Fragwürdige Immobilienfinanzierung

Hallo Rechtsexperten,

bin mit meinem Latein am Ende. Ich möchte nur wissen, ob in diesem Falle Aussicht auf Erfolg besteht, ob jemand vergleichbare Fälle kennt und ob eine mögliche Strategie aus der Misere zu erkennen ist. Für mich selbst sieht es fast nach Zwangsvollstreckung als Alternative aus.
Der Fall:
Ein Ehepaar hat 1993 aus Mitleid eine ETW gekauft. Ziemlich teuer, eigentlich zu teuer.
Kaufpreis 165.000DM, Darlehen bei einer einschlägig bekannten Bausparkasse über 180.000€ aufgenommen, um nebenbei noch ein wenig zu sanieren. Mangels Eigenkapital wurde ein Vorausdarlehen bei einer Bank abgeschlossen. Zinssatz 7,25% über 5 Jahre fest. Sicherheit: erstrangige Grundschuld und Abtretung des Bausparvertrages über mindestens 200DM monatlichen Sparbeiträgen an die Bank. Der Bausparvertrag muss mit 40% der Bausparsumme angespart werden, um die 180.000€ abzulösen. Also bei 200€ etwa 30 Jahre (!!!).
Nach 5 Jahren war der örtliche Versicherungsberater zu Besuch, der zu einem Termin einen „Fachmann“ mitbrachte. Schnell wurde erkannt, dass diese Finanzierung böse Lücken aufwies, die es zu beseitigen gilt.
Also wurde herumgedoktert:
Bausparvertrag wurde gekündigt, das Geld ist erst einmal verschwunden. Ich bin noch am Suchen, wo es denn abgeblieben sein könnte.
Bausparsumme: 251.000DM,
Ablösung des alten BSV: 178.045DM,
Soforteinzahlung in den neuen BSV: 71.700DM,
Bearbeitungsgebühr: 1.255DM
Abschlussgebühr BSV: 2.510DM (1%)
Kein monatlicher Zufluss
Guthabenzinsen: 3%
voraussichtliche Zuteilung: 2012
Guthaben bei Zuteilung: 104.099DM
Darlehenszinsen: 5,3% (nom.)

Danach sollte dann das Bauspardarlehen zum Zuge kommen und für 203 Monate bei gleicher Belastung dieses Bauspardarlehen getilgt werden.

Meine Vorstellungen gehen dahin, dass man hier evtl. wegen Falschberatung diesen letzten Versuch rückgängig machen kann. Hier werden insgesamt über 8.000DM an Kosten für eine viel zu hohe Kredithöhe veranschlagt. Das beliehene Objekt hat wahrscheinlich einen Wert von unter 160.000DM.
Wo kann ein Sinn stecken, sich Geld zu hohen Zinsen zu leihen, um es dann niedriger verzinst anzulegen? In meinen Augen ging es hier nur um Provisionsmaximierung.
Was für Möglichkeiten haben diese Opfer?
Wir müssen nicht darüber reden, dass sie selbst viel zu naiv waren, als sie sich diese Immobilie finanziert haben. Die monatliche Tilgung von 200DM war schon viel zu niedrig, das Objekt sicher zu teuer. Aber die „Berater“ haben hier mitgespielt und der letzte hat das Problem sogar deutlich verschlimmert.
Gibt es Chancen?

mit 40% der Bausparsumme angespart werden, um die 180.000€
abzulösen. Also bei 200€ etwa 30 Jahre (!!!).

Allein dass würde mich veranlassen, mich rechtlich beraten zu lassen. Entweder erstmal bei der Verbraucherzentrale oder gleich zum Anwalt.
Eine Sparrate von kaum mehr als einem Promille bei einem vorfinanzierten BSV halte ich für absolut unseriös.

Was für Möglichkeiten haben diese Opfer?

Vor dem Hintergrund des Prozesses um die Badenia-Praktiken würde ich mich dagegen zur Wehr setzen.

Gibt es Chancen?

Ohne dass ich den Sachverhalt juristisch beurteilen kann, haben die Finanzierungsberater massiv gegen ihre Aufklärungspflichten verstossen. Mein Rat: Auf die Barrikaden gehen.

Nach 5 Jahren war der örtliche Versicherungsberater zu Besuch,
der zu einem Termin einen „Fachmann“ mitbrachte.

Hallo,

oh man. Ein Fehler folgt dem anderen. Diese Leute haben idR kein Interesse am Gewinn des Kunden sondern nur an der eigenen Provision!!! Insoweit (wie Nordlicht schon schrieb): Ab zum Anwalt und zwar schnell. Hier gehts wohl nicht um Badenia/Heininger Rechtssprechung (ich sehe kein Haustürgeschäft und keine Immobilie zur Anlage), aber durchaus könnten die Berater haftbar gemacht werden. Da muss man aber schauen, ob ggf. schon alles verjährt ist (liegt nahe). Wenn da nichts mehr geht, dann wenigstens mal zu einer seriösen Bank und nach Umfinanzierungen kümmern, diese gibts höchst selten am Küchentisch!

Mfg vom

showbee

Das war auch meine Empfehlung.
Allerdings sieht es so aus, dass die Kunden gerade dabei sind, ihren Kredit gekündigt zu bekommen. Die erste Finanzierung bei der Badenia war ja noch so halbwegs überschaubar. Klar ist hier alles schiefgegangen, was schief gehen kann.
Mir geht es aber darum, den richtigen Anwalt zu finden, der hier auch einigermaßen durchdrücken kann. Die zweite Finanzierung bei … schlägt aber richtig rein, hier hoffe ich, dass die Leute irgendwie rauskommen. Das Problem an der Sache ist aber, dass sie danach wahrscheinlich keine Anschlussfinanzierung bekommen werden, da die jetzige Bausparkasse eben beim Kündigen ist. Und wenn alles klappt, stehen sie mit etwa 90.000€ Schulden da, mit einem Haus als Gegenwert, welches so viel nicht einbringen wird. Gemessen am ursprünglichen Kredit von 180.000DM war die Rate von 1.018DM geradezu fürstlich. Mit einer Tilgung von 1,5% hätten sie wenigstens noch ein Lichtlein am Ende des Tunnels sehen können. Dank der meisterhaften Beratung aber haben sie nichts weiter getilgt.
Kennt jemand vergleichbare Fälle? Badenia-Schrottimmobilien passen sicher schlecht, da es sich bei diesen Immobilien um Immobilien der Badenia handelte. Hier aber war es nur die Finanzierung, die die Badenia vermittelt hat.
Kennt jemand einen Anwalt, der so etwas durchziehen kann? Die Kunden leben im Schwarzwald und stehen kurz vorm finanziellen Zusammenbruch.
Vielleicht gibt es ja eine Möglichkeit, die zuviel bezahlten Zinsen zurück zu fordern?

Es gibt keine seriöse Bank! Die müssen alle Geld verdienen.
Und dafür müssen Kredite vermittelt werden. Die einzige Hoffnung ist wahrscheinlich, die Zinsen, welche durch den zweiten Kredit (251.000DM) zuviel bezahlt wurden, irgendwie zurück zu bekommen und auf diese Art und Weise die Restschuld zu drücken. Und mit ein weinig Schadensbegrenzung ohne großartige Schulden aus dem Abenteuer auszusteigen. Das Problem, dass die ETW wahrscheinlich zu teuer erworben wurde, macht aber auch hier dicke Schwierigkeiten.
Sieht nicht wirklich gut aus …

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Guten Morgen,

Es gibt keine seriöse Bank! Die müssen alle Geld verdienen.

Oh, Geld verdienen ist unseriös? Wusste ich bisher nicht.

Schöne Woche wünscht Richard
der jetzt erstmal die unseriöse Tätigkeit des Arbeitens einstellt und
ganz seriös im Internet surft :wink:

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Oh, Geld verdienen ist unseriös? Wusste ich bisher nicht.

Nicht das Geldverdienen, sondern die Art des Verdienens.
Diese Probleme wurden bei einer Bausparkasse und bei einer Versicherung geschaffen. Beides prinzipiell hochseriöse Institute. Will man meinen. Wobei der Ruf der einen Institution schon gehörig gelitten hat, die Versicherung aber nach wie vor einen guten, seriösen Ruf hat.
Was ist seriös?