Hallo Derlu,
vorab: Eine medizinische Abklärung in Richtung Herz und Schilddrüse ist ganz sicher sinnvoll und wichtig - nicht zuletzt zu deiner eigenen Beruhigung.
Insgesamt passt deine Symptomatik aber durchaus zu einer Panikattacke. Besonders die Tatsache, dass es einen Auslöser gab - den Herztod deines Vaters - spricht dafür. Es kommt ziemlich häufig vor, dass Menschen nach einem solchen Erlebnis im engsten Verwandten- und Bekanntenkreis ähnliche Beschwerden entwickeln. Verursacht wird das von der unterbewussten Angst, der Nächste zu sein, der daran sterben muss.
Es gibt Faktoren, die das Auftreten von Panikattacken fördern können - Stress und Alkohol gehören dazu - aber sie sind in der Regel nicht ursächlich. Oft erlebt man die erste Panikattacke, ohne zu wissen, was einem da gerade passiert. Dann sucht man nach möglichen Auslösern und bleibt gerne an dem hängen, was unmittelbar davor was. War das z.B. Alkoholgenuss und/ oder Stress wird man innerlich wachsam, ob das beim nächsten Mal wieder zu Problemen führen könnte. Und sehr oft passiert das dann auch.
In der Folge häufen sich die Attacken, und viele Betroffenen beginnen nun, diese vermeindlichen Ursachen zu meiden. Sie trinken keinen Alkohol mehr und versuchen, sich zu schonen. Da das Unterbewusstsein erst mal daran glaubt, dass die Gefahr nun gebannt ist, funktioniert das meist auch kurzzeitig, so dass Attacken zunächst ausbleiben.
Da die Ursache aber auf einer völlig anderen Ebene liegt, kommt meistens früher oder später der Moment, wo wieder eine Attacke zuschlägt. Die Symptomatik ist dabei durchaus überzeugend - je mehr man darüber gelesen hat, desto besser bildet man sie aus - und lässt einen SEHR realistisch das baldige Ende durch einen Herztod befürchten. Charakteristisch ist dabei ein hoher Puls, wobei der Blutdruck oft nur leicht (wenn überhaupt) erhöht ist. Allerdings führt z.B. angstvolles Blutdruckmessen durchaus auch zu hohen Blutdruckwerten.
Atemnot, enge Brust, trockener Mund, Taubheitsgefühle, Kribbeln und Hyperventilation passen ebenfalls perfekt in die Paniksymptomatik. Auch Schmerzen im linken Arm/ der linken Körperhälfte können oft auftreten. Es gibt Angstpatienten, die wöchentlich mindestens einmal mit Verdacht auf Herzinfakt in der Notaufnahme aufschlagen.
Bei vielen Betroffenen passieren nun mehrere Dinge:
In dem Versuch, die Auslöser von PA zu verhindern, beginnen sie mehr und mehr Dinge zu meiden, von denen sie befürchten, dass sie das Auftreten der PA begünstigen. Das führt zu einer zunehmenden Einschränkung der Lebensqualität, oft entwickeln sich in der Folge weitere Ängste.
Viele glauben auch den Diagnosen der Ärzte nicht und brauchen permanent neue Bestätigungen, dass sie gesund sind. Der Glaube daran hält meist nicht lange an, weil die Paniksymptomatik ja bestehen bleibt. Hier hilft meist nur eine Therapie - manchmal sinnvollerweise in Kombination mit Medikamenten - weiter.
Wenn du also deine medizinischen Checks ohne Befund hinter dir hast und die Probleme weiter bestehen, könntest du mal in dieser Richtung weiterschauen.
Schöne Grüße,
Jule