Hallo Wiz,
Es wird nichts
von einer Diagnose, nichts von sonstiger extremer
Gebrechlichkeit, extrem hohem Alter, … berichtet.
In diesem Fall nehmen wir eine ansonsten vermutlich gesunde (wenn auch dürre und krumme) 75-jährige Frau an, die ihr Leben lang Arztbesuche möglichst vermieden hat, wenn es sich irgendwie vermeiden ließ und die bis heute völlig ohne Medikamente auskommt.
Es gibt z.B. - gerade bei älteren Menschen - eine durchaus
nicht so seltene „Angst vor Diagnose“, die verhindert, dass
Menschen sich wider besseres Wissen nicht zum Arzt begeben,
und dadurch vollkommen unnötig leiden, und sich das Leben
verkürzen. Denn Hilfe wäre im Fall der tatsächlich zu
stellenden Diagnose durchaus möglich (bei der es gerade eben
nicht um „Leidensverlängerung“ geht).
Du triffst den Nagel damit vermutlich auf den Kopf. In besagtem Fall ist anzunehmen, dass die Frau Angst vor einer Diagnose hat, wobei allerdings auch eine starke Ablehnung der Diagnostik an sich und auch einer möglichen Therapie einhergeht. Als typische Äußerung könnte man hier Sätze wie „Ich lasse nicht an mir herumschnippeln“ annehmen. Fakt sei aber, dass die Chance auf eine harmlose Ursache tatsächlich recht hoch ist und diese Verweigerung als Selbstmord auf Raten betrachtet werden kann.
Daher wird
es im Rahmen eines anzuregenden Betreuungsverfahrens ja auch
zu einer entsprechenden Untersuchung des Geisteszustands
kommen.
Wie würde das erfolgen, wenn die Frau mitsamt ihrem Mann überhaupt nicht kooperiert und sich stur stellt?
Und wie würde die zuständige Behörde vorgehen, wenn Gespräche abgelehnt werden bzw. die Tür gar nicht erst geöffnet würde?
Stell Dir vor, man lässt die Frau sich jetzt zu Tode hungern,
und im Nachhinein stellt sich dann eine vollkommen harmlose,
gutartige Wucherung an der Speiseröhre heraus, die man
problemlos hätte behandeln können, was der Dame noch viele
schöne Jahre hätte bescheren können. Würdest Du da als
Angehöriger gut damit leben können, ihr „ihren Willen“
gelassen zu haben, unvernünftiger Weise sich keiner Diagnose
zu stellen?
Damit hast du völlig Recht. Leider müsste wohl angenommen bzw. befürchtet werden, dass jedes (vor allem öffentliche) Eingreifen durch die Tochter eine Eskalation zur Folge hätte, die zum völligen Kontaktabbruch oder gar zum Tod der Eltern führen könnte (Vater schwer herzkrank, Mutter ohne ihren Mann ziemlich hilflos).
Viele Grüße
Gwen