Urlaub mit Kids in Ägypten

Hallo,
wir wollen unseren Haupturlaub in den Osterferien in Ägypten verbringen. Mit etwas Kultur (solange die Kids, 5 und 8 Jahre alt, durchhalten) und viel Zeit am Strand zum schnorcheln u.s.w. Habt Ihr einen Tipp, Ort und Hotel betreffend?
Danke im voraus.
Assi

Hallo Assi,
bitte schau doch mal im Archiv nach, habe am 1.10. eine ausführliche Antwort zum Thema „Ägypten/Reisen mit Kindern bzw. Jugendlichen/ Kultur und Fun verbinden“ gegeben. Vielleicht hilft Dir das weiter.

Ulrike

Würde ich mit Kindern nicht empfehlen, da Kultur, sei es noch so wenig Kids in dem Alter nicht interessiert, schon gar nicht die alten Steine der alten Ägypter (mich interessierte das bis ich 30 war nicht, jetzt dagegen umso mehr).

Aber wenn Ihr unbedingt Ägypten wollt, dann kann ich das Layalina in Sharm El Sheikh empfehlen…ehrlich ein Superhotel!!
Meer nur über eine nie befahrene Straße entfernt…wunderschöner Strand und super Snorkeling!!!
Ist allerdings Sinai Halbinsel…

Vieleicht ist für die Kids eine kombinierte Nilkreuzfahrt mit anschließendem BAden ganz interessant…

Aber untersschätzt die Bullenhitze, auch schon um diese JAhreszeit, nicht.

J.

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Hallo Assi,

mein Mann und ich sind gestern aus unserem 2-wöchigen Ägyptenurlaub zurückgekehrt.

Zunächst muss ich sagen, Ulrikes Berichte waren supergut und realistisch. Sie haben uns sehr bei den Vorbereitungen geholfen.

Nach unseren Erfahrungen mit dem ebenfalls arabischen Tunesien (2 Reisen im Abstand von 18 Jahren), waren wir neugierig auf das berühmte „Kulturland“ Ägypten. Die Geduld zum Feilschen und Handeln sind Vorraussetzung. Dazu muss man wissen, dass Ägypten zu 94% aus Wüste besteht. Hauptsächlich im Nildelta und entlang des Nils leben die Menschen. Das Leben und die Armut der Menschen in Kairo, Luxor und entlang des Nils ist bedrückend.

Das Preisniveau für Touristen ist überdurchschnittlich hoch - ein Ehepaar, das in der Vergangenheit schon 3-mal auf Bali war, bezeichnete dies als seinen teuersten Urlaub überhaupt, wir sehen das ähnlich.

Jeder, wirklich jeder, verlangt für alles und nichts „Bakschisch“.
5-sterne-Hotels entsprechen in etwa dem europäischen 3-sterne-Standard.
Die Orte sind entweder überzogen touristisch (aggressive Händler - „billig wie bei ALDI“ rufend und zerrend) mit Kitsch- und T-Shirtläden oder so ursprünglich, dass man staunend Einblicke erhält, in einfache Handwerker- oder Werkstatträume. Das Fleisch hängt zum Verkauf in der Sonne. Hühner befinden sich zu 10t in winzigen Drahtställchen. Man darf niemals empfindlich sein, was Schmutz und Staub und den Eimer Schmutzwasser auf unbefestigte Straßen betrifft. Geschlossene Schuhe werden als angenehm empfunden. In den nichttouristischen Gegenden gibt es auch kaum aggressive Händler. Hier sind die Menschen äußerst freundlich und man grüßt sich zuvorkommend.

Einstrittspreise verstehen sich leider niemals als endgültig. Man bezahlt für alles extra und zusätzlich.

Wir wohnten im Hotel Intercontinental (5 Sterne) in Hurghada am türkisfarbenen Roten Meer. Am wolkenlosen Himmel sahen und hörten wir die von Europa ankommenden Kraniche.
Die Mehrzahl der Gäste war mit der Unterkunft sehr zufrieden. Die Luft war angenehm trocken, ca. 26 bis 29°C, viel Wind - das Meerwasser hatte jetzt ca. 22°C und eine diagonale Strömung durch den kräftigen Wind. Ufer schnell abfallend. Die Strände sind leider künstlich verändert. Die teilweise Zerstörung der Korallenriffs wurde durch die Bebauung in Kauf genommen! Bunen teilen die einzelnen Hotelstrände voneinander. Die Hotels und ihre Anlagen sind von teils hohen Schutzmauern umgeben. Von den einzelnen Hotelbunen aus fahren Schnorchelschiffe zu den Korallenriffs und untergegangenen Schiffswracks raus. Für Nichtschnorchler gibt es Panoramaschiffe (Preis: 40,- US $ pro Person, 90 Min.) oder kleine Unterseeboote (Preis: 40,- US $ pro Person, 60 Min. Transfer zum U-Boot-Insel extra), von wo aus man die herrlichen bunten Fische, die verschiedenen Korallenarten, usw. draußen beobachten kann. Schnorcheln in Sharm El Naga einschl. Mittagessen 36,- US $, Schnorchelausrüstung extra ausleihbar)

Tagesausflug nach Luxor per Bus, Tal der Könige, Hatschepsut-Totentempel, Memnon-Kolosse, Karnak-Tempel, einschl. Mittagessen 74,- US $ pro Person

Tagesausflug nach Kairo per Bus, Zitadelle (Alabaster Moschee), Nationalmuseum = ägypt. Museum, Pyramiden, Sphinx, einschl. Mittagessen. 83,- US $ pro Person, (Getränke extra)

2-Tagesausflug nach Kairo per Bus 150,- US $

Tagesausflug nach Kairo mit Orca-Air (Propeller für 50 Pers) kostet für 2 Personen ca. 900,- DEM.

Für den Tagesausflug per Bus hätten wir nachts um 2:30 h aufstehen müssen und wären nach anstrengender Konvoifahrt auch wieder weit nach Mitternacht zurückgewesen. Deshalb wählten wir den Flug: Abholung am Hotel um 5:20, zurück um 23:00 h. Beim Preis von 900,- DEM waren die Eintrittsgelder für die Kulturstätten enthalten. An den Pyramiden angekommen, erfuhren wir, dass für die große Pyramide noch mal ein Eintrittsgeld von 40 Pfund (ca. 30 DEM pro Person) gezahlt wird, wenn man in die Pyramide hineingehen möchte, für die kleine Pyramide 20 Pfund.)

Angesichts dieser bedeutenden Kulturdenkmäler ist verständlich, dass ein immenser Touristenandrang herrschte. Doch dieser enorme Andrang, egal ob bei den Pyramiden oder am/im Museum überstieg alles Fassbare. Vor der Pyramide stand eine lange Menschenschlange, die sich nach und nach in eine kleine Öffnung hineinschob (vor den Pyramiden machten die Händler Jagd auf die Touris) und parallel dazu per Gegenverkehr genauso wieder herausquoll. Das ist nichts für Klaustrophobiker!! In gebückter Haltung ging man in dem schmalen, durch geringes Licht schwach erhellten Gang, auf einem leicht abwärts führenden, mit Querhölzern bestückten endlos langen Holzbrett. Hier und da war es wirklich stockdunkel, weil die Beleuchtung defekt war, Menschen dicht vor, hinter und neben sich, Sauerstoff war knapp, es wurde wärmer, ich bekam Panik und reihte mich (fast im Entengang) schleunigst in den Gegenverkehr ein und war heilfroh, als ich wieder das Tageslicht erblickte.
Mein Mann erzählte, dass das erst der Anfang war. Am Ende des Ganges befand sich eine ca. 6x4m große schmucklose Kammer, die Grabkammer, in der sich wiederum zwei Araber aufhielten, die ununterbrochen auf Englisch riefen, dass alles „authentisch“ sei. Der größere von beiden versperrte dabei den Ausgang zum Gang hin und gab diesen erst wieder frei, wenn er wiederum „Bakschisch“ erhielt!
Die meisten Leute aus unserem Bus hatten sich beim dauernden Achten auf die Querhölzer mehrmals am buckeligen Granit den Kopf gestoßen. Mein Mann hatte zwei Tage Muskelkater in den Beinen, was ja nichts heißen muss…

An der Stelle, wo man einen schönen Ausblick auf alle drei Pyramiden hat, verweilten und fotografierten die Menschenmassen, bedrängt durch eine zahlreiche, feilschende Händlerschar für nachgemachte Keramik, kleine Pyramiden aus Acryl oder möglicherweise Messing, Pyramidenbücher, Karten, usw. In und um den Sphinx herum waren die Menschenmassen nahezu zäh und unbeweglich.

Das ägypt. Museum war derart überfüllt (unzählige Busse), dass unsere Busgruppe eine halbe Stunde brauchte, um vom Vorplatz in das Gebäude hineinzugelangen. An zwei verschiedenen Stellen wurden die Taschen und Westen durch den Scanner geschoben. Manche Leute wurden aus Sicherheitsgründen abgetastet und nach Messern gefragt. Wir hatten eine gut informierende und nette, ägyptische Reiseleiterin, die nun ihre Schwierigkeiten hatte, inmitten der zahlreichen anderen Gruppen, für ihre Erläuterungen, ihre Stimme gegenüber denen der Kollegen, der vielen anderen Gruppen daneben, geltend zu machen.

Die beiden ca. 6 und 8 Jahre alten Mädchen, die in unserer Gruppe waren, gingen tapfer mit, obwohl sie, wie viele der Erwachsenen, meist gar nichts sehen konnten.
Das eine war zum Schluss total aufgedreht und das andere war völlig fertig, wie auch die Erwachsenen - Jediritter hat wirklich Recht!! Die Kinder hatten nichts davon.

Damit will ich sagen, wir sind froh, das alles mal gesehen zu haben, aber man muss auch wissen, dass es der Höhepunkt an Stress bedeutet, wenn man Vergleiche mit anderen Urlauben, Museen, usw. anstellt. Sicher gibt es hier auch unterschiedliche Tage.
Die meisten Erwachsenen können mit dem Stress noch irgendwie umgehen, wenn sie sich für die Dinge interessieren, aber für kleine Kinder bedeutet es eine einzige Zumutung. Dabei bleibt noch zu sagen, dass für Toilettengänge von der Reiseleitung her kaum Zeit bleibt - eine halbe Stunde Klo-Warteschlange ginge von der knappen Zeit ab, die man im Museum zur Verfügung hat - also besser Toilette im Bus benutzen. Wer neben der Tut-Ench-Ammun-Ausstellung den Mumienraum besichtigt, der kauft nochmal Tickets für 20,- Pfund pro Person.

Luxor per Bus (ca. 350 km von Hurghada) ist auch sehr interessant, aber nicht weniger anstrengend. Zum Glück ist die Touristendichte hier nicht so erdrückend. Dafür wurde von der Reiseleitung (ein deutschsprechender Ägypter) die Zeit für die obligatorischen Verkaufsveranstaltungen großzügiger bemessen, als für den eigentlichen Grund der Reise. Die Eingänge zu den Pharaonengräbern sind gut im aufrechten Gang (Holzbretter) zu begehen, klettern muss man nur selten (eine junge Touristin fiel eine steile Holztreppe herunter und trug einige Tage Beinverband), aber die drei zur Besichtigung freigegebenen Gräber fesseln ihre Besucher durch die zahlreichen, alten, echtfarbig erhaltenen Wandreliefs.
Überwältigend ist ebenfalls die monströse Anlage des Karnaktempels.
Wenn die Kinder sich möglicherweise nicht für diese Dinge interessierten, so wurden sie hier aber nicht von Menschenmassen erdrückt, wie in Kairo. Bettelkinder freuen sich über die Lunchpakete und Bonbons!
Auch die Fahrt entlang des Nils ist beeindruckend, bestürzend allein der Gedanke, dass man mit einem klimatisierten Luxusbus vorbeifährt, an stallähnlichen Häusern, erbaut aus Nilschlamm und Stroh, die dem Regen, der möglicherweise einmal im Jahr fällt, nicht standhalten können. Drumherum befinden sich Wasserbüffel, Hühner, Ziegen, Kinder und Menschen, die sich bemühen, aus Bewässerungskanälen mit Plastikplanen oder Eimern das Wasser in die Bewässerungsgräben zwischen den Feldern zu befördern.

Viele Gäste buchten eine einwöchige Nilkreuzfahrt, um die Kulturstätten zu sehen und anschließend eine Woche Hotel am Meer zum Erholen. (6000,- DM pro Person!!) Assuan und Abu Simbel sieht man dann auch - sonst sind die Entfernungen zu groß.

Hepatitis A Impfung wird dringend empfohlen. Ansteckung oral über Wasser, Muscheln, Austern.
Da Obst, Gemüse und Salate der Hotels in der Mehrzahl von den Nilfeldern kommen, sollten sie niemals ungekocht, bzw. ungeschält gegessen werden. Durch den Parasitenbefall der dort lebenden Bevölkerung kommen Wurmeier, Amöben und Lamblien über das Abwasser der Kanäle auf Gemüse und Salat, weshalb bei gekochten Speisen keine Ansteckungsgefahr besteht.

und: Auto- und Busfahren geraten zum Abendteuer. Der Führerschein wird teils gekauft, bzw. die Prüfung geht folgendermaßen (erzählt von ägypt. Reiseleiterin - sie hatte Beziehungen): man fährt 5m vorwärts, 5m rückwärts und hupt einmal. Hupe ist das Wichtigste am Auto. Viele fahren nachts ohne Licht, aber jeder hupt unentwegt. Die rote Ampel zählt nicht, deshalb wirds bei Grün gefährlich. Autoabendteuer in der 14-Millionenstadt Kairo + 2 Mio. Pendler, im Reiseführer steht die Zahl 18 Mio. - keiner weiß es genau. Dafür stehen an den Ampeln oft Verkehrspolizisten. Gezeichnete Spuren gibt es kaum und wenn, dann fahren auf 2-spurigen Straßen 4 Autos nebeneinander. Kein Auto ist heil. Ägypten ist das Land mit den meisten Autounfällen der Welt! Den TÜV (alle 3 Jahre) besteht der, dessen Auto in etwa die Form eines Autos hat und dessen Hupe funktioniert.
Beim langweiligen Konvoifahren verschaffen sich die zahlreichen Bus- und Minibusfahrer etwas Abwechslung, indem sie trotz Gegenverkehr, mit Tempo an der Schlange vorbeiziehen, um dann ca. 3-5 Busse hinter dem Konvoianführenden Militärfahrzeug wieder einscheren. Gleichzeitig fährt wieder eine Kolonne Busse überholend vorbei, bis der eigene Bus wieder soweit zurückgefallen ist, dass der Fahrer das Spiel immer und immer wiederholt, vorbei an einer stehenden Fahrzeuggruppe, die gerade in einen Unfall verwickelt wurde.

Fazit:
äußerst interessant, Gegensätze von Schönheit und Schmutz, viel Armut, wenig Reichtum, sehr teuer, teils stressig, unbedingt sehenswert - aber für Kinder nicht der Renner!

Grüße, Renate

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Hallo Renate,
vielen lieben Dank für Deine Reisebeschreibung. Ich habe schon Abstand davon genommen mir mit den Kindern „Kultur“ anzusehen. Es ist zwar ein Traum von mir, aber ich werde ihn noch um einige Jahre verschieben. Vielleicht kann ich meinen Mann jetzt auch noch davon überzeugen, daß man woanders auch gut schnorcheln kann!(Und das günstiger!)
Viele Grüße
Assi