Lernen und Denken

Hallo zusammen

Ich habe einiges Material über Lernen (Tips und Strategien) und Denken (primär die kognitiven Aspekte) gesammelt. Gerne nehme ich weitere Links (E/D) oder Hinweise auf Standardwerke entgegen.

Besten Dank.
Freundliche Grüsse Peter :wink:

falls dich auch die geisteswissenschaftliche sicht interessiert, fand ich „die philosophie der freiheit“ von. rudolf steiner ganz interessant

Danke - Grüsse Peter
o.T.

ist noch einer meiner favourite’s

Romana

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Hallo Peter,

ich bin nicht ganz sicher: suchst Du Literatur zu Lerntechniken oder interessiert Dich, wie Merken/Lernen/Vergessen nach neuen Erkenntnissen zustandekommt?

Ich kann Dir ja einmal ein paar Überlegungen schreiben, vielleicht ist was dabei, damit Du gezielt unter neuen Stichworten weiter suchen kannst. Es ist eine Antwort in unserer Fragen-Ecke:

Geschrieben von / Written by L. am / at 19 June 2000 17:47:58:

Hallo, Ich habe in privates Thema, bitte aber um eine allgemeine Antwort: Eine Verwandte von mir weiß seit einiger Zeit nicht mehr, was sie vor 2 Minuten gewollt hat und beschuldigt mich dann, sie an der Nase rum zu führen.
Ein Schlaganfall ist ausgeschlossen, sonst ist sie gesund. Ist das was Organisches, trotzdem oder eifach psychiosch? Die Tante ist 65.
Danke.
L.

Hallo Frau L.,

Ihre Verwandte (Tante) macht Ihnen durch unangepasstes Verhalten Sorgen. Da sie erst 65 ist, können wir nicht automatisch von einer altersabhängigen Demenz reden. Sie haben auch erwähnt, dass offenbar ein Insult ausgeschlossen wurde. Wenn ein Facharzt eingeschaltet ist, können Sie auch zu dritt gemeinsam beraten, welche Untersuchungen vielleicht noch sinnvoll wären. Es kann sich um eine Mikroblutung handeln, die oft nur ein kleines Areal betrifft und für unwesentlich gehalten wurde. Sollte das Phänomen also plötzlich aufgetreten sein und sich nicht spontan zurückbilden, ist ein CT anzufertigen, wobei in Schichten mit bildgebenden Verfahren das Gehirn genau dargestellt werden kann. Mit Isotopentechnik kann sogar die lokale Aktivität von Gehirnarealen dargestellt werden.

Auch Test-Serien, die verschiedene Teilleistungen des Gehirns abrufen und beurteilen lassen, können die Ursache eingrenzen und eine Therapie finden helfen.

Worauf ich hinaus will: der von Ihnen angefragte Lern- Vergessens-Prozess hat viel mit der Anatomie des Gehirns zu tun. Bei Störungen kann eine recht genaue Ursachenforschung betrieben und durch gezieltes Training auch manchmal Abhilfe geschffen werden.

Nun zu der erbetenen theoretischen Darstellung:

Lernen und Vergessen: Was geschieht im Gehirn?

Diese Anfrage kann an der Stelle nur in Andeutungen beantwortet werden, so reicht das Gebiet von der Gehirn-Morphologie (dem Aufbau aus Schichten, Zentren und Bahnen) über die Neurophysiologie bis hin zur Diagnostik von Veränderungen im Zuge von Erkrankungen, also Neurologie und Psychiatrie.

Im allgemeinen können wir davon ausgehen, dass es vier Arten von Gedächtnis gibt, die wieder in „biografisches“ – eher emotional gefärbtes -und „faktisches“ – eher nicht emotionales - Gedächtnis gegliedert werden können. Oder, in einer anderen Betrachtungsweise, als Kurz-, Mittel- und Langzeitgedächtnis gestuft wird.

Was geschieht also: Sinnesorgane liefern bestimmte Erregungsmuster, die zunächst einmal codiert, also in elektrochemische Impulse zur weiteren Verarbeitung umgewandelt „übersetzt“ werden. Diese Impulsmuster stehen allen Gehirnzentren vernetzt zur Verfügung, nachdem sie eine Art „Flaschenhals“, das „limbische System“ passiert haben. Dieses System ist dem Geruchs-Zentrum benachbart und befindet sich im entwicklungsgeschichtlich alten Teil des Gehirns in zentraler Lage und umfasst die großen „Kerne“ wie Hypothalamus und Corpora Amygdaloideae (Mandelkerne).

Innerhalb des limbischen Systems befinden sich zwei sogenannte Schaltkreise:

  1. der Pepez’sche Schaltkreis – hier können ankommende Informationen kreisen und sich mit anderen, z.B. auch absteigend aus Arealen der Grußhirnrinde eingespeisten Informationen vernetzen. Hier finden wichtige Assoziationen statt.

  2. der basolaterale limbische Schaltkreis – hier findet die emotionale Bewertung (persönliche Färbung) von Informationen statt. Einbezogen sind die Mandelkerne.

Schäden in dieser Region führen zu einem Verlust emotional gefärbter Bewusstseinsanteile, Informationen können detailgetreu wiedergegeben werden, es fehlen aber solche Informationen, die durch emotionale Bewertung „persönlich“ werden (biografisches Gedächtnis, Differenzierung von „wichtig“ und „unwichtig“).

Wir lernen also am besten, was uns interessiert, worin wir uns selbst wieder finden (Übersetzung des lateinischen inter-esse: darin sein).

Die Informationen werden in unterschiedlichen Arealen (z.B. optisch, akustisch, olfaktorisch) der Großhirn-Rinde als „Engramme“ abgelegt und bilden einen Teil des Langzeitgedächtnis“.

Wir können nicht mehr erinnern (Amnesie), wenn der Transport, die Vernetzung oder die Speicherung der Informationen versagt. Was und wie der Amnesie zum Opfer fällt, liegt an der Art der geschädigten Regionen.

Amnesie ist daher eine Störung des Vernetzungs-, Bewertungs-, Speicher- oder Abruf-Vorgangs.

Vergessen selbst ist ein aktiver Prozess, der dazu beiträgt, „Speicherplatz“ für „wichtige“ Informationen frei zu bekommen.

Abgerufen werden Informationen nach Aktivieren eigener Trigger-Zentren (Auslöse-Areale).

Diese liegen

für das „biografische“ Wissen
in der Regel in der rechten vorderen Schläfenlappenspitze,

für das „allgemeine“, nicht mit der Person gekoppelte Wissen eher
in der linken vorderen Schläfenlappenspitze

und sind durch eine eigene Bahn mit dem Frontallappen verbunden. Wer also bei intensivem Nachdenken seinen Stirnbereich berührt, weist mit den Fingerkuppen auf die entsprechenden Stellen, worunter seine Erinnerung ausgelöst werden soll. Eine Steigerung der Durchblutung kann zu einer Verbesserung der Funktionen in diesen Arealen führen.

Auch das Methodenkonglomerat, genannt NLP, hat sich einiges aus diesen Koppelungen zu Nutze gemacht und beobachtet Augen-Richtungsbewegungen, um auf die Art rekapitulierter Inhalte rückschließen zu können. Daraus werden Methoden abgeleitet, wie andere Personen beeinflussbar gemacht und (möglicherweise auf eigenen Wunsch) zum „Funktionieren“ gebracht werden können.

Lernen ist ein sehr komplexer Vorgang, der zu einem guten Teil mit der emotionalen Bewertung ankommender Inhalte gekoppelt ist. Störungen im Lern-, Merk- und Wiedergabeverhalten sollten daher ernst genommen und auf den Verdacht einer hirnorganischen Störung hin untersucht werden. Kleinräumige traumatische Prozesse oder Tumoren, aber auch fokale Infarkte oder Blutungen können die genannten zentralen Schaltkreise stören, bis hin zum Gedächtnis- und Persönlichkeitsverlust.

Im Hinblick auf die Arbeitswelt sollte im Personalmanagement Strategien entwickelt werden, Fehlerquoten und verdeckte oder offene Ausfallserscheinungen im Staff rasch aufzuspüren und einer entsprechenden Diagnostik zuzuführen.

Ein Beispiel:

Ein Neurochirurg, dessen Kurzzeitgedächtnis so sehr beeinträchtigt ist, dass er darüber wegen dieser Behinderung nicht selbst Bescheid weiß, kann zur Gefahr für Team, Patient und Anstalt werden, da er selbst seine Gedächtnisfunktionen für normal hält und Ausfälle nicht von sich aus bemerkt.

Eine Tante, die nach wenigen Minuten nicht mehr weiss, was sie von ihrer Nichte wollte, und dann irritiert reagiert, sobald sie das (Nicht?) Bestellte bekommt, fällt unter diese Kategorie. Hier sind genaue Untersuchungen angebracht.

Weitere Infos und Diskussion gerne auf Anfrage.

Alles Gute!

Hallo zusammen

Ein sehr interessanter Artikel. Meine Frage zielte nach beidem; Lerntipps und Strategien, wie auch die Grundlagen nach heutigem Verständnis.

Grüsse Peter

Danke…
Hallo Romana

Ein Klassiker…
Grüsse Peter

Hallo Romana

Ein Klassiker…
Grüsse Peter

Hi Peter,

der Name des schweizer Autors, ein Lehrer, fällt mir gerade nicht ein, doch das Buch „Dummheit ist lernbar“ fand ich auch sehr beeindruckend. Letztendlich geht es darum, daß wer nicht die gemäße Förderung erfährt, sich eben auch nicht entsprechend entwickeln kann.

Romana

Hallo Romana

Der Titel hört sich bekannt an, jedoch kenne ich das Buch nicht.
Die von Dir zitierte Aussage entspricht ja der von Frederic Vester:
Da wir in der Schule nur über eine Lernkanal (hören) gefüttert werden, sind die welche damit wenig anfangen können, benachteiligt…

Nochmals besten Dank und „Carpe Diem“ - Peter

Hi Peter,

in dem Buch „Dummheit ist lernbar“, das ich auch schon vor ein paar Jährchen :smile: gelesen habe, geht es um die Auswirkungen von mangelnder Förderung der Kinder, z.B. wenn intelligente Kinder in Familien aufwachsen, bei denen der Sprachschatz sehr reduziert ist, z.B. „Bier holen“. Welche Auswirkungen haben häufiger Schulwechsel auf die Integration und das Lernen der Kids? Wie gehen Kinder, die häufig umziehen mußten, aus sozial oder etnwicklungsmäßig schlechter gestellten Familien mit Frustrationen um? Man könnte auch schreiben: wie lasse ich am besten die Talente der Kids verkümmern? Darum geht es in dem Buch, was an mangelnder Entwicklung gegeben ist, fehlen soziale Integration, die Ausdrucksmöglichkeiten für Aggressionen, emotionale und geistige Nahrung…

Läßt Du uns dann mal in Deine gesammelten Werke blicken? Neugier on :smile:

Romana

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*Schamesröteundschlucken*
Hallo Romana

Der Einblick in meine Fragmente dieses Gebietes wird über das Netz online sein. Es ist Teil eines Versuches der Bewustwerdung meines Wissens und Verständnisses dieser Welt und meines Lebens…

Wie es so schwammige und grosse Projekte nunmal an sich haben, wird es sich noch einige Zeit dauern… *hüstelhüstel*

Vielen Dank für das Interesse - Grüsse Peter

Hi Peter,

„In der Ruhe liegt die Kraft“ und „carpe diem“.

Wenn es Dir eine Herzensangelegenheit ist, wird es schon werden und dann spielt früher oder später auch nicht die tragende Rolle. Dinge brauchen Zeit zum Reifen und es soll ja was Gescheites sein, ned wohr?!

In diesem Sinne,
Romana

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