Wie ist Bewegung möglich?

Hallo Experten,
wie erklären sich denn die Philosophen die Bewegung (von Körpern allgemein), wo doch das Nichts nicht denkbar ist, wie schon Parmenides richtig erkannte?
Ich meine, an dem Ort, an den ein Körper (hin-)bewegt wird, muss doch zwangsläufig vorher Leere herrschen, damit die Masse des Körpers dort Platz haben kann, oder sehe ich das falsch? Selbst dann, wenn nur ein Platztausch von Materie stattfände innerhalb des Raumes, in dem sich der Körper bewegt (also z. B. Luft wandert von der Stelle, an welcher der Körper - vielleicht ein Ball - sich nach der Bewegung befindet, zu der Stelle, an welcher er vorher war), müsste man das doch mit Leere begründen. Selbst die Physiker sagen doch, dass es kein völliges Vakuum geben kann. Wer hilft mir? Danke und Grüsse

Thomas

Moin,
die Frage erinnert mich sofort an Tuchos ‚Zur soziologischen Philosophie der Löcher‘ „Wenn ein Loch zugestopft wird: wo bleibt es dann? Drückt es sich seitwärts in die Materie? oder läuft es zu einem andern Loch, um ihm sein Leid zu klagen – wo bleibt das zugestopfte Loch? Niemand weiß das: unser Wissen hat hier eines.“ ( http://www.textlog.de/tucholsky-psychologie-1931.html )

Ich meine, an dem Ort, an den ein Körper (hin-)bewegt wird,
muss doch zwangsläufig vorher Leere herrschen, damit die Masse
des Körpers dort Platz haben kann, oder sehe ich das falsch?

Wie wäre es mit ‚Verdrängung‘? Davor war dort ‚Luft‘ (keine feste Form, da Gas) oder ‚Wasser‘ (keine feste Form, da flüssig). Sehen kann man das beim eintauchen eines festen Gegenstands in ein volles Glas mit Wasser - der Gegenstand verdrängt das Wasser, das die Luft verdrängt. Die verdrängte Luft vergrößert ihr Volumen oder, falls sie sich in einem geschlossenen Behälter befindet vergrößert sich der Druck in diesem Behälter. Welchen Wert hätte eine philosophische Antwort auf diese Frage, wenn die Physik außer Acht gelassen wird - und ein ‚völliges‘ Vakuum ist dazu imo nicht nötig.
Gruß…lux

Hallo,

um das Physikalische zu erklären, was du sicher kennst, ein Beispiel: Zeichne einen Raum mit Luft. Die Luft besteht aus vielen kleinen Molekülen. Da steckst du einen Ball rein.
Wenn du den Ball bewegst, wird hinter ihm ein Volumen frei. Dieses Volumen hat zunächst keinen Druck nach außen. Die Luft von außen strömt hinein, nicht, weil sie gesaugt wird oder so, sondern, weil dort ein langer freier Weg ist (mittlere freie Weglänge Stichwort). Dieser freie lange Weg enthält kein anderes Molekül (zunächst), was die Wahrscheinlichkeit erhöht, dass ein Teilchen, das sich auf dieses Volumen zubewegt, dort auch ankommt.
Nach einer kurzen Weile stellt sich dann statistisches Stoßgleichgewicht ein. (hier sehr schnell, manchmal aber auch sehr langsam).

Zu der physikalischen Auffassung, dass das Vakuum nicht leer ist: In der Quantenphysik gibt es eine Teilchenerzeugung aus dem Nichts und den sogenannten Quantenschaum. Der Quantenschaum besteht aus für die Quantenmechanik relevanten virtuellen Teilchen.
Der Status dieser Teilchen ist nicht geklärt, jedenfalls steht die Annahme im Einklang mit der Theorie und den Experimenten.

Es ist also plausibel, anzunehmen, dass es so etwas wie ein echt leeres Vakuum nicht gibt. Dieser Effekt ist unabhängig von den statistischen Erwägungen des Druckes.

Cfrog