Hallo Rick,
je mehr man Menschen mit Angststörungen in Watte packt, desto schlimmer werden in aller Regel die Ängste. Das Problem löst sich auch nicht irgendwann von selbst. Die Betroffenen werden meist zunehmend stärker Gefangene ihrer Angst, wenn sie sich nicht rechtzeitig darum kümmern, dieser entgegenzutreten. Dazu braucht es meist therapeutische Hilfe. Bei bestimmten Ängsten, wie z.B. der Sozialphobie (wobei ich mir nicht sicher bin, dass es sich bei deiner Freundin nur darum handelt), sind Verhaltenstherapien mit Konfrontation oft das Mittel der Wahl, doch das muss letzten Endes der Therapeut in Absprache mit seiner Patientin entscheiden.
Für Partner ist es aber wichtig zu wissen, dass sie sich nicht in die Rolle des Versorgers drängen lassen und in permanenter Rücksicht auf die Ängste des anderen leben sollten. Dem ständigen Erwartungsdruck ist auf Dauer nämlich kaum Stand zu halten. Angstpatienten neigen dazu, extremes Verständnis und Rücksichtnahme von vertrauten Menschen einzufordern, da sie Außenstehenden gegenüber ihre Ängste oft verheimlichen müssen und wenig Verständnis erfahren. Eine solche Einseitigkeit hält kaum eine Beziehung auf Dauer aus.
Deshallb mein Tipp: Spiele nicht selbstverständlich den Chauffeur. Mach’ ihr klar, dass du auf Dauer weder bereit noch in der Lage bist, allein für die Aufrechterhaltung der Beziehung zuständig zu sein. Wenn sie nicht zu dir kommen will, dann bleibe auch einfach mal zuhause. Wie gesagt: Einseitigkeiten funktionieren nicht.
Du solltest dich auf starken Widerstand einstellen, wenn du beginnst, auch etwas zu fordern. Fakt ist: Die Fahrt ist nicht wirklich gefährlich, die Angst davor ist das Problem. Diese Angst kann sehr massiv sein, ist aber nichtsdestotrotz irreal. Allein das Wissen darum hilft deiner Freundin aber leider nicht, aus ihrer Angst auszusteigen.
Wenn du mal „Angst- und Panikforum“ googelst, findest du einiges an Angeboten im Netz. Dort finden auch Angehörige von Betroffenen einen Raum, in dem sie ihre Probleme ansprechen können. Du wirst vermutlich erstaunt sein, was Betroffene dir raten, die ihrer Angst bereits ein Stück weit entronnen sind.
Schöne Grüße,
Jule