Kinder und Pornografie

Hallo Zusammen,

in einem Gespräch über das für und wider einer Freigabe von Pornografie für das Fernsehen erzählte mir jemand, dass die Betrachtung von Pornos der geistigen Entwicklung von Kindern wesentlich mehr schaden würde, als zum Beispiel die Betrachtung von Gewaltdarstellung.

Stimmt das? Und wenn ja, warum ist das so?

Schöne Grüße
Yasmin

Hallo Yasmin!

in einem Gespräch über das für und wider einer Freigabe von
Pornografie für das Fernsehen erzählte mir jemand, dass die
Betrachtung von Pornos der geistigen Entwicklung von Kindern
wesentlich mehr schaden würde, als zum Beispiel die
Betrachtung von Gewaltdarstellung.
Stimmt das? Und wenn ja, warum ist das so?

Dazu kann ich folgendes sagen:

Seit den 60er Jahren gab es zahlreiche Untersuchungen zum Thema Fernsehen und Aggressivität. Zusammenfassende Analysen dieser Studien (so genannte Meta-Analysen: Diese werten die Ergebnisse von mehreren Studien aus; in diesem Fall von über 100) erbrachten folgende Rangliste der Fernsehinhalte, die bei Kindern aggressive Verhaltensstörungen zur Folge haben können:

  1. Gewalthaltige Erotika (d=1,27)
  2. Cartoons / Fantasy (d=1,21)
  3. Sportkämpfe (d=0,87)
  4. Action / Abenteuer / Krimis (d=0,69)
  5. Nachrichten / Berichte (d=0,51)
  6. Western (d=0,39)

Du siehst, daß die Betrachtung von „gewalthaltigen Erotika“ weit vor der Betrachtung von „Action / Abenteuer / Krimis“ liegt. Die Zahlen in Klammern geben ein statistisches Maß (die Effektstärke) an, die zu erklären hier zu weit führen würde, aber zur Einschätzung der Größe des Einflusses dienen mag.

Die genannten Ergebnisse beruhen fast ausschließlich auf US-amerikanischen Studien. Bei der Übertragung auf deutsche Verhältnisse ist das unterschiedliche TV-Verhalten der US-Amerikaner gegenüber den Deutschen zu berücksichtigen. Jedoch haben z.B. deutsche Familien aus Multi-Problem-Milieus ein ähnliches Fernsehverhalten wie US-Amerikaner. Außerdem nähert sich das Programmangebot in Deutschland dem in den USA seit Beginn des deutschen Privatfernsehens an.

Als Erklärungsansätze für die Wirkung von medialer Gewalt werden genannt:

  • Lernen aggressiver Techniken des Problemlösens durch mediale Gewalt,
  • Verstärkung aggressiver Modelle,
  • Veränderung von Handlungskonsequenzerwartungen durch das Betrachten positiver Konsequenzen von Aggression im Fernsehen.
  • Beobachter medialer Gewalt werden desensibilisiert. Ihre Toleranzschwelle für Gewalt sinkt.
  • Wiederholte Betrachtung medialer Gewalt führt zu physiologischer Gewöhnung bei Kindern.

Freundliche Grüße,

Oliver

Hi Oliver!

Jedoch haben z.B. deutsche Familien aus Multi-Problem-Milieus
ein ähnliches Fernsehverhalten wie US-Amerikaner. Außerdem
nähert sich das Programmangebot in Deutschland dem in den USA
seit Beginn des deutschen Privatfernsehens an.

Wobei Programmangebot und Fernsehverhalten nicht alles sind - die kulturellen Unterschiede sind doch sehr groß (was man immer berücksichtigen muß, wenn man Studien aus anderen Ländern übernehmen will).

In Amerika, wo man ja in jedem Supermarkt Waffen für einen mittleren Krieg zusammenkaufen kann, ist „Gewalt“ ja kaum ein Thema (was man auch an den Computerspielen sieht, in denen die Körperteile nur so fliegen und trotzdem kein Amerikaner auch nur einen Gedanken daran verschwendet). Bei „Erotik“ ist es umgekehrt, da die christlichen Fundamentalisten in den USA sehr einflußreich sind (da mußten die Pixelbusen der Amazonen in den „Völkern“ mit Kitteln verhüllt werden, obwohl sie aufgrund ihrer Winzigkeit ohnehin kaum wahrgenommen werden konnten).

In Deutschland hingegen wird glücklicherweise Nacktheit nicht gleich mit Pornographie gleichgesetzt, insofern gibt es da keine Probleme und (um bei Computerspielen zu bleiben) stattdessen darf bei uns dagegen kein Blut zu sehen sein: es wird entweder grün eingefärbt oder rausgenommen oder das Spiel wird gleich indiziert.

Die unterschiedlichen Mentalitäten hat ja auch der Disney-Konzern schmerzlich zur Kenntnis nehmen müssen, als er traditionsgemäß im Euro-Disney kein Alkohol ausschenken ließ - und das in Frankreich(!), in der schon Kinder zum Frühstück Wein trinken…

Ciao

Uwe

Hallo Yasmin,

wenn es stimmt (ich hab´ mich damit noch nicht beschäftigt), könnte ich mir zwei Erklärungen vorstellen:

a) das Kind sieht fremdartige, nicht einordbare Praktiken bei diversen Leuten und muß zu dem Schluß kommen, daß alle Erwachsenen das tun. Nicht nur, daß es mit einem Schlag umgeben ist von Personen, die ALLE etwas Seltsames tun, muß es annehmen, daß es etwas Böses ist (da sie es ja normalerweise im Geheimen tun). Und da Erwachsene sowieso größer und stärker sind, ist das nun eine doppelte Bedrohung.

b) Empörung über die Ungerechtigkeit: das Kind wird schon bestraft, wenn es nur ein Förmchen in den Mund nimmt :wink:

Ciao

Uwe

Kinder u.Pornografie: nicht so schlimm wie Gewalt.
Hallo

… erzählte mir jemand, dass die Betrachtung von Pornos der geistigen Entwicklung von Kindern
wesentlich mehr schaden würde, als zum Beispiel die Betrachtung von Gewaltdarstellung.
Stimmt das? Und wenn ja, warum ist das so?

Was heißt schon „geistige Entwicklung“? Hier vermute hier ein Totschlagargument, hinter dem sich mal dies mal jenes verbergen könnte, zum Beispiel Sexualfeindlichkeit und übertriebene Prüderie.

Zunächst verstehe ich jedoch unter „geistiger Entwicklung“ die Entwicklung der Intelligenz. Nun ist dieser Zusammenhang etwas verblüffend: Haben denn Gewaltfilme und Pornos das Ziel, Intelligenz zu fördern? Eigentlich geht es ihnen wohl mehr um Emotion, Motivation.

Meiner Meinung ist es höchstens indirekt möglich, der Intelligenzentwicklung zu „schaden“, in dem eine Freizeitbeschäftigung nicht fördert. Da gibt es aber sicher viele Beschäftigungen, wie ist es zum Beispiel mit Fußballspielen? Niemand würde dem Fußball daraus einen Vorwurf machen, schließlich geht es um Geschicklichkeit und Ausdauer, um körperliche Entwicklung.

Also: Die Intelligenzvernachlässigung (nicht Schädigung) während des Konsums von Gewalt- und Pornofilmen ist kein Argument dagegen.

Dies Ausgangsaussage beinhaltet jedoch einen bewertenden Vergleich:
Gewaltfilme sind nicht so schlimm, Pornos sind allemal schlimmer!

Das Gegenteil ist eher der Fall.
Pornos verringern sexuelle Gewalt, verringern die Anzahl sexueller Delikte, sind ein Genußmittel.
Nachzulesen hier:
http://www.scireview.de/

Und wenn sie von Kindern gesehen werden?
Nicht so schlimm. Sie werden lernen, wie flexibel einsetzbar menschliche Genitalien sind. Dann wirds ihnen langweilig werden.

Tschuess, Sven.

definition
Hallo Oliver,

Dazu kann ich folgendes sagen:

Seit den 60er Jahren gab es zahlreiche Untersuchungen zum
Thema Fernsehen und Aggressivität. Zusammenfassende Analysen
dieser Studien (so genannte Meta-Analysen: Diese werten die
Ergebnisse von mehreren Studien aus; in diesem Fall von über
100) erbrachten folgende Rangliste der Fernsehinhalte, die bei
Kindern aggressive Verhaltensstörungen zur Folge haben können:

  1. Gewalthaltige Erotika (d=1,27)
  2. Cartoons / Fantasy (d=1,21)
  3. Sportkämpfe (d=0,87)
  4. Action / Abenteuer / Krimis (d=0,69)
  5. Nachrichten / Berichte (d=0,51)
  6. Western (d=0,39)

Du siehst, daß die Betrachtung von „gewalthaltigen Erotika“
weit vor der Betrachtung von „Action / Abenteuer / Krimis“
liegt.

Diese Schlussfolgerung ist richtig. Allerdings fehlt mir hier etwas: die Kategorien Erotik-Filme und Hardcore- Gewalt (Kettensägemassaker etc.).
Erotik-Filme sind meines Ermessens eine gute Vergleichsmöglichkeit für die Wirkung von Action/Abenteuer-Filmen, da bei beiden eine halbwegs sinnvolle und nachvollziehbare Rahmenhandlung gibt.
Hardcore-Gewaltfilme sind das Gegenstück zu Hardcore-Erotik. Hier steht jedesmal die Gewalt oder der ASex im Vordergrund, die Rahmenhandlung ist sehr sekundär.
Insofern ist meines Ermessens die Metastudie nicht so aussagekräftig in Bezug auf die Ausgangsfragestellung.
Man kann genausogut einen ausgewachsenen sibirischen Tundrahasen mit einem sehr jungen Wüstenfuchs vergleichen, wenn die Frage steht, ist ein Hase oder ein Fuchs schneller.

Als Erklärungsansätze für die Wirkung von medialer Gewalt
werden genannt:

  • Lernen aggressiver Techniken des Problemlösens durch mediale
    Gewalt,

bzw. fehlendes Lernen von friedlichen Problemlösetechniken durch das soziale Umfeld

  • Verstärkung aggressiver Modelle,

alternativ: Abreagieren von Aggressionen
Eine Studie zeigte die Abhängigkeit des aggressionsanzeigenden Hormons Testeron (?) von der Spieldauer: 15-20 min Spieldauer Testeron hoch, Stundenlanges spielen: Testeron niedrig .

  • Veränderung von Handlungskonsequenzerwartungen durch das
    Betrachten positiver Konsequenzen von Aggression im Fernsehen.
  • Beobachter medialer Gewalt werden desensibilisiert. Ihre
    Toleranzschwelle für Gewalt sinkt.

? Wirkung des sozialen Umfelds

  • Wiederholte Betrachtung medialer Gewalt führt zu
    physiologischer Gewöhnung bei Kindern.

schafft Tom und Jerry ab !

Tschuess Marco.

Pornos verringern sexuelle Gewalt, verringern die Anzahl
sexueller Delikte, sind ein Genußmittel.

Pornos verringern sexuelle Gewalt?
Der heimliche oder auch von Eltern geduldete Pornokonsum prägt bei Jungen das Bild des allzeit potenten Stechers und der allzeit willigen Schlampe. Und nicht nur Jungs sehen sich Pornos an - auch Mädchen. Weil sie wissen dass sie diese Filme nicht sehen dürfen wird auch nicht mit den Eltern oder einer Vertrauensperson darüber gesprochen. Was bleibt sind die Bilder im Kopf und ein fatales Rollenverständniss.

Und wenn sie von Kindern gesehen werden?
Nicht so schlimm. Sie werden lernen, wie flexibel einsetzbar
menschliche Genitalien sind. Dann wirds ihnen langweilig
werden.

Konkreter Fall: Eine 13jährige Schülerin von mir war mit einigen älteren Jugendlichen aus ihrer Clique auf einer Fete. Irgendwann
wurde dann mal ein Porno eingelegt. Ergebniss: Das Mädchen ist immer noch total geschockt, ekelt sich vor Männern und hat, trotz einer Gesprächstherapie mir einer Therapeutin bei Pro Familia große Probleme.

Ich finde, Du machst es Dir etwas einfach.

Susanne

Da schließe ich mich an.

Informationen jeglicher Art sind dazu geeignet, unser subjektives Weltbild zu verändern / beeinflussen / prägen.

Die Informationen in „Pornographischen“ und auch in „gewaltverherrlichen“ Filmen sind nicht wirklichkeitsnah - trotzdem nehmen sie Einfluss auf den Betrachter.

Natürlich gibt es psychische Schutzmechanismen, die einen vor einer Beeinflussung beschützen. Aber: versagen diese Faktoren, dann entwickelt sich eine tendenziel „kranke“ Wahrnehmung, geprägt von den Darstellungen solcher Filme. In einigen Fällen sind diese Filme auch geeignet, zu traumatisieren (siehe Beispiel meiner Vorrednerin).

In den USA ging ein junger Mann nach dem „Genuss“ von RamboII mit Pfeil und Bogen auf „Menschenjagd“. Hier haben psychische Kontrollmechanismen scheinbar versagt - auch wenn die Gefahr schon vorher latent vorhanden gewesen ist.

Psychische Konflikte können ggfs. durch überhöhten Pornogenuß entstehen - ein Mensch, der ständig „pornographische“ Schriften und Medien konsumiert, läuft in Gefahr, den Sinn für die objektive Realität zu verlieren. Stellt er dann fest, daß (ich zitiere auch hier meine Vorrednerin) „die allzeit willige Schlampe“ in der richtigen Welt nur schwer zu finden ist, kommt es im schlimmsten Fall zu sexuellem Gewaltverhalten.

Bei Gewaltfilmen ist es da nicht anders.

Beide Kategorien an Filmen können einen solchen Werdegang beeinflussen. Auch wenn psychisch gesunde Menschen eher unanfällig sind, kann es aber dennoch bei psychischen Kriesen zu Gewicht schlagen. Habe ich filmisch 100x gelernt, daß man Konflikte gewaltsam löst, dann ist diese Information als Alternative im Geiste präsent.

Konsequenzen von überhöhten Konsum von Pornographie könnten sexuelle Neurotik und sexuelle Gewalt sein.

Konsequenzen von überhöhten Konsum von Gewaltfilmen könnten körperliche Gewalt sein.

Das gerne zietierte Argument, Gewaltfilme seien harmloser als Pornographische Filme soll sehr wahrscheinlich dazu dienen, die Lobby der Fans von gewaltverherrlichen Filmen zu stärken. Mit Sicherheit handelt es sich um so etwas wie eine „düstere Legende“, ähnlich dem Argument eines Rauchers, der sich vormacht, daß Rauchen nicht so schädlich ist wie z.B. ungesunde Ernährung, Übergewicht o.ä.

Insgesamt ist solche Argumentationskette nicht schlüssig - warum soll man ein (selbst)schädigendes Verhalten damit entschuldigen, daß es Schlimmeres gibt?

Wesentlich ist doch, daß beides negative Konsequenzen nach sich ziehen kann - ich rate von der Verherrlichung / Bagatellisierung / Entschuldigung sowohl des einem (Übels) als auch des Anderem ab.

Gruß
Patrick

1 Like

Hallo Zusammen,

erst einmal vielen Dank für eure Antworten!

Ich entnehme den meisten Postings, dass Pornografie in erster Linie in Zusammenhang mit Gewaltdarstellung oder durch die realitätsfremde Darstellung von Sex problematisch ist.

Wäre die offene und detaillierte Darstellung von Sex ohne diese besagten Faktoren unproblematisch? Nehmen wir an, in der berühmten Töfperszene in „Ghost“ wäre es wirklich zur Sache gegangen. Könnte dies einen schädlichen Einfluss ausüben? Einfach dadurch, dass der Akt im Detail gezeigt wird?

Sonnige Grüße
Yasmin

Hallo Susanne!

Offenbar bist auch Du der Ansicht, daß Pornos anschauen weniger mit geistiger Entwicklung zu tun hat.
Stattdessen führst Du das Beispiel einer 13jährigen Jugendlichen an, die nach dem Konsum eines Pornos psychisch krank wurde, konkret: mit einer kaum behandelbaren Neurose reagierte. Das Beispiel hat mich bewegt, deshalb möchte ich vor allem darauf bezugnehmen.

Zunächst möchte ich einwenden, daß sich meine Aussage auf Kinder bezog, wie ja im Ausgangsposting erfragt. Ihnen ist es aufgrund der fehlenden sexuellen Reife nur begrenzt möglich, die Geschehnisse nachzuempfinden und den persönlichen Bezug zu den Darstellungen in einem Pornofilm herzustellen. Die Folge ist automatisch Langeweile, wie sie auch uns Erwachsenen nicht fremd ist, wenn uns jemand was erzählt, womit wir nichts anfangen können.
Jugendliche werden in sofern selbstverständlich anders auf Pornofilme reagieren.

Meine Aussage, daß Pornos weniger schaden, als Gewaltfilme, sie u.U. sogar positive Wirkung haben, verallgemeinere ich jedoch auch auf Jugendliche. Dein Beispiel scheint dem zu widersprechen. Darauf komme ich gleich zurück.

Vorausschicken will ich zweierlei:

  • Ich bin nicht der Auffassung, dass Pornos Sexualerziehung ersetzen können (wenngleich sie Wissen - z.B. über sexuelle Praktiken - vermitteln können), das ist gar nicht ihr Ziel.
  • Darüber hinaus bin ich sicher, dass es auch primitive oder auch abzulehnende Pornos gibt, jedoch aus konkreten Gründen im Einzelfall, nicht allein aufgrund der Tatsache, dass es sich um die ?Darstellung sexueller Schamlosigkeit? (Fremdwörterbuch) handelt.

Zum Fall der Schülerin:
Ekel ist ein sehr tiefes, heftiges und besonders hartnäckiges Gefühl. Nichtsdestotrotz ist Ekel nicht angeboren, sondern ausschließlich anerzogen. Oft ist uns das allerdings nicht bewußt, weil Ekelgefühle meist in frühester Kindheit anerzogen werden (z.B. Ekel vor unseren Ausscheidungen).
Einerseits besteht daher also prinzipiell die Möglichkeit einer Verhaltenstherapie für die Schülerin, um ihr ?erlerntes Fehlverhalten? (= Neurose) gegenüber Männern zu behandeln. Andererseits läßt sich schließen, daß dieser Prozeß langwierig wird.

Welche Rolle spielt nun der gesehene Pornofilm bei der Krankheit?
Wie erlernt man eigentlich Ekel?

Ein Autor erzählte, wie sein Junge im Nebenraum auf einmal so ruhig geworden war. Beim neugierigen Nachschaun stellte man fest, dass der Kleine selig vor seinem Nachttopf saß und ?vesperte?. Sicherlich schütteln jetzt sich die meisten von uns bei der Vorstellung.
Wie werden wohl die Eltern bei diesem Anblick reagiert haben? Wahrscheinlich werden sie ?eklige? Gesichter aufgesetzt haben, etwas von ?Pfui ba ba? gerufen und die Situation schleunigst beseitigt haben.
?Spiel nicht an deinem Glied!?, ?Mach die Tür zu, wenn du auf Toilette bist!? sind sicher weit verbreitete Sätze, die unsere Ausscheidungen und Ausscheidungsorgane tabuisieren, bis hin zum Verdecken letzterer wenn man bei 30 Grad im Schatten zum Baden ist (= Hauptfunktion von Badekleidung, oder?).

Ich bin mir ziemlich sicher

  • daß in der Familie sehr auf Reinlichkeit geachtet wurde,
  • daß es die Eltern vermieden, sich in Gegenwart der Tochter zu umarmen und zu küssen,
  • daß das Mädchen noch nie am FKK-Strand war,
  • daß es zu Hause kaum mal die Eltern nackt gesehen hat,
  • daß seine sexuelle Aufklärung nicht von den Eltern durchgeführt wurde,
  • daß diese aber durch bestimmte bedrohliche Formulierungen versucht haben, es vor zu frühem Geschlechtsverkehr zu bewahren.

Das Mädchen konnte also nicht lernen, daß unsere Geschlechtsorgane nicht nur für lästige Ausscheidungen sondern auch für sehr lustvolle ?Dinge? gedacht sind. Möglicherweise ist ihr sogar zusätzlich (und vorsätzlich) die Lust am Geschlechtsverkehr verleidet worden (aus ?Sicherheitsgründen?).

Das alles hat sich vor dem Betrachten des Films abgespielt.
Und nun sieht sie im Film den exzessiven Gebrauch solch abscheulicher Körperteile und gar dieser weißlichen Ausscheidungen.
Daß dies einen Schock auslöst, kann ich mir vorstellen!

Aber wohlgemerkt: auslöst! Nicht verursacht!
Ich bin mir ganz sicher, dass im Film kein Ekel gezeigt wurde! Das Mädchen kann also nicht aus dem Film gelernt haben, dass so etwas eklig ist!
Die Voraussetzungen für den Ekel wurden vorher gelegt.
Schwacher Trost. Jetzt sind die Probleme da.
Eigentlich müsste das Mädchen in seinem Alter Beziehungen zu Jungen anknüpfen, stattdessen ekelt es sich vor Männern. Und ich bin mir ziemlich sicher, daß es sich zur andern Hälfte auch vor sich selbst ekelt. Was für abscheuliche Dinge würde es tun, wenn es eine Beziehung zu einem Jungen einginge! Würde es gar dessen Glied in den Mund nehmen?

Wäre es bloß nicht zu der verfluchten Fete gekommen!
… Dann wäre das unglückliche Mädchen wahrscheinlich in der Hochzeitsnacht entsetzt davongerannt. Nein, ich will damit sagen, dass es wegen der erzieherischen Voraussetzungen wahrscheinlich auch ohne diesen Videofilm ?Probleme mit Männern? gegeben hätte. Etwas verblüffend für mich ist z.B., dass das Verhalten der Männer im Film so absolut auf das Leben und alle Männer verallgemeinert wird. Offenbar hat das Mädchen keinerlei Erfahrungen mit Verhaltensmustern zwischen Männern und Frauen aus der Realität entgegenzusetzen.

Fazit:
In diesem konkreten Fall hat die Kombination der schamhaften Sexualerziehung mit dem ganzen Gegenteil der ?schamlosen Sexualdarstellung? zur Tragik geführt. Dies ist allerdings ein Einzelfall. Ich bin nicht dafür, Pornos allgemein zu verteufeln.
Eigentlich aber ist mir viel wichtiger, die oftmals versteckte Tabuisierung und Verteufelung von Sexualität im Allgemeinen aufzugeben. Diese verdeckte Verteufelung steckt zum Beispiel in dem Vorwurf schlechter Rollenverhältnisse im Pornofilm. Den Vorwurf verwerflicher Rollenzuordnung kann man u.a. amerikanischen Spielfilmern aus den 60ern oder auch der Fernsehreklame machen. Dennoch hört man kaum Stimmen, die den Konsum beider für Kinder verbieten wollen. Offenbar sind es nicht altertümliche Rollenverhältnisse, die man vor Kindern verbergen will.

Das Posting ist schon recht lang, daher belasse ich?s hierbei.

Tschuess, Sven.

Pornographie ist kein Hollywoodfilm

Zunächst möchte ich einwenden, daß sich meine Aussage auf
Kinder bezog, wie ja im Ausgangsposting erfragt. Ihnen ist es
aufgrund der fehlenden sexuellen Reife nur begrenzt möglich,
die Geschehnisse nachzuempfinden und den persönlichen Bezug zu
den Darstellungen in einem Pornofilm herzustellen. Die Folge
ist automatisch Langeweile, wie sie auch uns Erwachsenen nicht
fremd ist, wenn uns jemand was erzählt, womit wir nichts

gut - damit bin ich einverstanden

Ich bin mir ziemlich sicher

  • daß in der Familie sehr auf Reinlichkeit geachtet wurde,
  • daß es die Eltern vermieden, sich in Gegenwart der Tochter
    zu umarmen und zu küssen,
  • daß das Mädchen noch nie am FKK-Strand war,
  • daß es zu Hause kaum mal die Eltern nackt gesehen hat,
  • daß seine sexuelle Aufklärung nicht von den Eltern
    durchgeführt wurde,
  • daß diese aber durch bestimmte bedrohliche Formulierungen
    versucht haben, es vor zu frühem Geschlechtsverkehr zu
    bewahren.

Das ist eine unzulässige Schlussfolgerung.
Du kennst das Mächen nicht, Du kennst die Umstände nicht und schliesst ganz pauschal mal aus der Reaktion des Mädchens darauf ,dass sie „spiessig“ erzogen wurde.

… Dann wäre das unglückliche Mädchen wahrscheinlich in der
Hochzeitsnacht entsetzt davongerannt.

Also das ist wirklich eine derart lächerliche Klischevorstellung, dass ich gar nicht mehr darauf eingehen möchte.

Etwas verblüffend für mich ist z.B.,

dass das Verhalten der Männer im Film so absolut auf das Leben
und alle Männer verallgemeinert wird. Offenbar hat das Mädchen
keinerlei Erfahrungen mit Verhaltensmustern zwischen Männern
und Frauen aus der Realität entgegenzusetzen.

Der Film zeigt doch „echte“ Männer und keine Comicfiguren?
Die Vorgänge im Film sind auch „echt“
warum soll sie also nicht darauf schließen, dass sie auch in so eine Situation kommen kann?

Diese verdeckte Verteufelung steckt zum Beispiel

in dem Vorwurf schlechter Rollenverhältnisse im Pornofilm. Den
Vorwurf verwerflicher Rollenzuordnung kann man u.a.
amerikanischen Spielfilmern aus den 60ern oder auch der
Fernsehreklame machen. Dennoch hört man kaum Stimmen, die den
Konsum beider für Kinder verbieten wollen. Offenbar sind es
nicht altertümliche Rollenverhältnisse, die man vor Kindern
verbergen will.

Nach mehrmaligem Lesen Deines Postings habe ich den Eindruck dass Du Pornos halt einfach gut findest, wahrscheinlich auch selber konsumierst und darum natürlich auch ein paar Argumente parat hast, dass „das alles nicht so schlecht ist“.

Es gibt stabile und verletzliche Kinderseelen. Sie können auch nicht „repariert“ oder angepasst werden. In der Pubertät erlittene Traumen, die das eigene Rollenverständnis betreffen, sind meiner Ansicht nach nur in Ausnahmefällen wieder gutzumachen. Und es sind nicht nur die Eltern die die Kinder traumatisieren - es ist auch die Spassgesellschaft. Das Motto: „Schwimm mit oder geh unter“ ist eine traurige Realität.

susanne

1 Like

Hallo Zusammen,

Ich entnehme den meisten Postings, dass Pornografie in erster
Linie in Zusammenhang mit Gewaltdarstellung oder durch die
realitätsfremde Darstellung von Sex problematisch ist.

Ja. Kann man so sagen.

Wäre die offene und detaillierte Darstellung von Sex ohne
diese besagten Faktoren unproblematisch?

Soweit ich es einschätze, ist es rechtlich problematisch, d.h. verboten, Kindern so etwas zugänglich zu machen.

Im Rahmen von Sexualerziehung plädiere ich eindeutig für solche Beiträge und halte sie erzieherisch nicht für problematisch (von seltenen Ausnahmen abgesehen).

Tschuess, Sven.