Hörgeräte und Insulin - unmännlich, oder was?

Hai, Kenner der unbewussten Gründe,

mein Freundeskreis wird, ebenso wie ich, so langsam älter, mit den üblichen Begleiterscheinungen - so auch bei manchen Diabetis und Schwerhörigkeit.

Jetzt gibt es aber einige, die lieber in Kauf nehmen, an keinem Gespräch mehr teilzunehmen, als sich ein Hörgerät fertigen zu lassen, darunter auch Brillenträger (also „Ich will keine mechanischen Hilfen“ kann irgendwie nicht der Grund sein). Genauso merkwürdiges Verhalten beobachte ich bei einigen, die Altersdiabetis bekommen: da wird der Blutzucker nicht gemessen, gegessen wird wie mit zwanzig (also ohne jegliche Beachtung von Broteinheiten), Insulin wird gespritzt, wenn’s gerade einfällt…
Es scheinen hauptsächlich Männer zu sein, die so reagieren (in „meinem Kreis“ ist es nur eine Frau)

Auf Nachfragen meinerseits kam höchstens mal die totale Leugnung der Tatsachen („Ich bin nicht schwerhörig - aber könntest Du den Fernseher bitte lauter machen?“ - gerade hatte sich ein Nachbar beschwert…)

Was könnte der Hintergrund sein?

grybelt Sibylle

Entgleiste Betreuung bei Diabetes II
Servus,

im Fall Diabetes II ist schon lange vorher etwas schief gelaufen, wenn man bis zum Spritzen kommt.

Ein halbwegs beschlagener Diabetologe packt einen Mann bereits bei erster Insulinintoleranz bei Kampfgeist und Eitelkeit, ferner auch beim Intellekt (so dass man nicht in BE rechnen muss, was bei Diabetes II nicht der Weisheit letzter Schluss ist).

Schöne Grüße

MM

Hallo,

ich glaube, manche Männer, vor allem die älteren, tun sich schwerer mit dem Gedanken, doch nicht unsterblich und ewiglich alljugendlich zu sein.

Mein Vater ist so ein Kandidat, der mit uralter, schon lange nicht mehr richtig eingestellter Brille, die dazu auch noch bis zur Milchglastrübe verkratzt ist, noch Auto fährt. Der Tabletten wie Bonbons nimmt: Manchmal ja, manchmal nein, und wenn eine Medikation ganz offensichtlich falsch ist, dann mit Eselssturheit am einmal eingefahrenen Muster festhält. Der sich mit Verdacht auf Beinvenenthrombose aufs Fahrrad schwingt, um über die Felder zum KH zu gondeln. Der trotz inzwischen bestimmt 10 Jahre anhaltendem Husten ums Verrecken nicht mal gründlich untersuchen läßt, woran das liegen kann. Und, und, und…

Warum er so sturdumm ist? Aus Verbohrtheit, Ungeduld (keine Lust, mich eine Stunde ins Wartezimmer zu setzen), weil er stolz drauf ist, seine Leiden aushalten zu können (geht doch), aus Unwissenheit um die Schwere seiner Ignoranz sich selber gegenüber (mir geht’s gut)…

Ich kenne zum Glück auch andere Männer, die sich mit ein wenig mehr Sorgfalt beobachten und dann doch ab und an zum Arzt gehen. DAs sind aber meines Erachtens eher die jüngeren Männer, denen man als Kindern erlaubt hat, auch mal schwach zu sein. In der Generation meines Vaters kannten Indianer noch keinen Schmerz und Jungs haben grundsätzlich nicht geweint sondern waren hart wie Kruppstahl.

Kann mich täuschen, aber so kommt es mir halt vor.

Barbara

Hallo

ich glaube, manche Männer, vor allem die älteren, tun sich
schwerer mit dem Gedanken, doch nicht unsterblich und ewiglich
alljugendlich zu sein.

Ob das aber speziell für die Männer gilt.
Was ich aber sagen wollte: Ich habe mal aufgeschnappt, dass einer der Gründe für die allgemein schlechte „Compliance“ bei der Diabetes II die häufige Fehlannahme ist, die Altersdiabetes sei eben ein Teil des Alterungsprozesses. Da sei halt so und da könne man eh nicht viel machen.
Das soll deinem Gedanken von der verleugneten Sterblichkeit jetzt nicht unbedingt widersprechen, aber in Zeiten z.B. der Eizellenspende, in der heute 60-jährige Frauen sich ein Kind einbauen lassen, damit sie sich, Zitat, „im Alter nicht so allein fühlen“, mag ich deinen Satz nicht so männerbezogen stehen lassen ;.)

Hat damit zu tun, dass ich erst gestern abend einen Artikel voller Horrorgeschichte aka Fallvignetten über die Eizellenspende gelesen habe, den ich noch nicht verdauen konnte

Übrigens, eine ganze Dissertation zum Thema Sibylles (allerdings mit 15 Jahre alten Daten):
http://edoc.ub.uni-muenchen.de/4972/1/Arnold-Woerner…

Habs ein bisschen quergelesen: Offenbar sind bezüglich der Frage „Compliance bei Diabetes II“ keine großen Unterschiede im Geschlecht zu finden. Am ehesten noch, dass die Männer eher die Empfehlung auf mehr Aktivität befolgen, und umgekehrt die Frauen eher die Diät-Empfehlungen.
Welch’ Überraschung …

Schönen Abend!

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Hallo Sybille
ich gehöre genau in deinen Kreis:
bin 65
Seit 15 Jahren Diabetiker Typ II
Habe seit 1 Jahr zwei neue „Gehörknöchelchen“ (Spruch meiner Enkelin).

Ich gehe sehr offensiv mit meinem Diabetes in der Umwelt um.
Ich sage es jedem, warum ich dies oder jenes tue oder lasse.
Alles lasse ich nicht, sondern haue auch oft genug über die Stränge und habe dann die nächstenTage meinen persönlichen Schmerz.

Auch meine Hörgeräte zeige ich jedem, der nicht versteht, weil ich wieder besser höre; die sind so gut wie unsichtbar, weil es IM OHR LAUTSPRECHER sind und die Elektonik hinter dem Ohr nicht auffällt.

Wenn ein alter Sack meint, er wäre noch keiner und müsse über das Verstecken seiner altersbedingten Malässen Eindruck schinden, soll er doch, sterben müssen wir alle, mnche früher, manche später

Gruß Olschi

Hallo Sibylle,

Beim Diabetes kann ich mitreden, beim Hörgerät nicht, allerdings noch bei einigen Pillen…

Das Ganze hat für mich mit Eigenverantwortung zu tun, welche man(n) übernehmen muss.
Allerdings kann ich nicht bestätigen, dass dein geschildertes Verhalten nur für Männer zutrifft. Ich kenne genügend Frauen, welche sich auch so verhalten.

Also, um die Verantwortung zu übernehmen, muss man sich zuerst einmal eingestehen, dass man da irgendwo mit rosten angefangen hat! Damit muss man sich aber eingestehen, dass man nicht mehr 20 ist und, je nachdem, auch, dass man etwas falsch gemacht hat bei seiner Lebensweise. Und dazu kommt noch die Erkenntnis, dass man nicht unsterblich ist.
Damit entspricht man nicht mehr dem Bild der Werbung, wo 80-Jährige auf den Himalaya hochrennen :wink:
Irgendwie ist man damit aber weg vom Fenster.

Das ist das Selbe wie bei Suchterkrankungen, so lange der Süchtige nicht erkennt, dass er ein Problem hat, kann ihm nicht geholfen werden.

Und mit Diabetes muss man sich beschäftigen.
Es genügt nicht, wenn man jeden Monat zum Arzt geht und dieser dann, sagt „sie müssen mit der Dosis auf xxyy gehen“. Gerade bei Insulinpflicht, muss man die Dosis jeder Mahlzeit und dem aktuellen Blutzucker anpassen. Da kann man nicht jedes mal erst den Arzt konsultieren.

Mit BE und kcal rechnen kann ich nicht, aber ich schau mir den Teller an und kann einschätzen wie viel Insulin die Portion benötigt.

MfG Peter(TOO)

Hallo Sibylle,

Beim Diabetes kann ich mitreden, beim Hörgerät nicht,
allerdings noch bei einigen Pillen…

Ich habe eine angeborene Schwerhörigkeit und mich echt schwergetan mit Hörgeräten.
Meine Schwester hat bis heute keine.

Jetzt habe ich seit 17 Jahren welche und will sie nicht mehr missen.
Vor allem,. weil ich die Umgebung auch leiser stellen kann, indem ich sie rausnehme.

Die Prozedur, welche zu bekommen, ist widerlich.
Die Tests sind demütigend und logischerweise so, dass man nichts versteht.

Einsilber wie Schnur, Nur, Pur oder Schacht, Macht, Nacht… immer leiser werdend.

Ansonsten kann ich leider nicht mehr nachvollziehen, warum ich so spät war.

Als Kind hieß es, sie hört halt schlecht.
In Arztpraxen reden die Helferinnen scheißleise, auch peinlich.
Man braucht Mut dazu.

Tilli

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Moin,

Was könnte der Hintergrund sein?

ich spreche mal als Hörgeräteträger.

Hier in der Gegend ist der Dialektausdruck für Schwerhörige und Gehörlose ‚Doofe‘, mit genau dieser Konnotation.
De hät doofe Uuhre und kriet sowieso nüs meh mit

Zudem sind nur die Uralten schwerhörig, ich doch nicht!

Ein früherer Kollege (jetzt in Rente) war mittelprächtig schwerhörig und obwohl ich ihne fünf Jahre heftigst bearbeitet hab, ging er nicht zum Akustiker. Seine Begründung: siehe oben.

Ein Hörgerät hat immer noch das Stigma, daß der Träger entweder ‚doof‘ ist und/oder alt. Beides will keiner sein.

Ich für mein Teil bin heilfroh welche zu haben und trete selbstbewust damit auf.

Erschwerend kommt noch dazu, daß das Hirn irreversibel verlernt zu hören, die Synapsen bilden sich zurück und dann helfen auch die besten Hörgeräte nichts mehr.
Werden dann diese Personen versorgt bleibt der Erfolg oft genug aus und man hört Sprüche wie:
Siehste, hab ich es doch gewust, die Dinger waren nur teuer und taugen doch nichts!

Gandalf

Hi Gandalf,

zur Ehrenrettung der Moselfranken sollte aber angemerkt werden, dass „doof“ bloß ein anders lautverschobenes „taub“ ist und die heutige Bedeutung „doof“ viel später dazukam.

Im Ursprung war die Umschreibung für Debile „er hört halt ein wenig schlecht“ zwar unschön wegen der Tabuisierung und daraus folgendem Eiertanz um den Kern der Aussage herum, aber im Ergebnis ein Beitrag zu deren Integration.

Schöne Grüße

MM

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Hai, MM,

dazu müsste der Betroffene aber auch mal bei einem Arzt vorbeischauen, wenn er Probleme hat - und nicht erst beim ersten diabetischen Koma…

Gruß
Sibylle

Hallo,

mein SchwieVa hat mit seiner Diabetes, dem herzleiden und den Bypässen kein Problem.
Aber mit seiner Schwerhörigkeit. Davon will er nichts hörten :wink:

Da wir im Freundeskreis einen Akkustiker haben, werden wir ihn das nächste mal bei einem Besuch bei uns einfach Überfallartig dorthin schleifen.

Der Akkustiker meinte, die Leute merken erst was sie verpassen, wenn man es ihnen bei den Hörtests deutlich vor Ohren führt.

Wenn dann mal so ein technischer Schnickschnack sein muss, sind Männer aber meist eben wegen der Technik interessierter als die Damen, die sich noch immer einreden, daß sie technisch so unbegabt sind.

Was ich bei den älteren Herren (teilweise noch unter 60!) eher befremdlich finde ist die Tatsache, daß die Medikamentation ausschliesslich in Hand ihrer Ehefrauen liegt…
Die legen jeweils zum Essen die jeweil richtigen Medis bereit.
Ich glaube nicht, daß mein SchwieVa weiss, was er da so alles nimmt…

Grüße
miamei

Hallo,

keine Ahnung. Ich teile Deine Beobachtung nicht. Brillen sind cool und Hörgeräte gibt es, die sehen aus wie Lauschgeräte der Geheimagenten. Eine Freundin von mir hat mir neulich ihr stolz Hörgerät gezeigt - ein wahres Wunder der Technik und des Designs…

Viele Grüße

Die Boten des Todes

Wenn ein alter Sack meint, er wäre noch keiner und müsse über das Verstecken seiner altersbedingten Malässen Eindruck schinden, soll er doch, sterben müssen wir alle, mnche früher, manche später

Manche heißen die Boten des Todes eben ungern willkommen: http://www.grimmstories.com/de/grimm_maerchen/die_bo…

~//~

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Liebe Barbara,

mein Vater ist genau so ein sturer Kopf wie Deiner. Am 5. Januar wird er 85.

Andreas, unser Freund, ist „erst“ 67 Jahre alt, aber er geht dauernd zu diversen Ärzten und lässt sich alle Organe durch-checken und alle Glieder reparieren. Alle Polypen im Darm wurden entfernt, eine Hüfte gemacht, demnächst Knie links und die Augen sind gelasert.
Der neueste Check war eine Herzkatheder-Untersuchung mit gleichzeitigem Stent, obwohl er vorher keinerlei Beeinträchtigung verspürte.

Leider war die Untersuchung/Behandlung nicht ganz folgenlos. Seit 5 Wochen ist er schwer krank und bereits in der 3. Klinik.

Ich denke, man soll die Menschen DAS machen lassen, wovon sie überzeugt sind.

Liebe Grüße
Maralena

@ Alle
Ich danke Euch allen für die Antworten.

Gruß
Sibylle