Psychisch Krank?

Guten Tag.

Mein älterer Bruder (ich bin 26, er 29; sind also zusammen aufgewachsen)
gibt mir in letzter Zeit immer mehr Grund zur Besorgnis.

Er war zwar noch nie eine Frohnatur (liegt aber in der Familie^^) aber was in den letzten Monaten abgeht erschreckt mich langsam wirklich und kann keineswegs mehr als „normal“ gelten.

Seid seiner Arbeitslosigkeit hat er sich in seiner Wohnung verkrochen und kommt nur noch ungern raus. Eine Freundin hatt er seit 4 Jahren nicht mehr; seine letzten Freunde haben sich (meines Wissens) vor über einem Jahr abgewendet.

Neben meiner Eltern bin ich der einzige der noch zu ihm hällt, ihn anruft, oder bei ihm vorbeischaut.

Dabei fällt mir folgendes Verhalten auf:

Mal komplette Niedergeschlagenheit (teils Tränen in den Augen, reden das er nichts wert sei);
dann (bisher eher selten) gewaltsame Wutausbrüche.

Zum Glück nicht gegen andere. Er hat aber im Laufe der letzten Wochen seine Wohnung beschädigt.
Es find an mit zerbrochenen Gläsern und ging dann weiter über eine beschädigte Tür und anderes.

Wirklich geschockt war ich aber bei meinem heutigen Besuch.
Zuerst wollte er mir die Tür gar nicht öffnen.
Als ich aber nicht locker ließ und er mir öffnete war ich geschockt.

Sein Gesicht sah ziemlich ramponiert aus.
Auf mein Bohren hin stellte sich raus, das er sich selbst mehrfach geschlagen hat im Zorn weil er „sich hasst“

Leider glaube ich das es wirklich so gewesen ist, da er sowieso die Wohnung nicht verlässt und im Mietshaus auch niemand wohnt der dafür in Frage käme.

Was ist hier zu tun?

Ist er wirklich Krank?

Sollte man hier über eine Zwangseinweisung nachdenken?

Meine Mutter befürchtet das es nur noch eine Frage der Zeit ist bis er sich was schlimmeres antut.

Guten Tag, wenn möglich.

Ja, kann eine Krankheit sein, Depression oder Psychose oder etwas anderes. Am besten einen Arzt für ihn aufsuchen, der Arzt wird beraten und entscheiden können.

Für die Familie: Sich auf eine schwierige Zeit vorbereiten, die doch gut enden kann.

Hi Kaldo!

Was ist hier zu tun?

Ist er wirklich Krank?

Eine langfristige Arbeitslosigkeit ist eine sehr starke Belastung für jeden Menschen; für deinen Bruder vielleicht mehr als für andere, wenn er von natur aus eher pessimistisch oder traurig veranlagt ist.

Bei ihm hat sich mit Sicherheit eine Depression entwickelt, das Rückzugsverhalten und die Niedergeschlagenheit sind typische Anzeichen. Dass Aggression und v.a. Autoaggression hinzukommen ist imhO eine dramatisch Entwicklung und bedeutet, dass er dringend Hilfe benötigt!!

Sollte man hier über eine Zwangseinweisung nachdenken?

Nehmt ihm nicht noch sein letztes bisschen Würde! Keinen Job und keine Freunde mehr zu haben ist schlimm genug, aber seiner Selbstbestimmung enthoben zu werden wäre jetzt fatal.

Redet mit ihm, überzeugt ihn, sich therapeutische Hilfe zu suchen (am besten sicher stationär) und steht ihm rückhaltlos zur Seite!

Meine Mutter befürchtet das es nur noch eine Frage der Zeit
ist bis er sich was schlimmeres antut.

Das halte ich allerdings auch nicht für abwegig.

Haltet doch selbst einmal Rücksprache mit einem Arzt, was er in dieser Situation raten würde. Bevor er sich etwas antut ist natürlich eine Zwangseinweisung richtig, aber sie sollte die letzte Maßnahme sein, nicht die erste.

Ich wünsche euch von Herzen alles Gute!!!

LiebeGrüßeChrisTine

hi,

ja: er ist behandlungsbedürftig krank, mindestens eine depression, vielleicht mit psychotischen symptomen. die annahme der mutter, das suizidgefahr besteht, ist berechtigt. deine annahme, dass man ihm ärztlich/therapeutisch helfen muss, auch.

schnell zum arzt, dem man vertraut, der kennt die möglichkeiten stationärer aufnahme in der gegend. ich rate, den arzt offen auf eine klinik mit gutem ruf anzusprechen und dann lieber weite anfahrten (auch 100 oder 200km) in kauf zu nehmen, als sich „um die ecke“ aufnehmen zu lassen.

Danke für die Antworten.

Meine Eltern werden das ganze zunächst einmal mit unserem Hausarzt besprechen.

Leider wird es dem Hausarzt wohl nicht so einfach fallen die Situation einzuschätzen da sich mein Bruder strikt weigert mit zu dem Termin zu gehen und uns an Verräter bezeichnet die ihn in die „Klappse“ stecken wollen:frowning:

Das ist typisch. Der Kranke leidet, aber die Krankheit sitzt in seiner Fähigkeit, die Wirklichkeit emotional, intellektuell oder wahrnehmungsmässig adekvat aufzufassen. Er lebt sozusagen in einer anderen Wirklichkeit, jedenfalls teilweise, hat vielleicht Halluzinationen, hört Stimmen, die ihn vielleicht bedrohen, oder vieles andere. Für ihn ist dies wirklich, und er betrachtet sich nicht als einen Kranken.