Ego? VS Beziehung

Hallo,
ich bin in Osteuropa aufgewachsen und vor 12 Jahren nach Deutschland gekommen um als Prostituierte zu arbeiten. Ich habe ein Ziel: das Bauernhof meiner Eltern soweit aufzubauen das ich den irgendwann führen kann und dort mein Leben in Ruhe und Frieden verbringen kann. Ich unterstütze meine Familie, die kein Einkommen hat und meine kleine Schwester hat die Möglichkeit zu studieren.
Habe mit 18 ein Kind bekommen und alleine groß gezogen , er ist jetzt in der Ausbildung, und ist ein guter Mensch geworden:smile:
Ich bin in einer Familie groß geworden, die introvertiert ist,keinen körperlichen Kontakt hat( kuscheln auf dem Sofa mit Eltern war nie normal. Sogar die Umarmung bei der Begrüßung kommt manchmal wie eine Überwindung vor) . Die Liebe zueinander ist aber für uns untereinander definitiv klar, wir wissen es halt einfach, wir können es nur nicht sagen…
Ich bin in der Pubertät absolut abgerutscht,erster Sex und Alkohol mit 15, die fixe Idee sich nach dem ersten Sex in einer Garage , der mit irgendeinem beliebigen stattgefunden hat, sich beim Taxifahrern als Prostituierte anzubieten…darauf folgende (eigentliche ) Vergewaltigung und der Zusammenbruch danach .Meine Eltern erstatteten eine Anzeige und ich schnitt mir die Haare kurz., ausreißen von Zuhause,besuch der Berufsschule dort auch nur Alkohol,Vergewaltigung von 5 Männern ( zum Glück war ich betrunken )…sex, sex, sex…nächste Berufsschule, dort wurde ich schwanger von einem der Lehrer, der selbst verheiratet war und ein Kind hatte. Sein Vater( der Schulleiter) bot mir Hilfe an , und rutschte über mich rüber als ich in 8-ten Monat war während eines Ausflugs in die Stadt.
Als ich mit meine Jugendliebe zusammen kam und dem Grossvater den Sex verweigerte versiegte auch die Unterstützung. Da war ich 19. Alleinerziehend, mein damaliger Freund selbst in der Ausbildung und ich ohne Job.
Ich nahm einen Job als Kellnerin an, traf einige zeit später meine ehemalige Klassenkameradin , die mir anbot als Prostituierte Geld zu verdienen. Ich willigte ein und wir machten einige Hotelbesuche(schlimm)…Wir verkehrten in schlechten Kreisen, Alkohol und Drogen waren an der Tagesordnung, meine Jugendliebe habe ich aus meinem Leben geworfen. Ich konnte seinen Ansprüchen nicht genügen,natürlich nicht…
Meine Freundin kam nach Deutschland , ich folgte 3 Monate später.Wir landeten bei einem Zuhälter und arbeiteten 6 Tage die Woche bis 23 Uhr. Irgendwann stellte sich die Frage ob ich hier bleiben will… ich dachte an mein Kind und willigte ein. Es folgte eine Scheinehe mit einem Mann, den ich kaum verstand aufgrund meiner fehlenden Sprachkenntnisse( ich war da erst 3 Monate in Deutschland) und der mich angewiederte. Der Zuhälter verkaufte mich für 15000 DM an dem Mann.Ich sollte ihm eine gute Ehefrau sein, meinen Ehepflichten nachgehen und nebenbei aber auch für meinen Zuhälter arbeiten gehen. Ich hielt mit meinem Alkoholkranken Ehemann nicht lange aus und flüchtete in mein Arbeitsappartement. Er sah sich um sein Geld betrogen und tat alles damit ich ausgewiesen werde. Das kann ich ihm nicht verübeln und das schaffte er auch. Kurz vor meiner Abreise lernte ich jemand kennen, der genau das Gegenteil meiner war. Fröhlicher, Sonnenscheintyp , extrovertiert und gutaussehend. Ich lernte ihn bei der Arbeit kennen. Wir heirateten in Eile , ich setzte auf ihn und holte mein Sohn ein halbes Jahr später nach Deutschland. Ich dachte ich habe alles erreicht: Einem Mann , den ich liebe, mit meinem Job hatte ich für ihn aufgehört( zum Teil auch deswegen weil ich nicht FÜR ihn arbeiten gehen wollte)und nach 1,5 Jahren ohne mein Kind habe ich ihn nun endlich bei mir. Mit dem Kind kamen die Probleme, mein Mann kam nicht mit dem Kind zurecht, er war völlig überfordert, dazu kam mein Nachholbedarf gegenüber meinem Kind … Mein Mann entwickelte sich zu einem Choleriker. Ständige Kontrolle, Vorwürfe( …wo warst du? hast du wieder rumgef…?) Konkurrenzempfinden meinem Kind gegenüber…Schlägereien… Ich nahm mir irgendwann einen Job im Supermarkt an um mir eine eigene Wohnung zu leissten…nach der Dritten Lohnabrechnung war ich weg…
Ich hatte in der Zeit als ich mit ihm zusammen war ein Schlüsselerlebnis mit Extasy-ein totaler Absturz aus dem ich alleine rausmusste. 8 Stunden Todesangst…das ,glaube ich , ist die Ursache gewesen für meine Späteren Panikattacken…
Ich lernte einen netten, gebildeten Mann kennen, der aber wie es sich später herausstellte eine feste Partnerschaft hatte, kurz bevor die Beziehung zu ende ging lernte ich meinen Lebenspartner für die nächsten 6 Jahre kennen. Er bot mir Familie, Zuneigung, Akzeptanz meiner Arbeit( ich arbeitete schon wieder als Prost.)und seine Schulter. Er war immer für mich da. Ich liebte ihn nur nicht.Ich hatte das Gefühl , das ich meine Jugendliebe aus der Heimat immer noch liebe ,nur er wollte mich nicht haben( siehe Beruf).
Wir blieben mit Unterbrechungen 6 Jahre zusammen, wir zogen in der Zeit 4 Mal zusammen und wieder ausseinander weil ich das Gefühl hatte alleine sein zu wollen.Ich hatte ja alles. Ich arbeitete und kam meinem Ziel -Heimat immer näher, ich brauchte kein Sex in der Partnerschafft , den hatte ich zu genüge…nur einen Freund brauchte ich , deswegen kam ich immer wieder zu ihm zurück.
Soziale Kontakte hatte und habe ich keine.
Irgendwann trennten wir uns dann ganz.
Ich quälte mich durch das Alleinsein und lernte ein Jahr später meinen jetzigen Freund kennen.
Traumtyp- sportlich, gutaussehend, intelligent und „normal“ also nichts mit dem „Gewerbe“ zu tun. Sonderpädagoge. Emotional, Emphatisch , zeigt Gefühle redet darüber…
Von vorne hin war klar das ich seinen Vorstellungen von seiner Lebenspartnerin nicht entspreche- ich rauche, arbeite als Prostituierte und rede nicht gerne über meine Gefühle…aber wir verliebten uns ineinander…
Er zeigte mir Alternativen und rüttelte an meinem Selbstbild… Wir fangen an den Abschied von der „Arbeit“ anzugehen…
die letzten Monate waren schwer. Ich stand unter dem Druck noch meine Ausstehenden rechungen bezahlen zu müssen, bevor ich mich verabschiede, also noch mehr arbeiten. Er sagte :" ich akzeptiere Deine Arbeit , nur akzeptiere auch meine Emotionen."
Ich konnte es nicht, ich dachte:" reiss dich doch zusammen, das sind doch nur noch 2 Monate"
Er unterstellte mir emotionale Kälte. Wir haben es aber geschafft. Anfang März hörte ich auf, darauf folgten 2 wunderbare Monate absoluter Freiheit für mich, ich ging wandern, schwimmen, lernte für mein Abschluss…unsere Beziehung lief wunderbar…
Irgendwann merkte ich das ich nicht mehr weis wo ich stehe. Was ist mit meinem Ziel -Heimat? Ich merkte das ER mich davon abbringt! Ich merkte das mir der Kick der Arbeit fehlt-ich sagte es ihm…Ich muss dazu sagen, das er durchaus meiner Tätigkeit einen Kick auch für sich abgewinnen kann, er willigte ein das ich es weiterhin mache( in Grenzen) und er aber jederzeit nein sagen darf wenn es für ihn eine zu grosse Belastung wird…das funktionierte…Nur dadurch war das Thema wieder in unserem Leben und die Diskussionen darüber zermürbten mich… Ich konnte das ewige Reden nicht ertragen… ich zweifelte daran ob ich das mein Leben lang aushalten kann und wir einigten uns auf eine Auszeit.
Das ist aktuell de Stand der Dinge:
Ich befinde mich in einer Selbstfindungsphase. Ich soll JA zu ihm sagen, weis aber nicht ob ich das 100% kann.Ich mag mein Job und ich mache ihn gut,und ich will mein Ziel erreichen.
Ich habe keine sozialen Kontakte und leide darunter.
Emotionen: ich habe die Vergewaltigungen etc. einfach abgehackt, ist passiert…
Ich möchte eine Beziehung haben und glücklich sein, aber mein Kopf funkt ständig dazwischen. Ich bin selbstständig/ selbstbestimmt und habe Schwierigkeiten mich auf jemand einzulassen und Kompromisse einzugehen.
Der Kampf zwischen " die Frau mit der Geschichte" und der Frau , die einfach Glück möchte geht weiter…

Tut mir leid das es so viel Lesestoff ist, zwichendurch wollte ich schon abbrechen, weil ich dachte :" wen interessiert`s ?" Aber vielleicht kann jemand mir helfen meinen Kopf , der mir im Weg steht ein bisschen zurecht zu rücken…

Moin Moin

Erstmal will ich dir sagen das ich begeistert bin wie du schreibst! Da können sich einige natives was abgucken!

Aber antworten werde ich dir trotzdem per PN :wink:

Dorgar

Moin!

Du bist doch hier im Psychobrett, weil dir klar ist, dass du ein psychisches Problem hast. Möglicherweise nicht nur eines, bedenkt man den Umfang deines Postings.

Was spricht denn dagegen, mal zu einem richtigen Psychologen zu gehen und regelmäßig psychologische Hilfe anzunehmen? ImhO kriegst du mit ein paar Forumsantworten dein verworrenes Leben nicht sortiert.

Alles Gute

noi

Bildung
Hi,
Du hast dir eine Menge Zeug von der Seele geschrieben. Das ist schon mal ein guter Anfang. Schreibe für dich weiter. Schreiben kann das Gehirn säubern, wenn man dann noch mal nachdenkt.
Deine Sehnsüchte sind nachvollziehbar und völlig normal.
Doch wie geht es praktisch weiter? Das Forum ersetzt keine Gesprächstherapie. Das ist hier nur ein Frage-Antwort Spiel. Es gibt Beratungsstellen auch speziell für Aussteigerinnen aus deiner Branche, nebst allgemeinen Beratungsstellen. Egal. Du könntest jedenfalls professionelle Hilfestellungen gebrauchen. Auch Kontakte zur Sozialarbeit wären möglich und evtl. hilfreich.
Mir scheint, dass du über eine gute Selbstwirksamkeit verfügst. Aber die sollte auch intelligent genutzt werden. Solange du verdienen kannst, hast du die Möglichkeit ein Studium anzustreben. Bildung ist nun mal das A und O!!! Nur damit, meine ich, hast du in deiner Heimat auch eine bessere Chance. Es wird nicht leicht sein, ein paar Jahre auf einen „Freund“? zu verzichten und sich die Nächte mit Schule und Studium (z.B. Landwirtschaft?) um die Ohren zu schlagen. Es gibt auch Fernstudiengänge und Möglichkeiten das Abi nachzuholen. Laß dich beraten. Andere haben die Ochsentour auch geschafft. Sozialkontakte, auf höherem Niveau!, finden sich dann auch. Nimm dein Schicksal zielstrebig noch mal in die Hand. Du kannst die Vergangenheit hinter dir lassen.
Viel Glück und Erfolg.