Venlafaxin 75 mg

Hallo an die psychologischen Fachleute und auch an die, die mit dem oben genannten Medikament Erfahrungen haben,

was haltet Ihr von Venlafaxin? Empfehlen Fachleute (Psychologen/Therapeuten, Neurologen) dieses Medikament?

Es wurde mir verschrieben aufgrund von Angstzuständen/Panikattacken, Unruhezuständen und depressiven Verstimmungen.

Nun habe ich etwas recherchiert und habe bei verschiedenen Quellen doch recht kritische Hinweise gefunden. Auch die Nebenwirkungen empfinde ich als recht niederschmetternd.

Mittlerweile tendiere ich dazu, dieses Medikament (gibt es aber Alternativen, die nicht derart verschreckend sind?) nicht zu besorgen und nicht einzunehmen.

Was könnt Ihr u.U. hilfreich dazu sagen?

Gruß und Dank für Feedback
Aquilegia A.

je nachdem
Hallo,

ich habe jahrelang eine sehr hohe Dosis Trevilor (retard.)(225 mg/Tag) eingenommen. Anfangs war das in meinem Fall auch notwendig um überhaupt eine Therapie machen zu können. Doch irgendwann habe ich eigenwillig einen kalten Entzug gemacht, weil ich die vielen Nebenwirkungen nicht mehr ertragen konnte. Ich war richtig extrem abhängig von den Kapseln. Sobald die Einnahme verzögert war, auch nur über kurze Zeit, ging es mir sprunghaft schlechter, ohne andere Ursachen. Außerdem hatte ich nachts sehr sehr starke Schweißausbrüche, kombiniert mit Albträumen, so dass mein gesamtes Bett jede Nacht klitschnass war. Dazu kamen eine Gewichtszunahme von 8 bis 10 kg (!) (für mein Gewicht ist das viel) und eine tote Libido. Wenn ich heute Bilder von mir zur damaligen Zeit sehe, wird mir ganz schlecht. Ich sah extrem aufgeschwemmt aus, wie gestochen von Bienen, vor allem im Gesicht.

Einmal landete ich sogar im Krankenhaus, da ich eine Grippe mit Fieber hatte. Das Fieber reagierte irgendwie mit dem Trevilor und ich bekam Schüttelkrämpfe. Mir wurde gesagt ich hätte wohlmöglich ein bisschen zu wenig getrunken und das wär gefährlich in dieser Kombination… Du musst dich außerdem darauf einstellen, regelmäßig dein Blut untersuchen zu lassen, bei mir alle 2 bis 3 Monate damals.

Trotz allem muss ich sagen, dass ich vermute, dass die vielen Nebenwirkungen durch die zu hohe Dosis kamen und den zu langen Zeitraum. Anfangs brauchte ich das Medikament wirklich. Die stimmungsaufhellende und beruhigende Wirkung war auf alle Fälle da! Vielleicht hilft es dir als Übergang, doch ich würde es nicht empfehlen, wenn du es nicht wirklich unbedingt brauchst oder etwas für einen längeren Zeitraum benötigst.

Liebe Grüße

V.

Hi
Die Medikamentengruppe der „Selektiven Serotonin-Wiederaufnahme-Hemmer“ war einer der letzten großen Fortschritte in der antidepressiven Arzneimittelbehandlung, zumal sie eben auch gegen Panik, Angst etc. helfen. Natürlich nicht sofort. Ob du jetzt Venlafaxin oder Cipralex oder Citalopram nimmst - entweder entscheidet man sich, diese Mittel für einige Monate zu nehmen oder man kann es gleich lassen. Es braucht ein paar Wochen, um einen soliden Spiegel der biogenen Amine im Kopf wiedser herzustellen, das machen diese Mittelchen recht gut. Es lohnt sich also oftmals, über ein dreiviertel Jahr oder länger sowas einzunehmen.
Wenn du allerdings nur eine kurzzeitige Angstsituation hast (durch Prüfung oder ähnliches), dann kannst du auch ein Anxiolytikum nehmen.
Die Benzodiazepine wirken am schnellsten, aber es besthet da wiederum die Gefahr der Abhängigkeit, insbeosndere, wenn sie so gut wirken wie Tavor.
Gruß,
Branden

Hallo Aquilegia Alpina!

Ich nehme auch das Venlafaxin 75 mg retard, vorher habe ich ein ähnliches Präparat 150 mg genommen, später 100 und jetzt eben 75. Der Arzt hat mich schon vor vielen Jahren darauf aufmerksam gemacht, dass ich wohl lebenslang solche Medikamente einnehmen werde müssen, um nicht so arge Depressionsschübe zu bekommen wie in früheren Jahrzehnten. Damit komme ich jetzt gut durch. Alternative gibt es angeblich nicht. Nebenwirkungen hatte ich eigentlich nie oder brachte sie vielleicht nicht mit dem Medikament in Verbindung. Aber ich weiß noch gut, dass die erste Wirkung erst nach mehr als drei Wochen eintrat.

Ich an Deiner Stelle würde nochmals mit dem Arzt reden und ihm Deine Bedenken mitteilen und Deine bisherigen Erfahrungen. Bis dahin solltest Du aber dabei bleiben.

Liebe Grüße

Waldi

Guten Morgen,

ich danke Euch sowohl für den fachlichen Rat von Herrn vanBranden als auch die Erfahrungsberichte.

Alles in allem sind meine Bedenken nicht weniger geworden und ich werde erst einmal auf das Medikament verzichten.

Es gibt ja auch noch andere Wege, die Stimmung aufzubessern…

Den Ängsten muss ich irgendwie anders beikommen. Mal schauen, vielleicht hilft auch zu allererst mal ein Urlaub, da ich auch gar nicht genau weiß, was die Krise eigentlich hervorgerufen hat, außer ein Zusammentreffen von einigen schwierigen Situtationen (wenn’s kommt, dann halt richtig…).

Vielen Dank für Eure Antworten -

und viele Grüße
Aquilegia A.