PTBS und schwangerschaft?

moinsen leute,
ich (23, w) leide an einer PTBS (=posttraumatische belastungsstörung) befinde mich aber noch nicht in behandlung, habe einen sohn (fast 2) und studiere noch „nebenbei“ auf vollzeit… trotzdem verspüre ich momentan das dringende bedürfniss demnächst schwanger zu werden. mein mann macht sich aber sorgen daß ich mich total übernehme und möglicherweise in einer psychose oder anderes gleite…
wie viel ist wahr daran und was würdet ihr mir empfehlen??
lg magali

Hallo,

vorab: Die Entscheidung, ein Kind zu bekommen oder nicht, liegt immer bei den Eltern in spe. Bitte betrachte das Folgende als Denkanstoß, nicht als Verhaltensvorgabe.

Wie stark belastet die Störung denn dein tägliches Leben? Es gibt unendlich viele Erscheinungsformen und Ausprägungen einer PTBS, die allesamt unterschiedliche Auswirkungen auf das aktuelle Leben haben.

Wenn du in deiner Lebensführung nicht eingeschränkt bist und deine Stimmungen im Griff hast, würde ich persönlich keine großartigen Hinderungsgründe sehen. Wenn das nicht der Fall ist schon. Kinder bringen schon Menschen mit stabiler Psyche in Ausnahmesituationen, die einem einiges an Belastbarkeit und Souveränität abverlangen. In meinen Augen ist es nicht so dramatisch, ab und zu mal an seine Grenzen gebracht zu werden und dann auch mal falsch zu reagieren.

Das muss aber die Ausnahme bleiben. Für Kinder - ganz besonders für Säuglinge und Kleinkinder - ist emotionale Sicherheit und Stabilität entscheidend wichtig für die Entwicklung. Fehlen diese, sind meist bleibende Störungen die Folge.

Wenn du dir das zutraust - okay. Mir würde aber z.B. das Veto des Vaters in spe zu denken geben. Er kennt dich und eure Lebensumstände, und wenn er Bedenken hat, würde ich diese ernst nehmen.

Ich habe bei vielen Frauen mit psychischen Problemen erlebt, dass sie immer wieder Babys haben wollten. Und das, obwohl sie mit den vorhandenen Kindern bereits stark überfordert und ihre Lebensumstände alles andere als gefestigt waren. Ich kann in keinster Weise beurteilen, wie das bei dir aussieht, aber vielleicht wäre es eine gute Idee, den Kinderwunsch mal nach seiner Funktion für dich zu hinterfragen?

Häufig stecken eigene unerfüllte Wünsche und Sehnsüchte hinter dem Kinderwunsch, die man quasi stellvertretend durch die eigenen Kinder doch noch erfüllt haben möchte. Damit werden Kinder aber instrumentalisiert. Sie dienen dazu, etwas gutzumachen, was einem selbst in früherer Zeit versagt geblieben ist. Da das aber nicht funktioniert, soll ein neues Baby (und ein weiteres…) helfen, das Loch in der eigenen Seele auszufüllen.

Noch einmal: Ich spreche hier NICHT von dir, sondern von Frauen und Situationen, mit denen ich Erfahrungen gesammelt habe. Und natürlich gibt es 1001 andere Gründe und Motivationen, Kinder bekommen zu wollen. Ob davon etwas auf dich passt oder nicht, kannst nur du entscheiden.

Vielleicht ist es auch viel simpler, und du sehnst dich bei dem Stress der derzeitigen Mehrfachbelastung einfach nach der Ruhe einer neuen Schwangerschaft und einer Auszeit durch die Geburt? Immerhin hättest du damit eine Legitimation, „nur“ Mutter sein zu dürfen und das Studium zumindest für ein Weilchen außen vor zu lassen. Aber auch das ist reine Spekulation meinerseits.

Schöne Grüße,
Jule

Hallo Schmagali,
hmmm, schon, dass du fragst könnte heißen, dass du dir selbst nicht so sicher bist. Schön ist, dass dein Mann sich anscheinend Sorgen um dich macht.

Es kann sein, dass manche Frauen eine Schwangerschaft attraktiv finden, weil sie ablenkt. Die Hormonumstellung wirkt bei vielen Stimmungsaufhellend. Es gibt etwas, auf das man sich freuen kann, planen, die Gefühle und Gedanken konzentrieren sich auf den Nachwuchs.

Du hast schon ein Kind, weißt also was dich nach der Geburt erwartet - da fängt es ja erst richtig an.

Da du noch jung bist und dein erstes Kind auch erst zwei, könntest du dir überlegen, ob du vor deiner nächsten Schwangerschaft eine Zeit für dich einplanst und versuchst deine Probleme zu lösen. Wäre vielleicht auch dem neuen Kind fair gegenüber?
Erfolg …lux

Weihnachtsmann und Drillingsgeburt
Moin
Schwangerschaft hat mit PTBS soviel zu tun wie der Weihnachtsmann mit einer Drillingsgeburt, roughly spoken.
Die Diagnose PTBS ist z.Zt. dermaßen inflationär, dagegen sind der Dollar und das Schleudertrauma Ewigkeitskonstanten.
Versteh mich richtig - Wenn du im Kosocvo-Krieg als 6 Monate alter Säugling 3 Tage verschüttet neben den Leichen deiner Eltern eingeklemmt gelegen hättestr, würde ich dir sofort die Diagnose PTBS zugestehen.
Wenn!
Gruß,
Branden

ich wurde vergewaltigt und hatte eine traumatische geburt (es wurde beinahe ein notkaiserschnitt mit einem blauen kind, konnte davor 3 tage lang nicht schlafen)… reicht dir das aus…?? vielen dank für die liebe antwort, hätte man(n) auch ein wenig netter sagen können… :s :smile:lg

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Klingt für mich so, als ob du die Schwangerschaft als Vehikel nutzen möchtest, um dich nicht mit anderen, und zwar wesentlich dringenderen Problemen (Abschluss des Studiums, Partnerschaft, Kleinkind) beschäftigen zu müssen.

ich wurde vergewaltigt und hatte eine traumatische geburt (es
wurde beinahe ein notkaiserschnitt mit einem blauen kind,
konnte davor 3 tage lang nicht schlafen)… reicht dir das
aus…??

Es sind weitere Gründe neben deinem „zarten“ Alter (du hast noch viel Zeit), deiner Mutterrolle, deinem Vollzeitstudium, deinem Mann

deinem dringenden Bedürfnis nicht nachzugeben.

Grüße
Tommy

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viiiiiiiiiiiiielen dank wegen der fleißigen antworten… :smile:

also, damit ihr alle bescheid wisst, ja ich bin noch vollzeit studentin, aber mein plan war es das FALLS ich demnächst schwanger werden sollte (wo noch überhaupt keine entscheidung gefallen ist) würde ich noch diesen WS durchziehen, wenn alles gut läuft auch noch den kommenden SS10… DANN würde ich fürs WS10/11 ausfallen und erst ab dem SS11 wieder anfangen… das war so grob mein gedanke/plan

bei der ersten schwangerschaft fühlte ich mich pudelwohl und strahlte (fast die ganze zeit)… der ganze stress kam hinterher… mit der geburt, mit dem übergewicht, mit dem „druck“ (ungewollt) meines mannes und meiner mutter dier meinte daß stillen das beste sei… ich weiß daß ich diesmal mich nicht mehr so verrückt machen werde: ich werde die sachen entscheiden wo ICH meine daß sie wichtig und vor allem richtig sind
mein mann ist krankenpfleger und sieht in manchen blähungsbäuche einen blinddarm entlarven :wink: von daher, ich finde es auch rührend daß er sich so um mich kümmert aber er übertreibt gewaltig in mancher hinsicht… deswegen: sind seine sorgen berechtigt oder nicht??

es ist auch wahr, daß mir jetzt schon an manchen tagen alles überm kopf wächst… im badezimmer wartet die wäsche und in der küche der abwasch… aber bei wem ist es manchmal nicht so??

ehrlich gesagt, weiß ich auch nicht das das beste für mich jetzt ist… ja, ich bin erst 23, fühle mich aber wie „reifer“ mein mann ist auch mit seinen 35 nicht mehr der jüngste… und ob nun ein kind oder 2, würde es wirklich so einen unterschied machen???

es ist auch wahr daß meine mutter und ich nicht das beste verhältniss hatten und es wurde auch durch lange reisen und auszug auch nicht besser…

ich bin überfragt!!

Hallo,

ich bin überfragt!!

Wenn du jetzt nicht klar „ja“ sagen kannst, dann erlaube dir doch, darauf zu vertrauen, dass sich schon alles finden wird.

Schöne Grüße,
Jule

":Wie stark belastet die Störung denn dein tägliches Leben? Es

gibt unendlich viele Erscheinungsformen und Ausprägungen einer
PTBS, die allesamt unterschiedliche Auswirkungen auf das
aktuelle Leben haben."

-> ich habe phasenweise ein-und durch- schlafprobleme und manchmal auch heftige albträume(von verfolgung bishin zu mord)… hinzu kommt daß wir in einer gegend wohnen wo ich mich nicht wirklich sicher fühle (jedes 2. kind trägt den namen „keffin“ oder „schakkeline“ wen ihr versteht was ich meine)ich hatte einmal eine ziemlich heftige krise, ich meine die war im märz(?)… da waren wir auf rückweg von meinen schwiegereltern… es war in der letzten zeit sehr viel passiert: heftiger streit mit abbruch des kontaktes zu meiner mutter, verkauf unseres geliebten autos, unser sohn war 3 wochen im kh wegen eines unfalls, gerade eine prüfungsphase durch… wie gesagt, wir saßen da im auto und da kam mir der komische gedanke „was wäre wenn ich jetzt die tür mitten auf der autobahn öffnen würde??“ es war wirklich nur so ein blitz-gedanke, ich weiß ganz genau ich würde mir allein schon wegen meiner beiden schätzchen nichts antun! ich habe mich dermaßen erschrocken, daß ich in tränen ausgebrochen bin und ab da auch die krise abgeebt war… seitdem bin ich relativ stabil *stolz*

"Das muss aber die Ausnahme bleiben. Für Kinder - ganz

besonders für Säuglinge und Kleinkinder - ist emotionale
Sicherheit und Stabilität entscheidend wichtig für die
Entwicklung. Fehlen diese, sind meist bleibende Störungen die
Folge."

-> das ist mir klar! :smile:

„Wenn du dir das zutraust - okay. Mir würde aber z.B. das Veto
des Vaters in spe zu denken geben. Er kennt dich und eure
Lebensumstände, und wenn er Bedenken hat, würde ich diese
ernst nehmen“.

-> mein mann ist krankenpfleger und übertreibt auch mal gerne :wink:

":Häufig stecken eigene unerfüllte Wünsche und Sehnsüchte hinter

dem Kinderwunsch, die man quasi stellvertretend durch die
eigenen Kinder doch noch erfüllt haben möchte. Damit werden
Kinder aber instrumentalisiert. Sie dienen dazu, etwas
gutzumachen, was einem selbst in früherer Zeit versagt
geblieben ist. Da das aber nicht funktioniert, soll ein neues
Baby (und ein weiteres…) helfen, das Loch in der eigenen
Seele auszufüllen."

-> meine mutter und ich hatten nie ein gutes verhältniss zueinander… trotz auszug und lange reise im ausland, irgendwie konnte sie auch nicht loslassen… sie hatte auch ein leichten hang dazu… :s

":Vielleicht ist es auch viel simpler, und du sehnst dich bei

dem Stress der derzeitigen Mehrfachbelastung einfach nach der
Ruhe einer neuen Schwangerschaft und einer Auszeit durch die
Geburt? Immerhin hättest du damit eine Legitimation, „nur“
Mutter sein zu dürfen und das Studium zumindest für ein
Weilchen außen vor zu lassen. Aber auch das ist reine
Spekulation meinerseits."

-> ooooooooooooooooooooooooooooooooooooohjaaaaaa!!! :smiley: bingo!! scherz beiseite: ich „will“ auf keinen fall das kind „nur“ wegen einer pause, aber wie gesagt, mein mann ist nicht mehr der jüngste, ich würde mich auf der schönen zeit der schwangerschaft einfach nur tierisch freuen (wie in einer anderen antwort schon gesagt: in der 1. SS fühlte ich mich einfach nur pudelwohl!!)ich vermisse diese wunderschöne zeit und die die auch danach kam… :smile::smile:

vielen dank

„Schöne Grüße,
Jule“

-> und schöne grüße auch zurück!
magali

ps: arbeitest du irgendwie in de beruf?? :wink:

PTBS-phobie?
hi,

unabhängig von der anfrage sind wir uns aber doch einig, dass eine ptbs auch gegeben werden kann, wenn schlimme erlebnisse unterhalb deiner schwelle vorgefallen sind, oder?

wir fachleute mögen einige diagnosen mehr, andere weniger, du magst die inflation der ptbs augenscheinlich nicht. dabei ist es aber unabhängig davon, WAS vorgefallen ist, nur abhängig von den kriterien der symtome! das ereignis muss bedrohlich gewesen sein und größte angst mit hilflosigkeitsgefühlen erzeugt haben. später müssen dann drei verschiedene symtome auftauchen (hyperarousal, flashbacks, vermeidung). dann können wir eine ptbs diagnostizieren.

ob das ein verkehrsunfall war oder die von dir schreckensmäßig nach oben kaum zu überbietenden horror-erfahrung, ist egal!

zudem wissen wir doch von der hier anfragenden gar nicht, ob sie nicht vielleicht ihre diagnose von einem viel besseren therapeuten hat, als du und ich zusammen je werden könnten…

ich schreibe das hier öffentlich, da mir in deinem beitrag der eindruck zu stark wurde, nur „nach frühkindlicher exhumierungs-erfahrung eine berechtigte ptbs bekommen zu dürfen“.

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ps: arbeitest du irgendwie in de beruf?? :wink:

Ja, tut sie und ich warte immer noch auf eine verkürzte Literaturliste von ihr
:wink:))

Hallo,

wie gesagt, wir saßen da im auto und da kam mir der komische gedanke „was wäre wenn ich jetzt die tür mitten auf der autobahn öffnen würde??“

Das klingt für mich nun erst mal nicht so dramatisch. Ich schätze, solche Gedanken haben die meisten Menschen irgendwann mal in ihrem Leben. Schwierig wird es, wenn solche Gedanken zum Zwang werden.

mein mann ist krankenpfleger und übertreibt auch mal gerne

Trotzdem soll er ja vermutlich der Kindsvater werden. Da wäre ein gewisses Einverständnis schon hilfreich :smile:

ich würde mich auf der schönen zeit der schwangerschaft einfach nur tierisch freuen … in der 1. SS fühlte ich mich einfach nur pudelwohl!!)ich vermisse diese wunderschöne zeit und die die auch danach kam…

Aus diesem Gefühl heraus könnte man theoretisch auch von einer Schwangerschaft in die nächste „rutschen“. Irgendwann kommt immer der Punkt, an dem diese intensive Zeit vorbei ist und vielleicht eine Lücke entstehen lässt. Grundsätzlich fände ich es wichtig, diese auch auf andere Weise füllen zu können. Auf Dauer wird das dem Lebensglück sicher zugute kommen :smile:

Schöne Grüße,
Jule

Nicht nur PTBS, ich habe mehrere Phobien :wink:
Hallo Alpha

unabhängig von der anfrage sind wir uns aber doch einig, dass
eine ptbs auch gegeben werden kann, wenn schlimme erlebnisse
unterhalb deiner schwelle vorgefallen sind, oder?

Ja, gruzndsätzlich will ich gegen die Existenz cdieser Diagnose nichts sagen. Es geht mir halt, wie du schon auch sagst, um das Inflationäre mancher Diagnosen. Dazu gehlört ja ebenfalls ADHS, Schleudertrauma der HWS, borderlinde-Syndrom etc.

später müssen dann drei verschiedene symtome
auftauchen (hyperarousal, flashbacks, vermeidung). dann können
wir eine ptbs diagnostizieren.

Einverstanden.

ob das ein verkehrsunfall war oder die von dir schreckensmäßig
nach oben kaum zu überbietenden horror-erfahrung, ist egal!

Einverstanden.

zudem wissen wir doch von der hier anfragenden gar nicht, ob
sie nicht vielleicht ihre diagnose von einem viel besseren
therapeuten hat, als du und ich zusammen je werden könnten…

:wink: Theoretisch möglich, wahrscheinlicher hingegen ist, dass xie sich was Kruses zusammengelesen haben… :wink:
Es grüßt dich
Branden

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