Tanks im ersten Weltkrieg, wieso erfolgreich?

Hallo!

Ich frage mich, wieso die „Tanks“ des ersten Weltkrieges so erfolgreich waren. Klar, sie konnten perfekt für die nachfolgende Infanterie Breschen in die Stacheldrahtverhaue schlagen und über Gräben steigen, aber sie waren auch große, langsame (maximal Schrittgeschwindigkeit), nur leicht gepanzerte, klobige Zielscheiben. Hätte die an der Front praktisch überall stationierte Artillerie diese Tanks nicht sofort und noch weit vor den eigenen Linien abschießen können, gezielt oder durch Sperrfeuer? Natürlich gab es noch keine spezialisierte PAK, aber hätte beispielsweise die leichte Artillerie nicht ebenso effektiv eingesetzt werden können wie im zweiten Weltkrieg die eigentlich als Flak konzipierte „Acht-Acht“ als Anti-Panzer Waffe?

Gruß,

Xanadu

Hi Xanadu,
im September 1916 griffen erstmals britische Panzer in der „Somme-Schlacht“ ein. Der Erfolg war mehr als mäßig bis auf die psychologische Wirkung auf die Deutschen.

nur leicht gepanzerte, klobige Zielscheiben

Korrekt! Extrem anfällig gegen Granaten und jede Art von Artillerie.
Ein tiefer Bombentrichter konnte schon en unüberwindbares Hindernis darstellen.

Artillerie konnte man durchaus direkt gegen die Teile einsetzen, aber da die Positionierung der Artillerie eher darauf ausgelegt war bei den ständigen wechselseitigen Sturmangriffen nicht in die Hände des Feindes zu fallen war das eher ein Glücksfall wenns geklappt hat.

Im November 1917 griffen die Briten mit fast 400 Panzern Cambrai an.
Da wäre sogar eine gute, dafür konzipierte Panzerabwehr in die Knie gegangen.

Der große Fehler der Deutschen war, daß sie die (kommende) Bedeutung der Panzerwaffe nicht erkannten. Daher wurde weder genug Energie investiert selbst einen brauchbaren Panzer in brauchbaren Mengen herzustellen, noch wurde der Entwicklung einer Verteidigung gegen dieses neue Kriegsmittel genug Aufmerksamkeit geschenkt.

GRuß
Nick

Hallo Xanadu,

Dein Einwand ist sehr berechtigt. Ein deutscher Divisionskommandeur hatte in weiser Voraussicht seine Artilleristen den Direktbeschuss auf bewegliche Ziele üben lassen. Und genau in seinem Frontabschnitt wurde der erste Großangriff mit Tanks (eine Tarnbezeichnung) durchgeführt. Zunächst Pech für die Briten! Zunächst.

Auf Dauer wirkte sich dieser deutsche Abwehrerfolg allerdings nachteilig aus, weil man das Problem schon für gelöst hielt, noch ehe es massenhaft auftrat.

Es war übrigens nicht unbedingt Unterschätzung, sondern schlicht Materialmangel, der die Entwicklung der Panzerwaffe hemmte.

Gruß,
Andreas

Hallo,

ich möchte noch darauf verweisen, dass die Entwicklung der Panzerwaffe in einigen Ländern nach dem 1. Weltkrieg sehr unterschiedlich betrieben wurde (was natürlich auf die jeweilige Bewertung der Panzer in den Augen der zuständigen Militärs schließen lässt).

Deutschland war es aufgrund des Versailler Vertrages natürlich verboten, Panzer zu bauen, was die Reichswehr jedoch nicht davon abhielt, „Traktoren“ zu erforschen…
In Frankreich hielt man den Renault17 Panzer für ausreichend und entwickelte vor allem auch schwere Panzer (Char1Bis) mit mehrern Türmen und verschiedenster Bewaffnung (zb. 105mm Haubitze, 37mm Pak, 8mm MG alles in einem Panzer)
In den USA und England wurden sogar Stimmen laut, die dem Panzer keine Zukunft gaben und seine Erfolge im ersten Weltkrieg lediglich auf die psychologische Wirkung sowie die praktisch nicht vorhandene Panzerabwehr abschoben.

Natürlich gab es auch hüben wie drüben Militärtheoretiker, die neue Wege beschritten (zb. Charles de Gaulle, Heinz Guderian, Fuller) und dem Panzer eine hohe Bedeutung zumaßen.

Im traditionell konservativen britischen Militär stießen diese Ideen auf Ablehnung, ebenso wie bei der Armee de la Grande Nation, die mit ihrem Konzept, Panzer als fahrbaren Kugelfang vor der Infanterie vorfahren zu lassen ja immerhin den Krieg gewonnen hat. (Oder zumindest glaubte, dies gehabt zu haben)

Den Denkzettel bekamen die Franzosen dann 1940 verpasst, als eine zahlenmäßig unterlegene deutsche Panzertruppe Frankreich in 6 Wochen überrannte.
Frankreich hatte zwar besser gepanzerte Panzer, aber diese wurden meist nur in kleinen Grüppchen eingesetzt und konnten so schnell von den deutschen Stoßkeilen im Zusammenspiel mit der Luftwaffe zerschlagen werden.

Aus unserer heutigen Perspektive mag sich vielleicht ein direkter Weg von Cambrai zur modernen Panzerwaffe abzeichnen, aber ich denke, dass den Zeitgenossen die Möglichkeiten des Panzers keineswegs in vollem Umfange bewusst waren und dass sie, gerade auch aufgrund des Einsatzes im ersten Weltkrieg, unterschätzt wurden.
Zahlreiche technische Mängel und dadurch bedingt eine hohe Ausfallquote ohne Feindeinwirkung mögen dieses Bild noch verstärkt haben.

Gruß
Betasator