Fünfte Katastrophe : Gitarren-FAQ

Gruß Eillicht zu Vensre

Beim ersten Mal tut’s immer ein bisschen weh

Ich habe angefangen, Gitarre zu spielen. Mir tun aber die Fingerkuppen beim Greifen weh. Was kann ich dagegen tun?

So banal es sich anhört – das geht jedem so. Bei Stahlsaiten ist das Aua noch ein bisschen doller als bei Nylonsaiten. Man bekommt aber, wenn man regelmäßig übt, recht schnell Hornhaut auf den Fingerkuppen, so dass dann nichts mehr schmerzt. Am Anfang sollte man nicht länger am Stück üben als 10-15 Minuten und dann jeweils ein Weilchen pausieren. Hier ist es besser, oft zu üben als ausdauernd. Diese Phase geht aber schnell vorbei. Wenn man erst einmal Hornhaut hat, wird die Ausdauer nicht mehr durch die Schmerzen begrenzt, und man verkrampft auch nicht mehr so leicht.

Wenn trotz regelmäßigen Übens immer noch Schmerzen in den Fingerkuppen auftreten, deutet das im Allgemeinen darauf hin, dass mit der Saitenlage etwas nicht in Ordnung ist. Man sollte dann mit der Klampfe auf dem Buckel in das Musikgeschäft gehen und dort zu Vergleichszwecken eine andere Gitarre ausprobieren. Ob sich an der Saitenlage im Einzelfall etwas machen lässt, wird der Händler oder Verkäufer beurteilen müssen. Es hat jedenfalls keinen Sinn, sich übermäßig zu quälen – notfalls ist ein neues und besseres Instrument fällig.

Die Extremisten unter uns, die von Null kommend stundenlang spielen, nur um möglichst rasch Hornhaut auf die Finger zu bekommen, tun sich damit übrigens keinen Gefallen. Die Hornhaut platzt irgendwann ab, und es fängt eventuell auch an zu bluten. Das gibt eine Riesen- Schweinerei, aber keine Hornhaut – beim nächsten Mal (wenn die Wunden verheilt sind) macht es wieder Aua. Also nicht übertreiben, gelle?

Ich habe Hornhaut auf den Fingerkuppen, mir tut aber das Handgelenk oder die Handwurzel der Greifhand weh. Was ist los?

Bitte lass Deine Spielhaltung von einem erfahrenen Gitarristen oder Gitarrenlehrer anschauen und ggf. korrigieren. Die für das Andrücken der Saiten erforderliche Kraft darf weder aus dem Unterarm noch aus dem Handgelenk kommen, sondern in erster Linie aus dem Muskel zwischen Daumen und Zeigefinger („Maus“). Wenn der Hebel von Daumen und „Resthand“ nicht stimmt, führt das zu Verkrampfungen und tut früher oder später weh. Das ist nicht der Sinn der Sache. Eventuell ist auch das Griffbrett für Deine Hand zu stark gewölbt, bzw. es ist zu breit. Da hilft dann nur ein anderes Instrument. So Du noch im Wachsen begriffen bist, kann es natürlich durchaus sein, dass Du noch in Deine Gitarre „hineinwachsen“ kannst.

Oft ist bei Anfängern die „Maus“ auch nicht genügend entwickelt. Man kann diesen Muskel unaufwendig trainieren, indem man einen Tennisball in die Faust nimmt, ihn zusammendrückt und wieder locker lässt. Das lässt sich auch prima in Bus und Bahn oder beim Lesen (oder im Unterricht *g*) durchführen und sollte auch niemanden stören. Man bekommt davon keine Muskeln wie Arnie; das ist aber auch nicht der Sinn der Sache. Der Tennisball bietet aufgrund seiner Elastizität genau so viel Widerstand, wie Du zu einem gegebenen Zeitpunkt überwinden kannst. Die „Maus“ bekommt damit genau die richtige Belastung.

Von der Verwendung der in Fitness- Studios zu findenden Handtrainer würde ich zu diesem Zweck abraten. Die Gefahr, sich eine Sehnenscheidengeschichte einzuhandeln, ist doch relativ groß; außerdem schießt man über das Ziel hinaus. Natürlich ist Kraft in der Greifhand nützlich, aber man muss es nicht übertreiben.

Wer, wie ein gewisser obskurer Klampfist namens Chuck Berry, Hände wie Klodeckel hat, wird über dieses Problem nur lachen können. Manche Leute sind eben aufgrund ihrer anatomischen Voraussetzungen begünstigt; das lässt sich nicht ändern. Tröste Dich damit, dass Chuck Berry nie Uhrmacher hätte werden können, es sei denn Kirchturmuhrmacher.

Ich habe Probleme mit der Anschlaghand; ich bekomme Schmerzen oder Krämpfe im Unterarm.

Auch hier gilt das oben Gesagte: Vermutlich ist Deine Spielhaltung nicht in Ordnung; lass einen Fachleut nachschauen. Es kann auch sein, dass der Korpus Deiner Gitarre für Dich zu groß ist. Das ist dann der Fall, wenn Du beim Anschlagen die Schulter anheben musst. Normalerweise kann der Anschlagarm ganz gemütlich auf der Gitarre ruhen, während der Unterarm die Bewegungen ausführt.

Die Extremisten unter uns, die von Null kommend stundenlang
spielen, nur um möglichst rasch Hornhaut auf die Finger zu
bekommen, tun sich damit übrigens keinen Gefallen. Die
Hornhaut platzt irgendwann ab, und es fängt eventuell auch an
zu bluten. Das gibt eine Riesen- Schweinerei, aber keine
Hornhaut – beim nächsten Mal (wenn die Wunden verheilt sind)
macht es wieder Aua. Also nicht übertreiben, gelle?

Alte Weisheit:

Hornhaut auf der Fingerkuppe
ist dem Gitarristen schnuppe.
Wenn sie aber platzt und blutet
hat er zuviel sich zugemutet.

Gruß,
Ralf