Gibt es Nachteilsausgleich bei Zwangsneurosen?

Hallo,
ich habe folgendes Problem:
eine wirklich gute freundin von mir hat sich mir (nach anscheinend langer zeit) anvertraut und „gestanden“ (zitat ihrerseits), dass sie zwangsneurosen hat. das war offensichtlich ziemlich schwer für sie. (ehrlich gesagt habe ich mir derartiges schon gedacht: schriftbild mit durchstreichen von richtigem, nur um es nochmals hinzuschreiben, usw.).
Jetzt ist es aber so, dass sie sich unheimlich dafür schämt, ist das nicht schlimm?
(Verzeihung, ich sollte mal zum punkt kommen)
besagte person will nun wissen, ob es in der schule eine art nachteilsausgleich bei zwangsneurosen gibt, etwa pauschal ein paar punkte dazu oder ähnliches…

ein paar tipps, wie ich mit ihr darüber reden soll, und ob ich das überhaupt tun soll, wären auch sehr hilfreich, denn ich habe große angst, ihr etwas falsches zusagen und sie so ungewollt zu kränken.

ich danke allen, die antworten!

Hallo,

ja, es ist schlimm, kommt aber bestimmt häufig vor, dass jemand mit einer Zwangsneurose sich dafür schämt. Schließlich wird man allzu schnell in die Schublade „tickt nicht ganz richtig“ geschoben.

Dabei ist eine Zwangsneurose eben eine Krankheit.
Ich habe allerdings noch nie davon gehört, dass es dafür eine Art Nachteilsausgleich in der Schule gibt. Ich denke, der erste Weg sollte nun zum Facharzt führen und / oder zum Psychotherapeuten. Nur ein Profi kann beurteilen, inwiefern eine psychische Einschränkung im Alltag behindert und ob ggf. eine Art Gutachten erstellt werden kann, das bescheinigt, dass eine in der Schule zu berücksichtigende Beeinträchtigung besteht (wie es z.B. in manchen Fällen von ADHS oder motorischen Schwierigkeite gegeben ist).

Alles Gute und herzliche Grüße

Sunev

Sie sollten der Problematik Ihrer Partnerin respektierend gegenübertreten. Vielleicht gelingt es Ihnen sie zu einer Therapie (vorwiegend psychotherapeutisch mit evt. psychopharmakologischer Unterstützung) zu bewegen, die eine Linderung oder weitgehende Heilung bewirken kann. Bedrängen Sie ihre Partnerin im Gespräch nicht; wenn es gelingt eine gute Athmosphäre zu schaffen kann sie vielleicht spontan sich mitteilen. Bezüglich eines Nachteilsausgleich ist mir im deutschen Rechtssystem nichts bekannt (antworte aus Österreich; hier kenne ich eine solche Unterstützung nicht, allerdings bei besonders ausgeprägten und therapieresistenten Störungen gibt es manche Möglichkeiten).

Hallo

also ideal wäre es, wenn diese Freundin einen Psychologen oder Psychotherapeuten aufsuchen würde (keine Sorge, der verschreibt keine Medikamente), Zwänge sind, gerade in so jungen Jahren von betroffenen, gut behandelbar, sprich diese sicherlich belastenden Symptome können weniger belastend werden, durch die Hilfe. Selbsthilfegruppe wäre auch eine Möglichkeit, dann fühlt sich die Betroffene nicht alleine mit ihren Problemen, und erkennt, das sie für dieses Problem keine Schuld trifft, und das es keine Schande ist, wenn man sich Hilfe sucht (wenn man sich ein Bein bricht, geht man ja auch zum Arzt, und an einem Beinbruch hat man oftmals mehr Schuld als an einer psychischen Erkrankung wie Zwänge)
Woher weiß sie, das man das was sie hat Zwangsneurosen nennt, also da muss sie sich ja schon mit diesen Symptomen auseinandergesetzt haben, was ein sehr guter Schritt ist.
Darüber reden finde ich schon wichtig, und wenn sie eine gute Freundin ist, habt ihr da eh eine gute Basis. Wichtig ist, nicht mit guten Ratschlägen daherkommen, oder zu sagen „hör doch auf damit, lenk dich ab, …“ denn dadurch fühlen sich die Betroffenen nicht ernst genommen. Wichtig ist, für dich und auch für sie, zu erkennen und verstehen, das weder du noch sie an diesen Symptomen Schuld habt, aber das es sehr wohl Hilfe/Verbesserung gibt. Wenn ihr zur Schule geht, seit ihr ja noch jung, und wenn man in diesem Alter schon weiß was eine Zwangsneurose ist, dann kennt man sich schon sehr gut aus, was ein gutes Zeichen ist, was ja beweist, das man sich mit sich selbst auseinandersetzt und sich für sich selbst interessiert, das sind sehr gute Vorraussetzungen um an seinen Problemen zu arbeiten und das es besser wird.
Sie kann auch Bücher darüber lesen, in denen Betroffene davon berichten, oder im Internet sich austauschen (falls sie dies nicht eh schon gemacht hat)
Ich verstehe, das du Angst davor hast, das falsche zu sagen, aber wenn du offen und ehrlich zu ihr bist, kannst du gar nichts falsch machen. So zu tun als ob nichts wäre, als würdest du dir keine Gedanken machen wäre unpassend, denn dein Gegenüber spürt, das da etwas zwischen euch steht.
Offen darüber reden wäre sowohl für dich, als auch für sie als auch für eure Freundschaft sehr gut und wichtig.
Falls es zu schwierig ist kann man auch als Zwischenschritt einen Brief an die betreffende Person schreiben, dies kann es für beide leichter machen.
Je offener man damit umgehen kann, desto leichter werden auch die Zwangssymptome, natürlich sollte man darauf achten, wen man es erzählt, es sollte ein Vertrauensverhältnis bestehen, denn es gibt leider allzu oft Personen, die sich über andere lustig machen.
ich hoffe geholfen zu haben, maile ruhig weiter wenns fragen o.ä. gibt
lg

Hallo!
In derster Linie will ich Dir für diese tolle Antwort danken!
Ich habe jetzt schon damit angefangen, die von Dir aufgeführten Ratschläge in die Tat umzusetzen und glaube Dir auch, dass sie helfen werden.
Vielen Dank.