Bedeutung der al-Aqsa-Moschee

Hallo,

in der Wikipedia heißt es:

Die al-Aqsa-Moschee … ist eine Moschee auf dem Tempelberg in der Jerusalemer Altstadt. Sie gilt als drittwichtigste Moschee des Islams nach der al-Haram-Moschee mit dem zentralen Heiligtum der Kaaba in Mekka und der Prophetenmoschee mit dem Grab des Propheten Mohammed in Medina.

Auf dem Fels des benachbarten Felsendoms soll Abraham, der auch von den Moslems verehrt wird, versucht haben, seinen Sohn Isaak zu opfern, außerdem soll von hier der Prophet Mohammed in den Himmel gefahren sein. Das sind, wenn man das glaubt, verständliche Gründe, den Ort für wichtig zu halten.

Über die al-Aqsa-Moschee wird aber gar nichts gesagt, warum sie eine solch überragende Bedeutung hat. Weiß es hier jemand?

Grüße
Carsten

Hallo auch…

Wenn man sich mal den Wikipedia-Artikel zum Felsendom durchliest, dann wird man lernen, dass der Felsemdom keine Moschee ist.

„Er ist ursprünglich – und auch heute – nicht als Moschee, sondern als ein Schrein beziehungsweise eine Kuppel (‏قبّة ‎ qubba, „Kuppel“) verstanden worden.“
http://de.wikipedia.org/wiki/Felsendom

Die Moschee, die an diesem Ort steht ist die al-Aqsa-Moschee.

Gruß
KB

Hallo Carsten,
es ist schlicht die Hauptmoschee Jerusalems, der dritten (nach Mekka und Medina) der heiligen Städte des Islam. Mohammed trat ja mit dem Anspruch auf, die wahre Religion Abrahams wiederherzustellen, daher die besondere Bedeutung Jerusalems. Ursprünglich war die Qibla (die Gebetsrichtung) der Muslime nicht nach Mekka und der Kaaba ausgerichtet, sondern nach Jerusalem. Der muslimischen Überlieferung nach ist der Standort der Al-Aqsa-Moschee der Ort, den Muhammad in einer visionären Reise aufsuchte und von wo er zum 7. Himmel aufstieg (Al-Mi’radsch). Der Name Al-Aqsa ('entfernteste Kultstätte) stammt aus der 17. Sure Al-Isra (‚die nächtliche Reise‘), deren Beginn sich auf diese nächtliche ‚Reise nach Jerusalem‘ bezieht.

Nach der Eroberung Jerusalems errichtete der 2. Kalif Umar 638 den (noch verhältnismäßig bescheidenen) Vorgängerbau, über den wir durch den Bericht eines gallischen Bischofs unterrichtet sind, der sich 680 als Pilger in Jerusalem aufhielt. Um 700 begann Abd-al Malik einen Umbau und Erweiterung, abgeschlossen 705 durch seinen Sohn Al-Walid. Größere Neu- und Umbauten (durch Erdbeben bedingt) gab es 754, 780 und 1035.

Freundliche Grüße,
Ralf

Hallo Ralf,

Der muslimischen Überlieferung nach ist der
Standort der Al-Aqsa-Moschee der Ort, den Muhammad in einer
visionären Reise aufsuchte und von wo er zum 7. Himmel
aufstieg (Al-Mi’radsch).

Laut Wikipedia und auch laut dem Band „Jerusalem“ aus der Spiegel-Serie „Geschichte“ (durch den ich auf die Frage gekommen bin) ist Mohammed von dem Felsen aus in den Himmel aufgefahren, auf dem auch Isaak von Abraham geopfert werden sollte, und über dem sich jetzt der Felsendom befindet.

Grüße
Carsten

Hallo,

das habe ich durchaus bemerkt, dass der Felesendom nicht als Moschee gilt. Aber das erklärt nicht, warum die al-Aqsa so wichtig ist, obwohl darin gar nichts außergewöhnliches stattgefunden hat.

Grüße
Carsten

Der ‚Felsen‘ von dem hier die Rede ist, ist nichts anderes als der Berg Moria, auch Tempelberg genannt, im Südosten der Jerusalemer Altstadt. Auf diesem Hügel wurde künstlich ein Plateau geschaffen, spätestens für den Bau des herodianischen Tempels. Auf diesem Plateau stehen sowohl Felsendom als auch Al-Aqsa-Moschee.

Wikipedia kannst Du zu diesem Thema ohnehin in die Tonne treten, dort wird z.B. das Zeugnis der ersten Moschee auf dem Tempelberg - eindeutig älter als der sog. ‚Felsendom‘ (qubbat as-sachra, eigentlich ‚Felsenkuppel‘), der wiederum keine Moschee sondern ein Denkmal ist - schlicht nicht erwähnt. Die Quelle ist der von mir erwähnte Bischof Arculf; sein Reisebericht wurde von St. Adamnàn, Abt von Iona (wohin es Arculf auf seiner Rückreise verschlagen hatte) unter dem Titel ‚De locis sanctis‘ aufgezeichnet. Beda Venerabilis nahm eine Zusammenfassung davon in seine Kirchengeschichte auf. Eine englische Übersetzung steht hier: http://chass.colostate-pueblo.edu/history/seminar/ar… zur Verfügung. Wikipedia erwähnt nur den Neubau von 705 und verschweigt den Vorgängerbau, der laut Arculf immerhin 3000 Menschen fasste.

Vielleicht ist Dir aber im Wikipedia-Artikel zum Felsendom die eigenartige Etymologie von Jerusalem in dem Zitat Ibn al-Muradschdschas aufgedallen: "Ka’b al-Ahbar fiel unter den Büchern eine Schrift in die Hände, in der es hieß:
Īrūšalāyim, das heißt Jerusalem, der Felsen, den man Altar (haikal) nennt:ich werde zu dir meinen Diener Abd al-Malik entsenden, der dich dann aufbauen und reichlich verzieren wird
" usw. …

Freundliche Grüße,
Ralf

Hallo Ralf,

in dem bereits erwähnten Heft „Jerusalem“ aus der Spiegel Serie „Geschichte“ (Heft 3 2009) steht das anders. Hier ist nicht, wie Du es darstellst, der gesamte Tempelberg der „Felsen“, auf dem Abraham opfern wollte und Mohammed gen Himmel fuhr. Nach Deiner Version könnte das also irgendwo auf dem Tempelberg passiert sein, und Du verlegst es in die Al Aqsa Moschee.

In dem Artikel, der von Agelika Neuwirth geschrieben wurde, laut Kommentar Arabistin und führende Vertreterin ihres Fachs, die an der Freien Universität in Berlin unterrichtet und in zahlreichen nahöstlichen Städten Gastprofessuren hatte, befindet sich die Abbildung eines Felsens, und im Kommentar darunter heißt es:

Der heilige Fels, über dem sich die vergoldete Kupel wölbt: Hier wollte Abraham seinen Sohn opfern, hier stieg Mohammed in den Himmel auf.

Bleibt also unverändert meine Eingangsfrage, was die Al Aqsa Moschee so wichtig macht, obwohl auf deren Grund nichts Wesentliches passiert ist.

Grüße
Carsten

Hallo Carsten!

Der heilige Fels, über dem sich die vergoldete Kupel wölbt:
Hier wollte Abraham seinen Sohn opfern, hier stieg Mohammed in
den Himmel auf.

Vorsicht, dieser Satz ist ambig (mehrdeutig): Das Wort „hier“ kann sich auf die vergoldete Kuppel beziehen, wie Du es liest (wenn ich das richtig verstanden habe); es kann sich aber auch auf den „heilige[n] Fels“ beziehen, mit welchem wohl der ganze Berg gemeint ist.
Denn auch (hier liegt eine zusätzliche Ambiguität) die Formulierung „über dem sich die […] Kuppel wölbt“ sagt nicht, dass nur der Teil direkt unter der Kuppel als „heiliger Fels“ bezeichnet wird. Beispiel zur Verdeutlichung: „Über Mexiko-Stadt liegt immer eine Dunstglocke aus Autoabgasen.“ Das heißt ja nicht, dass die Dunstglocke genau die Stadtgrenzen beachtet, es kann Teile der Stadt geben, die verschont bleiben, und Umland, das bedeckt ist.
Demnach ist es sehr wahrscheinlich, dass diese führende Arabistin weiß, wovon sie spricht (und es nur nicht eindeutig formulieren konnte), und dennoch an irgendeiner Stelle Abraham seinen Sohn opfern wollte und Mohammed gen Himmel fuhr.

Liebe Grüße
Immo