Stuttgart oder Dortmund?

Hallo an alle Wissenden!

Wir haben die Möglichkeit, Anfang Juli einen 3 tägigen Aufenthalt mit Flug ab Wien nach DORTMUND oder STUTTGART sehr kostengüntig zu buchen.

Wofür würdet IHR euch entscheiden, wenn man beide Städte noch nicht kennt und für eine gemütliche(vielleicht auch historische ) Innenstadt,Einkaufsbummel ,ein bisschen Sightseeingetc.) was übrig hat.

Infolge der kurzen Aufenthaltsdauer wäre auch die rasche Erreichbarkeit des Zentrums vom Flughafen ein wichtiger Punkt.

vielen Dank für eure Entscheidungshilfe!
Ciao
Walter

Servus,

von den historischen Städten ist in beiden Fällen so gut wie nichts mehr übrig - die alliierte Städtesanierung GmbH & Co KG hat da verheerend aufgeräumt.

Dortmund ist für einen Besucher relativ überraschender, weil es zusammen mit dem ganzen Rhein-Ruhr-Bereich im Ruf steht, langweilig, hässlich und von langer Industrietradition (Bergbau, Schwerindustrie) gezeichnet zu sein. Wenn mans aus der Nähe sieht, sieht man Dinge, an denen viele Leute wegen dieser Vorurteile und Klischeevorstellungen vorbei gehen. Wenn man als Tourist hinkommt, ist z.B. dieses ganz hilfreich:

http://dortmundtourismus.dortmund.de/project/assets/…

Insbesondere die Gegend östlich von Dortmund ist grün. Wenn man aus dem Alpenvorland kommt, landschaftlich eine schöne Abwechslung, während Stuttgart - unweit des nördlichen Abbruchs des Jurazuges gelegen - nicht so sehr anders ist als die Mittelgebirge, wie sie halt in Süddeutschland, Österreich und der CH so sind.

Interessantes zum Thema Industriegeschichte der Region auch in Essen und Bochum.

Stuttgart hat sich auch nach seiner Zerstörung viel besser vermarkten können, obwohl man dort ohne ziemlich genaue Vorab-Informationen nicht mehr viel Schönes sehen kann - ich habe eine „Vollblut-Schwäbin“ aus dem Jahrgang 1919 gekannt, die nach dem Krieg nur ein einziges Mal nach Stuttgart gekommen ist und später nur noch zum Umsteigen, weil ihr der Zustand der Stadt im Vergleich zu dem, was sie gekannt hatte, zu sehr weh getan hat. Der große Regionalpoet Thaddäus Troll hat zu den Bausünden, die erst nach dem Wiederaufbau geschehen sind, gesagt „…wo ma heit die ‚Lage zwischen Wald ond Reben‘ nemme so betont, aber derfir meh betoniert…“ Für Architekturinteressierte gibts noch Reste aus der Zeit, in der Stuttgart das Mekka der Avantgarde-Architekten in Deutschland war (z.B. Hauptbahnhof, Weißenhofsiedlung, ganz neu das Arcotel in der Heilbronner Strasse, wo die erhaltene Fassade des „Postdörfles“ aus der Frühzeit der Arbeiterwohnsiedlungen recht gelungen wiederbelebt ist). Stuttgart hat eine Reihe bedeutender Museen, insbesondere Bildende Kunst und Geschichte, und eine teilweise scharmante Umgebung - die sich allerdings zunehmend von der Stadt entfernt hat, weil diese sich ihr Umland einverleibt hat.

Der einzige Bereich, in dem Stuttgart meines Erachtens zweifelsfrei gegenüber Dortmund punkten kann, ist Essen und Trinken (scharmante Weißweine, auch Trollinger, Lemberger, Schwarzriesling). In diesem Zusammenhang an einen Besuch bei der Kochenbas in der Immenhofer Strasse denken.

Schöne Grüße

MM

Ganz herzlichen Dank, Martin, für deine so ausführliche „Reportage“ über die beiden Städte.

Nun kann ich mir ein gutes Bild machen und werde noch den „Familienrat“ befragen!

Liebe Grüße aus Österreich

Walter

Servus noch einmal,

als Techniker könnte es sein, dass Du Dich für Schienenverkehr interessierst? In diesem zugegeben sehr persönlichen Steckenpferd liegen beide Orte auch wieder Kopf an Kopf: In Stuttgart gibt es wegen der Talkessellage zwei Nahverkehrs-Schmankerln - eine Straßenbahnlinie, die als Zahnradbahn ausgeführt ist (Linie 10, genannt „die Zacke“, bis 17,5% Steigung - die man beiläufig auch nehmen kann, um zum Fernsehturm mit prächtigem Blick hinaufzukommen - Rückfahrt dann ohne Fußweg ab Station Ruhbank über Geroksruhe - Bubenbad mit der letzten zur Stadtbahn mit 1435 mm umgebauten Linie der „Strambe“, die aber immer noch ein paar nette Balkonblicke über die Stadt bietet), und eine Standseilbahn, die Linie 20 zum Waldfriedhof hinauf, die ebenfalls ganz regulär im Nahverkehrsnetz integriert ist, und wie viele Standseilbahnen heute noch mit Waggons aus der Belle Epoque unterwegs ist.

Dortmund ist wie alles im Rhein-/Ruhrbereich ziemlich gut mit Schienen vernetzt - wenn man Schienen mag, geht es - leider wegen Busanschluss doch ein bissel zeitaufwändig - in einer dreiviertel Stunde nach Bochum-Dahlhausen mit einem sehr gut aufgebauten Eisenbahnmuseum:

http://www.eisenbahnmuseum-bochum.de/

Dort ist wesentlich Eisenbahngeschichte aus den preussischen Rheinlanden dokumentiert. Und zurück zu Allgemeinerem: Berührungsängste mit Kakaniern verschwinden in der weiland preussischen Rheinprovinz schnell, wenn das Stichwort des „Musspreussen“ fällt - das ist entlang des Rheins und in Rhein-Ruhr ein bekannter Begriff, sowohl die Rheinprovinz als auch das Hannöversche erinnern sich daran, dass die Akquisitionen Preussens nicht immer ganz friedfertig und freiwillig abliefen…

Falls die Tendenz in Richtung Stuttgart geht: Da kann ich noch einiges dazu erzählen. Zu Dortmund eher nicht, da sollte man näher dran sitzen, um gute Hinweise zu geben.

Schöne Grüße

MM

Hallo Walter,

in Sachen historische Innenstadt kannst Du von Stuttgart aus mit der S-Bahn in 20 Min. nach Esslingen fahren, da hast Du jede Menge alter Reichsstadtherrlichkeit:
http://de.wikipedia.org/wiki/Esslingen

&Tschüß

Wolfgang

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Servus Wolfgang,

Danke für Esslingen, obwohl das schon ein Stück weg ist, hab ich schon dran gedacht, bloß halt nichts gemacht - nicht nur mit seiner schönen Altstadt, sondern auch mit einigen höchst erfreulichen nicht-flurbereinigten Wingerten ist das schon einen Ausflug wert.

Reidlenga und Dibenga setze ich eher aus Wehmut dazu, angesichts deren mühseliger Erreichbarkeit per ÖPNV, über deren Verbesserung seit ungefähr dreißig Jahren herumgeredet wird, aber mit „Stuttgart 21“ statt Heimerltrasse wird das wohl nix werden.

Das barocke Ludwigsburg könnte man auch noch dazusetzen, ferner - vielleicht für Familienbedürfnisse - das schön gelegene Cleebronn mit Wildpark und „Erlebnispark“ Tripsdrill (ca. 50 min ab Stuttgart Hbf).

Schöne Grüße

MM

Reidlenga und Dibenga setze ich eher aus Wehmut dazu,
angesichts deren mühseliger Erreichbarkeit per ÖPNV, über
deren Verbesserung seit ungefähr dreißig Jahren herumgeredet
wird, aber mit „Stuttgart 21“ statt Heimerltrasse wird das
wohl nix werden.

Es gibt aber den Airport Sprinter! Meine Kollegen hier nutzen den oft um nach L.E. zu kommen. Ab Tü (Hölderlin und Co, Schloss mit Ausstellung, Stocherkahnfahrt) geht die Bahn nach Rottenburg (Römerstadt und Bischofssitz - wenns interessiert). Shoppen nur in Stuttgart, da macht das drumrum nicht viel her, es sei denn man will nach Metzingen zu den Fabrikverkäufen (Zuganbindung Tü, RT, S).
Naturmässiger Schwerpunkt wäre Bad Urach.

Grüße
M.

Hallo Walter,

Wofür würdet IHR euch entscheiden, wenn man beide Städte noch
nicht kennt und für eine gemütliche(vielleicht auch
historische ) Innenstadt,Einkaufsbummel ,ein bisschen
Sightseeingetc.) was übrig hat.

Also wirklich gemütlich fand ich die Innenstadt von Stuttgart nicht. Das mag aber auch am Sturm und Regen gelegen haben. Den Tipp, Städte in der Nähe von Stuttgart anzusehen (Reutlingen, Tübingen und so) finde ich schon mal generall interessant.

Hier im VRR-Bereich (also in der Nähe von Dortmund) habe ich noch keine historische Innenstadt entdeckt, die mich vom Hocker gehauen hätte. Diese Städte lagen ja während des 2. Weltkriegs praktisch direkt in der Einflugschneise der Alliierten. Es ist viel zerstört worden, und man merkt es den Städten noch an, finde ich. So romantische Innenstädte wie in Süddeutschland und Österreich gibt es hier nicht.

Einen Vorteil hätte Dortmund allerdings: Es gibt einen sehr gut funktionierenden öffentlichen Nahverkehr und ihr könntet schnell mal einen Abstecher in eine Nachbarstadt eurer Wahl oder auch ins Neanderthal machen.

Infolge der kurzen Aufenthaltsdauer wäre auch die rasche
Erreichbarkeit des Zentrums vom Flughafen ein wichtiger Punkt.

Da muss ich passen. Ich habe nur zwei Links für dich.
Nahverkehr in Stuttgart: http://www.ssb-ag.de/
Nahverkehr in Dortmund: http://www.vrr.de (ist eigentlich für Düsseldorf, aber ich glaube das funktioniert im ganzen VRR-Bereich)

Schöne Grüße

Petra

Vielen Dank an euch alle für die informativen Rückmeldungen,
nun können wir uns die doch dünn gesäten Gustostückerl heraussuchen und vielleicht ein passables Programm zusammenstellen.

Liebe Grüße
Walter

Hi Walter,

also ganz ehrlich: weder noch… Beides sind nicht die Städte, die einen richtig vom Hocker hauen. Wenn Hotel, ÖPNV, Eintritte, Verpflegung dazu kommen zahlst du trotz preiswerrtem Flug Einiges.

Ich habe die Nummer mehrfach gemacht und weiß wovon ich rede. Ich war dutzende Mal mit Billigfliegern für 1, 2 Tage irgendwo und es war ganz nett, aber zu kurz und zu teuer im Verhältnis zu 3-4-Tage-Trips, die man über manche Anbieter pauschal buchen kann und dann Flug und Hotel preiswerter bekommt als wenn man sich alles selber zusammenstellen muß.

Gerade auch weil bei den Billigfliegern die Taxes und Gebühren nicht mehr im Preis enthalten sind, sondern gesondert und in voller Höhe aufgeschlagen werden und weil die Hotelkosten bei Eigenbuchung komplett anfallen, fährt man mit einem Komplettangebot eines Reiseveranstalters inzwischen oft wesentlich besser. Ich will keine Namen nennen, aber schau dich mal im Netz um. Es finden sich Angebote.

Ich würde an deiner Stelle bei den Tickets oder zeitlich einen Tacken drauflegen, die Mehrinvestition verliert sich am Ende in den Gesamtkosten, und dann aber an ein Ziel reisen, wo es wirklich etwas zu sehen gibt. Nichts gegen Stuttgart und Dortmund, aber für eine Reise wäre mir das, was da geboten wird, ehrlich gesagt zu dünn.

Gruß,

MecFleih

Hallo Martin,

wo ist Esslingen weit weg? Es sind 7 minuten mehr nach Esslingen vom Stuttgarter Flughafen als zum
Stuttgarter Hauptbahnhof…

Gruesse,
Matti

Danke für Esslingen, obwohl das schon ein Stück weg ist, hab
ich schon dran gedacht, bloß halt nichts gemacht - nicht nur
mit seiner schönen Altstadt, sondern auch mit einigen höchst
erfreulichen nicht-flurbereinigten Wingerten ist das schon
einen Ausflug wert.

Reidlenga und Dibenga setze ich eher aus Wehmut dazu,
angesichts deren mühseliger Erreichbarkeit per ÖPNV, über
deren Verbesserung seit ungefähr dreißig Jahren herumgeredet
wird, aber mit „Stuttgart 21“ statt Heimerltrasse wird das
wohl nix werden.

Das barocke Ludwigsburg könnte man auch noch dazusetzen,
ferner - vielleicht für Familienbedürfnisse - das schön
gelegene Cleebronn mit Wildpark und „Erlebnispark“ Tripsdrill
(ca. 50 min ab Stuttgart Hbf).

Schöne Grüße

MM

Hallo Walter,

ich habe keine Ahnung von Dortmund weil ich nie da war und ich mag Stuttgart als Stadt zum Leben
ueberhaupt nicht leiden aber ein Besuch in der Region lohnt sich mit Sicherheit. Ich kann dir Esslingen
sehr ans Herz legen und mein absoluter Favorit der Region ist Besigheim, ein kleines Oertchen ca. 25
min. entfernt von Stuttgart mit dem Zug. Es ist klein und fein und historisch und hat eine traumhafte
Lage am Neckar. Ich habe dir mal den Link eingefuegt da kannst du dir ja mal die Fotos anschauen. Die
Ludwigsburger Innenstadt ist auch recht schoen und auch das Ludwigsburger Schloss ist toll wenn das
interessiert. Stuttgart selbst bietet auch sehr viel. Es kommt wirklich aber auch darauf an was du machen
willst. Museen und Schloesser gibt es mehr als genug. Auch baden kann man ganz toll. Du kannst mich
gerne anschreiben fuer Hoteltips etc. Ich bin jedes Jahr einmal in der Region zu besuch und habe schon
einige Hotels ausprobiert.

Das Praktische ist, dass du dir ein Gruppen oder auch Einzeltagesticket fuer da Verbundschienennetzt
kaufen kannst (bis 5 Personen 15 Euro fuer das gesamte Netz) damit kommst du richtig gut herum.
(leider nicht bis Tuebingen) Ich habe dir den Link rausgesucht, da kannst du dir den Plan laden und
genau sehen wie weit du kommst. Von S nach Ludwigsburg sind es z.b. nur 9 min.

Desweiteren koennte ich noch Schorndorf empfehlen als Stadt mit schoenem historischem Ortskern.
Schau: http://www.schorndorf.de/servlet/PB/menu/1158196_l1/…

http://www.vvs.de/fahrk_fahrkarten_gruppentages.php

Plan Verbund-Schienennetz:
http://www.vvs.de/plaene.php

Besigheim:
http://www.besigheim.de/servlet/PB/menu/-1_l1/index…

Viele Gruesse,

Matti

Servus,

mit einer knappen Viertelstunde von Bahnhof zu Bahnhof ist man, je nachdem, wo die Unterkunft liegt, trotz der günstigen Lage der Bahnhöfe an beiden Orten schnell eine Dreiviertelstunde einfach unterwegs - das kommt zugegeben auch zusammen, wenn man mit der Zacke zum Fernsehturm hinauf will, aber die gefühlte Lage ist halt schon extra muros.

In der Tat ist Esslingen ein scharmanter und besuchenswerter Ort, aber in der Vorgabe gings ja drum, sich angesichts der knappen Zeit vor Ort vor allem auf die jeweilige Stadt selber zu konzentrieren.

Schöne Grüße

MM