Extremer Würgreiz

Hallo

ich bin 19 Jahre alt und schleppe nun, wie mir gerade besonders bewusst wurde, seit 4 oder 5 Jahren ein Problem mit mir herum:
Ich verspüre zu manchen Zeiten, phasenweise besonders morgens, immer in Momenten von Anspannung (Prüfungssituationen, Arzt-Termine, manchmal sehr ungewohnte Situationen), was mir aber besonders zu denken gibt, in Momenten, in denen kein offensichtlicher Grund zur Beunruhigung besteht, einen extremen Würgreiz.
Es trat das erste mal mitten in der Pubertät auf, als ich mich zum ersten mal wirklich in ein Mädchen verliebte; an Tagen, an denen wir uns treffen wollten, in den Stunden vor unserer Vereinbahrung. Es war so unerträglich, dass ich nicht wusste, wie ich das Treffen überstehen oder überhaupt weiter machen sollte. Jede Berührung am Hals ist in so einem Moment die reinste Qual. Muss ich zu dieser Zeit einen Pullover anziehen, würgt es mich extrem, manchmal für längere Zeit, wenn der Stoff dann zu nahe am Hals anliegt. Es ist für mich undenkbar einen Rollkragenpullover oder eine Krawatte zu tragen. Selbst wenn ich es durch extreme Konzentration bewältige, einige Sekunden, vielleicht sogar eine Minute, nicht zu würgen, so ist es für mich doch unmöglich zu Sprechen, manchmal auch nur meine Blickrichtung zu verändern.

Interessanterweise konnte ich letztes Jahr ohne Probleme zum Frisör gehen und mir die Manschette um den Hals legen lassen. Eines Tages bei einem Besuch, trat das Problem aber wieder auf. Ich glaube ich habe sofort konditioniert, seitdem ist es für mich unvorstellbar, dass ich diese Enge zuvor ausgehalten habe. Ich muss seither bei jedem Besuch darum bitten, den Umhang komplett geöffnet zu lassen.

Ich habe das Gefühl, diffuser Ängste ausgesetzt zu sein. Wer kennt das Phänomen, wer weiß Rat?

Beste Grüße

Ich verspüre zu manchen Zeiten, phasenweise besonders morgens,
immer in Momenten von Anspannung (Prüfungssituationen,
Arzt-Termine, manchmal sehr ungewohnte Situationen), was mir
aber besonders zu denken gibt, in Momenten, in denen kein
offensichtlicher Grund zur Beunruhigung besteht, einen
extremen Würgreiz.

Die Analyse ist recht einfach: Sie verspüren einen Würgereiz, wenn Sie in eine Situation kommmen, die Ihnen nicht gefällt oder Angst hervorruft, aber diese nicht auskotzen können.

Jeder reagiert in solchen Situationen anders: Der eine mit Durchfall, ader andere mit Erbrechen oder wieder ein anderer eben mit Würgereiz.

Ich denke, es ist wenig dagegen zu machen, da müßte man schon die Grundstruktur eines Menschen ändern.

Trotzdem meine ich, daß ein Gespräch mit einem Psychotherapeuten hilfreich sein könnte.

Danke, ich muss aber sagen, dass es so extrem ist, dass es mich in meiner Beweglichkeit und Freiheit extrem einschränkt. Nachdem ich diesen Zustand nun ja bereits viele Jahre akzeptiert hatte, bin ich gerade an einem Punkt an dem ich mich frage, wie ich so weiter machen soll.
Ich kann mich an einige Ereignisse aus der Kindheit erinnern:
Mit etwa 4 Jahren wäre ich fast an einem Bonbon erstickt. Danach hatte ich große Erstickungsängste und war bereits in einer kurzzeitigen Therapie, um wieder normal essen zu können.
Ich war ein Kind, das sehr oft an Magen-Darm-Infekten litt.
Mir wurde erzählt, dass ich bei Flugreisen extreme Probleme mit Übelkeit hatte. Ab dem 11. Lebensjahr wollte ich kein Flugzeug mehr betreten und konstruierte eine Flugangst, von der ich überzeugt war, dass ich sie nicht hätte. Ich hatte keine Angst für einem Absturz, kannte aber den Grund für meine Abneigung nicht. Heute (ich bin nach wie vor nicht wieder geflogen) habe ich das Gefühl, ich hätte Angst vor dem Erbrechen.

Hallo!

Ich bin nur Laie…aber wenn man in für sich als extrem- empfundene Situationen kommt, kann es schon sein, daß man brechen will oder muss!

Da trifft es den Satz „es ist zum kotzen“ tatsächlich 1:1.

Was die Empfindlichkeit zum Hals angeht…passt das nun zu dem, was Du von Deiner Kindheit erzählt hast!
Mit dem Bonbon im Hals- hattest Du Todesangst zu ersticken…und da passt durchaus, daß Du mit Enge am Hals das in Verbindung bringst!

Wenn es Dich selber so beeinträchtigt- dann ist wohl der Gang zu einem Therapeuten da die Hilfe für Dich!
Mit „denken“ bekommst Du das alles ja nicht einfach in den Griff…also hol Dir Hilfe und damit wirst Du das Problem sicher zu Deiner Zufriedenheit lösen können!

kitty

Hallo Philidor,
der Grund, warum vielen Menschen - so auch dir - stressige Situationen auf den Magen oder den Darm schlagen, oft mit Herzrasen kombiniert, ist ein ‚Erbe‘ aus unserer (des Menschen) Evolution.

Einige Gebiete im Gehirn sind besonders auf ‚Gefühle‘ spezialisiert. Z.B. die Amygdala und das Limbische System. Das Gehirn ist ja quasi die Schaltzentrale wo unglaublich viele Meldungen aus dem Körper und von unseren Sinnesorganen be- und verarbeitet werden. Aber das ist keine Einbahnstraßen. Auch vom Gehirn laufen viele Nervenfasern in alle Bereiche unseres Körpers und ‚steuern‘. Zwei ganz wichtige ‚Bündel‘ sind der sog. ‚Sympathikus‘ und Parasympathikus. Im ganzen Bauchraum verzweigen sich diese Nerven und ziehen zum Darm, zur Blase, den Nieren… und eben auch zum Magen und zum Herz.

Überlebt haben damals, während unserer Entwicklung nicht die Menschen (oder unsere Vorgänger) die, hörten sie ein verdächtiges Knacken, erstmal lange überlegt haben… ‚was könnte ich jetzt machen?‘, sondern die die sofort von Null auf Hundert waren. Alle in diesem Augenblick unwichtigen Organe werden weniger durchblutet, die Blutgefäße verengen sich, Muskeln werden stärker durchblutet, der Herzschlag und der Blutdruck steigen, Adrenalin und Cortison wird ausgeschüttet, Tunnelblick, volle Konzentration, Kampf oder Flucht! Das läuft als Reflex binnen Bruchteilen von Sekunden ab.
Dieser Mechanismus ist genetisch festgelegt, beim einen stärker, beim anderen etwas schwächer ausgelegt. Damals war es besser, lieber einmal zu viel als einmal zu wenig in ‚Habachtstellung‘ zu sein.

Nun sind die Säbelzahntiger weniger geworden, aber diese Überlebensstrategie ist deswegen nicht einfach ‚weg‘.

Du bist vielleicht ein sensibler Mensch, der eine niedrige Schwelle hat. Wird so ein komplexer Reflex ‚konditioniert‘ kann er sich auch verselbständigen und, so wie bei dir, kontraproduktiv werden.

Mein Vorgehen wäre an deiner Stelle:

  • erstmal zum Hausarzt und mich körperlich untersuchen lassen, Blutbild, ganz besonders wichtig: Schilddrüsenstatus.
    Wenn körperlich ansonsten alles ok ist
  • die Situation beschreiben und es vielleicht mal mit einer niedrigen Dosierung Betablocker probieren. Daneben und ergänzend eine Entspannungstechnik erlernen. Z.B. Autogenes Training, Biofeedback, Yoga, TaiChi, … ausprobieren und etwas finden was mir liegt
  • regelmäßig Sport (am besten an der frischen Luft), einen regelmäßigen Lebensrhythmus, genug schlafen z.B., gesund ernähren.
  • wenn sich nach einem halben Jahr noch keinerlei Verbesserungen zeigen - dann würde ich einen Psychologen oder einen Coach aufsuchen.

viel Erfolg

hi,

ein sternchen von mir, aller dings nur mit einer ergänzung:

ich würde direkt eine verhaltenstherapie aufnehmen und dabei davon ausgehen, dass wenige stunden ausreichen, warum warten?

für den betroffenen: du hast eine angstproblematik, die durch bestimmte situationen ausgelöst wird und gut behandelbar ist. der würgereiz, oder ist es nur ein ENGEGEFÜHL?, ist ergebnis eines angstprogramms im gehirn. auc viele andere gefühle, die sehr diffus erscheinen, sind oft angst: übelkeit, schwitzen, schwindel usw.

Hallo Alpha :smile:,

ich würde direkt eine verhaltenstherapie aufnehmen und dabei
davon ausgehen, dass wenige stunden ausreichen, warum warten?

Na ja, ich habe die Erfahrung gemacht, dass der Mensch mehr ‚Selbstregulationsmechanismen‘ besitzt als oft angenommen. Häufig reicht schon das ‚für sich selbst aktiv werden‘ und die allg. Beschäftigung mit einem unerwünschten Verhalten um ein Verbesserung zu erzielen.
Es ist imo eine Gratwanderung, sicher bei Tipps die auf Abstand gegeben werden.
Im Prinzip denke ich nicht, das Alles und Jedes immer sofort der ‚Behandlung‘ bedarf - egal ob psychisch oder physischer Natur, von daher meine Vorsicht.
Gruss …lux

1 Like

hi,

die grenzen zwischen behandlung, beratung und tips geben sind fliessend.

wir hier im forum geben alle tips, die grenze zur internet-beratung wird berührt.

behandlung könnte aber doch einfach in anspruch genommen werden, während man es für sich psychologisches- oder verhaltenscoaching nennt.

„behandlung“ hat so was hohes, heiliges, wichtiges -das muss nicht sein!