Fall Mirco / Grefrath

Hallo,

mich würde einfach mal interessieren wie ihr darüber denkt.
Mich lässt diese Nachricht über des Verschwinden des kleinen Mirco nicht mehr los. Ich frage mich die ganze Zeit wie Eltern das druchstehen. Ich habe selber 2 Kinder und muss sagen wenn mir sowas passieren würde ich wäre vor Angst und Sorge um das Kinde gelähmt. Meine Freage ziehlt aber in eine andere Richtung. Ich kann es nicht verstehen (falls der Fall eintritt, dass der Junge nicht mehr lebt) warum der Versursacher der Tat am leben gelassen wird (vorausgesetzt man kriegt ihn). Wieso wird er von Steuerngeldern „behandelt“? Und die Eltern werden (davon gehe ich jetzt mal aus) nicht von Steuergeldern unterstützt. SIe werden ihrem Schmerz höchst wahrscheinlich alleine ertragen müssen, obgleich deren Leben falls der Junge nicht mehr lebt - kein Leben mehr sein wird. Das ist doch total paradox oder bin ich total bescheuert? Warum wird das nicht geändert. In meinen Augen könnten Sie den Täter auf der Stelle töten. Ich war immer gegen die Todesstrafe. Doch ich habe meine Meinung total geändert. Ich kann verstehen, dass wenn jemand bei einem Unfall ums leben kommt, dass sind versehen oder unachsamkeit oder oder. Aber diese Sache mit den Kindern das nimmt doch immer mehr zu. Stehe ich alleine mit meiner Meinung da?

Gute Nacht und möge der Kleine baldmöglichst gefunden werden. Ich wünschte ich könnte den Eltern etwas von ihrem Schmerz abnehmen.

Uwe

In meinen Augen könnten Sie den
Täter auf der Stelle töten.

Hallo Uwe,

ersetze „sie“ durch „ich“ und überlege, ob Du es könntest.

„Im Namen des Volkes“ ergehen Urteile.
Ich könnte den Täter einsperren und den Schlüssel wegwerfen, aber ich könnte ihn nicht töten, denn töten ist IMMER falsch.

Ich denke auch oft an Mirco und seine Eltern. Wobei ich die Priorität auf Mirco lege. Denn was er durchmacht (oder wahrscheinlich durchgemacht hat) mag ich mir gar nicht vorstellen.

In einem gebe ich dir aber recht. In unserem Rechtssystem sind die Rechte der Täter m.M.n. viel zu hoch angesiedelt (vgl. Markus Gäfgen und der kleine Jakob).

Gruß, Joshi

Hallo Uwe,

Ich kann es nicht verstehen (falls der Fall
eintritt, dass der Junge nicht mehr lebt) warum der
Versursacher der Tat am leben gelassen wird (vorausgesetzt man
kriegt ihn).

Das ist das klassische Statement für die Todesstrafe. Insbesondere wenn die Emotionen bei der Betroffenheit von Kindern hochpuschen. Wenn nun das Opfer eines Mordes kein Kind ist, sondern ein 30jähriger Mann oder eine 60jährige Frau, hört man den Ruf nach der Todesstrafe deutlich seltener. Ist das Leben erwachsener Menschen weniger wert?

Nun geht mit der Todesstrafe immer das Risiko mit, einen Unschuldigen zu töten. Justizirrtümer lassen sicht nicht vermeiden und je mehr die Volksseele kocht, desto mehr steigt der Druck auf Polizei und Staatsanwaltschaft einenden Täter zu finden.
Das ist das Hauptargument gegen die Todesstrafe.

Gruß
Carlos

Gerne ersetze ich das „sie“ durch „ich“.
Würde einem meiner Kinder so etwas zustoßen, würde „ich“ für Gerechtigkeit sorgen und irgend einen Weg finden, den Täter zu töten. Dass „ich“ dann dafür bestraft würde, würde ich in Kauf nehmen. Auch wenn das lebenslänglich bedeuten würde.

Und wenn sich dann rausstellt, dass sie den Falschen hatten,
dann jagst du dir selbstverständlich eine Kugel in den Kopf, oder?

MfG

Hallo Carlos,

Nun geht mit der Todesstrafe immer das Risiko mit, einen Unschuldigen zu töten. Justizirrtümer lassen sicht nicht vermeiden und je mehr die Volksseele kocht, desto mehr steigt der Druck auf Polizei und Staatsanwaltschaft einenden Täter zu finden.
Das ist das Hauptargument gegen die Todesstrafe.

Ja, sicherlich ein schwerwiegendes, auch wenn man prinzipiell annehmen müsste, dass bei Zulassung einer solchen Strafe besondere Sorgfalt angewendet würde. D.h., dass die Schuld des Betroffenen zweifelsfrei feststünde. Die Praxis zeigt, dass es leider nicht so ist, wie die recht hohe Anzahl der unschuldig Hingerichteten in den USA belegt.

Mein Hauptargument tendiert in eine andere Richtung. Ich mache diese Frage davon abhängig, ob ein Staat es sich leisten kann, einen Inhaftierten lebenslänglich zu versorgen. Erst dann, wenn das nicht so wäre, könnte er das Recht auf Selbstschutz in dieser Weise durchsetzen. Und solange bleibt nichts übrig, als den Kelch zu trinken. D.h., solange es noch nicht geklärt ist :wink:, ob Tötung unter bestimmten Umständen zulässig ist, muss der Staat sich das Recht auf Tötung versagen, solange er sich dies ökonomisch leisten kann (Gummiphrase, ich weiß).

Für den „Geschädigten“ (Begriff aus dem Recht, umfasst ja nicht die Wirklichkeit, kann vom beschädigten Individuum nur als tief verletztender Euphemismus empfunden werden) gibt es da einfach keinen Trost.

Wie ich handeln würde, weiß ich nicht, gottlob. Ich weiß nur, dass es niemanden gibt in der Welt, der versichern kann, dass alle (nicht explizit und bewusst kriminellen) Menschen sich immer an Gesetze halten würden. Ich würde es möglicherweise nicht, aber das wäre mir dann auch egal.

Der Schmerz hat seine eigene Dimension, die durch keine gesellschaftlichen Instrumente erfassbar ist. Und das, ohne weniger real zu sein.

Bedrückte Grüße
Boris

Hallo Uwe,

Ich kann es nicht verstehen (falls der Fall
eintritt, dass der Junge nicht mehr lebt) warum der
Versursacher der Tat am leben gelassen wird (vorausgesetzt man
kriegt ihn).

Das ist das klassische Statement für die Todesstrafe.
Insbesondere wenn die Emotionen bei der Betroffenheit von
Kindern hochpuschen. Wenn nun das Opfer eines Mordes kein Kind
ist, sondern ein 30jähriger Mann oder eine 60jährige Frau,
hört man den Ruf nach der Todesstrafe deutlich seltener. Ist
das Leben erwachsener Menschen weniger wert?

Stop: Nein, egal wen er umgebracht hat! Kein Unterschied und wenn es der Pfleger war, der die Krebskranke alte Frau getötet hat. KEINE GNADE!
Ich habe dies nur als Anlass genommen. Klar bei Kindern sind sicherlich nochmal andere Emotionen im Spiel.

Nun geht mit der Todesstrafe immer das Risiko mit, einen
Unschuldigen zu töten. Justizirrtümer lassen sicht nicht
vermeiden und je mehr die Volksseele kocht, desto mehr steigt
der Druck auf Polizei und Staatsanwaltschaft
einenden Täter zu finden.
Das ist das Hauptargument gegen die Todesstrafe.

Ja mag sein! Aber in vielen Fällen ist der Täter zu 100% zu ermitteln oder von mir aus 99,9%.

Gruß
Carlos

Hallo!

In einem gebe ich dir aber recht. In unserem Rechtssystem sind
die Rechte der Täter m.M.n. viel zu hoch angesiedelt

Es gibt in unserem Rechtssytem keine speziellen Rechte von Tätern. Es gibt nur die Rechte, die jeder Verdächtige hat. Ob jemand ein Täter ist, kann erst ein Gericht festellen - und das ist gut so, weil schon viele zu Unrecht verdächtigt wurden.

Und selbst wenn ein Täter dadurch unverdientermaßen geschützt wird: Es ist der Preis, den wir dafür bezahlen, daß wir alle durch das Gesetz vor Polizeiwillkür geschützt sind. Denn wenn Du der Polizei das Recht gibst, eigenmächtig zu entscheiden, wer Täter ist und wer nicht, wer garantiert Dir, daß diese Entscheidung immer richtig ist? Und wenn Du sagst, „Das geht natürlich nur in eindeutigen Fällen“, wer entscheidet dann, wann ein Fall eindeutig ist? Und wer kontrolliert diese Entscheidung?

Die Rechte, die du als zu hoch angesiedelt betrachtest, sind meine und deine Rechte, die wir haben, wenn wir mal von der Polizei verhaftet werden. Ich möchte eigentlich nicht, daß irgendein Polizeibeamter dann entscheidet, daß ich eh schuldig bin und deshalb keine Rechte habe. Ein ordentliches Gerichtsverfahren sollte in einem Rechtsstaat doch das mindeste sein, oder?

Das klingt so schön, was Du schreibst - es ist bloß praktisch undurchführbar, ohne Instanzen und Einrichtungen zu schaffen, die derart mächtig sind, daß sie staatlicher und polizeilicher Willkür Tür und Tor öffnen. Und wenn Du versuchst, diese Instanzen ihrerseits zu kontrollieren, dann - hast Du genau das System, wie wir es heute haben.

Gruß,
Max

* owT
ow
T

Coram iudice et in alto mari sumus in manu Dei
Hallo Uwe,

Ja mag sein! Aber in vielen Fällen ist der Täter zu 100% zu
ermitteln oder von mir aus 99,9%.

Du kennst diesen Spruch?
„Coram iudice et in alto mari sumus in manu Dei.“ (römische Juristenweisheit; zu deutsch: „Vor Gericht und auf hoher See sind wir in Gottes Hand.“)

Was machst du mit Fällen, wo die Täterschaft zu 99% feststeht? Ein Gericht kann einen Täter nicht zu 99% schuldig verurteilen. Entweder er ist des Mordes schuldig oder unschuldig. Wenn er aber als schuldig beurteilt wird, dann richtet sich das Strafmaß an dem Vergehen und nicht an möglichen Zweifeln des Gerichts.

Das Gericht kann nicht hingehen und sagen:
„Wir sind uns ziemlich sicher, dass er der Täter ist, aber es gibt die theoretische Möglichkeit, dass er es nicht war. Deswegen schöpfen wir nicht das Strafmaß aus, und wenden nicht die Todesstrafe an, die eigentlich vorgesehen ist.“

Umgekehrt kann das Gericht auch nicht sagen:

" Wir sind uns relativ sicher, dass er der Täter ist, aber weil die Tat so grausam war, dass die Todesstrafe fällig ist, verzichten wir auf einen Schuldspruch."

Die Rate an Fehlurteile dürfte bei der Morden geringer liegen, als bei geringfügigen Delikten, weil intensiver geforscht wird, aber sie wird immer noch in einem unschönen Bereich liegen.

Das Argument der Kostenersparnis gilt übrigens nicht. In den USA sind Gefangene mit Todesstrafe in der Kostenbilanz deutlich teurer, als normale Gefangene.

Gruß
Carlos

Aber
diese Sache mit den Kindern das nimmt doch immer mehr zu.

Wie kommst du darauf?
Was soll eigentlich der Grund sein für deine Forderung nach der Todesstrafe? Abschreckung, Kostenersparnis und einfach nur Rache?

Gruß
rantanplan

hallo!

Aber
diese Sache mit den Kindern das nimmt doch immer mehr zu.

Nein, die Zahlen sind seit Jahren rückläufig.

Während wir in den 70er Jahren zwischen 5 und 13 Sexualmorde an Kindern pro Jahr hatten, waren es in den 90ern zwischren 1 und 7. Geändert hat sich lediglich unsere Medienlandschaft: Durch das Privatfernsehen und die einhergehende Boulevardisierung werden diese Fälle mehr in die Öffentlichkeit gebracht. Auch die Sexualnmorde an Erwachsenen sind rückläufig von 41 bis 81 in den 80ern auf 18 bis 39 in den 90ern.

Die Zahl der Kindern, die von ihren Eltern im Rahmen von Beziehungstreitigkeiten getötet werden, liegt übrigens bei 80 bis 100 pro Jahr.

Gruß,
Max

Hi,
ich bin auch Mutter und ich liebe mein Sohn auch abgöttisch. Aber…

den Täter zu töten.

Der hat ebenfalls einen Vater und eine Mutter, die evtl. haargenau dasselbe wie du sagen und meinen. Was dann? gibt es jetzt also einen Wettbewerb wer wen als erstes tötet?
Mord ist Mord, egal ob an jemand der XY getan hat oder nicht.

Dass „ich“ dann dafür bestraft würde, würde ich in Kauf
nehmen. Auch wenn das lebenslänglich bedeuten würde.

Wenn du aber dafür stattdessen von den Eltern deines Mordopfers erschossen wirst?

Wenn das Thema nicht so ernst wäre, würde ich sagen, dass es schon „Western-Filme“-Maßen annimmt!

Töten ist immer falsch. Ein Mensch, der aus welchen Gründen auch immer, einen anderen tötet, fügt jemandem großen Schmerzen zu und wird selbst zum Mörder. Das kannst du aus der Sicht der Eltern des getöteten Kindes, aber auch aus der Sicht des (durch dich) ermordeten Täters und seine Angehörigen.

Schöne Grüße,
Helena