Kült sich ein Glas Wein selbst durch Wind & Luft?

Liebe Experten,
ich stelle hier einmal eine These auf, die ich mir überlegt habe und von der ich gerne wüsste, warum es nicht so funktioniert, wie ich es mir ausmale.

Wir alle haben schon einmal etwas von der „gefühlten Temperatur“ gehört, die unmittelbar mit dem Windchill (http://de.wikipedia.org/wiki/Windchill) zusammenhängt. Durch die Luftfeuchtigkeit der Umgebung und der Windgeschwindigkeit kann uns auch bei wärmeren Temperaturen kalt sein.

Nun meine These (wobei es keine wirkliche These ist, weil ich ja weiss, dass es nicht funktioniert - nur eben nicht, warum nicht):

Setzen wir uns mit einem Glas Weißwein abends in den Garten. Nach kurzer Zeit bilden sich Tropfen auf der Außenseite des Glases - die Feuchtigkeit der Luft kondensiert. Bei einem leichten Wind müsste doch jetzt der Effekt des Windchill hinzu kommen - das Glas müsste durch die Feuchtigkeit auf der Oberfläche gekühlt werden und der Wein bis zum Sonnenaufgang kalt bleiben.

Warum ist es nicht so? Ich bin gespannt auf eure Überlegungen…

Hallo,

der Wein im Glas ist kälter als die Außentemperatur, daher kondensiert Luftfeuchtigkeit am Glas. Hst der Wein die Temperatur der Umgebungsluft angenommen, dann ist auch nach kurzer Zeit das Glas nicht mehr beschlagen und der Wein wird nicht gekühlt.

Umhülle das Glas mit Fließpapier und halte dieses feucht. Wenn der Wind das Papier abtrocknet, so wird sog. Verdunstungskälte erzeugt. Die kommt dem Wein im Glas zu Gute und der bleibt kühl.

Du mußt immer schön das Glas außen feucht halten. Nach diesem Prinzip funktionieren Feldflaschen, die mit Filz überzogen sind. Der Inhalt wird gekühlt, solange der Filz feucht ist und die Feuchtigkeit verdunstet. Mit Feldflaschen selber ausprobiert, der Erfolg ist garantiert.

Trinke den Wein, solange er kühl ist und fülle rechtzeitig nach, dann hast Du mehr davon. Mit bestem Gruß
Detlef

Hallo Martin,

Setzen wir uns mit einem Glas Weißwein abends in den Garten.
Nach kurzer Zeit bilden sich Tropfen auf der Außenseite des
Glases - die Feuchtigkeit der Luft kondensiert. Bei einem
leichten Wind müsste doch jetzt der Effekt des Windchill hinzu
kommen - das Glas müsste durch die Feuchtigkeit auf der
Oberfläche gekühlt werden und der Wein bis zum Sonnenaufgang
kalt bleiben.

Das Kondenswasser hat keinerlei Kühlwirkung, weil es beim Kondensieren vorher genau die Wärmemenge (Verdampfungswärme) dem Glas zuführt, die es ihm beim Verdunsten maximal wieder entziehen könnte.
Kühlend kann nur die Verdunstung des Inhaltes des Glases wirken, aber da kommt der Wind nicht so gut hin.

Jörg

Danke!

Am Anfang ‚bildet‘ sich das Wasser an der Außenseite und erwärmt dadurch das Glas sehr stark.

Sobald der Wein eine gewisse Temperatur überschritten hat, kondensiert kein weiteres Wasser, es verdampft aber auch nichts. Diese Temperatur hängt ab von der Luftfeuchtigkeit/bzw. dem zugehörigen Dampfdruck der Umgebung. Das Glas wird bei dieser Temperatur einfach nur durch Wärmeleitung weiter erwärmt, das Wasser an der Außenseite spielt keine Rolle.

Sobald der Wein dann noch etwas wärmer ist, beginnt das Wasser wieder zu verdampfen und kühlt dadurch den Wein, so dass er sich nicht so schnell erwärmt, als wenn du das Wasser vorher abgewischt hättest.

Einen echten mathematischen Beweis, warum das Glas von dem Wasser nicht dauerhaft gekühlt wird, erscheint mir übrigens gar nicht so einfach.

Übrigens, wenn z.B. 30°C bei 99,5% Luftfeuchtigkeit herrschen und du das 10°C warme Glas rausstellst, dann wird das Glas nach ein paar Stunden etwa 29,9°C haben und außen nass sein. Da bei der extrem hohen Luftfeuchtigkeit nur sehr wenig Wasser verdunstet, würde dein Wein durch dieses Wasser auch noch sehr viele Stunden diese Temperatur halten können. Also im Prinzip hättest du es in dem Fall tatsächlich geschafft, deinen Wein durch das Wasser lange kühl zu halten - wenn auch nur um 0,1°C Differenz :wink:

Danke für die interessante Erläuterung!