempfunden? Oder reine Dekoration?

Es handelt sich hier um ein Phaenomen, das sich bereits bei den Kreuzzuegen dargestellt hat, bei drohendem Verlust des Sieges/des eigenen Lebens/ bder Freiheit usw. dem Gegner unter Aufbietung auch der letzten Mittel Schaden zuzufuegen.
Im modernen Leben finden wir dieses Verhalten wieder bei „Leuten“, die sich selbst belasten, um damit Andere in einen Verdacht oder in Beschuldigungen zu ziehen. Es sind Suizid-Faelle bekannt, bei denen die selbstverursachten Eigenschaeden Anderen zugeordet werden sollten, hat nicht immer geklappt. Todtraurig, sowas.

Besten Gruss
Rochus

Hallo,

Also zuerst ein wenig Technik:

a.) Die Westen
Normalerweise befindet sich der Sprengstoff um den Öberkörper des Attentäters herum. Entweder in Form verschiedener Zylinder oder, das hat es auch schon gegeben. als C4-Päckchen. Darüber befindet sich normalerweise ein Weste mit Splittermaterial, was dazu auch immer ausgewählt wurde. Dein Autor hatte offensichtlich Plastikkügelchen im Sinn weil die angeblich bei Durchleuchtungen nicht erkannt werden.

a1.) Der Explosionsdruck versucht, den Weg des geringsten Widerstandes zu gehen. Der ist zunächst einmal in den Korper, weil Gewebe weicher ist als die Splitterweste. Erst wenn er das nicht mehr kann, wir reden hier ja von meistens mehreren Kilo Sprengstoff, die konzentrisch um den Oberkörper plaziert sind, bildet sich genügend Druck um die Splitterweste zu zerreissen und die Splitter auf die Reise zu schicken.
Der Druck, der auf die Knochen wirkt ist also richtungsmäßig ins innere der konzentrischen Ladungen gerichtet (die Knochen haben also gar keine Beschleunigung nach außen), zweitens ist Fleisch eine sehr zähe Sache, die dazu neigt, alles beieinander zu halten. D.h. da fliegen keine Knochensplitter herum.

a2.) Die Plastikkügelchen sind eine typische Idee schlecht recherchierender Autoren. Natürlich werden Plastikkügelchen nicht auf Metalldetektoren sichtbar, aber sie erscheinen als relativ kompakte Masse auf Röntgengeräten, also bei der Durchleuchtung. Sollte also so eine Weste im Koffer liegen, sieht der Mann am Durchlauchter die Form der Weste nur als Schttan, aber die Taschen mit den Kügelchen jeweils als hellen weißen oder hellgrauen Block. Selbst wenn sein Wissen nun nicht ausreicht, das als Splitterweste zu erkennen, wird er Zeter und Mordio schreien, ganz einfach deshalb, weil das auf dem Durchleuchter nicht wie eine Splitterweste sondern wie eine Weste mit etlichen nahezu rechteckigen Päckchen aussieht, sprich wie eine Weste mit Sprengstoff. Damit kommt man nie durch. Oder sollte nie, aber einige Flughäfen sind nach meiner Erfahrung eher schlampig.

b.) nochmal die Funkzündung

b1.) Bei modernen Sturmeinsätzen ist soviel Funktechnik im Einsatz und auf so vielen Frequenzen, dass jeder, der mit einem Funkzünder agieren will, riskiert, dass seine Ladung vor der Zeit hochgeht, nur, weil ein Soldat mit seinem Headset auf der anderen Seite des Gebäudes eine Meldung durchgegeben hat. Oder weil jemand das äußere Gelände mit Handradar gescannt hat. Oder ein Beobachtungshubschrauber onlinelink zu einem taktischen Netz hat. Wenn dann auch noch CNN in der Nähe ist, oder Al Djazirah, dann gute Nacht Funkzünder.

b2.) Heutige Funkzünder im Profibereich sind intelligente Zünder. D.h. da geht es nicht mehr darum, einen Knopf zu drücken um eine unspezifizierte Sendung auf einer bestimmten Frequenz auszulösen. Heute läuft das eher wie ein Handy, das eine bestimmte SMS empfangen muss (ist keine SMS und normalerweise kein Handy, aber das Beispiel trifft es trotzdem).

Dann mal zur Anwerbung. Osama bin Laden hat uns im Zusammenhang mit dem Cole-Video damals im Grunde bereits den Sprachgebrauch geliefert. „Die Körper der Ungläubigen flogen durch die Luft, ein Anblick bei dem das Herz jedes Gläubigen lacht.“
Da wird immer ein Unterschied gemacht. Der „Gläubige“ stirbt als Märtyrer, irgendwie würdevoll. Es sind die Opfer, die „Ungläubigen“, die zu Fetzen zerrissen werden, deren Knochen (im Sprachgebrauch) pulverisiert werden, deren Seelen zur Djehenna gesandt werden. Für die „Gläubigen“ gibt es Paradies, Jungfrauen, Milch und Honig.
Als Irak und Iran im Krieg waren, hat man im Iran Jugendliche zu Selbstmordkämpfern „ausgebildet“. Unter anderem gehörte es auch dazu, ihnen Leichen zu zeigen. Irakische Soldaten, deren Gesichter vor Furcht verzerrt waren, deren Körper schwer verletzt waren, mit heraushängenden Eingeweiden. Die ganze Show. Und dann iranische, ausschließlich die, die es überraschend erwischt hatte. Mit einem friedlichen Lächeln und einem kleine sauberen Einschußloch. Du siehtst, was die machen?

Bücher schreiben ist immer mit sehr viel lesen und recherchieren verbunden, da spreche ich aus Erfahrung. Manchmal hilft auch eine gründliche Fachausbildung, aber die ist nicht für alle Bereiche verfügbar. Jemand kann Sprengstoffexperte werden. Aber Nahost-Experte wird man nur, wenn man mal eine Weile dort war, wenn man die Sprachen spricht und die Kulturen kennt. Und wenn es um Untergrundorganisationen geht, es gibt keinen Studiengang zum Untergrundexperten. Da kann man nur sozusagen autodidaktisch an lebenden und vergangenen Beispielen studieren. Wenn man versucht, sich diesem Teil des Bücherschreibens zu entziehen, dann kommen solche Dinger raus, wie Du gerade übersetzen musst. Was an sich noch nichts über den Erfolg des Buches sagt. Eine gute Story kann viele sachliche Fehler kompensieren. Wie wir ja alle seit Sakrileg wissen.

Gruß
Peter B.

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Hallo

Die erwähnte Kritik wendet ein, nicht die „herumfliegenden
Knochensplitter“ wären tödlich, sondern die Kraft des
Sprengsatzes. Doch alles, was dem Sprengstoff beifügt,
verursacht, wie auch Wikipedia sagt, umso größeren Schaden.
Knochen aber würden pulverisiert?

Das ist imho wieder Unsinn. Auch die Geschichte
mit den „Nägeln“ um den Sprengsatz wäre imho
von beiden Seiten geglaubte Propaganda (die
Nägel sind zu leicht oder zu wenige oder zu
langsam, um etwas Substanzielles zu bewirken).

In diesen Fällen täte der Angreifer/Attentäter
besser daran, einfach *mehr* Sprengstoff zu ver-
wenden und diesen sinnvoll zu zünden (Sprengstoff-
pakete immer mit minimalem Versatz *sequentiell*
zünden - langwellige Druckwelle), alles andere
bringt nicht viel. Nur die schiere Masse von
Sprengstoff eben.

„Plastekügelchen“ sind ein Witz, damit kannst
Du wirksam die effektive Explosivkraft verringen,
da hier Energieumwandlungen stattfinden.

Grüße

CMБ

Danke @ alle und -

  • wenn ich dann nicht halb Werweisswas beliefern müsste, würde ich allen, die mir immer so prompt, bereitwillig und kundig aus der Patsche helfen, Kuchen backen - nicht aus Plastik, ohne Sprengstoff und hässliche Beimengungen, sondern richtig was Leckeres :smile:

Nehmt den guten Willen für die Tat!

Grüße,
Eva