Hallo,
ich möchte mich im Vorwege dafür entschuldigen, dass dieser Text sehr lang wird, aber ich weiß nicht, wie ich das, was mich seit Jahren beschäftigt, derartig kurz fassen kann, dass das auf eine halbe Seite passt.
Vorab gebe ich einige Informationen zu mir, die ich für wichtig befinde: ich bin 24, studiere auf Lehramt und bin eigentlich kein Mensch, der damit Probleme hat, andere kennen zu lernen oder überhaupt auf andere Menschen zuzugehen. Trotzdem kann ich nicht gerade behaupten, dass ich ein mich erfüllendes Sozialleben führe. Ich würde mich außerdem nicht als jemanden bezeichnen, der wenig Selbstwertgefühl hat. Zumindest habe ich in den letzten 2-3 Jahren enorm an meinem Selbstwertgefühl gearbeitet.
Hauptsächlich sind es Kontaktschwierigkeiten unterschiedlicher Art, mit denen ich micht seit Jahren herumschlage. Ich muss betonen, dass es mich überhaupt nicht stört, wenn Familienmitglieder oder Freunde einen anderen Bildungsabschluss, einen anderen Job, andere Hobbies o.ä. haben als ich, also ich habe jetzt keinen Kriterienkatalog von wegen „so und so muss derjenige sein“, aber ich gerate mit den Menschen, bei denen die Unterschiede zu groß sind, immer und immer wieder aneinander. Dieses „Gegensätze ziehen sich an“ halte ich demzufolge für komplett Unfug.
Ich gerate seit Jahren immer und immer wieder mit den Menschen auf Grund der zu unterschiedlichen Bedürfnisstrukturen aneinander. z.B. gehöre ich zu den Menschen, die gerne Kontakt haben, gerne mit anderen reden, diskutieren, etwas zusammen machen etc. Und ich hatte dann so viele Leute dabei, bei denen das völlig konträr verlagert ist. Jetzt fragt ihr euch sicher: wieso hast du dich auf die Kontakte eingelassen?
Nun, ich habe wirklich in den letzten vier bis fünf Jahren fast nur Leute kennen gelernt, bei denen man nicht von Gleichgesinnten sprechen würde. Komplett unterschiedliche Hobbies, Persönlichkeitsstrukturen, Lebensziele usw. Letztlich waren auch sehr viele Menschen dabei, die in ihrer Entwicklung total stagnieren, die an Situationen/an ihren Zuständen nichts ändern wollen, stattdessen jammern sie lieber.
Aber wie lernt man die Menschen kennen, die gut zu einem passen? Ich habe jetzt quasi zwei Menschen, bei denen ich sagen würde: es sind zwar Unterschiede da, aber wir gleichen uns auch in vielen Bereichen. Diese beiden Menschen wohnen allerdings ziemlich weit weg. Der eine wohnt in Dresden, die andere in München. In der norddeutschen Großstadt, in der ich wohne, lerne ich fast nur Menschen kennen, die auch von den beiden auf Grund meiner Erzählung als eigenartig bewertet werden. Dabei gehöre ich gewiss nicht zu den Menschen, die mit einer schwarzen Brille durchs Leben gehen.
Mein Kontakt aus Dresden formuliert es immer wieder: „Die Leute bei dir in deiner Stadt, von denen du mir berichtest, unterscheiden sich von dir einfach so massiv, dass es einfach nur noch zu solchen aversiven Situationen kommen kann. Es sind ja nicht mal Bildungsunterschiede oder Interessensunterschiede, sondern es ist oft das mit der Extraversion oder Introversion, das Kontakt- und Mitteilungsbedürfnis usw.“
Meine Familienmitglieder fragen mich häufig: „Wo gabelst du bloß immer diese ganzen Leute auf?“
Ich kann nur noch argumentieren: „Es steht nun nicht jeder Person direkt ins Gesicht geschrieben, dass sie nicht zu mir passt oder ein Idiot ist.“
Na ja, was soll ich sagen?
Ich frage mich eben schon, ob es in meiner Heimatstadt für mich keine passenden Freunde oder Bekannte geben soll? Ich empfinde viele als total unterkühlt, desinteressiert, zu sehr mit sich selbst beschäftigt, sozialphob, zu sehr auf Hobbies und Beruf fixiert usw.
Ich möchte eigentlich niemanden abwerten, hassen usw., aber ich frage mich eben schon, wie man andere Menschen kennen lernen kann oder worauf man achten müsste, dass nicht jeder Kontakt so im Fiasko endet. Dieses Jahr habe ich 15 Kontakte beendigt. Das waren Freundschaften und Bekanntschaften. Gerade jetzt an den Weihnachtstagen habe ich es festgestellt, dass ich außerhalb der Familie nicht gerade viele Kontakte habe. Ich finde meine Entscheidung richtig, dass ich mich von den unbefriedigenden Kontakten gelöst habe, aber andererseits überkommen mich nun auch Gefühle der Einsamkeit, der Leere usw.
Ich habe immer sehr viel um soziale Anerkennung, um Freundschaften usw. gekämpft, da ich davon in der Kindheit und Jugendzeit auch schon nicht viel(e) hatte und auch auf dem Gymnasium gemobbt worden bin.
Ihr wollt sicherlich wissen, was genau das Problem bei vielen der Freunde/Bekannten war:
- unterschiedliche Vorstellungen, wann man telefoniert oder sich trifft bzw., wie man das überhaupt handhabt. Ein Freund von mir wollte nur auf Terminbasis telefonieren. Der war richtiggehend erbost darüber, wenn ich mal zu einer anderen Zeit angerufen habe. Das wurde auch immer schlimmer. Ich habe später sogar erfahren, dass der ein Dreivierteljahr fast ständig zu Hause war, aber nicht ans Telefon gegangen ist, speziell wenn ICH angerufen habe. Einem anderen das so direkt zu sagen, finde ich durchaus heftig.
- ein anderer Freund von mir wollte sich innerhalb von 3 Jahren nicht treffen - hat mich nur am Telefon bei der Stange gehalten. 6 h die Woche telefonieren, aber keine Treffen
- A. hat sich von ihrem festen Freund die Freundschaft zu mir zerstören lassen. Er hat mir Drohmails geschickt, die wirklich unterhalb der Gürtellinie waren, mich als Loserperson bezeichnet usw. Er verbietet ihr so gut wie alle sozialen Kontakte. Vor allem finde ich es krass, dass er mich, ohne mich zu kennen, als Loser ansieht.
- D. ist fast nur auf ihre Hobbies fixiert. Sie studiert zwar auch, ist aber 3/4 der Zeit wirklich mit ihrem Freizeitleben zu Gange und ist gewissermaßen auch schon immer terminlich 5-6 Wochen im Voraus ausgebucht. Sie schiebt mich dann teilweise einfach mal noch irgendwo dazwischen, wobei das meistens nur Treffen von 2-3 h werden, was ich, wenn man sich ohnehin schon so wenig sieht, komisch finde.
- ich habe dann noch so 5-6 andere Leute, die quasi offensiv alles in frage stellen, was ich tue. Das ist ja keine normale konstruktive Kritik mehr gewesen, was die teilweise betrieben habe, sondern es fielen dann häufiger Sätze wie, ich kann das alles nicht verstehen, was du machst, dann wurde jede meiner Verhaltensweisen kritisiert, alles nur schlecht gemacht usw. Ich kann es auf den Tod nicht leiden, wenn jemand überhaupt keine Empathie bzw. kein Verständnis für den anderen aufbringen kann. Vor allem selbst wenn ich längere Zeit eben brauche, um z.B. über Liebesgeschichten hinwegzukommen, das kann man mir doch nicht nach 3-4 Wochen vorwerfen, wieso ich das nicht ad acta gelegt bekomme!!! Als wenn man Gefühle mal eben so ad acta legen könnte.
- ein Kommilitone hat mich bzgl. Treffen, die er selbst vorgeschlagen hat, 5x hintereinander versetzt. Ich habe es dann mit ihm ganz sein gelassen.
- viele Kommilitonen, mit denen ich es versucht habe, haben irgendwo so ganz seltsam zu mir gemeint, dass sie in ihren sozialen Strukturen abgeschlossen seien und niemanden mehr dazu bräuchte. Das fand ich mitunter auch ziemlich krass, zumal wir uns ja gut verstanden haben.
usw. usw. usw.
LG
Delia