Kirche katholisch Austritt

Wissenschaft Religionswissenschaft
#1

Liebe/-r Experte/-in,
Liebe/-r Experte/-in,

ich bin römisch-katholisch getauft und erwäge schon seit längerem aus der Kirche auszutreten. Mein Glaube hat damit zu 100% nichts zu tun, nach wie vor glaube ich an den lieben Gott und trage auch ein Kreuz um meinen Hals und bete auch. Um ehrlich zu sein möchte ich wegen der Steuerbelastung austreten, da mir einige Sachen nicht recht gefallen was in den Kirchen so passiert (z.B. zu jüngst der sexuelle Mißbrauch), viel lieber würde ich das Geld anderswo investieren wie in Tierheimen, Tierschutz etc. die ich unterstütze, wie gesagt dies hat nichts mit meinem Glauben zu tun.
Nur so komisch es jetzt auch klingt, befürchte ich, wenn ich austrete, dass der liebe Gott bös oder sauer auf mich sein könnte, ich in die Hölle komme etc., kein Glück mehr haben werde und nur noch vom Pech verfolgt bin und vom Teufel solch Gedanken plagen mich dann. Könnte das berechtigt sein? Wäre über jede Antwort sehr erfreut. Besten Dank.
Herzliche Grüße,
Patricia … mehr auf http://www.wer-weiss-was.de/app/query/send?queryid=1…

#2

Hallo!

In der Taufe hat Gott Sie als sein Kind angenommen. Die Taufe ist unwiderruflich und ein Geschenk Gottes. Mit der Taufe sind wir aber auch eingeladen in der Gemeinschaft des Volkes Gottes - der Kirche - zu leben. Diese Kirche ist heilig, weil in ihr das Wort der Heiligen Schrift verkündet wird und die heiligen Sakramente gefeiert werden. Diese Kirche besteht aber auch aus Sündern - wie wir wissen auch in leitenden Positionen und in manchen ihrer Strukturen.
Aus der Kirche der Getauften kann man nicht austreten, sondern nur getrennt von dieser Gemeinschaft leben. In Deutschland kann man diese Trennung dadurch ausdrücken, dass man aus der rechtlichen Körperschaft der Kirche austritt, indem man das gegenüber dem Staat erklärt. Die Folge dieser ‚öffentlichen‘ Distanz zur Kirche ist, dass man in der Regel nicht mehr die Sakramente empfangen kann (z.B. zur Kommunion gehen), bis man wieder in die Gemeinschaft der Kirche zurückkehrt.
Dass Gott „böse“ auf Sie ist oder Sie deswegen in die Hölle kommen, kann ich mir nicht vorstellen. Aber es ist schon schade, nicht mehr diese Gemeinschaft des Glaubens zu erleben, die wir durch die Taufe geschenkt bekommen haben - obwohl wir Sünder sind.

#3

Liebe Claudia-Patricia,

ich glaube auch sehr an Gott u. besuche auch regelmäßig die Gottesdienste, wo man doch Gott ganz nah ist, er hat mir u. meiner Familie auch schon oft in Not geholfen. Die Priester machen auch Fehler wie wir Menschen. Und ich denke auch, daß es den Teufel gibt, der uns immer wieder vom Weg abbringen will u. uns zuflüstert mach es doch, es ist doch nichts dabei. Aber letztendlich müssen wir doch später einmal selbst Rechenschaft abgeben vor Gott. Und es muß jeder selbst mit seinem Gewissen vereinbaren wie er sich entscheidet. Ich bin froh, dass ich diesen Glauben habe. Meine Eltern gingen früher ganz selten in die Kirche, ich bin dann als Kind dann ganz alleine hin gegangen.Ich wünsche Dir alles erdenklich Liebe u. Gute u. dass Du deine Entscheidung mit dem Herzen fällst.
Liebe Grüße von Margot

#4

Dazu gäbe es einiges zu sagen, ist aber zu komplex, um das auf diesem Wege schriftlich zu tun.
Drum von mir keine Antwort, sorry.
Wenn, das könnte man dazu mal skypen.

#5

Liebe Claudia-Patricia,

Glauben ist 'ne Teamsportart, dh heisst es braucht die Beteiligung jedes Einzelnen. Du selbst hättest Dich nicht alleine taufen können, da haben andere Menschen für Dich etwas getan, vermutlich Deine Verwandten und ein katholischer Pfarrer, der die Taufe gespendet hat. Wenn Du Dir das alles weg denkst, ist es vermutlich schwierig einen Kontakt zu Gott sich vorzustellen.

Ich will damit nicht sagen, dass es unbedingt die Mitgliedschaft in der römisch-katholischen Kirche sein muss, ja die Mitgliedschaft allein in einer beliebigen Kirche reicht wohl kaum aus, um einen Draht zum Glauben zu haben. Da braucht’s auch eine (wie auch immer geartete) zumindest gelegentliche Praxis.

Aus diesem Grunde rate ich Dir ab, einfach aus der Kirche auszutreten und zu denken, das sei eine kluge Entscheidung. Überlege Dir lieber einmal, was Gott Dir bedeutet und mit welchen Menschen und in welcher Gemeinschaft Du Dich mit ihm am ehesten verbunden fühlen könntest. Vielleicht findest Du in Deiner Nähe Anschluss. Womöglich sogar an eine römisch-katholische Gemeinde, wo Menschen ganz ähnlich wie Du über Missstände denken (und dagegen etwas unternehmen.

Wenn Du austreten solltest, kann das dazu führen, dass Du Dich gegenüber Kirchen generell noch mehr entfremdest. Wenn Du dann später einmal einen festen Halt im Glauben brauchst, dann, ja dann wird Kirche für Dich da sein, sicher, aber ob Du Dich in so einer Situation trauen wirst, darauf einzugehen, vermag ich nicht zu sagen.

Also zusammenfassend: Lieber nicht austreten sondern näher ran an Kirche und eine für Dich passende Gemeinschaft suchen.

Gruß D.

#6

Hallo,
deine Anfrage ist nicht so leicht so anonym per Internet zu beantworten. Ich empfehle dir, deine Fragen im persönlichen Gespräch mit einem Seelsorger/Seelsorgerin zu klären.

Hier nur ein paar Gedanken:
Kann man den christlichen Glauben wirklich außerhalb der Kirche leben? Ich glaube, gerade der christliche Glaube funktioniert nicht ohne Gemeinschaft - Gemeinschaft mit Jesus Christus und dadurch mit meinen Schwestern und Brüdern im Glauben. „Wo zwei oder drei in meinem Namen versammelt sind, da bin ich mitten unter ihnen“, sagt Jesus. Durch einen Kirchenaustritt nehme ich mich aus der Gemeinschaft raus

Es ist richtig: In der Kirche passieren immer wieder schwerwiegende Fehler. Manche Entscheidungsträger machen es nicht leichter, solche Vergehen auszuhalten. Darin unterscheidet sich die Kirche leider nicht von jeder anderen Gemeinschaft von Menschen. Wenn ich mich von einer Gemeinschaft loslöse, in der Verbrecherihre Taten durchführten, löse ich mich von allen Menschen dieser Gemeinschaft - und die übergroße Mehrheit ist genauso angeekelt von solchen Taten wie du und ich. Die Frage ist: Überlasse ich die Kirche „denen“ oder mache ich durch mein Bleiben und Aushalten deutlich, dass sowas in der Kirche keinen Platz haben soll?

Die anderen Themen klammer ich jetzt (erst Mal) aus.
liebe Grüße
Manfred Heitz

#7

Liebe Claudia,

du führst zwei verschiedene gründe an, warum du aus der kirche austreten möchtest: wenn es dir finanziell nicht gut geht, kannst du bei der kirchenbeitragstelle um begünstigung fragen, bei uns in österreich ist das leicht möglich. das es in der kirche zu fehltritten gekommen ist, ist schlimm genug und meines achtens nie ganz auszuschliessen. dasselbe kann dir bei anderen institution passieren. auch unter tierschützern können sachen vorkommen die du nicht unterstützen möchtest. die zugehörigkeit zur kirche bedeutet, dass ich an gott glaube, trotz vieler fehler seitens der menschen. wie in einer familie. mein partner, meine kinder, meine geschwister können einen sehr enttäuschen, aber ich würde sie deswegen nicht verlassen - weil auch gott uns seine treue zugesagt hat. die kirche bleibt noch immer der ort wo mir gottes liebe und zusage verkündet wird. gott wird dich bestimmt nicht bestrafen, wenn du austrittst, aber wie du selber damit leben kannst bleibt offen!
mit lieben grüßen
margareta

#8

Hallo Patricia,
Nachdem ich auf Urlaub war, komme ich erst jetzt zum Antworten.
Es ist traurig, dass so schlimme Dinge lange Zeit auch in katholischen Institutionen passiert sind- und umso besser, dass alles aufgedeckt worden ist. Ich möchte dazu anmerken, dass die meisten Missbräuche nicht in kirchlichen, sondern in staatlichen Institutionen oder im familiären Milieu passiert sind. Weiters möchte ich erwähnen, es gibt ja viele Kirchen und Pfarreien. Viele treten aus, weil sie den Beitrag nicht zahlen wollen für eine Kirche, zu der sie keinen Bezug haben. Horrornachrichten über Missbrauch oder die Kirchensteuer sind nur der Anlass zum Austritt. Bei vielen Menschen hat das mit dem Glauben nichts zu tun. Gott ist darüber erhaben.
Hölle wird nach der heutigen Theologie übrigens nicht als Ort, sondern als Zustand gesehen. Aber das ist eine eigene Geschichte. Aberglaube ist sicher nicht angebracht.
Wenn du an Gott glaubst und zu Ihm betest, macht du etwas sehr Wichtiges. Persönlich habe ich festgestellt, ich brauche eine Glaubensgemeinschaft. Du hast offensichtlich keine, mit der du dich identifizieren kannst. Ich würde mich an deiner Stelle vor dem Austritt noch umschauen in verschiedenen Kirchen und Pfarreien. Vielleicht findest du eine Gemeinschaft, in der du dich wohlfühlst, ev. auch eine andere Kirche. Ökumene wird ja heute groß geschrieben.
Und auch wenn du dich für einen Austritt entscheidest- es gibt immer ein Zurück. Das kann man in jeder Pfarre machen.
Zum Abschluss zwei Gedanken: es kommt auf deinen Glauben und auf deine Taten an. Darauf schaut Gott am allermeisten. Aber es hilft, eine Gemeinschaft zu haben! Alles Gute auf deinem Weg, Dietlinde

#9

Ich bin auch katholisch und habe mich oft mit Überlegungen zum Austritt geplagt. Meine Gründe waren nicht die Steuer, sondern das Gehabe der Kirche: Hierarchie, Stellung der Frau, Umgang mit den Missbrauchsopfern…und auch der Glaube. Ich glaube lange nichr alles, was die Kirche verkündet. So bin ich fest davon überzeugt, dass es keine Hölle gibt. Das ist eine Erfindung der Religion, die nur Angst verbreiten soll. Nach meinen Überlegungen bin ich zu einem sehr seltsamen Schluss gekommen: ich bleibe.
Ich will 2 der wichtigsten Gründe nennen.

  1. Nur so habe ich ein Mitspracherecht und kann meine Position Verantwortlichen darlegen.
  2. Meine Kindheit und Jugend sind ganz entscheidend positiv geprägt von der aktiven Teilnahme, ich würde dies praktisch aufgeben.
    Ich bin sogar so weit gegangen, dass ich jetzt im Pfarrgemeinderat bin.
    Ich hoffe, Dir mit meinen Gedanken geholfen zu haben.
    Lieben Gruß
    Brigitte Latz
#10

Liebe Patricia,

ich bin römisch-katholisch getauft und erwäge schon :seit :längerem aus der Kirche auszutreten. Um
ehrlich zu sein möchte ich wegen der Steuerbelastung
austreten, da mir einige Sachen nicht recht gefallen

Um es mal vorweg zu sagen: viele Menschen wissen gar nicht genau, wieviel Kirchensteuer sie bezahlen. Bevor du also deine Entscheidung triffst, rate ich deinen Gehaltszettel zu prüfen, ob dieser Betrag wirklich so hoch ist.

Nur so komisch es jetzt auch klingt, befürchte ich, :wenn ich :austrete, dass der liebe Gott bös oder sauer :auf mich sein könnte.

Der Liebe Gott wird dir bestimmt nicht böse sein. Denn der Katholische Kirche ist nur eine Organisation, die die Riten durchführt und Hilfe bietet beim Glauben.
Wäre dies nicht so, dann müsste Gott auf allen böse sein, die z.B. evangelisch sind.
Wichtiger als ein Mitgliedschaft in einer Kirche ist, ob du dir im Leben so benimmst, wie Jesus Christus es uns vorgelebt hat. Denn nicht dein Mitgliedschaft in einer Kirche bestimmt ob du Christ bist, sondern dein Verhalten.

Im übrigen ist dies nur ein Verwaltungsakt. Durch deine Taufe bist du schon Mitglied der Universalen Kirche, welche alle Christen umfasst
Solltest du mal Interesse haben über diese Thematik weiter zu diskutieren, kannst du das gerne privat tun auf [email protected]

Vielleicht hilft es dir, wenn du das Credo der LKK liest auf http://liberalkatholische-kirche.de/3.html

Wäre über jede Antwort sehr erfreut. Besten Dank.

Ich wünsche dir Gottes Segen auf deinen Wege.
Johannes van Driel [Generalvikar]

#11

Hallo Claudia-Patricia,

leider käme ich erst heute dazu, Ihre Mail zu beantworten.
Hat sich Ihre Frage bereits durch andere Antworten erledigt oder soll ich Ihnen noch dazu etwas schreiben?

VG

Bernd