Lebensbejahende/verneinende Religionen

Hallo Zusammen

kennt sich jmd mit der Philosophie Schopenhauers aus? Darin teilt er die Religionen in Lebensbejahende (zb. Islam , Judentum und das griechische Heidentum) und Lebensverneinende Religionen ein (zb. Christentum, Buddhismus, Hinduismus , Brahmaismus). Er wird allerdings in wenigen Passagen konkret vor allem bezogen auf die Lebensbejahenden Religionen, kann mir jmd erklären in wie weit die jeweiligen Religionen Lebensbejahend zb. Islam, Judentum bzw Lebensverneinend sind.

Viele Grüsse 

Henry

Wg. Content-Boykott Antwort hier:

http://www.zensplitter.de/www-Antworten/www_rel_1404…

Dieser Link steht ab heute für eine Woche zur Verfügung.

nicht zum Thema, sondern zur Technik
Hallo Tychiades,

wenn ich den Link anklicke, sehe ich ca. 1/5 Deiner Antwort. Der Rest erstreckt sich außerhalb meines Bildschirms nach rechts. Das ist ein ziemliches Gescrolle und liest sich schlecht. Lässt sich da was dran ändern?

Natürlich fällt mir der Workaraound ein, mir alles zu kopieren und in ein Textdokument einzufügen, aber das ist doch ziemlich viel Umstand.

Viele Grüße,

Jule

Hallo,
hängt von Deinen Browser-Einstellungen ab.
In Mozilla Firefox: Menü ‚Ansicht‘ - Webseiten-Stil - Lange Zeilen umbrechen.
Geht nur bei Ansicht der Seite, die ‚falsch‘ dargestellt wird.

Gruß,
Ralf

Aaah, das sieht viel besser aus, danke! Bei Opera heißt es „an Breite anpassen“, und es funktioniert.

Viele Grüße,

Jule

Kontext des Begriffs ´Leben´
Hi Ralf.

der Ausdruck „lebensbejahend“ bzw. „lebensverneinend“ ist ohne Kontext missverständlich.

Der grundsätzliche Kontext von „Leben“ besteht in seinen Gegensätzen: Leben steht in Opposition zu „Tod“ bzw. „leblos“. „Tod“ bezieht sich auf einen Zustand des Nicht-Lebens, „leblos“ auf einen Zustand der Nicht-Lebendigkeit (das Materielle). Etwas lebt, wenn es nicht tot bzw. materiell ist.

„Leben“ impliziert im Sprachgebrauch zudem Entstandenheit. Die Vorstellung vom „ewigen Leben“ (eines Menschen), wie sie im Alten Orient zuerst in Ägypten aufkam, bezieht sich nur auf das Zukünftige - ein „schon immer“ gewesenes (Einzel-)Leben gibt es in keiner Religion.

Bezogen auf die Anschauungen des Jainismus und Buddhismus bedeutet das nach meiner Auffassung, dass die Kategorien Jiva und Nirvana den Lebensbegriff nicht enthalten.

  • Weder Jiva noch Nirvana sind entstanden bzw. enthalten Entstandenes.

  • Das Nirvana ist „todlos“. Ihm fehlt also der Gegenpol zu „Leben“.

Was unentstanden ist (bzw. „ungeboren“), entzieht sich der Semantik von „Leben“. Also kann man - sprachpedantisch betrachtet - beide Religionen nicht als „lebensbejahend“ bezeichnen, sondern als „lebensverneinend“, ihr Ideal besteht ja im Verlassen der Dimension der Entstandenheit und im Eintritt in die Dimension des Unentstandenen.

Chan

Ergänzung
Zur Ergänzung:

Eine sinnvolle Verknüpfung der Begriffe Leben und Nirvana scheint unmöglich zu sein. Kein Buddhist würde das Nirvana z.B. als „das wahre Leben“ bezeichnen, schon allein deswegen, weil diese Formel der Jesusfigur zugeschrieben wird ("… der wird das wahre Leben finden"). Würde jemand sagen: „Das Nirvana lebt“? Das tut auch eine Amöbe.

Ich habe nachträglich eine Stelle im Net gefunden, die meine Auffassung bestätigt (nur als Beleg dafür, dass auch andere ähnlich argumentieren wie ich):

http://www.relilex.de/artikel.php?id=8304

Leben ist ein Sein zur Endlichkeit; es ist gebunden an Geburt und Tod…

Chan

Hi chan.

: Der grundsätzliche Kontext von „Leben“ besteht in seinen

Gegensätzen: Leben steht in Opposition zu „Tod“ bzw. „leblos“.
„Tod“ bezieht sich auf einen Zustand des Nicht-Lebens,
„leblos“ auf einen Zustand der Nicht-Lebendigkeit (das
Materielle). Etwas lebt, wenn es nicht tot bzw. materiell ist.

Soweit klar, allerdings ist die Einteilung leblos(nicht Lebendigkeit)=materiell Problematisch so wie ich Schopenhauer verstanden habe geht es bei der Lebensverneinung um eine vorsätzliches Brechen des Willens (zum Leben), die Basis ist allerdings der Wille und nicht das Leben, das ohne Wille gar nicht möglich ist. Der Wille ist nach seiner Auffassung auch in der Materie tätig nur in seiner folge der Stufen der Objektivation steigert er sich zum Willen zum Leben mit Bewußtsein…

Was unentstanden ist (bzw. „ungeboren“), entzieht sich der
Semantik von „Leben“.

deswegen würd ich nicht sagen das etwas Unenstandenes (der Wille) sich der Semantik des Lebens entzieht sondern eher das Unenstandene ist die Basis allen Lebens…

Viele Grüße Henry

Brahman, Atman, Maya
Hi Henry.

Soweit klar, allerdings ist die Einteilung leblos(nicht
Lebendigkeit)=materiell Problematisch so wie ich Schopenhauer
verstanden habe geht es bei der Lebensverneinung um eine
vorsätzliches Brechen des Willens (zum Leben), die Basis ist
allerdings der Wille und nicht das Leben, das ohne Wille gar
nicht möglich ist. Der Wille ist nach seiner Auffassung auch
in der Materie tätig nur in seiner folge der Stufen der
Objektivation steigert er sich zum Willen zum Leben mit
Bewußtsein…

Meine Darstellung zielte auf die grundsätzliche Semantik des Lebensbegriffs (Opposition zu Tod) und auf die daraus folgende Schwierigkeit, diesen Begriff mit den Idealen des Jainismus und Buddhismus zu verbinden, die, soweit ich sehe, mit den dem „Leben“ zugeschriebenen Merkmalen nicht vereinbar sind (Entstandenheit, Vergänglichkeit). Daraus folgere ich, dass diese Systeme „lebensverneinend“ sind, auch wenn das unschön klingt. Es geht ihnen um etwas „Höheres“, das mit dem Lebensbegriff aber nicht fassbar ist, weil dieser das Erfasste entstellen würde.

Zu Schopenhauer:

Natürlich ist der „Weltwille“ auch im Materiellen wirksam. Ich bezog mich in meiner Darstellung aber auf die gängige Semantik von „Leben“, die das Leben als eine Funktion auffasst, die dem Materiellen nicht von vornherein inhärent ist. „Leben“ gilt naturwissenschaftlich als zufällig entstanden. Schopenhauer wurde vom indischen Vedanta beeinflusst, für welchen Brahman die Urquelle alles Seienden ist, gleich ob mental oder materiell. Brahman ist darüber hinaus in allem Seienden enthalten, er ist also die Basis ihres Seins, z.B. bildet er als Atman den Kern der menschlichen Geistes. Da Brahman das Unentstandene ist, hast du mit deiner Aussage

das Unentstandene ist die Basis allen Lebens…

in Bezug auf Schopenhauer und den Vedanta natürlich Recht. Die Fragestellung ist aber, welchen Stellenwert das Entstandene im Verhältnis zum Unentstandenen hat. Hier sagt der Vedanta eindeutig, dass die Welt des Entstandenen (also auch des biologisch-psychologischen Lebens) Maya ist, also ein Trugbild. Das bedeutet, dass das „Leben“, gleich ob man ihm objektive Existenz zuschreibt oder den Charakter des Illusionären, ein Negativum ist, dass es zugunsten des Brahman zu überwinden gilt, d.h. wer realisiert, dass Atman, der Bewusstseinskern, mit Brahman identisch ist, hat Moksha oder Jnana gefunden und lebt in der Wahrheit. Das hat Schopenhauer, übertragen in seine Terminologie, genauso gesehen.

In „Welt und Wille“ I § 60 schreibt er:

… dass aus einem vom Dienste des Willens unabhängigen und auf das Wesen der Welt überhaupt gerichteten Erkennen, entweder die ästhetische Aufforderung zur Beschaulichkeit, oder die ethische zur Entsagung hervorgeht

Kunst und/oder Askese vermögen den Willen einzudämmen und den Geist zur Erkenntnis des wahren Seins zu befreien. Nun, das mit der Kunst ist ein Irrtum, sie kann den Geist zwar auf höhere Ebenen führen, aber längst nicht zur Befreiung, da sie selbst eine Fessel ist.

Das dialektische Dilemma besteht darin, dass Brahman zugleich der Quell der Wahrheit und der Quell der Illusion (des Schopenhauerschen Willens) ist. Da der Mensch aber, laut Vedanta, Brahman in sich trägt, ja in seinem Kern Brahman ist, hat er das Vermögen der Kontrolle über den „Willen“. Er ist ihm nicht hilflos ausgeliefert.

Chan